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TEIL I:
GRUNDLAGEN UND WESEN DES BIBLISCHEN MONOTHEISMUS
"Du wirst alle Völker vertilgen, die der HERR,
dein Gott, dir geben wird."
"Dazu wird der HERR, dein Gott, Angst und
Schrecken unter sie senden, bis umgebracht
sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor
dir. Lass dir nicht grauen vor ihnen; denn der
HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, der
große und schreckliche Gott."
Dtn 7,16 und 20f.
Vorbemerkungen
Religionsgeschichtlich müsste der Einbruch des monotheistischen Glaubens in die polytheistische Welt der Antike ein Kulturschock gewesen sein. Brach er doch mit allem, was den Menschen bis dahin heilig war, und leugnete ihr Weltbild, das ihnen Orientierung geboten hatte.
Zwischen dem Ende des -6. und dem Beginn des -3. Jahrhunderts stießen zwei einander ausschließende religiöse Positionen aufeinander: Im antiken Griechenland galt die Verehrung nur einer Gottheit als schlimmste Sünde - als Hybris. Mit der exklusiven Festlegung auf nur eine Gottheit konnte man das ganze Land ins Glück stürzen. Verweigerte man die Verehrung der anderer Gottheiten würde man ihren Zorn auf sich ziehen und sie würden solche Nicht-Beachtung möglicherweise rächen.
Um dies zu verhindern, stand ein Altar bereit, an dem für die "unbekannte Gottheit" geopfert wurde, so dass niemand sich übergangen fühlen musste. - Eine Vorstellung, die nicht der religiösen Logik entbehrte.
Völlig anders argumentierten die Repräsentanten des biblischen Monotheismus, der im -6. Jahrhundert in Judäa Fuß fassen konnte und schon bald über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurde. Für die Vertreter dieser neuen Religion, die sich als Anti-Religion gerierte, galt es als Sakrileg, andere Gottheiten außer Jahwe zu verehren - wenn man auch am Beginn noch nicht deren Existenz leugnete.
Die Verfasser der Zehn Gebote beschrieben den biblischen Jahwe als einen eifersüchtigen Gott, der keine anderen Gottheiten neben sich duldete und von "seinem Volk" allein verehrt werden wollte. Verstöße gegen seinen Exklusivitätsanspruch ahndete er mit Katastrophen im Volk oder bei Einzelnen und deren Familien. Dies war eine Brüskierung der gesamten Götterwelt der damaligen Zeit, die zur primären Ursache des späteren Antisemitismus wurde.
Hiermit betrat ein der Welt fremdes Gottes- und Menschenverständnis die Weltenbühne, dessen Pietätlosigkeit bei anderen Völkern - insbesondere den griechischen - ein Grauen hervorrufen musste. Schließlich leugnete es eine ganze Welt, für deren Existenz die Gottheiten schließlich standen: Von der Göttin Aurora, der Morgenröte, die sich kurz vor Sonnenaufgang den Menschen zeigte, bis hin zu Gaia, der Mutter Erde, von der sich die Menschen getragen und versorgt fühlten. Von Zeus, der seine Blitze sichtbar vom Himmel auf die Erde schleuderte, bis hin zu Tauros, den Himmelsstier, der den Menschen im entsprechenden Sternbild wie auch im irdischen Stier als Symbol männlicher Potenz gegenübertrat.
All diese Gottheiten verdankten ihre Existenz dem lebendigen Kontakt der Menschen mit der Welt und dem Kosmos - beide wurden aufmerksam beobachtet. Doch auch ihre Erfahrung und Anschauung, ihre Dankbarkeit und Verehrung dessen, was existierte, ließen sich nicht einfach leugnen. Sie waren Jahrhunderte lang die Grundlage damaliger Weltanschauung und seelischer Befindlichkeit, die die Menschen geformt hatte.
Die Inhalte dieses Weltbildes waren in alle andere Religionen übertragbar, auch wenn sie andere Namen für die gleichen oder auch ähnliche Gottheiten verwendeten. Dieser Übertragbarkeit aber setzte der Monotheismus ein Ende mit der Behauptung, es gebe nur einen Gott und nur er sei zu verehren. Ein Schlag ins Gesicht für jede andere Religion. Hinzu kam, dass deren Gottheiten vielfach lächerlich gemacht oder sogar diffamiert wurden. Und damit begannen die Schwierigkeiten.
Sie zeigten sich in aller Deutlichkeit, nachdem die hebräische Bibel im 3. vorchristlichen Jahrhundert ins Griechische übersetzt und damit auch anderen Kulturen zugänglich gemacht wurde. Ein lebendiger religiöser Austausch wie zum Beispiel zwischen Römern und Griechen war mit einem solchen exklusiven Gottesbild nicht möglich. Immerhin wurden in Jahrhunderttausenden gewachsene Vorstellungen mit dem biblischen Monotheismus einfach vom Tisch gewischt, wenn auch das Eine oder Andere wie selbstverständlich mit übernommen wurde. Doch was trat an die Stelle der lebendigen Vielfalt?
Ein Religionssystem, das die Wirklichkeit auf nur einen Gott reduzierte und die Verehrung anderer Gottheiten, die für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit waren, bei Todesstrafe untersagte.
Hinzu kam das kaum zu verstehende Bilderverbot, das die Darstellung von Gottheiten bzw. des einen Gottes ebenfalls unter die Todesstrafe stellte. Für die Menschen aber waren solche Darstellungen unverzichtbar für öffentliche Kultfeiern ebenso wie für die ganz private Verehrung.
Dies alles galt auch für das "Volk Israel", das sich in seinen religiösen Anschauungen in keiner Weise von den anderen Völkern unterschied - zum Leidwesen der monotheistischen Verfasser der Bibel. Sie meinten zu wissen, was für das Volk gut war, und reduzierten eine Welt von Bildern und Symbolen auf das Wort - genauer gesagt: auf das männliche Wort, das Gehorsam forderte und das genuine Welt-Erleben auszuschalten oder auch "nur" abzuwerten suchte.
Kein Wunder, dass es Jahrhunderte dauerte und besonderer Umstände bedurfte, um diesen Glauben - später genannt Monotheismus - zunächst im judäischen Volk zu verankern. Steht er doch für einen radikalen kulturellen Verlust, den ich hier veranschaulichen möchte im Rahmen jener Ereignisse, von denen die Bibel aus dem -7. und -6. Jahrhundert berichtet. Damals verlangte man von den Menschen, sich von der eigenen Tradition nicht nur zu verabschieden, sondern sie auch noch als "falsch", ja sogar als Inbegriff des "Bösen" zu betrachten.
Wir können diesen Aspekt der "Entstehung des Monotheismus" nur aus den Texten heraus (und nicht etwa hinein) lesen, da er nicht ausdrücklich überliefert wird. Doch wie sich zeigt, ist das Volk immer im Unrecht und die Verfasser der Bibel sitzen auf dem hohen Ross.
Dennoch lassen ihre Texte eindeutig erkennen, dass das "sündige" Volk auf keinen Fall "freiwillig" oder gar begeistert in den Bund mit Jahwe eintrat und das neue Denk- und Regelsystem übernahm.
Wo dieser Anschein später dennoch erweckt wurde, müssen äußerst widrige Umstände angenommen werden, die von einem Bedrohungs- und Belohnungssystem seitens der Propheten und Verfasser begleitet wurden und die Menschen förmlich in diesen Glauben trieben.
Die Dimensionen des kulturellen Verlustes möchte ich an Beispielen aus Ägypten illustrieren, jenem Land, das in vielerlei Hinsicht eine Vorbildfunktion für das jüdische Religionssystem hatte, auch wenn viele Verfasser es vielfach zum Feind erklärten.
Von nicht geringer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass es in Ägypten unter dem Pharao Echnaton im 14. vorchristlichen Jahrhundert zum ersten Versuch einer zwangsweisen Einführung des Monotheismus kam, der nach Echnatons Tod aber schon bald wieder rückgängig gemacht wurde. Am Ende siegten die anderen Gottheiten mit ihrer jeweiligen Priesterschaft. Auch später kam es nur selten zu einer freiwilligen Übernahme des Monotheismus, die meistens erzwungen wurde.
Nicht von ungefähr vermitteln viele biblische Texte Spuren der Gewalt gegen das eigene Volk, wenn es dem neuen Glauben seine Zustimmung verweigerte.
Im Zeichen der Göttin - Monotheismus als Kulturbruch und Bedeutungsverlust
Das Scheitern des Monotheismus-Projekts war in Ägypten insbesondere auf eine Göttin zurückzuführen, deren Stellung im Diesseits und Jenseits von außerordentlicher Bedeutung war, so dass selbst Echnaton am Ende seines Lebens nicht auf sie hätte verzichten dürfen. Es dennoch getan zu haben, brachte seinen Glauben sehr rasch zu Fall und ließ ihn auch im Volk nicht die geringste Akzeptanz finden. Der Glaube an Aton - jene Sonnengottheit, die Echnaton und Nofretete gemeinsam repräsentierten - war eine reine Tages- und Diesseits-Religion, die keine Antwort geben konnte auf die Frage nach dem Tod und dem Leben danach, das in Ägypten große Bedeutung hatte.
Doch jene Göttin, die in beiden Bereichen beheimatet war, lässt uns noch erahnen, was das Weiblich-Göttliche den Menschen einst bedeutet haben muss.
Auf sie verweist der wohl zentralste Begriff der altägyptischen Kultur, der ihr den Namen gab: Ma'at (m3't). - Ein Wort, das unsere Vorstellungen von Wahrheit, Gerechtigkeit und Weltordnung beinhaltet und Jahrtausende hindurch symbolisiert wurde durch diese Göttin mit der Straußenfeder auf dem Haupt: Ein Symbol der filigranen Ordnung im "Himmel und auf Erden", für deren Einhaltung im prä-dynastischen Ägypten die Mütter sorgten. Später war es dann der Pharao, der in ihrem Namen dafür Sorge zu tragen hatte. War doch diese Einhaltung der irdischen und himmlischen Ordnung eine Grundvoraussetzung für die Befreiung der Menschen, von der in den ältesten Schriften immer wieder die Rede ist. - Doch wovon sollten oder wollten sie befreit werden?
Als Symbolisierung der kosmischen und sozialen Ordnung konnte jene nur einer vorpatriarchalen Epoche entstammen, in der der Wunsch nach Befreiung noch nicht auf Zwangsherrschaft und Unterdrückung gerichtet war. Einen Hinweis dazu liefert ihr Symbol, die Feder an ihrer Stirn, die wie ihr Name die Leichtigkeit der Luft bedeutete, die den Menschen das freie Atmen ermöglicht. Dementsprechend war "Atemnot im Ägyptischen die zentrale Metapher für...
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