Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Kreativ, spielerisch und visuell Change Prozesse planen
Veränderungsprozesse sind oft komplex und langwierig. Die üblichen Tools zur linearen Planung funktionieren da nicht mehr. Das "Change Playbook" zeigt, wie ein spielerisches und agiles Vorgehen umgesetzt werden kann: Das Kernstück ist der "Change Playkit".
Dieser Werkzeugkasten umfasst zahlreiche Hilfsmittel, mit denen man Veränderungsprozesse visuell und spielerisch planen und gestalten kann. Zur Visualisierung dient die Change Canvas. Ein beispielhaftes Unternehmen ("EXEMPLIO AG") taucht mit einem fiktiven Veränderungsprozess immer wieder als "roter Faden" im Buch auf und zeigt, wie man am besten mit dem Change Playkit und der Canvas arbeitet.
Das Schweitzer Vademecum ist ein renommierter Fachkatalog, der speziell die relevanten Angebote für juristisch und steuerrechtlich Interessierte sortiert, aufbereitet und seit über 100 Jahren der Orientierung dient. Das Schweitzer Vademecum beinhaltet Bücher, Zeitschriften, Datenbanken, Loseblattwerke aus dem deutschsprachigen In- und Ausland und ist seit 1997 wichtiger Bestandteil des Schweitzer Webshops.
Inhalt
Wissen Sie, mit wie viel mehr Information der Mensch von heute umgehen muss als der Mensch im Mittelalter? Selbstverständlich kann man keinen wissenschaftlich genauen Vergleich anstellen, da die Informationen von damals nicht dieselben sind, wie die von heute. Viele Informationen, die auf uns einfließen, erfordern eine Aktion. Wenn wir heute den Kleiderschrank öffnen, liegen im Regal vielleicht zehn Pullover. Diese Information löst im Prinzip zehn Handlungsalternativen aus. Vor 400 Jahren hatte der Mensch zwei oder drei Pullover zur Auswahl, also wesentlich weniger Handlungsspielraum.
Heute geht es aber nicht bloß um Kleidungsstücke. Allein im Straßenverkehr sind innerhalb von Sekunden Entscheidungen zu treffen. Werbung berieselt uns pausenlos und will, dass wir etwas mögen oder kaufen. Fast zu jeder Sekunde treffen neue Nachrichten aus aller Welt bei uns ein. Posts in sozialen Medien wecken unsere Aufmerksamkeit. Gleichzeitig kündigt eine virtuelle Glocke den Eingang der nächsten E-Mail an und das Handy klingelt auch noch in dieser Sekunde. Und nicht zuletzt platzt die Teamleiterin ins Büro und muss dringend die Resultate der letzten Umfrage haben. In allen eben beschriebenen Situationen werden Informationen vermittelt. Beinahe pausenlos werden wir mit solchen Informationen überhäuft.
Man kann - wie bereits erwähnt - keinen direkten Vergleich mit dem Mittelalter anstellen. Es gibt jedoch verschiedene Quellen, die Vergleichszahlen nennen. Wenngleich sich keine konkreten Zahlen nennen lassen, trifft folgende Aussage gewiss zu: Der heutige Mensch muss mit einer exorbitant größeren Menge an Information umgehen, wie der Mensch vor drei- oder vierhundert Jahren!
Ein Beispiel dafür, wie stark die Menge an verfügbarer Information zunimmt, sind die Zahlen zum Videomaterial, das auf youtube.com hochgeladen wird. Im Jahr 2016 sprach man von 400, 2018 bereits von 450 und aktuell bereits von 500 Stunden Videomaterial, das stündlich auf den Videokanal YouTube hochgeladen wird (siehe https://www.statista.com/statistics/259477/hours-of-video-uploaded-to-youtube-every-minute/).
All diese Zahlen und Fakten führen zwangsläufig zu einer selektiven Wahrnehmung, da das menschliche Gehirn diese schier unfassbare Menge an Information nicht mehr bewältigen kann. Der Mensch muss sein Denken automatisieren, bewegt sich immer stärker innerhalb eines schmalen Segments seines bestehenden Wissens und denkt immer linearer, um den Alltag zu bewältigen.
Versuchen Sie doch einmal folgenden Test zu absolvieren: Nehmen Sie dazu einen Stift und ein Blatt Papier. Ich nenne Ihnen im Folgenden vier Begriffe. Schreiben Sie danach zu jedem Begriff die erstbeste Assoziation auf, die Ihnen dazu in den Sinn kommt. Sie haben aber für jeden Begriff bloß drei Sekunden Zeit, insgesamt also zwölf Sekunden.
Seien Sie ehrlich, schauen Sie noch nicht weiter unten nach, was da noch kommt, legen Sie das Buch für einen Moment weg. Vorher aber zu den Begriffen:
Abb. 5: Zwölf-Sekunden-Test
Lassen Sie mich nun raten. Haben Sie bei Musikinstrument vielleicht »Klavier«, »Gitarre« oder »Schlagzeug«, beim Werkzeug »Hammer« oder »Zange«, bei der Farbe »Rot« oder »Blau« und bei der Blume »Rose« oder »Tulpe« aufgeschrieben? Bei mindestens einem Ausdruck liege ich richtig, oder?
Ich bin kein Hellseher! Vielmehr war es sehr wahrscheinlich, dass Sie einen der von mir geratenen Begriffe nennen würden - das ist ein Effekt des linearen Denkens. Und genau dieses lineare Denken hindert uns oft daran, im Alltag kreativ zu sein. Und es hindert uns daran, Veränderungen, die in aller Regel eben nicht linear sind, strikt zielorientiert anzugehen und durchzuführen.
Die Tatsache, dass wir angesichts der Fülle an Informationen und des gleichzeitig herrschenden zeitlichen Drucks linear denken, also dasjenige nehmen, das am Nächsten liegt, hilft uns zwar, im Alltag elegant zu bestehen. Aber bei Veränderungen brauchen wir neue Lösungen. Und auf neue Lösungen kommt man meist nur mit lateralem Denken, d. h. mit einer Denkweise, die es vermag, bisherige Muster und Strukturen zu durchbrechen.
Der eben beschriebene 12-Sekunden-Test führt mich nun auch zum Modebegriff »VUCA«. Der Begriff wurde bereits in den 1990er-Jahren durch das »United States Army War College« geprägt, das damit die Multilateralität der Ära nach dem kalten Krieg zu erklären versuchte. Dieses Akronym wurde aus den englischen Begriffen »Volatility«, »Uncertainty«, »Complexity« und »Ambiguity« gebildet. Auf Deutsch bedeutet dies: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit.
Der humorvoll gemeinte Zwölf-Sekunden-Test geht in erster Linie nur auf die (Informations-)Komplexität ein. Komplexität ist aber noch viel umfassender. Es gibt immer mehr Vorschriften und Gesetze, die kaum noch jemand deuten kann. Risiken sind oft nicht mehr regional begrenzt, sondern werden immer globaler. Und vorhandene Ressourcen werden immer weniger.
Dazu kommt der Aspekt der Volatilität. Schon in der Bibel ist die Rede von sieben guten und sieben schlechten Jahren. Vor zwanzig oder dreißig Jahren lehrte und lernte man in der Volkswirtschaft noch, dass es - vereinfacht dargestellt - fünf bis sieben gute Jahre (sprich: Hochkonjunktur) gab, auf die fünf bis sieben schlechte Jahre (sprich: Rezession) folgten. Diese Planbarkeit gibt es heute nicht mehr. Die Wirtschaft ist wesentlich volatiler geworden.
Der nächste der vier Begriffe, aus denen sich »VUCA« zusammensetzt, ist die Unsicherheit. Auch dazu ein Beispiel: Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew, sowjetischer Wirtschaftswissenschaftler und einer der ersten Vertreter der zyklischen Konjunkturtheorie, betrachtete die Wirtschaftsjahre beginnend ab ca. 1780. Für jeden Zyklus nannte er hauptsächliche Innovationsfelder mit den entsprechenden Basisinnovationen. Heute neigt sich der sechste Kondratjew-Zyklus dem Ende entgegen. Die Theorie besagt nun, dass der größte Wirtschaftszweig künftig die Gesundheitsbranche sein soll (Quelle: http://www.bls.gov/news.release/archives/ecopro_12082015.pdf).
Damit ist erstmals im Kondratjew-Modell keine fassbare Basisinnovation mehr bezeichnet, welche die Wirtschaft weiterbringen soll. Ich bin kein Fachmann für das Gesundheitswesen, weiß aber zumindest, dass die Branche noch sehr stark an alten Strukturen hängt und der nötige Strukturwandel nicht in dem Tempo stattfindet, wie er sollte, damit sie in der Gesamtwirtschaft mithalten kann.
Um die Unsicherheit im Zusammenhang mit der VUCA-Welt zu erklären, bediene ich mich eines Beispiels aus einem Bereich, der mir näherliegt als die Gesundheitsbranche: Ich bin seit vielen Jahren ein großer Musikliebhaber. Leider weniger als aktiver Musizierender, sondern eher als Konsument (Konzerte und Tonträger). Doch dafür besitze ich so viele Tonträger, dass ich die Übersicht irgendwann verloren habe. Die Musikbranche hat ihre Werke ursprünglich auf Schelllack- und Vinylplatten veröffentlicht. Diese Technologie hielt rund hundert Jahre, bevor sie in den 1980er-Jahren von der CD abgelöst wurde. Bloß 15 Jahre später kamen digitale Formate wie MP3 auf, um bloße weitere fünfzehn Jahre später von Streaming abgelöst zu werden. Die Gesellschaft reagierte mit Raubkopien, die Einnahmen der Musikbranche und damit der Künstler sanken immer weiter. Die Unsicherheit, was als Nächstes kommt, ist noch heute förmlich greifbar. Die Branche agierte nicht aktiv mit Innovationen, sondern reagierte mit immer teurer werdenden Konzerttickets, um die Umsatzverluste abzufedern.
Die Musikbranche steht jedoch nicht still. Nur kommen die disruptiven Innovationen von außerhalb der Branche. Die Videoplattform YouTube hat die Musikbranche revolutioniert. Spotify erlaubt heute Bands, sich problemlos selbst zu vermarkten. Die Kombination YouTube/Spotify hat schon manche Stars hervorgebracht. Beide Firmen wurden nicht von großen Musiklabels ins Leben gerufen.
Das Beispiel der Musikbranche steht stellvertretend dafür, wie die Unsicherheit gegenüber der Zukunft eine ganze Branche lähmen kann. Die Veränderung findet jedoch trotzdem statt. Nur wird sie für den betroffenen Wirtschaftszweig wesentlich schmerzhafter, da die Veränderung nicht selbst gesteuert wird.
Die folgende Grafik zeigt die bisherigen Kondratjew-Zyklen:
Abb. 6: Kondratjew-Zyklen
Und nicht zuletzt leben wir in einer...
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