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In diesem Kapitel sollen zunächst Grundlagen vorgestellt werden, die im Zusammenhang mit der Organisation und Führung von flächigen Unwetterlagen von Bedeutung sind. Hierzu dient als wesentliche Vorlage das in der Feuerwehrdienstvorschrift (FwDV) 100 beschriebene Führungssystem, aus welchem nützliche Aspekte zur Führung und Leitung von Unwetterlagen abgeleitet werden können. Aber auch der Übergang von Leitstellenaufgaben auf die örtlichen Feuerwehren ist, zusammen mit der Vorhersehbarkeit von Unwetterereignissen, Gegenstand dieses Kapitels. Die Merkmale einer effektiven Einsatzbewältigung und wesentliche Lehren aus der Ahrtalkatastrophe für die Unwetterbewältigung auf örtlicher Ebene runden das Kapitel ab. Die resultierenden Erkenntnisse werden in Kapitel 2.8 zusammengefasst.
Neben der Unterscheidung nach Kategorie (Brand und Technische Hilfeleistung) und Art (Zimmerbrand, Verkehrsunfall etc.) lassen sich Einsätze u.a. auch in alltägliche und nicht alltägliche Schadenslagen einteilen. Beide Schadenslagen weisen unterschiedliche Charakteristiken auf, die für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Unwetterlagenbewältigung von zentraler Bedeutung sind und daher nachfolgend gegenübergestellt werden sollen.
Als alltägliche Schadenslagen können Einsätze bezeichnet werden, die in jeder Gemeinde täglich auftreten und auf örtlicher Ebene mit einer Einheit in der Größenordnung eines (erweiterten) Zuges bewältigt werden können. Als Beispiel kann ein Zimmerbrand in einem Wohngebäude genannt werden, wie in Bild 1 veranschaulicht. Dies entspricht der Führungsstufe B nach FwDV 100, auf die zu späterem Zeitpunkt in Kapitel 2.2 noch näher eingegangen wird. Im Regelfall liegt eine Einsatzstelle vor, für die alle erforderlichen Einsatzmittel eingesetzt werden können. [19]Nur selten kommt es innerhalb einer Gemeinde zu einem parallelen Schadensereignis, sodass mehr als eine Einsatzstelle zeitgleich bedient werden muss.
Die Alarmierung der Feuerwehren erfolgt zentral über die zuständige Leitstelle, ebenso die Disposition von Ersteinsatzmitteln und Einheiten der überörtlichen Hilfe. Grundlage hierfür stellen Alarm- und Ausrückeordnungen (AAO) dar, die primär von den Gemeinden selbst festgelegt werden.
Neben der Leitstelle und ggf. einer vor Ort eingerichteten Führungsunterstützung kann auch die Einsatzzentrale im örtlichen Feuerwehrhaus als Führungsunterstützungskomponente dienen. Häufig werden über solche örtliche Einsatzzentralen organisatorische und logistische Aufgaben auf örtlicher Ebene wahrgenommen. Hierunter fallen beispielsweise telefonische Verständigungen von Personen auf Gemeindeebene und die Protokollierung von Einsatz- bzw. Personaldaten. Die Nachforderung von Einheiten der eigenen Feuerwehr findet ebenfalls über die örtliche Einsatzzentrale statt.
Die Funkkommunikation zwischen Einsatzstelle und Leitstelle sowie zwischen Leitstelle und örtlichem Feuerwehrhaus erfolgt über die TMO-Betriebsgruppe des Stadt- bzw. Landkreises1. Die örtliche Einsatzzentrale ist dabei im Regelfall mit einem Fernmelder2 besetzt.
Alltägliche Schadenslagen zeichnen sich zusammengefasst im Wesentlichen durch folgende Punkte aus:
Es handelt sich um eine einzige Einsatzstelle im Gemeindegebiet.
Es existiert ein gesamtverantwortlicher Einsatzleiter, der alle Aufgaben der Einsatzleitung nach länderspezifischer Gesetzesregelung wahrnimmt.
Das Schadensereignis lässt sich mit Einheiten in der Stärke von einem (erweiterten) Zug bewältigen.
Die Einsatzzentrale im örtlichen Feuerwehrhaus nimmt unterstützende (organisatorische) Aufgaben wahr, es werden dort jedoch keine originären Aufgaben der Leitstelle übernommen.
Es greift die vorgegebene AAO.
Im Bedarfsfall stehen Ressourcen benachbarter Feuerwehren im Rahmen der überörtlichen Hilfe jederzeit und zeitnah zur Verfügung.
Großschadenslagen3 lassen sich generell in punktuelle und flächige Schadensereignisse untergliedern, wobei beide Schadenslagen unterschiedliche Charakteristika aufweisen. Diese werden im Folgenden dargestellt.
Bei einer punktuellen Großschadenslage, wie es z.B. ein Großbrand in einem Sonderobjekt darstellt (Bild 2), existiert eine Einsatzstelle und die Koordination und Leitung des Einsatzes finden direkt vor Ort statt - ergänzt durch rückwärtige Führungseinrichtungen, wie die Leitstelle oder das örtliche Feuerwehrhaus, auf die in Kapitel 2.2.1.6 näher eingegangen wird.
Zusammengefasst sind punktuelle Großschadenslagen im Wesentlichen durch folgende Punkte gekennzeichnet:
Zur Bewältigung der Schadenslage sind Einheiten in der Stärke von mindestens zwei Zügen erforderlich, was i.d.R. den Einsatz überörtlicher Einheiten erforderlich macht.
Ressourcen umliegender Feuerwehren stehen im Rahmen der überörtlichen Hilfe zeitnah zur Verfügung.
Wie die vorgenommene Charakterisierung deutlich macht, unterscheiden sich punktuelle Großschadenslagen im Hinblick auf die Organisation und die Einsatzstrukturen nicht wesentlich von alltäglichen Einsatzlagen. Lediglich der Umfang des [22]Einsatzes, also Schadensausmaß und Anzahl eingesetzter Kräfte, ist bei Großschadenslagen größer.
Bei flächigen Großschadenslagen erstreckt sich die Einsatzstelle auf große Teile einer Gebietskörperschaft. Dies kann eine Gemeinde, ein Stadt- bzw. Landkreis oder ein ganzer Regierungsbezirk sein. Flächige Großschadenslagen können durch Naturereignisse wie Orkantiefs, Gewitterzellen mit Extremniederschlägen, Hagelschlag und orkanartigen Böen, Hochwasserlagen oder Erdbeben entstehen.
Wesentliches Merkmal von flächigen Unwetterlagen im Speziellen sind zahlreich vorliegende Einsatzstellen, die es innerhalb einer Gebietskörperschaft zu priorisieren, koordinieren und bewältigen gilt. Obwohl es sich bei der Mehrzahl der Einsätze nur um Schadenslagen mit niedriger Priorität (»Bagatellschäden«) handelt, wie exemplarisch die Bilder 3 bis 5 veranschaulichen, liegt die besondere Herausforderung darin, die knappen personellen und materiellen Ressourcen effizient zu verwalten und zu koordinieren, damit alle Einsätze entsprechend ihrer Priorität abgearbeitet werden können.
Oberstes Ziel muss es bei flächigen Unwetterlagen sein, Einsätze mit hoher Priorität aus der Menge der vorliegenden Einsätze herauszufiltern, damit diese vorrangig bearbeitet und möglichst zeitnah mit örtlichen oder überörtlichen Einheiten beschickt werden können. Gleichzeitig muss für zeitkritische Einsätze jederzeit eine Grundschutzeinheit vorgeplant und bereitgehalten werden, um zeitkritische Einsätze schnellstmöglich mit mindestens einer Ersteinheit (Grundschutzeinheit) der eigenen Gemeinde bedienen zu können, welche ggf. lageabhängig durch nachrückende Einheiten ergänzt wird. Dies ist deshalb von Bedeutung, da im Regelfall alle Einheiten der eigenen Feuerwehr an Einsatzstellen gebunden sind.
Zusammenfassend lassen sich flächendeckende Großschadenslagen im Wesentlichen durch folgende Punkte charakterisieren:
Es liegt eine Vielzahl an Einsatzstellen in einer Gebietskörperschaft vor, wobei der Großteil aus nicht-zeitkritischen Einsätzen besteht.
Es existiert ein gesamtverantwortlicher Einsatzleiter, welchem die Gesamtkoordination und die sich hieraus ergebenden Befugnisse aufgrund der länderspezifischen Gesetzesregelung obliegen. Dieser kann z.B. der Kreisbrandmeister (KBM) innerhalb eines Landkreises sein. Liegt die Ein[25]satzleitung nicht beim Kreis, ist der Feuerwehrkommandant oder ein bestellter Einsatzleiter einer jeden Gemeinde der gesamtverantwortliche Einsatzleiter. Darüber hinaus gibt es für jede einzelne...
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