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Wenn Aby sich wie im falschen Film vorkam, so galt für Katherine Long haargenau das Gleiche. Mindestens. Der steile Absturz ihrer hochtrabenden Ambitionen war einfach zu krass gewesen. Eben hatte sie sich noch im Triumph über den zerschlagenen Kreis um WHITE KNIGHT gesonnt, nur um kurz darauf so hart auf dem Hintern zu landen, dass sich ihr allein beim Gedanken daran die Gedärme verknoteten. Dafür hatte ausgerechnet ihre alte Lieblingsfeindin Abigail Cane gesorgt, dieses Musterbeispiel eines abgehalfterten Rennpferds, das sich dummerweise als Mastermind hinter der elenden WHITE KNIGHT-Affäre entpuppt hatte. Und mit der sie jetzt diese irre Wer-bin-ich-und-wenn-ja-wie-viele-Mission durchzog, um Abys Hauptkomplizen Stuart Wang den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, den sie vor nicht mal zwei Stunden liebend gern als Fischfutter im Patapsco River gesehen hätte. Dem Laut nach, der sie und Aby jäh hatte erstarren lassen und unwillkürlich an ein qualvoll verendendes Tier erinnerte, konnte das durchaus noch eintreten.
Reglos starrten sie sich an. Lauschten, bis ein neues Geräusch das Kopfkino mit verstörenden Bildern von spritzendem Blut fütterte. Katherine registrierte, wie sich Abys um den Pistolengriff gekrampften Finger weiß färbten, bevor sie ihr mit einem Ruck des Kinns bedeutete, nach links vorzurücken, auf die Quelle des Geräusches zu. Okay, sie sollte also die Führung übernehmen. Natürlich sollte sie das, denn zweifellos traute Aby ihrer wunderbaren neuen Freundschaft nicht so recht. Katherine konnte es ihr nicht verübeln. Dabei hatte sie ihren Seitenwechsel, so abrupt und bitter er auch war, aus voller Überzeugung vollzogen. Nicht wegen Abys Pistole im Nacken oder wegen des kompromittierenden Materials über ihre Rolle bei DEEP SLEEP, auf das ihre neue . Partnerin verwiesen hatte.
Nein, der wahre Grund hieß schlicht und einfach Ken Olsen. Ihr vermeintlicher Bundesgenosse, der sie die ganze Zeit von A bis Z verarscht hatte, sie benutzt hatte, um sie wie ein vollgerotztes Taschentuch zu entsorgen, sobald sie ihren Zweck erfüllt hätte. Und das Schlimmste daran: Sie hatte es bereits geahnt. Im tiefsten Inneren sogar gewusst. Nicht umsonst hatte sie gewisse Vorkehrungen getroffen, wenngleich ziemlich unzureichende, nachträglich betrachtet. Abys Eröffnung über den abgefangenen BRIGHT HORIZON-Quellcode, der sie und Stuart Wang auf die Spur jener monströsen KI namens GOOD MOTHER geführt hatte, war nur der letzte grelle Spot auf ein Bild gewesen, dessen finstere Konturen sich bereits abgezeichnet hatten. Umso größer nun ihre unbändige Wut auf Olsen und das Verlangen, es ihm heimzuzahlen. Abgesehen davon, dass eine Welt unter GOOD MOTHER einfach unvorstellbar war - allein deshalb, weil für sie darin keine Existenzberechtigung vorgesehen war. Der abschließende Deal - ihre geballten CIA-Ressourcen gegen Abys Zusicherung, ihren Namen nach einem Happy End aus allem rauszuhalten - war da nur noch das i-Tüpfelchen gewesen.
Somit war Katherine bis in die Fingerspitzen motiviert, als sie nun an der Spitze ihres Duos auf die schummrige Öffnung eines Korridors vorrückte. Dort angekommen, hielten sie erneut inne. Vor ihnen erstreckte sich ein rund dreißig Meter langer Gang. Die bizarre Inselkette fahlen Tageslichts, das rechts und links aus den türlosen Apartments sickerte, ließ nicht alle Einzelheiten erkennen. Aber für die Fuß- und Schleifspuren, die vom anderen Korridorende zu einer Türöffnung zwanzig Meter rechts vor ihnen führten, reichte es.
Wieder zerriss der schreckliche Klagelaut die Stille, merklich lauter diesmal. Prompt schob Aby sich an ihr vorbei, um loszustürmen. Gerade noch rechtzeitig erwischte Katherine sie an der Schulter. WAS?, schrien Abys Lippen lautlos auf sie ein. Die sengenden Löcher ignorierend, die ihr funkelnder Blick in sie brannte, deutete Katherine mit einem Nicken den Korridor hinab. Es dauerte einen Moment, bis Abys nicht mehr ganz taufrische Augen die kleine helle Scheibe auf der fernen Stirnwand entdeckt hatten. Ein Bewegungsmelder. Batteriebetrieben offensichtlich und improvisiert angebracht von einem ins morsche Gemäuer gehauenen Nagel.
Sie tauschten einen Blick, während in Katherine die Gedanken auf Hochtouren rotierten. Was sie da vor sich hatten, war ein stummer Annäherungsalarm, jede Wette. Der schon beim nächsten Schritt ausgelöst werden konnte, um auf den Handys von Olsens Gorillas zu landen. Augen zu und Attacke? No way! Die einzige Chance, ihr Ziel zu erreichen und danach noch im Spiel zu bleiben, war der Überraschungsmoment. Blieb nur eine Option, und die war nicht sehr verlockend .
Mit einer Handbewegung verlangte Aby nach Aufmerksamkeit. Genervt und amüsiert zugleich registrierte Katherine, wie ihre Begleiterin mit Zeige- und Mittelfinger schleichende, zeitlupenhafte Schritte andeutete. Entzückend, zwei Seelen, ein Gedanke!
Aber wo Aby recht hatte, hatte sie recht. Die einzige Methode, einen Bewegungsmelder auszutricksen, an den man nicht rankam, bestand darin, sich langsam zu bewegen. Verflixt langsam, da die meisten bereits ab einem Meter in der Sekunde reagierten, hochwertige bei 0,3 Meter in der Sekunde. Bedeutete: absolutes Schneckentempo und beten, dass die Bodyguards sich für ihren Ausflug mit einem Billigschnapper aus dem Baumarkt begnügt hatten.
Im Tempo fußkranker Faultiere setzten sie sich in Bewegung. Die Rechnung schien tatsächlich aufzugehen, sah man von den Momenten ab, während derer Katherine fürchtete, dass die penetrant knackenden Sehnen und Gelenke der alten Schachtel hinter ihr ihnen die Tour vermasseln würden. Doch zu ihrer Erleichterung schien es von den stetig anschwellenden, animalischen Lauten aus dem Raum vor ihnen übertönt zu werden, in die sich schließlich auch das Murmeln von Stimmen schob. Dann hatten sie es geschafft. Flach neben der Türöffnung gegen die Wand gepresst, standen sie da, bereit loszuschlagen.
»Na, hat dir der kleine Film von Dilips letzten Erdenminuten gefallen?«, vernahmen sie eine Stimme.
»Verglichen mit dem, was dir gleich blüht, ein Kindergeburtstag . Stuey«, verkündete eine zweite Stimme, die vor Vorfreude förmlich sprühte.
Katherine und Aby tauschten einen Blick, während die Puzzleteile blitzschnell an ihren Platz rückten. Ben und Tim, Olsens Bodyguards, die Stuart offensichtlich noch mental mit einem Filmchen ihrer Folterung von Dilip Ranji weichklopften. Den BRIGHT HORIZON-Programmierer, der - ohne zu ahnen, damit die Büchse der Pandora zu öffnen - Stuart auf die Spur von GOOD MOTHER gebracht hatte. Die entsetzlichen...
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