Schweitzer Fachinformationen
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Spät abends kam sie wieder zur Hütte zurück, den Korb voller Äste. Hinter ihr färbte die untergehende Sonne den Himmel in einem strahlenden Gold, das atemberaubend schön zu der zarten Knospe hinter Sushis Ohr passte.
In diesem Augenblick sah sie so unglaublich schön aus, dass die beiden vor Eifersucht fast platzten.
"Warum hast du so lange gebraucht?!", fuhr die Stiefmutter sie an.
"Gib mir diese Blume!", fauchte die Stiefschwester richtig rasend.
Verschreckt machte sich Sushi ganz klein und der Korb fiel ihr um, sodass die Äste auf den Boden rutschten.
"Heb das wieder auf! Es ist unmöglich mit dir! Ständig machst du nur Chaos!", schimpfte die Stiefmutter sie wieder aus.
Hastig raffte Sushi alle Zweige zusammen und all der Spaß und die Unbeschwertheit aus dem Wald waren verflogen, wie die Schirmchen einer Pusteblume, mit dem stummen Wunsch, dass es irgendwann besser werden würde.
"Wo hast du die her?", verlangte die Stiefmutter harsch zu wissen.
"A-auf einer Lichtung im Wald", stammelte sie mit hängendem Schwanz, den Blick auf die Pfoten gesenkt. Sushi wollte nicht ihr verachtendes Gesicht sehen, das machte es nur noch schlimmer.
"Und warum hast du mir keine mitgebracht?
Das hast du mit Absicht getan!", beschuldigte die Stiefschwester sie hasserfüllt.
"N-n-nein!", brachte Sushi ganz kleinlaut hervor. "Was hast du gesagt?", die Stiefschwester klang richtig lauernd und bedrohlich. "Nichts", murmelte sie kaum hörbar.
"Morgen bringst du deiner Schwester eine noch schönere Blume mit! Nein! Die schönste und größte! Sonst musst du gar nicht erst zurückkommen! Hörst du?!", herrschte die Stiefmutter sie an und mit Tränen in den Augen versprach Sushi, es zu tun. Wo sollte sie sonst hin?
Danach musste sie noch das Abendessen kochen. Tieftraurig rührte sie eine Gemüsesuppe aus den zähen, bitteren Gewächsen in ihrem Garten. Bestimmt würde das Gemüse dort besser wachsen, wenn Sushi sich nicht ganz alleine darum kümmern müsste. Bei ihren ganzen anderen Aufgaben konnte sie die Pflanzen gar nicht richtig pflegen.
Und als das Essen dann fertig war, meckerten die beiden die ganze Zeit, wie eklig es doch wäre, dabei grenzte es schon an Zauberei, dass Sushi daraus etwas Genießbares zubereitet bekommen hatte.
Doch das würden die beiden nie zugeben.
In der Nacht lag sie lange wach und dachte wehmütig an die Blumenlichtung zurück. So gerne wäre sie wieder dorthin zurückgekehrt und nie wieder weggegangen. Aber das ging nicht.
Sie konnte nicht alleine im Wald leben.
Während sie sich in ihrer kleinen Kammer auf ihrem harten Körbchen zusammenrollte, passierte auf der zauberhaften Lichtung im Wald etwas Unerwartetes. Denn dieser Ort gehörte zum wilden Garten eines verborgenen Geschöpfes, das tief im Wald wohnte.
Es liebte die Ruhe der Nacht, alles war so friedlich. Lautlos glitt eine Eule über die Lichtung, sie war nicht mehr als ein kurzer Schatten vor den glänzenden Sternen.
Tief atmete das geheimnisvolle Wesen die frische Nachtluft ein, in der immer noch die Düfte der Blumen nachklangen.
Liebevoll schaute es sich all die Blümchen an, die schlafend ihre Knospen geschlossen hatten, nur eine blühte immer noch in voller Kraft: Die Blume auf dem Felsen. Jetzt bei Nacht leuchteten ihre Blütenblätter nicht mehr strahlend golden sondern schimmernd weiß wie der Mond.
Von allen Blumen liebte es diese am meisten. Sie war irgendwie so stolz und einfach nur bezaubernd.
Doch dann sah er am Boden den abgebrochenen Halm und heiße Wut kochte in ihm hoch.
Jemand war hier gewesen und hatte sich etwas von seiner Blume abgebrochen!
Bestimmt würde der Dieb wiederkommen, um noch mehr von ihrer Schönheit zu rauben!
Aber er würde das nicht zulassen! Genau! Er würde sich verstecken und wenn der Schurke wiederkam, konnte der sich auf etwas gefasst machen!
Und sie kam wieder.
Genau wie gestern folgte sie den ganzen schwirrenden Insekten, die die meisten anderen Katzen einfach verjagt hätten. Auch dieses Mal führten sie das arme Kätzchen zu der blumigen Lichtung, doch Sushi war nicht zum Tanzen zu Mute.
Die Sonne hatte sich in graue Wolken gehüllt, als könnte sie nicht mit ansehen, wie die wunderschöne Lichtblume ihrer größten Blüte beraubt wurde. Betrübt tappte Sushi an all den zarten Blumen vorbei, die sie regelrecht anflehten, sich über ihre lebendige Schönheit zu freuen und sie nicht kalt wegzunehmen.
Schließlich stand sie vor der strahlenden Blume aus Gold und Glas. "Es tut mir leid", flüsterte sie schuldbewusst und streckte ihre Pfoten aus. In dem Moment sprang der Wächter des Gartens aus seinem Versteck hinterm Felsen hervor.
Erschrocken fuhr Sushi zusammen und ihr Schwanz sträubte sich reflexartig. Vor ihr stand ein Kätzchen, so einzigartig wie die Blume, die es beschützte. Statt Fell hatte es bläulichgrün schimmernde Schuppen und sein Schwanz war viel länger als bei normalen Katzen. "Hast du diesen Stiel abgebrochen?", wollte das fremde Kätzchen anklagend wissen und als es sprach, konnte Sushi seine gespaltene Zunge sehen. Ein Schlangenkätzchen.
"Warst du das?", ließ der besondere Waldbewohner nicht locker, als sie nicht antwortete. "Ja", gestand Sushi mit hängendem Schwanz: "Aber es war keine Absicht! Ich bin aus Versehen draufgetreten und hab die Knospe dann mitgenommen, weil sie zu schön war, um einfach nur auf dem Boden zu verwelken. Wirklich!"
"Und was hattest du gerade vor?", fühlte er ihr unnachgiebig weiter auf den Zahn.
Verzweifelt schaute Sushi für einen Wimpernschlag in seine braunen Augen, dann senkte sie den Blick und gestand ihm einfach alles. Und zwar wirklich alles.
Wie sie von Chinatown mit dem Schiff gekommen waren, wie ihr Papa krank geworden war und wie ihre Stiefmutter und ihre Stiefschwester sie seitdem plagten. Zum ersten Mal erzählte sie jemandem von alldem und heiße Tränen tropften ihr dabei ins Fell.
Voller Mitleid hörte das Schlangenkätzchen ihr zu und als Sushi geendet hatte, war da kein Gedanke mehr an Bestrafung.
Ohne nachzudenken schlang das Schlangenkätzchen seine geschuppten Pfoten tröstend um die weinende Katze.
Überrascht zuckte Sushi zusammen. Sie hatte mit einem Angriff gerechnet, aber nicht mit einer lieben Umarmung.
"Es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest", sagte das Schlangenkätzchen ehrlich mitfühlend.
"Danke", murmelte Sushi immer noch ganz verwirrt von seinem Verhalten.
Es war lange her, dass jemand nett zu ihr gewesen war.
"Ich bin übrigens Sushi und wie heißt du?", stellte sie sich ein wenig verspätet noch vor.
"Mein Name?", wiederholte das Schlangenkätzchen überrumpelt.
Noch nie hatte ihn jemand nach seinem Namen gefragt. "Ja?", bestätigte die chinesische Katze eine Spur unsicher.
"Ähm. ich hab keinen", gestand der Wächter des Gartens mit hängendem Schwanz.
"Das tut mir leid!", rief Sushi voller Mitleid, doch dann kam ihr die perfekte Idee: "Wenn du noch keinen Namen hast, können wir dir doch einfach einen ausdenken!" "Du willst mir einen Namen geben?", ungläubig blinzelte das Schlangenkätzchen.
"Ja! Wie wäre es mit. ähm. ähm. Taki?", schlug Sushi aufgeregt vor.
"Taki.", sprach er ganz andächtig aus. "Ja, so wie Taki und Sushi. Taki Sushi. Aber wenn er dir nicht gefällt, können wir uns auch etwas anderes überlegen", meinte die freundliche Katze.
"Ich liebe diesen Namen! Er ist perfekt! Vielen Dank! Danke! Danke! Danke!", begeistert drückte Taki sie ganz fest und sie drehten sich ein paar Mal ausgelassen im Kreis.
Er hatte jetzt einen Namen! Er war nicht mehr das Schlangenkätzchen! Nein! Er war Taki! TAKI!
Doch irgendwann fiel ihm wieder ein, warum Sushi gekommen war.
Mit einem warmen Lächeln ließ es sie schließlich wieder los: "Wenn du ohne die Blüte nicht zurückkommen darfst, bleib doch einfach hier. Wir könnten zusammenleben.
Tief im Wald habe ich die Ruine eines Schlosses gefunden. Es wäre schön, den ganzen Platz mit jemandem teilen zu können."
Für einen Moment zögerte Sushi. Bei ihrer Stiefmutter und ihrer Stiefschwester war nie wirklich ihr Zuhause gewesen, aber der Gedanke einfach so wegzugehen, fühlte sich trotzdem komisch an.
"Du musst nicht, wenn du nicht willst", meinte das Schlangenkätzchen verständnisvoll.
"Aber ich will!", rief Sushi mit einer
Entschlossenheit, die sie selbst überraschte.
Doch es stimmte, sie wollte nicht mehr zurück, sie wollte ihr eigenes Leben,...
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