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Das größte Abenteuer ist die Liebe . In ihrem Roman »Unter Wasser kann man nicht weinen« erzählt Bestseller-Autorin Hanni Münzer die ebenso emotionale wie faszinierende Geschichte von Jason Samuel aus »Solange es Schmetterlinge gibt« fort. Das Geheimnis des Ozeans, eine schicksalhafte Liebe und eine Reise, die das Leben von drei Freunden für immer verändern wird. Sie kennen sich seit gemeinsamen Kindertagen: Jason, Stephen und seine kleine Schwester Emily.Diese unbeschwerten Tage sind lange vorbei, als Jason zu Stephens Hochzeit nach Los Angeles fliegt.Doch sein Freund erscheint nicht am Flughafen; Stephen ist wie vom Erdboden verschluckt. An welcher bahnbrechenden Entdeckung hatte der Wissenschaftler zuletzt gearbeitet? Wie weit sind seine Gegner bereit zu gehen? Bald muss sich Jason nicht nur um Stephen sorgen, sondern auch um die junge und impulsive Emily. Die kleine Rebellin und Klimaaktivistin steckt schon wieder kopfüber in Schwierigkeiten. Seit sie als kleines Mädchen miterlebte, wie ein Delphin qualvoll an Plastikmüll verendete, hat sie eine Mission: die Rettung der Welt. Ihre Aktionen sind mutig, und sie gefallen nicht jedem. Die jüngste kostet sie ihr Stipendium, keine andere Universität ist mehr bereit, sie aufzunehmen. Wenig später verschwindet auch sie spurlos. Während Jason bei seinen Nachforschungen in ein Wespennestaus Intrigen und Profitgiersticht und erkennt, mit welch mächtigem Gegner er es zu tun hat, muss er sich eingestehen, dass er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für seine Kindheitsgefährtin Emily hegt . Münzers Bücher haben eine Botschaft.«Die Welt
2011, San Diego
Mission Bay
Sie wusste alles über Delfine. Aufzucht, Nahrung, Verhaltensweisen in Freiheit und in Gefangenschaft. Doch das interessierte hier niemanden. Stattdessen ließ man sie die Seehundscheiße vom Felsen kratzen!
Entsprechend wütend turnte Emily auf der künstlichen Klippenlandschaft im Sea Adventure Park umher, fuhrwerkte und klapperte mit den Gerätschaften, dass selbst Murmeltiere davon wach würden. Wut und Putzen jedoch waren eine tückische Kombination . Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit wurde ihr zum Verhängnis: Sie stieß mit dem Ende ihres Schrubbers gegen den mit Hinterlassenschaften inzwischen reich gefüllten Eimer. Er kippte prompt um, kullerte über die nahe Kante und entließ die mühsam erarbeitete Ladung wieder in die Freiheit.
Emily fluchte.
»Das sagt man nicht, sonst straft einen Gott!«, meldete sich hinter ihr eine seltsam dumpfe Stimme zu Wort - als spreche jemand direkt aus den Felsen zu ihr.
Emily wirbelte herum und verlor dabei das Gleichgewicht. Wild rudernd konnte sie eben noch verhindern, selbst von der Kante zu purzeln. Stattdessen landete sie mit dem Hosenboden in einem schönen dicken Haufen Seehundscheiße. Frisch aus dem Eimer.
Sie linste über den Rand des Felsens und erblickte an seinem Fuß einen Dreikäsehoch, dessen Kopf in einem viel zu großen Astronautenhelm steckte. Sein Anblick erinnerte Emily an ein vom Himmel gefallenes Rieseninsekt. Zumindest wusste sie nun, warum die Stimme derart dumpf geklungen hatte. Das Alter des Jungen vermochte sie schwer einzuschätzen, der Statur nach konnte er kaum älter als sechs oder sieben sein.
Der Junge schob das Visier hoch. Darunter kam eine jener dicken Brillen zum Vorschein, die die Augen grotesk vergrößerten. Emily war nicht erfreut über die unerwartete Störung. Sie arbeitete lieber allein, so wie sie überhaupt gerne allein mit sich war. »Musst du dich so anschleichen?«
»Ich habe mich nicht angeschlichen, aber ich entschuldige mich dafür, dass ich dich erschreckt habe«, erwiderte er feierlich.
Emily seufzte. Der musste wirklich vom Himmel gefallen sein. Sicher war sein Vater eine Art Pastor. Oder Lehrer. Beides Berufsgattungen, zu denen sie ein eher gestörtes Verhältnis pflegte. Andererseits war gegen höfliche Kinder grundsätzlich nichts einzuwenden. Ihre Mutter jedenfalls hätte ihre helle Freude an dem Jungen gehabt. »Du hast mich nicht erschreckt«, erteilte sie ihm großzügig Absolution.
»Warum bist du dann vom Felsen gefallen?«
»Ich bin nicht vom Felsen gefallen«, erwiderte Emily hoheitsvoll und kletterte von der Klippe. Unten angekommen, klopfte sie sich die Tierkacke eher nachlässig von ihrem Overall.
»Was hast du denn ausgefressen?«, fragte der Junge weiter. Er stieß mit der Fußspitze gegen einen der Kotballen.
»Wie kommst du darauf?«
»Weil mein Vater mich immer die Schafscheiße zusammenrechen lässt, wenn ich etwas ausgefressen habe.«
»Und? Stellst du viel an?« Emily fand zunehmend Gefallen an dem kleinen Kerl.
»Och, eigentlich nicht«, sagte er gedehnt. »Aber du weißt, wie Eltern sind. Die finden immer was, was sie einem anhängen können. Und? Was war es bei dir?«, beharrte er auf einer Antwort.
»Du bist ganz schön neugierig.«
»Ich betreibe Konversation.«
»Wie bitte?« Verblüfft sah Emily ihn an.
»Vater sagt, Konversation sei wichtig, weil es Interesse zeige. Und Interesse führe zu Verständigung und Verständnis.«
»Aha.« Emily kratzte sich am Kopf. Was für ein komischer kleiner Kauz. Aber sie fand, er hatte die Wahrheit verdient: »Ich bin kurz vor Thanksgiving in eine Farm eingebrochen und habe die Truthähne befreit.«
»Krass!« Die überdimensionalen Augen hinter der dicken Brille leuchteten auf.
Emily sonnte sich in seiner Aufmerksamkeit. Der kleine Professor war der Erste, der sie deshalb nicht gleich mit Vorwürfen überhäufte.
»Und warum hast du das getan?«
»Damit die Leute die Truthähne nicht essen.«
»Und? Wurden sie nicht gegessen?«
Tja, dachte Emily, das war der wunde Punkt in ihrem Plan, sie hatte nämlich die Rechnung ohne die Truthähne gemacht.
Tagelang hatte sie die Farm ausspioniert und sich dabei mit den beiden Wachhunden angefreundet. An besagtem Abend hatte sie sie mit zwei sauriergroßen Kauknochen in einen Schuppen gelockt und eingesperrt. Dann hatte sie die Truthähne befreien wollen, doch die blöden Viecher hatten das Konzept der Freiheit nicht begriffen.
Fett und bequem im Stall liegend, ließen sie sich partout nicht von ihrem warmen Strohplätzchen vertreiben, geschweige denn durch das Gatter in eine unbekannte Dunkelheit hinausscheuchen. Mehr noch: Sie hatten lautstark gegen ihre Befreiung protestiert! Emily hätte niemals geglaubt, dass dieses Federvieh zu einem derartigen Höllenlärm fähig wäre.
Natürlich hatte das den Bauern auf den Plan gerufen, mitsamt drei Söhnen und ihren Flinten! Als zögen sie in den Krieg!
Am Ende hatten die beiden befreiten Hunde mit ihrem wilden Gebell mehr Truthähne aufgescheucht als sie, die eine Freifahrt in einem Polizeiwagen bekam.
Da sie noch keine sechzehn war, war die Strafe relativ mild ausgefallen: Der Jugendrichter hatte sie zu vierzig Sozialstunden im Sea-Adventure-Park verdonnert.
Das Urteil kam ihr sehr entgegen. Sie hing sowieso die meiste Zeit in der Mission Bay ab.
Gut, Scheißeschaufeln war kein Vergnügen, aber es gab definitiv Schlimmeres. Ungerecht war die zusätzliche Strafe, die sich der Richter für sie ausgedacht hatte. Irgendwer musste ihm gesteckt haben, wie gern sie sich um die Delfine kümmerte: Seit Truthahn-Gate durfte sie sich bis auf Weiteres dem Delfinarium nicht mehr nähern. Und das war es, was sie so rasend machte! Sie ließ es ungerechterweise an dem kleinen Professor aus: »Was hast du eigentlich an Thanksgiving gegessen?«
Der Kleine blinzelte sie an. Er verstand sehr wohl, dass er sich plötzlich auf unsicherem Terrain bewegte. Das Seehund-Mädchen war schmal und klein, und er hatte deshalb angenommen, sie stünde auf seiner Seite des Planeten. Doch nun benahm sie sich, als gehöre sie bereits der Erwachsenenwelt an. Außerdem hatte er so eine Ahnung, dass ihr seine Antwort nicht gefallen würde. Doch sein Vater hatte ihm früh beigebracht, dass Lügen die Dinge stets nur verschlimmerten: »Burger und Pommes«, sagte er tapfer und hielt ihrem Blick stand.
»Keinen Truthahn?« Das überraschte Emily. In ihrem Umfeld kannte sie keine Familie, die an Thanksgiving nicht über wehrlose Truthähne herfiel.
»Vater kann nicht kochen.«
Unvermittelt fühlte sich Emily verlegen. Sie hätte eigentlich jetzt nach seiner Mutter fragen sollen, aber sie war zu feige dazu, fürchtete sich vor einer traurigen Geschichte. Die Welt quoll über davon, Ungerechtigkeiten, wohin man schaute. Menschen töteten Menschen, töteten Tiere, zerstörten ihren Lebensraum, das Artensterben war in vollem Gange, die Ozeane vergiftet. Ihr gesamtes Leben bestand in einer Anhäufung trauriger Geschichten, als ziehe sie sie an. Und ihr einziger Schutzwall vor noch mehr Unglück war ihre Wut; vor vielen Jahren hatte sie ihr Inneres damit gepanzert.
Emily merkte, wie sie begann, um sich selbst zu kreiseln. Sie wusste, wenn sie den Kreis nicht durchbrach, würde auch ihr Verstand irgendwann in einen rotierenden schwarzen Mahlstrom geraten, bis sie erneut hinter einer inneren Wand säße, einer Mauer, Stein für Stein aus Angst und Entsetzen erbaut. Sie selbst erinnerte sich nicht an ihr Kindheitstrauma, jedoch hatte man es ihr auf Anraten eines Therapeuten erzählt. Besser, sie hätte es nicht erfahren. Ihr Unterbewusstsein hatte vermutlich gute Gründe gehabt, das Erlebnis aus ihrer Erinnerung zu löschen.
Emily musste sich anstrengen, um sich wieder in der unmittelbaren Gegenwart zurechtzufinden; der Zwerg war schließlich immer noch da. Etwas anderes geriet in ihren Fokus. Der Adventure Park öffnete erst um neun Uhr für den Publikumsverkehr, und es war noch keine acht! Wo kam der Junge so früh her?
»Wie bist du eigentlich hereingekommen? Der Zoo ist doch noch gar nicht geöffnet!« Sie hoffte, dass der Kleine nicht die Schwachstelle gefunden hatte, durch die sie außerhalb der Öffnungszeiten in die Anlage hinein- und hinausspazierte. Überdies war der Weg nicht ganz ungefährlich: Er führte mitten durch das Flamingogehege mit seinen Tümpeln.
»Mit Vater.«
»Arbeitet er hier?«, fragte Emily, nun ihrerseits neugierig geworden.
»Nein. Onkel Jeb hat es erlaubt.«
»Wer ist Onkel Jeb?«
»Na, sein Bruder!« Der Junge klang erstmals ein wenig ungeduldig, nach: Warum muss man Älteren immer das Offensichtliche erklären?
Emily wollte eben nachhaken, als ein weiterer früher Besucher ihre Aufmerksamkeit auf sich zog: Ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid und roten Gummistiefeln. Es saß hinter der Wegbegrenzung im Gras und rupfte büschelweise Halme methodisch aus. Dabei wiegte es seinen Oberkörper rhythmisch vor und zurück.
Der Junge war ihrem Blick gefolgt. »Das ist meine jüngere Schwester Maddie. Sie ist eine Zählerin.«
»Was ist eine Zählerin?« Unwillkürlich war Emily einen Schritt zurückgewichen - ein unbewusster Reflex, ausgelöst durch das jähe Gefühl, in eine fremde Anziehungskraft geraten zu sein. Der Begegnung mit dem Jungen und seiner Schwester haftete zunehmend etwas Unwirkliches an. Fast schien es ihr, als würde sie mit jedem weiteren Dialog mehr in deren Leben hineingezogen werden. Sie wollte das nicht! Tief in ihrem Inneren aktivierte sich ihr...
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