Schweitzer Fachinformationen
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KAPITEL 1
Violet
Heute Abend wird mein Leben sich verändern.
Ich habe den ganzen Tag im Spa verbracht, um mich darauf vorzubereiten. Ich habe mir eine Gesichtsbehandlung gegönnt, eine Massage, Waxing, Maniküre und Pediküre. Meine Haut ist glatt, mein Gesicht rein, meine Finger und Zehen sind mit perfekt dezentem Rosa lackiert. Meine Muskeln sind entspannt, aber meine Nerven . Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Ich bin total nervös. Mein äußeres Erscheinungsbild ist das komplette Gegenteil davon, wie ich mich fühle, weil so viel auf dem Spiel steht. Alles, worauf ich die letzten Jahre hingearbeitet habe, wird heute Abend seinen Höhepunkt erreichen.
Endlich.
Vor ein paar Tagen habe ich bei Barneys das perfekte Kleid für diesen besonderen Moment gefunden, eins, von dem ich weiß, dass es Zachary gefallen wird. Ein marineblaues enges Kleid, das kurz überm Knie endet und unauffällig sexy meine Kurven umspielt, denn zu Aufdringliches mag er nicht.
Was bedeutet, dass er alles, was meine ältere Schwester trägt, tut und sagt, abscheulich findet. Genauso wie er die direkte Art meiner kleinen Schwester nicht ausstehen kann.
Aber das ist in Ordnung. Er wird heute Abend mich fragen, ob ich ihn heirate. Nicht Lily oder Rose.
Mich.
Es ist nichts Aufdringliches an mir. Ich bin der Inbegriff des Understatement. Ich wäre eine perfekte Politikergattin. Ich würde immer hinter meinem Mann stehen, ihn in allem unterstützen und dabei die ganze Zeit das liebenswürdige Lächeln aufsetzen, das ich über die Jahre bis zur Perfektion geübt habe. Es gab ein paar unschöne Ereignisse in meiner Vergangenheit. Ich hatte einmal ziemlich zu kämpfen. Ich habe wirklich um mein Leben gekämpft - und überlebt.
Mein Vater und meine Großmutter tun gern so, als wäre das nie passiert. Zachary weiß noch nicht einmal davon. Es ist eine Sache - die passiert ist, bevor ich ihn kennengelernt habe -, die meine Familie lieber unter den Teppich kehrt.
Möchtest du diese unangenehme Geschichte nicht lieber vergessen?, hat mich mein Vater einmal gefragt.
Also versuche ich es. Für die Familie.
Zachary holt mich pünktlich auf die Minute bei mir zu Hause ab. Gott bewahre, dass er jemals zu spät käme. Das ist eine der vielen Eigenschaften, die ich an ihm bewundere. Er ist pünktlich, aufmerksam, tüchtig, gut aussehend und klug. Unglaublich klug. Manche nennen ihn hinterhältig. Andere nennen ihn gnadenlos. Es gibt Gerüchte, dass er andere Frauen hätte. Ich bin nicht blöd. Ich habe meine Vermutungen. Die sich vielleicht ein- oder zweimal bestätigt haben. Aber wenn wir erst einmal verlobt sind, wenn wir verheiratet sind .
Wird sich das ändern. Das muss es.
Zachary und ich haben eine perfekte Beziehung. Die Art von Beziehung, von der ich geträumt habe, seit ich ein kleines Mädchen war. Über die Lily sich ständig lustig macht, aber was weiß sie schon über Liebe?
Über Sex und Abhängigkeit und darüber, wie sie sich Probleme einhandelt, weiß sie sehr gut Bescheid. Aber über Liebe? Ich glaube, sie hat in ihrem ganzen Leben noch nie eine richtige Beziehung geführt.
Ich dagegen schon. In der Mittelstufe und auf der Highschool hatte ich schon eine ganze Reihe Freunde, und dann im College meinen ersten richtigen Freund. Den, von dem ich ursprünglich glaubte, dass ich ihn heiraten würde. Den, dem ich im ersten Jahr am College meine Jungfräulichkeit geopfert habe. Ich hatte mich lange verweigert, war eine der letzten Jungfrauen unter meinen Freundinnen.
Am Anfang des dritten Semesters hat er mich dann sitzen gelassen. Genau nachdem . das alles passiert ist. Nach dem Vorfall, wie ich es nenne. Die Sache, über die niemand reden mag. Also rede ich auch nicht darüber.
Nach der Trennung bin ich erst einmal Single geblieben. Ich habe versucht, alles, was geschehen war, hinter mir zu lassen und mich aufs College und danach auf meine Karriere, mein Erbe bei Fleur Cosmetics zu konzentrieren.
Eine Weile ging es mir nicht besonders gut. Es gibt nur wenige Leute, die davon wissen. Wir hielten es geheim. Vater wollte nicht noch mehr öffentliche Demütigung. Es war bereits lange her, dass wir Mom verloren hatten, und er hat schon immer gesagt, ich wäre wie sie. Zart, aber entschlossen. Klug, aber nicht besonders praktisch veranlagt.
Eine kurze, nicht so glänzende Zeit lang wurde ich seinen Erwartungen gerecht. Dann musste ich zur Therapie. Ich brauchte Medikamente. Ich wollte mich nur noch betäuben. Ich sehnte mich danach, taub zu sein. Ich wollte nichts mehr empfinden, denn ich empfand nur noch Schmerz.
Doch schließlich musste ich lernen, wieder so klarzukommen.
Nach einer kurzen Auszeit ließ Vater mich zur Arbeit zurückkehren. Und als Zachary Lawrence vor zwei Jahren bei Fleur anfing, war mein Interesse sofort geweckt. Und seins auch. Das merkte ich schnell. Es war mir egal, ob er anfangs vielleicht nur mit mir redete, weil ich die Tochter des Geschäftsführers war. Ich flirtete mit ihm. Ich wollte seine Aufmerksamkeit.
Und schließlich bekam ich sie. Ich bekam ihn.
Ich wusste, dass es nicht besonders klug ist, mit jemandem von der Arbeit zusammenzukommen, aber ich konnte nicht anders. Wo sonst sollte ich einen Mann mit seinen Qualitäten kennenlernen? Jemanden, dem ich vertrauen konnte? Ich habe nicht besonders viel Vertrauen. Was kein Wunder ist, bei dem, was ich durchgemacht habe.
Obwohl mein Vater das Sagen hat, ist Fleur Cosmetics eigentlich ein Familienunternehmen. Rose und ich arbeiten beide dort. Sogar meine Großmutter kommt noch ab und zu, obwohl sie schon fünfundachtzig und natürlich längst im Ruhestand ist.
Sie liebt Fleur Cosmetics and Fragrance. Meine Grandma ist praktisch Fleur Cosmetics and Fragrance. Sie hat das Unternehmen gegründet. Ihr Gesicht war jahrelang in allen Anzeigen zu sehen. Dahlia Fowler ist eine Legende in der Kosmetikindustrie.
Und trotz meiner Schwächen und trotz dessen, dass mein Vater das Vertrauen in mich einmal komplett verloren hatte, will ich unbedingt in ihre Fußstapfen treten. Natürlich mit Zachary an meiner Seite, denn er arbeitet in der Marketingabteilung und hat Ambitionen. Wir beide könnten Fleur enorm voranbringen. Ich weiß es. Er weiß es.
Zusammen sind wir nicht aufzuhalten. Und wenn wir erst einmal verheiratet sind .
»Du wirkst nachdenklich.«
Zacharys tiefe Stimme dringt in mein Bewusstsein. Ich blinzle, und da fällt mir auf, dass er mich beobachtet. Er hat die Stirn gerunzelt, und seine Mundwinkel zeigen nach unten. Er wirkt besorgt.
»Es ist alles gut.« Ich lächle, und als die Sorgenfalten aus seinem schönen Gesicht wieder verschwinden, flammt meine Hoffnung erneut auf. Seine blauen Augen strahlen, er greift nach meiner Hand auf dem Tisch und drückt sie.
»Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden möchte«, sagt er in seinem tiefen, beruhigenden Tonfall.
Ich lächle etwas mehr, nicke, erwidere den Druck seiner Hand. »Jetzt?«
»Ja.« Er holt tief Luft und lässt meine Hand los. Seltsam.
»Es beschäftigt mich schon eine ganze Weile, und . ich habe mich bisher nicht getraut, es anzusprechen.«
Oh. Wie süß. Er ist nervös. Zachary ist sonst immer so selbstsicher - das erstaunt mich. »Rede ruhig weiter, Zachary. Ich bin mir ziemlich sicher, dass letztendlich alles gut werden wird.«
»Das denke ich auch. Dein Vater hat das auch gesagt.«
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Er hat mit meinem Vater gesprochen. Er meint es wirklich ernst. Das ist genau das, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe. Meine Finger fangen in Erwartung des Rings, den er mir gleich schenken wird, buchstäblich zu zittern an. Wie groß er wohl ist? Ich mag ja keinen protzigen Schmuck. Aber Zachary auch nicht. Understatement, zurückhaltende Eleganz - das ist schon eher unser Stil. Vielleicht hat er mit Großmutter gesprochen, und sie hat ihm ihren Verlobungsring gegeben, auch wenn er rechtmäßig eigentlich Lily zustehen würde, weil sie die Älteste ist .
»Er hat mich gebeten, mich auf die neue Stelle in London zu bewerben, und ich habe es gemacht.«
Moment. Was? »I-in London? Wovon redest du?« Ich räuspere mich und bin stolz, dass ich meine Stimme so ruhig halten kann. Ich würde in einem der elegantesten Restaurants Manhattans auf keinen Fall eine Szene machen wollen. Ich kann fast die Stimme meines Vaters hören.
Violet, das gehört sich nicht.
»Dein Vater schickt mich für eine Weile in die Zweigstelle nach London. Da wird ein neuer Posten errichtet, weil der Markt in England und Europa in den letzten Jahren so gewachsen ist. Ich werde Leiter der Marketingabteilungen in London und Paris sein. Das ist eine unglaubliche Chance, Violet. Die muss ich wahrnehmen. Diese Beförderung kann alles ändern.« Der Blick, den er mir zuwirft, sagt, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hat und ich gar nicht erst zu versuchen brauche, ihm die Sache auszureden.
»Aber . Moment.« Ich schüttele den Kopf und muss ungläubig lachen. Das kann nicht sein Ernst sein. Darüber wollte er mit mir reden? Über seine mögliche Beförderung? Darüber, dass er nach London geht? »Was ist .«
»Mit uns?«, beendet er meine Frage mit einem reuevollen, charmanten Lächeln. Einem Lächeln, das verrät, dass er sich dessen bewusst ist, ein bisschen in der Klemme zu stecken,...
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