Schweitzer Fachinformationen
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Datenkolonnen liefen für alle über den großen Rundumbildschirm. Sah-Gahn wurde blass. Er sah wie Pet neben ihm, einen tiefen Atemzug nahm, als befürchte er gleich keine Luft mehr zu bekommen, und Jes-Siehs bläuliche Hologestalt presste die Lippen zusammen.
Eine Zeit lang schwiegen alle. "Das", krächzte Sah-Gahn, "übertrifft alle meine Befürchtungen." Er war aufgestanden, und trat näher an den großen Bildschirm, als könne er dann besser sehen, was Sol-Choi ihnen darbot. "Die gesamten Werte des Planeten sind schon schlimm genug. Überlegt mal eine Gesamterwärmung von zwei Grad! Ihr wisst, was das für Folgen hat. Und dann seht euch mal die Einzelergebnisse an!" Sah-Gahn balancierte mit großen Schritten, hinter den Sesseln am Rande des Podiums entlang, und wieder zurück.
Abrupt blieb er in der Mitte stehen und zeigte auf eines der Messergebnisse. "Durchschnittstemperatur in der Eiswüste - ein Grad über Null! In der Eiswüste! Tendenz steigend. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Permafrostboden angegriffen wird, dann Gnade uns Gorgos!" Der Bildschirm flackerte und blitzte. Eine Fülle von Bildern wurde eingeblendet. Jes-Sieh war mit seiner Einschätzung im Recht. Die Südhalbkugel war am wenigsten betroffen von Überschwemmungen, weil es dort ohnehin wärmer war, aber dort drohten andere Gefahren. Verkümmerter, durch die ungewöhnliche Wärme verdorrter Eisweizen ganze Felder hingen schlaff und gelblich herunter. Teilweise waren die Pflanzen sogar schon schwärzlich verbrannt. Es kamen Bilder von der riesigen Hauptstadt Gorgodia herein, die von der Erwärmung noch nicht so stark betroffen war. Die Slums am Rande der Stadt waren schon immer da gewesen, aber sie waren immens angewachsen. »Ich befürchte«, sagte Sah-Gahn, »die Stadt platzt bald aus allen Nähten. Es wird Flüchtlingsströme geben aus allen betroffenen Bereichen des Planeten. Der Planetenvorstand wird er kaum Interesse daran besitzen, diese Flüchtlinge anständig aufzunehmen.«
Die Sondenkamera machte einen gewaltigen Schwenk, Stadt, Landschaften, Farben verwischten zu einer Art Farbbrei. Dann wurde das Bild wieder klarer und zeigte eine Tausende von Kilometern weite, weiße Fläche. In der Ferne ein weiß glitzerndes Eisgebirge, mit unendlich scheinenden, Gletschern.
Doch etwas irritierte Sah-Gahn, etwas war nicht richtig. »Sie haben sich zurückgezogen!« To-Lip der ehemalige Eisgleiterpilot sprach es aus. Jetzt wusste Sah-Gahn auch, was ihn die ganze Zeit gestört hatte. Tatsächlich, die Gletscher waren einst hinuntergelaufen, bis in die weißen Ebenen.
Jetzt zeigten sich die Ausläufer der Berge schwarz und steinig in einem kilometerweiten Bereich zog sich der nackte Fels, bedeckt mit nur noch wenigen Schneeflecken, immer weiter nach oben. Auch das Land um die mächtigen Berge wirkte seltsam wässrig. Entsetzt stieß Sah-Gahn die Luft aus. Neben ihm stand Pet-Russo und sagte mit blassen Lippen. »Die Eiswüste schmilzt alter Freund! Sie stirbt einen frühen Tod!«
»Ja«, presste Sah-Gahn zwischen den Zähnen hervor.
»Nicht nur sie wird viel zu früh sterben! Wir müssen runter. Wir müssen unter allen Umständen herausfinden warum, und
sehen was wir noch tun können!«
»Was stellst du dir vor Sah-Gahn?«, fragte Jes.
»Ein kleines Expeditionsteam, wie damals auf Leukos. Pet, ich dachte an dich als zweiten Astronomen, Jes als Biologen, Lu-Cas als Mediker!
Thom-Asso«, sagte er mit fester Stimme und schaute den Navigator an, »du hast dich gut bewährt! Du kannst während meiner und Pets Abwesenheit das Kommando übernehmen.« Thom-Asso wurde rot, nickte aber zustimmend. Sah-Gahn stemmte sich aus seinem Sessel hoch. »Na dann machen wir uns an die Arbeit!«
Die Spezialtruppe, die auf Hasperod landen sollte, versammelte sich auf der rechten Seite der Hangarhalle, vor der Öffnung zum Forschungsgleiter MC-II.
Mit seinem persönlichen Impulsschlüssel öffnete Sah-Gahn den Forschungsgleiter, nacheinander stiegen sie ein, verstauten ihre Sachen und schnallten sich auf ihren Sesseln in der Zentrale fest.
»Alle bereit?«, fragte Sah-Gahn. Sie nickten wortlos.
»Dann leite ich den Start ein. Wir werden im Schutz des Deflektorfeldes den Planeten halb umkreisen, dann in der Eiswüste in der Nähe des Pentanossigebirges landen. Wenn sie nicht inzwischen alles bebaut haben, was ich nun doch nicht glaube, werden wir einige gute Verstecke für das Schiff finden! Dann machen wir uns auf das Gelände zu erkunden, und versuchen zum alten Observatorium vorzustoßen, in dem ich seinerzeit interniert war. Es geht los!«
»Immer wieder erhebend«, dachte Sah-Gahn, »mit einem kleinen Schiff den freien Weltraum zu durchfliegen! Man ist irgendwie näher dran.«
Ehrfurcht überkam ihn angesichts der Sternenfülle auf dem Bildschirm, auch wenn es nur ein aus Zahlen und mathematischen Formeln zusammengesetztes Bild war. Im Grunde war ja alles nur ein aus Informationen zusammengesetztes Bild in seinem Hirn. Die absolute reine Wirklichkeit würde ein Lebewesen nie sehen, oder erfahren.
»Die Wirklichkeit«, dachte er, »ist immer eine Frage des Blickwinkels und des biologischen Bauplans! Was sieht ein Mensch, einem Haspiri doch so ähnlich? Wahrscheinlich eine Wirklichkeit, um nur eine Nanoeinheit verschoben. Was sehen Leukothen, die Fledermauswesen? Was eine Reptiloide Lebensform, die wahrscheinlich schon ein ganz anderes Weltbild hat als wir Humanoiden! Wie würde ein Frostbär diese Sternenfülle bezeichnen? Was sieht eine Entität, wie die Wächterin des Himmels? Schwebt der Geist Ma-Iras zwischen diesen Sternen?«
»Nein Großvater, dann würde ich ihn spüren!« Sah-Gahn fuhr herum, »Jes! Du hast meine Gedanken gelesen!«
»Ja hab ich!«, sagte Jes tonlos. »Tut mir leid! Ich habe das nicht bewusst getan! Du hast so intensiv gedacht, dass deine Gedanken geradezu, zu mir herübergeschwappt sind!"
»Schon gut Jes! Ich bin dir nicht böse! Aber wieso«, sagte Sah-Gahn heiser, »spürst du sie nicht? Ob ihr Geist wirklich im Hyperraum verweht ist?« Jes-Sieh schüttelte, unwirsch seine langen, schwarzen Locken.
»Woher soll ich das wissen? Ich bin zwar ein Mutant, aber ich bin kein Gott, nur Ma-Iras Sohn! Vielleicht würde ich sie spüren, wenn wir näher an der Erde stehen würden, über dem Ort, an dem sie gestorben ist«, sagte Jes erstickt! Sah-Gahn schluckte, und hatte das Gefühl, als müsse er einen dicken Kloß wieder nach unten befördern. »Wir sollten uns auf die Gegenwart konzentrieren!«, sagte er langsam.
Seit zehn Minuten hatten sie den Start hinter sich und
schlichen im Schutz ihres Deflektorfeldes durch den Raum. Sie hatten den Asteroidengürtel durchquert, näherten sich jetzt vorsichtig dem eigentlichen Planetensystem, mit dem kleineren Mond Sankarod und dem größten Mond, der fast schon ein Planet war, Pentanos! Hastig zeigte Sah-Gahn auf die Schemata, die sich jetzt auf dem Bildschirm einblendeten. Er redete schnell, um nicht mehr nachdenken zu müssen, um die aufkommenden Tränen zurückzudrängen.
»Die Monde selbst sind eigentlich unbewohnbar, aber schon, als wir damals mit der Sternenspürer geflohen sind, plante der Planetenvorstand die Monde zu Rohstofflieferanten auszubauen. Die Aufnahmen der Spionsonden haben ergeben, dass man dort große Schürfstationen und Wohneinheiten gebaut hat!«
»Natürlich sind die auch gut geschützt und überwacht!« Pet kratzte ausgiebig seinen Haaransatz! Ich hoffe wir kommen ungesehen, an diesen Überwachungssonden vorbei! Glaubst du unser Deflektorfeld, reicht angesichts dieser geballten Überwachungsparanoia?« Nachdenklich starrte Sah-Gahn auf den Schirm.
»Pet«, sagte er, »schalte alles ab! Wir sollten die Ortung und das Getriebe so weit herunterfahren, das wir kaum noch anzumessen sind. Eigentlich dürften wir noch nicht einmal den Deflektorschild einschalten. Aber den brauchen wir!« Pet nickte und tippte hastig auf seinem Terminal herum. Plötzlich erstarb das stetige Vibrieren des Schiffes, das Dröhnen des Getriebes, nur ein leises, kaum noch hörbares Summen durchschwebte den Raum. Das Licht erlosch, nur noch der diffuse Schein der Computerbildschirme erhellte die winzige Zentrale! Die schematische Darstellung erlosch, wich echten Bildern. Langsam glitten sie in das System hinein.
Lautlos vorbei, an der kleinen, leuchtenden Kugel von Sankarod, vorbei an dem fast doppelt so großen Pentanos, der aber nur deshalb heller strahlte, weil er Gorgos näher war. Nach einiger Zeit kam Hasperod in Sicht. Aus der Ferne gesehen, noch immer eine in weiten Teilen weiß glitzernde Kugel, mit kleineren, grünen Anteilen, einem riesigen blau schimmernden Meer, und kleineren Seen. Sie würden, erst wenn sie nahe dem Einflussbereich des Planeten waren, die mächtige Eiswüste ansteuern. Sah-Gahn sah die Kugel anwachsen und...
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