Essen gehen in Spanien
Wer nach Spanien reist, hat in puncto Essen die Qual der Wahl, denn viele Bars und Restaurants bieten sich an. Doch wohin, wenn man fremd ist? - Die Antwort lautet: dahin, wo es voll ist und wo auch die Spanier sind. Da kann es nicht schlecht sein, und das Ambiente stimmt, denn wer will schon allein in einer Bar am Tresen stehen und Tapas essen. Zum Beispiel am Sonntagmittag, gegen eins. »Was?«, fragt der Urlauber. »Das ist fast Essenszeit, das lohnt doch nicht.« - »Falsch«, sagt der Spanier, »das ist es, was uns ausmacht.« Das Leben genießen, Freunde treffen, und sei es bei ohrenbetäubendem Lärm, weil im ständig laufenden Fernseher gerade ein Motorradrennen übertragen wird.
Unter der Woche herrscht allerdings ein anderer Rhythmus. Es heißt, man esse fünf Mal am Tag, doch das Frühstück wird meist ausgelassen. Man steht auf und trinkt in einer dem Arbeitsplatz nahe gelegenen Cafetería im Stehen einen schnellen starken cortado, einen Espresso mit einem Schuss Milch, dazu vielleicht ein süßes Teilchen, eine magdalena. Die salzige Variante, eine tostada (geröstetes Weißbrot) mit Olivenöl, oft auch mit Tomate und Schinken, kann auf keinen Fall von einem süßen Kaffee begleitet werden. Das ist ein absoluter Stilbruch, und man gibt sich sofort als guiri, als Ausländer und Tourist, zu erkennen. Erst zum almuerzo, dem zweiten Frühstück um etwa elf Uhr, darf es dann schon etwas Warmes sein. Eine Tapa etwa, mit der man die Zeit bis zum Mittagessen überbrückt, das in der Regel um zwei, halb drei Uhr eingenommen wird. Man muss sich übrigens nicht wundern: Nicht selten wird schon frühmorgens ein anís oder gar sol y sombra zum cortado bestellt, eine hochprozentige Mischung aus anís und brandy. Gibt man die Spirituose in den Kaffee hinein, handelt es sich um einen carajillo. Doch auch frisch gepresster Orangensaft wird in fast jeder Bar angeboten, eine gesunde und günstige Alternative.
Das Mittagessen, wenn man es im Restaurant einnimmt, besteht normalerweise aus einer Vorspeise, dem primer plato, dem Hauptgang, segundo plato, und einem Dessert sowie abschließendem Kaffee, wobei man bei den günstigen menús del día, die so gut wie jedes Restaurant zum Festpreis anbietet, oft unter mehreren Varianten wählen kann. Wein, Erfrischungsgetränk oder Wasser sind inbegriffen. Wer à la carte bestellt, muss mit einem höheren Preis rechnen. Und auch Tapas sind im Verhältnis zu einem menú del día teuer.
Die merienda am Nachmittag ist nicht zwingend. Im Büro isst man ein Stück Obst, Kinder, wenn sie gegen fünf Uhr von der Schule kommen, verlangen auch nach einem bocadillo, einem belegten Brötchen. Das Abendessen wird nicht vor neun, eher um zehn Uhr eingenommen, denn wenn es richtig heiß ist, zieht sich so ein Tag auf der Suche nach etwas Abkühlung bis weit nach Mitternacht hin. Es wird ein leichtes Abendessen sein, keinesfalls eine Paella. Kein Spanier würde jemals abends eine Paella essen, weil sie viel zu schwer im Magen liegt.
Oliven, gesalzene Mandeln, ein paar frittierte Kartoffeln - selten wird in Spanien getrunken, ohne etwas zu sich zu nehmen. Das lädt zum Kommunizieren ein.
Der Brauch, ungezwungen ein bisschen herumzupicken (picar), ist als eine Art Lebensform zu verstehen und hat sich selbst in der dynamischen westlichen Welt, in der Schnelligkeit zählt und die Küche der Mode unterworfen ist, seine Nische erobert. Oft sind Tapas als kleines improvisiertes Menü, als Überraschung in kleinen Portionen zu begreifen, die sich manchmal als wahre kulinarische Offenbarungen erweisen. Einige Bars reichen ungefragt eine Tapa zum bestellten Getränk, andere Lokale bieten eine kleine Auswahl aus ihrer Speisekarte an. Oder man kann zwischen halben und ganzen Portionen wählen. Nicht selten gleichen die ganzen einer vollgültigen Mahlzeit, meist wenn es sich um Fisch und Meeresfrüchte handelt.
Eine Besonderheit ist der Salat, zumindest an der Levante-Küste. Seine Begleitung, die Salatsauce, erhält er erst am Tisch. Doch wer opfert sich und übernimmt die verantwortungsvolle Aufgabe des Anmachens? Und trifft hoffentlich den Geschmack der ganzen Runde, denn Salat isst man schließlich - immer vorneweg! - gemeinsam von der Platte. Dass jeder seinen eigenen Teller hätte, das gibt es hier genauso wenig wie getrenntes Bezahlen. Zweite Schwierigkeit: die Menge. Denn je mehr Esser, desto abenteuerlicher gestaltet sich die Prozedur. Außerdem muss das Ganze in einer bestimmten Reihenfolge stattfinden: Als erstes wird gewürzt, dann folgt der Essig, dann Olivenöl. Würde man zuerst das Öl zugießen, nähme der Salat die Gewürze nicht an, weil es wie ein Film auf allen Zutaten liegt. Nachbessern ist also ausgeschlossen!
Seit dem 2. Januar 2011 ist in Spanien eines der strengsten Rauchverbote der Welt in Kraft. Prohibido fumar heißt es nun bei Androhung von Strafe in allen geschlossenen Lokalitäten. Da bleiben nur die Tische im Freien oder Terrassen, die man den Wirten, die ordentlich Umsatz einbüßen, immerhin ganz unbürokratisch bewilligt hat.
Lokal- und Restaurantbezeichnungen
bar m - Lokal, in dem man, meist an der Theke, schnell etwas trinkt, frühstückt oder eine Kleinigkeit isst
bar de copas m - Cocktailbar
bar-restaurante m - Bar mit Restaurantbetrieb
café m - einfaches Lokal, in dem man trinken und Kleinigkeiten essen kann (keine Konditorei!)
café-restaurante m - Café mit Restaurantbetrieb
cafetería w - kleines Lokal für einen schnellen Imbiss
chiringuito m - Trinkbude im Freien, z. B. am Strand, oft mit Imbissmöglichkeit
churrería w - Lokal, in dem churros und anderes Ölgebäck zubereitet werden
club nocturno m - Nachtclub
heladería w - Eisdiele
horchatería w - Eissalon, wo man außerdem horchata, die Erdmandelmilch, bekommt
hostal m - Gasthof, Hotel, meist mit Restaurant
hotel m - Hotel, fast immer mit Restaurant
merendero m - Ausflugslokal im Freien, wo das Essen selbst mitgebracht werden kann
mesón m - typisches Restaurant, oft mit rustikalem Ambiente
parador m - staatliches Hotel mit Restaurant
pizzería w - Pizzeria
pub m - Bar
restaurante m - Restaurant
sala de baile w - Tanzlokal
sala de fiestas w - Vergnügungslokal
salon de té m - eine Art Konditorei-Café
snackbar m - Schnellgaststätte
taberna w - Weinlokal, Taverne
tasca w - Kneipe
venta w - Gasthaus
Gastronomieführer
Als Gastronomieführer empfehlen sich »Michelin«, »Gault-Millau«, »Gourmetour«, »Guía Repsol«, etwas umfangreicher präsentiert sich »Lo Mejor de la Gastronomía«. Zwar ist der Michelin-Führer für sein Sterne-System berühmt, das auf Restaurants mit gehobener Küche hinweist. Der Erfolg der Reihe basiert jedoch auch auf der großen Auswahl von Restaurants und Hotels zu moderaten Preisen. Für Häuser, die auf den kleineren Geldbeutel zugeschnitten sind, führte Michelin die Auszeichnungen »Bib Gourmand« und »Bib Hotel« ein. Namensgeber ist das freundliche Michelin-Männchen »Bibendum« oder kurz »Bib«. Der »Bib Gourmand« kennzeichnet Restaurants mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis. In der Regel handelt es sich hierbei um kleine, sympathische Gasthäuser, die eine regionale Küche bieten und familiär betrieben werden. Es finden sich darunter aber auch moderne Bistros, Restaurants mit internationaler Küche und so manches Zweitrestaurant eines bekannten Spitzenkochs, das bezahlbare und authentische Küche in guter Qualität offeriert.
Hilfreiche Wörter und Sätze
(nicht nur) rund um den Restaurantbesuch
buenos...
