1 - Vom Autopiloten zur Selbststeuerung [Seite 1]
1.1 - Inhalt [Seite 7]
1.2 - Vorwort [Seite 11]
1.3 - Dank [Seite 13]
1.4 - Teil 1 Alexander-Technik und Neuropsychologie [Seite 15]
1.4.1 - 1 Wie wir funktionieren [Seite 17]
1.4.1.1 - 1.1 Erfahrungen formen unsere Selbstorganisation [Seite 17]
1.4.1.2 - 1.2 Selbstorganisation - die Einheit von Bewegen, Fu?hlen und Denken [Seite 18]
1.4.2 - 2 Wie wir uns bewegen [Seite 21]
1.4.2.1 - 2.1 Die Bewegungsorganisation [Seite 21]
1.4.2.2 - 2.2 Die natu?rliche Bewegungsorganisation [Seite 21]
1.4.2.3 - 2.3 Merkmale einer natu?rlichen Bewegungsorganisation [Seite 24]
1.4.2.4 - 2.4 Störungen der Bewegungsorganisation [Seite 31]
1.4.3 - 3 Wie das Gehirn lernt [Seite 37]
1.4.3.1 - 3.1 Hirnteile und ihre Funktionen bei der Bewegungssteuerung [Seite 37]
1.4.3.2 - 3.2 Neuroplastizität - Das Gehirn ist eine Baustelle [Seite 38]
1.4.3.3 - 3.3 Leben heißt lernen [Seite 40]
1.4.3.4 - 3.4 Das Gedächtnis [Seite 41]
1.4.4 - 4 Den Körper wahrnehmen [Seite 45]
1.4.4.1 - 4.1 Körperwahrnehmung und Selbstmanagement [Seite 45]
1.4.4.2 - 4.2 Der Prozess der Körperwahrnehmung [Seite 46]
1.4.4.3 - 4.3 Das Körperbild [Seite 48]
1.4.4.4 - 4.4 Die Körperwahrnehmung entwickeln [Seite 49]
1.4.4.5 - 4.5 Das Handicap der Körperbewussten [Seite 54]
1.4.5 - 5 Natu?rliche Bewegungsprogramme installieren [Seite 55]
1.4.5.1 - 5.1 Wie Bewegungen gesteuert werden [Seite 55]
1.4.5.2 - 5.2 Neuprogrammierung [Seite 59]
1.4.5.3 - 5.3 Natu?rliche Bewegungsprogramme erlernen [Seite 60]
1.4.5.4 - 5.4 Wohlgefu?hl und Wiederholungen machen das neue Programm stark [Seite 62]
1.4.6 - 6 Natu?rliche Bewegungsprogramme anwenden [Seite 63]
1.4.6.1 - 6.1 So funktioniert es [Seite 63]
1.4.6.2 - 6.2 Innehalten und Wahrnehmen [Seite 64]
1.4.6.3 - 6.3 Den Körper ausrichten [Seite 65]
1.4.6.4 - 6.4 Mentale Anweisungen [Seite 66]
1.4.7 - 7 Mit Emotionen leben [Seite 73]
1.4.7.1 - 7.1 Farben des Lebens [Seite 73]
1.4.7.2 - 7.2 Wie Emotionen entstehen [Seite 73]
1.4.7.3 - 7.3 Emotionen und Bewegungssteuerung [Seite 75]
1.4.7.4 - 7.4 Störende Emotionen [Seite 78]
1.4.7.5 - 7.5 Konditionierte Reaktion [Seite 81]
1.4.7.6 - 7.6 Aufmerksam ans Ziel kommen [Seite 84]
1.4.8 - 8 Sich im Stress nicht verlieren [Seite 87]
1.4.8.1 - 8.1 Guter Stress - negativer Stress [Seite 87]
1.4.8.2 - 8.2 Wie Stress entsteht [Seite 88]
1.4.8.3 - 8.3 Stressreaktionen [Seite 89]
1.4.8.4 - 8.4 Kompetenter Umgang mit Stresssituationen [Seite 90]
1.4.8.5 - 8.5 Stressprävention [Seite 92]
1.4.9 - 9 Das Neue wagen [Seite 97]
1.5 - Teil 2 Selbstexperimente [Seite 99]
1.5.1 - 10 Liegen - ein Geschenk [Seite 101]
1.5.1.1 - 10.1 Die regenerative Ru?ckenlage - Die Alexander-Technik-Basisu?bung [Seite 101]
1.5.1.2 - 10.2 Der Beckentrick - Wie die Wirbelsäule noch länger werden kann [Seite 103]
1.5.1.3 - 10.3 Die Wirbelsäule in den Boden sinken lassen [Seite 104]
1.5.1.4 - 10.4 Dem Mittelteil Länge und Weite geben [Seite 105]
1.5.1.5 - 10.5 Die regenerative Ru?ckenlage als tägliche Selbstpflege [Seite 106]
1.5.2 - 11 Stehen - die Ausgangsposition [Seite 107]
1.5.2.1 - 11.1 Frontal vor dem Spiegel stehen [Seite 107]
1.5.2.2 - 11.2 Symmetrisch und aufrecht [Seite 108]
1.5.2.3 - 11.3 Seitlich vor dem Spiegel stehen [Seite 109]
1.5.2.4 - 11.4 In der Lotlinie stehen [Seite 110]
1.5.2.5 - 11.5 Unser Körper - eine bewegliche Konstruktion [Seite 111]
1.5.3 - 12 Fu?ße [Seite 113]
1.5.3.1 - 12.1 Die Ausrichtung der Fu?ße [Seite 115]
1.5.3.2 - 12.2 Die Gewichtsverteilung in den Fu?ßen [Seite 116]
1.5.3.3 - 12.3 Die Fußstellung und die Aufrichtung des Beckens [Seite 117]
1.5.4 - 13 Knie [Seite 119]
1.5.4.1 - 13.1 Beweglich statt fest [Seite 119]
1.5.5 - 14 Becken und Hu?ftgelenke [Seite 121]
1.5.5.1 - 14.1 Lage der Hu?ftgelenke [Seite 121]
1.5.5.2 - 14.2 Ausrichtung des Beckens [Seite 122]
1.5.6 - 15 Wirbelsäule [Seite 125]
1.5.6.1 - 15.1 Die geschwungene Wirbelsäule [Seite 126]
1.5.6.2 - 15.2 Schwachstelle unterer Ru?cken [Seite 127]
1.5.6.3 - 15.3 Brustwirbelsäule [Seite 129]
1.5.7 - 16 Hals-Schädel [Seite 133]
1.5.7.1 - 16.1 Die obersten Gelenke des Körpers [Seite 133]
1.5.7.2 - 16.2 Nackenmuskeln und Körperhaltung [Seite 135]
1.5.7.3 - 16.3 Nackenmuskeln und Mund [Seite 136]
1.5.7.4 - 16.4 Der Schädel - beweglich wie ein Ball auf dem Wasser [Seite 137]
1.5.7.5 - 16.5 Der Schädel - leicht wie ein Luftballon [Seite 138]
1.5.8 - 17 Die Affenstellung [Seite 139]
1.5.8.1 - 17.1 Vom Stehen in die Affenstellung und wieder zuru?ck [Seite 140]
1.5.8.2 - 17.2 Etwas aufheben [Seite 141]
1.5.9 - 18 Alles ist verbunden [Seite 143]
1.5.10 - 19 Gehen oder die Kunst der Fortbewegung [Seite 145]
1.5.10.1 - 19.1 Die Bewegungsebenen der Beine [Seite 146]
1.5.10.2 - 19.2 Gehen wie eine Marionette [Seite 147]
1.5.10.3 - 19.3 Aus den Hu?ftgelenken gehen [Seite 148]
1.5.10.4 - 19.4 Zentriertes Gehen [Seite 149]
1.5.10.5 - 19.5 Ru?ckwärtsgehen [Seite 150]
1.5.10.6 - 19.6 Beim Gehen die Welt sehen [Seite 151]
1.5.10.7 - 19.7 Laufen [Seite 152]
1.5.11 - 20 Sitzen ist gar nicht so einfach [Seite 155]
1.5.11.1 - 20.1 Sitzen kulturgeschichtlich betrachtet [Seite 155]
1.5.11.2 - 20.2 Das Sitzen in unserer Lebensgeschichte [Seite 155]
1.5.11.3 - 20.3 Sitzen anatomisch betrachtet [Seite 156]
1.5.11.4 - 20.4 Die richtige Stuhlhöhe [Seite 156]
1.5.11.5 - 20.5 Die natu?rliche Beckenstellung [Seite 157]
1.5.11.6 - 20.6 Die Wirbelsäule richtet sich auf [Seite 158]
1.5.11.7 - 20.7 Position der Fu?ße [Seite 159]
1.5.11.8 - 20.8 Sitzen mit Ru?ckenlehne [Seite 160]
1.5.11.9 - 20.9 Dynamisches Sitzen [Seite 160]
1.5.11.10 - 20.10 Aufstehen vom Stuhl [Seite 161]
1.5.11.11 - 20.11 Sich setzen [Seite 163]
1.5.11.12 - 20.12 Sitzen am Arbeitstisch [Seite 165]
1.5.11.13 - 20.13 Sitzen am PC [Seite 166]
1.5.11.14 - 20.14 Sitzen im Auto [Seite 167]
1.5.12 - 21 Arme - Handeln im Raum [Seite 169]
1.5.12.1 - 21.1 Die Verbindung der Arme zum Skelett [Seite 169]
1.5.12.2 - 21.2 Wahrnehmung des Schlu?sselbein-Brustbein-Gelenks [Seite 170]
1.5.12.3 - 21.3 Position der Schultern [Seite 171]
1.5.12.4 - 21.4 Schreiben [Seite 174]
1.5.13 - 22 Atmung - die innere Bewegung [Seite 175]
1.5.13.1 - 22.1 Wie die Atmung funktioniert [Seite 175]
1.5.13.2 - 22.2 Atembewegung im Bauchraum [Seite 177]
1.5.13.3 - 22.3 Atembewegung im Sitzen [Seite 178]
1.5.14 - 23 Mund, Kiefer, Zunge - ein spannender Bereich [Seite 179]
1.5.14.1 - 23.1 Der Unterkiefer [Seite 181]
1.5.14.2 - 23.2 Lage der Kiefergelenke [Seite 182]
1.5.14.3 - 23.3 Beißen oder Nichtbeißen [Seite 183]
1.5.14.4 - 23.4 Die Zunge im Unterkiefer [Seite 184]
1.5.14.5 - 23.5 Schubladenbewegung [Seite 185]
1.5.14.6 - 23.6 Lächeln [Seite 186]
1.5.15 - 24 Die Stimme bringt uns in Schwingung [Seite 187]
1.5.15.1 - 24.1 Töne aufsteigen lassen [Seite 188]
1.5.15.2 - 24.2 Durch die Nase und den Mund [Seite 189]
1.5.16 - 25 Sehen - auch eine Gewohnheitssache [Seite 191]
1.5.16.1 - 25.1 Vom Auge ins Bewusstsein [Seite 191]
1.5.16.2 - 25.2 Augen horizontal geradeaus [Seite 193]
1.5.16.3 - 25.3 Fokussierter Blick - Panoramablick [Seite 194]
1.5.16.4 - 25.4 Die Welt kommt zu mir [Seite 196]
1.5.17 - 26 Transfer in den Alltag [Seite 199]
1.5.18 - 27 Alexander-Technik mit einem Therapeuten [Seite 201]
1.6 - Adressen [Seite 205]
1.7 - Literaturverzeichnis [Seite 207]
1.8 - Sachwortverzeichnis [Seite 209]
2 Wie wir uns bewegen
2.1 Die Bewegungsorganisation
Ein bewegter Körper ist ein lebendiger Körper. Er ist ein Organismus. Bewegung findet im Inneren jeder Zelle und im Austausch zwischen den Zellen statt. Die inneren Organe und die Körperflüssigkeiten bewegen sich. Bewegung braucht Raum, im Körper und außerhalb des Körpers. Der Körper entfaltet sich im Raum, er richtet sich in der Länge auf und breitet sich in die Weite aus. Diese Ausdehnung im Raum erzeugt einen geschützten Innenraum für unsere inneren Organe. Die Bewegung des Körpers im Außenraum ermöglicht den Austausch mit der Umwelt, das Handeln und Kommunizieren.
Die Bewegungsorganisation ist die Art, wie wir uns bewegen. Sie umfasst die Körperhaltung, die Koordination der Bewegungen, die Spannung der Muskulatur sowie die Funktionsfähigkeit unserer inneren Organe.
Wenn wir von Bewegungsorganisation sprechen, so steht zwar der Körper im Vordergrund, das Fühlen und Denken ist aber immer mit eingeschlossen.
Die Art, wie wir uns bewegen, kann Beschwerden im Bewegungsapparat und Störungen der inneren Organe, aber auch emotionale Probleme und Stresssymptome verursachen. Indem wir im Alltag innehalten und unseren Körper bewusst wahrnehmen, können wir unsere Bewegungsorganisation optimieren und die Störungen zum Verschwinden bringen.
2.2 Die natürliche Bewegungsorganisation
Eine Bewegungsorganisation, die für eine der Natur entsprechende, hohe Funktionsfähigkeit des Organismus sorgt, bezeichnen wir als natürlich. Dabei arbeiten die einzelnen Teilbereiche des Körpers für sich wie auch im Verbund auf optimalem Niveau. Die Gelenke sind frei beweglich, und die inneren Organe arbeiten einwandfrei. Sie werden weder durch eine schlechte Körperhaltung noch durch unnötig angespannte Muskeln oder ineffiziente Bewegungsmuster behindert.
Die natürliche Bewegungsorganisation gibt uns ein körperliches Wohlgefühl, Kraft und Leichtigkeit, aber auch innere Ruhe und Gelassenheit.
Allerdings gibt es den perfekt funktionierenden Organismus nicht. Wir alle haben unsere Schwachstellen, Einschränkungen und Behinderungen. Vielleicht haben wir diese bereits seit unserer Geburt, vielleicht haben sie sich im Laufe der Zeit entwickelt, sind durch Krankheiten oder Verletzungen physischer oder psychischer Art entstanden. Auch in unserem zukünftigen Leben werden belastende Erlebnisse und Situationen immer wieder störend auf uns einwirken.
Deshalb ist die natürliche Bewegungsorganisation weniger ein Ziel, das es zu erreichen gilt, als vielmehr eine Orientierung, um die eigene Bewegungsorganisation immer wieder neu zu optimieren.
Die natürliche Bewegungsorganisation bei kleinen und bei großen Leuten
Wer schon einen Säugling in seinen Armen gehalten hat (s. Abb. 2-1), erinnert sich vielleicht an diesen weichen, von seiner Atembewegung belebten Körper.
Abbildung 2-1: Der entspannte, von der Atembewegung durchflossene Körper des Babys
Babys haben meist eine natürliche Bewegungsorganisation. Ihr Körper ist optimal ausgerichtet und belebt von den inneren Bewegungen. Besonders gut von außen zu beobachten ist die Atembewegung, welche sich wellenartig durch den ganzen Körper ausbreitet.
Das Ziel ihres Daseins ist es, die elementaren Bedürfnisse wie körperliche Nähe, Nahrung und Wärme zu befriedigen. Ihre Aufmerksamkeit ist stark nach innen gerichtet.
Bei Kleinkindern verbindet sich diese innere Aufmerksamkeit bereits mit dem wachen Blick nach außen. Sie wollen die Welt entdecken. Der kleine Käfer am Straßenrand wird für sie zum Erlebnis. Das Kleinkind widmet sich seinem Tun, bewahrt dabei aber die Balance zwischen innen und außen. Es ruht in sich und steht gleichzeitig in einer lebendigen Beziehung zur Umwelt (s. Abb. 2-2).
Abbildung 2-2: Kleinkinder verbinden die innere Ruhe mit der äußeren Aufmerksamkeit.
Bei Kleinkindern zeigt sich die natürliche Bewegungsorganisation in der leichten Art zu stehen, zu sitzen, wie sie in sich ruhen und mit wachen Sinnen die Welt wahrnehmen. Ihr Körper bleibt auch gut ausgerichtet, wenn sie sich bewegen, einen Stuhl tragen, sich zum Boden bücken.
Doch nicht nur Babys und Kleinkinder verfügen über eine natürliche Bewegungsorganisation. Auch Erwachsene können mit müheloser, harmonischer Körperhaltung und effizienten, geschmeidigen Bewegungen durchs Leben gehen.
Beim Beobachten anderer Menschen können wir viel über uns lernen. Sie können uns anregen, die eigene Bewegungsorganisation zu prüfen.
Was lässt die Bewegungen eines Menschen leicht und anmutig, was schwerfällig und ungelenk wirken?
2.3 Merkmale einer natürlichen Bewegungsorganisation
Das Hauptmerkmal der natürlichen Bewegungsorganisation ist die Ausrichtung des Körpers im Raum (s. Abb. 2-3).
Abbildung 2-3: Die Ausrichtung des Körpers im Raum, in die Länge und Weite
In der natürlichen Bewegungsorganisation ist der Körper in die Länge und Weite ausgerichtet.
Ist der Körper gut im Raum ausgerichtet, hat er den Raum, den er braucht, damit der Organismus sowohl im Ruhezustand wie auch in der Bewegung gut funktionieren kann.
Bei Pflanzen lässt sich dieses Ausrichten im Raum sehr schön beobachten. Blätter und Blüten entfalten sich und erlangen so ihre volle Größe (s. Abb. 2-4).
Abbildung 2-4: Die Blumenblüte entfaltet sich im Raum.
Der Mittelteil und die Bewegungsorgane
Schauen wir uns die räumliche Ausrichtung des menschlichen Körpers genauer an, erkennen wir als zentrale Struktur die Wirbelsäule mit ihren Endpolen, dem Becken und dem Schädel. Im Inneren des Schädels und der Wirbelsäule befindet sich das zentrale Nervensystem mit dem Gehirn und dem Rückenmark. Um die Wirbelsäule herum sind die inneren Organe wie das Herz-Kreislauf-System, die Atem-, die Verdauungs- und Geschlechtsorgane angeordnet. Becken, Wirbelsäule, Rippen und Schädel stützen und schützen die lebenswichtigen Organe, geben ihnen den Raum, damit sie optimal funktionieren können (s. Abb. 2-5a). Zusammen mit den inneren Organen und der umgebenden Muskulatur bildet diese Knochenstruktur den Mittelteil unseres Körpers.
Der Mittelteil umfasst die lebenswichtigen Organe. Becken, Wirbelsäule, Rippen und Schädel stützen und schützen sie. Die Bewegungsorgane Beine, Arme und Unterkiefer fügen sich von der Seite an den Mittelteil an.
Arme, Hände, Beine, Füße und Unterkiefer unterscheiden sich in ihrer Funktion vom Mittelteil. Sie sind unsere Bewegungsorgane. Die Beine und Füße dienen der Fortbewegung und Positionierung des Körpers im Raum, die Arme und Hände handeln, greifen, gestalten. Bewegt sich der Unterkiefer, entstehen Worte, oder er kaut Nahrung.
Schiebt man die beiden Hälften des Unterkiefers auseinander, erkennt man die anatomische Ähnlichkeit mit den Armen und Beinen. Auch sie kommen von der Seite an den Mittelteil (Abb. 2-5b).
Abbildung 2-5a und b: Der ganze Körper mit den inneren Organen (a), Mittelteil und Bewegungsorgane getrennt (b)
Die Unterscheidung von Mittelteil und Bewegungsorganen heißt aber nicht, dass der Mittelteil nicht auch beweglich wäre, im Gegenteil. Die Wirbelsäule im Zentrum des Mittelteils vereint in beeindruckender Weise die Stützfunktion mit der Beweglichkeit.
Diese Sichtweise auf den Körper bringt Klarheit in die Bewegungsorganisation, indem sie den beiden Bereichen ihre Aufgaben zuteilt, d.h. vor allem den Mittelteil von unnötigen Bewegungsaufgaben entlastet. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: Beim Aufheben eines Gegenstandes vom Boden, ist es die Aufgabe der Fuß-, Knie- und Hüftgelenke, sich zu beugen; der Mittelteil neigt sich zwar nach vorne, behält aber seine räumliche Ausrichtung in die Länge und Weite bei. Die Arme bewegen die Hände zum Gegenstand hin, die Hände ergreifen ihn. Häufig lässt sich jedoch ein anderes Bewegungsmuster beobachten. Die Beine bleiben gestreckt, der Mittelteil krümmt sich nach vorne und unten und verliert damit seine Ausrichtung. Der Rücken wird unnötig belastet.
Beim Sprechen öffnet und schließt sich der Mund, indem sich der Unterkiefer in den Gelenken bewegt. Der Schädel, welcher zum Mittelteil gehört, bleibt ruhig, in seiner Ausrichtung ungestört. Erfolgt die Trennung zwischen Schädel und Unterkiefer nicht so klar, öffnet sich der Mund nicht nur mit der Bewegung des Unterkiefers, sondern auch mit einem Nach-hinten-Kippen des Schädels. Dabei verengen sich die Atemwege, und das Sprechen ist beeinträchtigt.
Das Verhältnis von Hals und Schädel
F.M. Alexander entdeckte die zentrale Bedeutung der Körperausrichtung für das optimale Funktionieren seines...