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Bonjour Tristesse
Ich war mit meinem Sohn M. in Hamburg unterwegs. Nun sind wir in Berlin am Ostbahnhof, in Friedrichshain, gelandet. Wir wollen gemeinsam zu einem Open-Air-Konzert gehen. Wir laufen hinter dem Ostbahnhof die Kopfsteinpflaster Straße entlang Richtung Straße der Pariser Kommune. Wir treffen meinen Vater J. Er geht dort in einer Wandelhalle spazieren. Er läuft sehr langsam, bleibt ab und zu stehen, schaut sich Bilder und Fotos an, die dort an den Wänden hängen. Er hat eine Art Hausanzug an, es sieht aus wie ein Bademantel über einem Schlafanzug, mit warmen Filzlatschen an den Füßen. Die Hände hat er auf dem Rücken, er hat eine Lesebrille auf und beugt sich nach vorn zu den Bildern, um sie besser erkennen zu können. Er ist abwesend, befindet sich in seiner eigenen Welt, bemerkt uns nicht. Wir wollen ihn nicht stören, gehen weiter. // Plötzlich beginnt es stark zu regnen, ein warmer Sommerregen. Wir stellen uns unter das Dach eines kleinen, roten Imbisswagens. Das schmale Dach des Wagens schützt den Platz direkt vor dem Verkaufstresen, es reicht gerade so aus für uns zwei. Der Verkäufer ist freundlich, wir beginnen ein Gespräch mit ihm. Wir wollen etwas kaufen - einen Kaffee vielleicht, einen kleinen Imbiss? Doch er hat nichts zu verkaufen, die Regale seines Wagens sind komplett leer. Aber das scheint ihm nichts auszumachen. Er schenkt uns einen (Corona-) Mundschutz, das sei wichtig hier, sagt er, sonst drohten Geldbußen. Ich schimpfe ein wenig mit M., weil er barfuß ist. M. ist ist jetzt ein kleiner Junge, vielleicht sechs Jahre alt. Als der Regen nachlässt und schließlich ganz aufhört, überqueren wir die Straße vor dem Ostbahnhof, die an die Spree grenzende Mühlenstraße. Auf einmal bemerke ich, dass ich auch barfuß bin. Ich fluche. Aber ich habe ja Strümpfe und Schuhe in der Hand! Sie sind zwar klitschnass, trotzdem ziehe ich beides an, denke, das wird schon wieder trocknen. Meinen Vater J. können wir nicht mehr sehen. Sollten wir / sollte ich nach ihm schauen? Oder kommt er allein klar? Wird er allein zurück nach Hause finden? Es beginnt wieder stark zu regnen. M. und ich finden einen trockenen Unterschlupf ein Stück weiter in einem ausgebauten Zirkuswagen. Wir setzen uns in den Wagen, hier ist es schön warm, und es ist hell. Der Wagen ist geräumig. Wir fühlen uns geborgen und sicher. Ich blicke nach oben, dort bemerke ich, dass die gesamte Decke des Wagens aus Fenstern besteht. M. ist jetzt ein junger Mann. Der Wagen gehört einer Frau und ihrer hübschen Tochter. Die Mutter will mir den Wagen erklären, die Technik, erzählt, dass sie alles selbst ausgebaut hätten. Ich sage ihr, dass sie das toll gemacht hätten. Ich freunde mich mit der Tochter an, wir unterhalten uns. Mir fällt ein, dass ich ja mit M. auf dem Weg zu dem Open-Air Konzert bin. Wir müssen uns sputen. Ich verabschiede mich von der Wagen-Tochter. M. ist ungeduldig, er geht schon los, ich solle dann später nachkommen, sagt er. Die Mutter will mir noch den Wagen vorführen, will beweisen, dass er nicht nur toll aussieht, sondern dass er auch noch fahrbereit ist, er rolle noch, sagt sie. Zum Beweis zieht sie den Wagen mit einem roten Trecker einmal ums Careé. Als sie fertig ist und den Wagen wieder an dem alten Platz abstellt, sage ich der Tochter, dass ich jetzt los muss. Ich frage sie, ob wir uns morgen wiedersehen. Sie sagt: vielleicht. Ich gehe los, Richtung Konzert. Auf dem Weg treffe ich einen Mann. Wir vergleichen mittels unserer Handys die Uhrzeit. Als ich ein Stück weitergelaufen bin, bemerke ich, dass ich ein falsches, wertloses Handy in der Hand halte. Der Mann hat mein Handy gestohlen. Ich eile zurück, sehe den Mann, fasse ihn hart am Arm, stelle ihn zur Rede. Ich bin bereit, ihm wehzutun, sollte er sich weigern, mir mein Handy zurückzugeben. Principles of karma, death before dishonor /Shadows my eyesight procedes me to fight harder / For the number one headband, stand alone as one man / Afro Samurai can be defeated by no clan / A warrior of the street through my travels of land / In any shape form or fashion, kill the streets dramatic fashion. Widererwarten reagiert der Mann sehr freundlich, als ich ihn zur Rede stellen will. Er ist ehrlich überrascht. Wir tauschen unsere Handys, ich erhalte mein Gerät zurück. Er entschuldigt sich. Es handele sich um ein Versehen, sagt er, ein Mißverständnis. Wir freunden uns an, erzählen uns Geschichten. Er ist auch auf dem Weg zum Konzert. Wir gehen gemeinsam. Das Konzert läuft im Postbahnhof. Der Eingang ist dort, wo früher am Ostbahnhof der Eingang zu der kleinen Post war (unter der Eisenbahnbrücke, Achtzigerjahre?). Die Einlass-Kontrollen sind streng. Wir müssen alle möglichen Papiere und Dokumente sowie unsere Corona-App auf dem Handy vorzeigen. Dann dürfen wir hinein. Im Postbahnhof ist es ziemlich leer. Nur wenige Fans haben es bisher hineingeschafft. Dabei spielen doch heute die Ärzte dort (bin ich Ärzte-Fan? Egal, es ist ein gutes Konzert). Im Tunnel zur Bühne und dem Publikumsbereich treffe ich auf eine ausländische Delegation. Sie sind auf einer Exkursion, wollen die deutsche Kultur kennenlernen. Sie fragen mich dies und jenes. Ich sage, dass ich mich nicht auskennen würde mit der Musik der Ärzte, da sollten sie lieber jemand anderen fragen, einen richtigen Fan. Das Konzert hat bereits begonnen, ich muss mich beeilen. M. wartet neben der Bühne auf mich. Ich laufe ein Stück. Ich laufe vorbei an ordentlich auf einer Wiese aufgestellten Bierzeltgarnituren (mehrere Reihen), an denen sehr diszipliniert Punks vor ihrem Bier sitzen. Sie dürfen nicht näher an die Band heran. Das wurde vom Veranstalter so festgelegt. Ich laufe weiter über die Wiese. Vor einer alten Kastanie sitzen weitere Punks, vor ihnen ein Meer aus Plastikbechern voller Bier, alles halbe Liter. Ich sehe die Becher zu spät, bin so in Schwung, dass ich nicht mehr rechtzeitig abbremsen kann. Ich laufe genau auf das Meer aus Bier zu, ich trete in die Mitte der Becher, ein paar Becher fallen um, das Bier läuft aus. Die Punks sind zu überrascht, um zu reagieren. Ich laufe zunächst weiter, bleibe dann jedoch stehen und kehre schließlich um. Ich denke, das ist nicht in Ordnung. Ich sage den Punks, dass es mir leidtut. Wieviel frische Bier soll ich holen, frage ich. Fünf, sagen sie. Sie wollten sich grade aufmachen, mich zu jagen. Doch nun freuen sie sich, dass ich von allein zurückgekehrt bin. Ich bin einer von ihnen. Ich kaufe sechs Bier, eins für mich, kehre zu den Punks zurück. Wir stoßen gemeinsam an. Bier schwappt dabei über, die Stimmung ist gut. Vorn auf der Wiese spielt die Band. Sie spielen gerade Bonjour Tristesse: Bonjour, Tristesse, Bonjour, Tristesse, Tristesse, mon amour, Tristesse, mon ami, Tristesse, mon avenir, Tristesse, ma vie. M. hat geschrieben, dass er in der Nähe der Bühne steht, links an der Seite, dort wo drei Leute mit weißem T-Shirt stehen, die seien auffällig, die müsste ich gleich sehen. Ich schreibe, o.k., bin auf dem Weg. Ich freue mich, laufe los. Die Band spielt immer noch Bonjour Tristesse. Ich singe mit. Es ist ein schöner, warmer Sommertag. Die Wiese ist grün.
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### Unterwegs mit deinem Sohn und deinem Vater
**Familienverbindungen:** Die Anwesenheit deines Sohnes und deines Vaters im Traum symbolisiert starke Familienverbindungen und die Bedeutung von Generationen. Es zeigt, dass du in deinem Leben sowohl die Rolle des Sohnes als auch des Vaters wahrnimmst.
### Spaziergang deines Vaters
**Vergangenheit und Reflexion:** Dein Vater, der in der Wandelhalle spazieren geht und sich die Bilder anschaut, symbolisiert Reflexion und die Verbindung zur Vergangenheit. Sein langsamer, kontemplativer Gang zeigt, dass er in seiner eigenen Welt lebt und sich mit Erinnerungen beschäftigt.
### Regen und Imbisswagen
**Herausforderungen und Schutz:** Der plötzliche Regen und das Unterstellen unter dem Imbisswagen symbolisieren Herausforderungen und die Suche nach Schutz. Es zeigt, dass du und dein Sohn trotz unerwarteter Hindernisse Wege finden, um geschützt und sicher zu bleiben.
### Barfußlaufen und Schuhe
**Verletzlichkeit und Anpassungsfähigkeit:** Das Barfußlaufen und die nassen Schuhe symbolisieren Verletzlichkeit und Anpassungsfähigkeit. Es zeigt, dass du in der Lage bist, dich an unerwartete Situationen anzupassen und Lösungen zu finden, auch wenn die Umstände unbequem sind.
### Zirkuswagen und die Frau mit der Tochter
**Gastfreundschaft und neue Begegnungen:** Der Zirkuswagen und die freundliche Frau mit ihrer Tochter symbolisieren Gastfreundschaft und neue Begegnungen. Es zeigt, dass du offen für neue Erfahrungen und Verbindungen bist.
### Verlorenes und zurückgewonnenes Handy
**Vertrauen und Missverständnisse:** Das gestohlene und zurückgegebene Handy symbolisiert Vertrauen und Missverständnisse. Es zeigt, dass nicht alle Situationen so negativ sind, wie sie scheinen, und dass Missverständnisse oft durch Kommunikation und Freundlichkeit gelöst werden können.
### Konzert und Einlasskontrollen
**Vorbereitung und Überprüfung:** Die strengen Einlasskontrollen symbolisieren die Notwendigkeit von Vorbereitung und Überprüfung. Es zeigt, dass du dich bewusst auf...