Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Kapitel 2
Caden
In dem Moment, in dem ich die Kette am Hals der falschen Schwester sehe, bin ich sauer.
Genervt.
Megawütend.
Genau. Alles gleichzeitig.
Ich hatte einen Plan, und ich weiche sehr ungern von meinem Plan ab. Ich dachte, Lily Fowler würde zu dieser Premiere kommen. Dies ist ein wichtiger Abend für die Familie Fowler und ihr Unternehmen. Und dann ist die älteste Tochter noch nicht einmal mit der Familie hier bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Was für ein Scheiß!
Zugegeben, ich hatte nicht erwartet, dass Lily die Kette tragen würde, sondern eher Violet. Die stille Schwester, die treibende Kraft hinter Fleur. Sie ist voll bei der Sache und bringt das Unternehmen voran. Ich hatte allerdings den neuen Freund nicht berücksichtigt. Der Typ weicht ihr nicht von der Seite und starrt jeden finster an, der sie auch nur ein wenig interessiert anschaut.
Stattdessen trägt tatsächlich Rose Fowler die verdammte Kette. Die Kleine, die kaum alt genug ist, dass sie Alkohol trinken darf. Die ach so hinreißende und absolut unnahbare Schwester trägt eine Kette, die - wie ich aus Insiderkreisen erfahren habe - in dem Dokumentarfilm vorkommt. Ich habe Connections. Mann, ich habe jemanden, der mir einen Haufen Dollars zahlen würde, wenn ich ihm die Kette bringe. Ich bin in Cannes, weil er darauf bestanden hat, dass ich die Kette für ihn holen soll. Wir beide haben vermutet, dass die Kette heute Abend hier auftauchen könnte, deswegen bin ich hier.
Weil ich Lily Fowler noch von früher kenne, dachte ich, das könnte was werden. Obwohl, »kennen« ist wohl etwas übertrieben. Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen, allerdings bin ich jünger als sie. Ich war im zweiten Jahr auf der Highschool, sie im dritten, dann war das Geld aufgebraucht, und ich musste auf eine öffentliche Highschool, was meine Mutter völlig abartig fand.
Wir haben uns zwar nie unterhalten, aber ich war damals ein wenig in Lily verknallt. Ich wollte mich aus verschiedenen Gründen an sie ranmachen, und auf einer Party haben wir geknutscht und so. Sie war betrunken, und der Funke sprang direkt über, aber das war auch nicht so schwer, weil ich es ziemlich darauf angelegt habe. Wir unterhielten uns, flirteten - und schon befummelten wir uns in einer dunklen Ecke.
Ich wäre auch noch weiter gegangen, aber sie ist in meinen Armen ohnmächtig geworden. Mein Begehren war sofort verflogen, als ich merkte, wie fertig sie war.
Deswegen habe ich ihr stattdessen die riesigen Diamantohrringe abgenommen. Diese Klunker haben mir ganz schön viel Kohle eingebracht.
Aber das hat sie nicht mitbekommen. Und selbst wenn, hat sie ganz sicher nichts gesagt. Es gab keine Berichte, die Klatschseiten schrieben nichts über Lily Fowlers verlorene Diamanten, bei der Polizei wurde, soweit ich weiß, nie Anzeige erstattet.
Gerade so, als wäre die ganze Sache . nie passiert. Wir haben uns nach diesem Vorfall sogar einige Male unterhalten, und sie tat so, als hätte sie keine Ahnung, was wirklich vorgefallen war. Was mir bestätigte, dass ich davongekommen war.
Echt krass.
Damals habe ich zum ersten Mal etwas wirklich Wertvolles geklaut und war berauscht davon, wie einfach das war, und von dem Bewusstsein, dass ich Mom nun Geld für die überfälligen Rechnungen geben konnte.
Ich hatte Blut geleckt.
Und es wurde etwas draus. Ich war mit den reichen Kids groß geworden. Scheiße, ich war selbst mal eins. Ein reiches Blag, ein verwöhntes Einzelkind, das immer alles von Daddy bekam und mit Geldausgeben die Zeit totgeschlagen hat. Bis uns alles weggenommen wurde. Stück für Stück, Dollar für Dollar. Bis wir nichts mehr hatten.
Deswegen musste ich losgehen und etwas zum Familienunterhalt beitragen. Mom helfen, weil mein Vater sich einen Scheiß um die Frau gekümmert hat, die immer an seiner Seite geblieben war. Der ganze Skandal, der ganze Herzschmerz, das ganze Unglück. Sie ist nicht abgehauen, dabei hätte sie gute Gründe dafür gehabt. Stattdessen hat sie ihm gesagt, alles würde gut werden, solange sie nur zusammen wären. Und trotzdem ist er gegangen.
Hat sie im Stich gelassen.
Uns beide sitzen gelassen.
Dass Lily jetzt nicht da ist, hat mich vielleicht ein wenig aus dem Konzept gebracht, aber ich komme damit klar. So bin ich halt. Wenn ich mich von jeder Kleinigkeit aufhalten lassen würde, hätte ich schon längst aufgegeben. Oder wäre im Knast gelandet.
Aber mich kann nichts aufhalten. Ich habe den ganzen weiten Weg nach Cannes auf mich genommen, um ein paar Dinge einzusacken. Ich kam mit dem Privatjet meines Freundes, diesem Arsch, den ich schon kenne, seit wir zehn Jahre alt und auf der Privatschule waren. Ich habe ihm seinen ersten Joint besorgt, und das war's dann. Deswegen sind wir bis ans Lebensende miteinander verbunden.
Der Typ hat so viel Geld, dass er wahrscheinlich Hundertdollarscheine kackt. Aber bei ihm greife ich nichts ab. Ich habe Prinzipien. Meine Freunde beklaue ich nicht.
Leute, die ich nicht kenne? Das geht schon klar.
Heute Abend ist alles easy. Die Security ist locker. Die Juwelen sind riesig, und sie sind überall. Die Besitzer dieser Juwelen sind unvorsichtig. Sie zeigen sie lieber, als auf sie aufzupassen, und das macht es mir leicht. Ich bin wie ein Kind im Süßwarenladen: Ich weiß gar nicht, wo ich hingehen, was ich als Nächstes ausbaldowern soll. Ich möchte von allem kosten, alles nehmen, aber ich muss vorsichtig sein. Echt vorsichtig. Ich muss das Beste aus diesem Besuch machen und die Stücke aussuchen, die mir das meiste einbringen.
Wie beispielsweise Poppys Kette, die sich an den schönen Hals von Rose Fowler schmiegt. Die will ich. Genauso wie mein Auftraggeber, ein alter Kunde, für den ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gearbeitet habe. Ich wurde vor dem Kerl gewarnt, aber er zahlt einfach zu gut, da kann ich nicht widerstehen. Mich juckt es in den Fingern, Rose die Kette abzunehmen. Aber wie? Das Stück ist auffällig, und die Sache wird schwierig.
Aber ich liebe Herausforderungen. Ich habe Rose nicht aus den Augen gelassen, seit ich sie auf der Party entdeckt habe. Ich habe mich im Hintergrund gehalten und alle Möglichkeiten ausgekundschaftet, wie ich ihr die Kette abnehmen könnte.
Und dann habe ich den größten Fehler überhaupt begangen: einen auf Helden gemacht und diesem Arsch gesagt, dass er seine Pfoten von ihr nehmen soll. Ich hätte ihm gern eine reingehauen, aber Rose hielt mich davon ab, Gott sei Dank. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist.
Doch, ich weiß es. Die Abdrücke seiner schmierigen Finger haben mich wütend gemacht. Ich kenne Rose nicht, will sie ja auch nicht kennenlernen, aber ich bin zum Ritter mutiert und wollte ihre Ehre verteidigen. Wie blöd ist das denn? Sie ist schön, ja. Verdammt sexy in ihrem Scheißkleid, mit ihren langen, megaheißen Beinen, die sie unverhohlen zeigt und die meine Fantasie in Gang setzen.
Aber die sollte besser nicht in Gang gesetzt werden. Ich bin nur aus einem Grund hier, und der lautet nicht »Sex«.
Deswegen habe ich nicht sonderlich auf ihren Blick reagiert, als ich bemerkt habe, dass sie mich von der anderen Seite des Raumes anstarrte. Ich habe den Blickkontakt beendet, mich umgedreht, bin zur Bar gegangen und habe uns zwei Gläser Champagner bestellt. Dann habe ich wieder den Raum durchquert, niemanden beachtet, Blickkontakt vermieden. Ich möchte nicht, dass sich heute Abend irgendwer an mich erinnert.
Dennoch kehre ich jetzt mit dem Drink in der Hand zu Rose zurück und reiche ihn ihr. Ihre schmalen Finger berühren meine Hand, als sie das Glas nimmt, und bei dieser Berührung durchfährt es mich wie ein Blitz.
Glühend heiß und elektrisierend.
Ihre Augen weiten sich fast unmerklich, und ihre Hände zittern, als sie das Glas an die Lippen führt und einen ordentlichen Schluck nimmt. »Vielen Dank für den Champagner«, murmelt sie.
»Gern geschehen.« Ich neige den Kopf in ihre Richtung, hebe mein Glas und lasse den Blick aufmerksam durch den Raum schweifen. Ich erkenne eine Frau, die junge Geliebte eines reichen Filmproduzenten. Sie trägt eine Kette mit den größten Diamanten und Saphiren, die ich je gesehen habe, und dabei habe ich in meinem Leben schon einige echt große Klunker gesehen. Sie winkt jemandem, in den Juwelen bricht sich das Licht, ich bin wie hypnotisiert.
Das wäre eine nette Beute. Der Typ, für den ich sonst arbeite, kann für mich aus edlen gestohlenen Dingen gutes Geld machen, alles ganz diskret. Schon krass, was man erreichen kann, wenn man sich anstrengt.
»Kennen Sie sie?«
Roses Stimme dringt in meine Gedanken, ich schaue sie an und setze eine unschuldige Miene auf. »Wen?«
»Die Frau, die Sie anschauen.«
So eine Scheiße. Ich muss schnell weg von Rose Fowler. Sie ist einfach zu aufmerksam. Keine gute Kombination: An einem Abend, an dem ich unerkannt bleiben will, stehe ich mit einer Frau zusammen, die von jeder Kleinigkeit Notiz nimmt. Dumm. »Nein, sie ist nur .« Ich ringe mir eine Erklärung ab. ». Sie erinnert mich an jemanden, den ich kenne.« Lügen. Ich muss schnell das Thema wechseln. »Toller Film.«
»Hm.« Sie nickt und lächelt mit wehmütigen Augen. »Vielen Dank. Heute Abend bin ich besonders stolz auf meine Großmutter. Die Doku hat Ihnen also gefallen?«
Nun verwickelt sie mich in eine Unterhaltung. Ich schaue mir ihr Gesicht an, ihre klaren, hellbraunen Augen, die mich beobachten, ihre samtige Haut, die Bewegungen ihrer Lippen beim...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.