Schweitzer Fachinformationen
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»Mein Name ist Haley Cooper Crowe und ich bin im Lockdown an einem abgelegenen Ort, über den ich nichts sagen kann.«
Es sind fünf Jahre seit der Pandemie vergangen, und für die meisten Menschen ist das Leben zur Normalität zurückgekehrt - aber nicht für die 15-jährige Haley Cooper Crowe und ihren Bruder Ben. Als Kinder geschiedener Eltern leben sie bei ihrer Mutter, aber ihr Vater glaubt, dass ein neues, viel tödlicheres Virus außer Kontrolle gerät, und dass er seine Kinder nur retten kann, indem er sie entführt und in seinem abgelegenen Prepper-Versteck verbirgt.
Einmal in ihrem Off-Grid-Sicherheitshaus in den schottischen Bergen eingesperrt, sind Haley und Ben vollständig von der Zivilisation abgeschnitten. Werden sie lebend herauskommen? Wie können sie ihre Mutter retten? Wie können sie herausfinden, was draußen passiert? Treibend, elektrisierend und spannungsgeladen ist Überleben ist alles der Leitfaden eines Teenager-Mädchens, um den unmittelbaren Zusammenbruch ihrer Welt, ihrer Familie und ihres Verstandes zu verhindern.
Ich bin noch am Leben; wenn du das liest, heißt das also, dass du auch noch am Leben bist.
Das ist schon mal was.
Ich heiße Haley Cooper Crowe, ich bin im Lockdown an einem abgelegenen Ort, von dem ich nichts erzählen kann, weil sonst du und alle, mit denen du zu tun hast, mich und die, die ich liebe, und die, die ich nicht ganz so liebe, in Gefahr bringen könnten.
Als dieser ganze Scheiß anfing, war ich fünfzehn Jahre, sieben Monate, zwei Wochen und einen Tag alt, aber im ersten Jahr im Lockdown haben wir jeden Kontakt zur Außenwelt verloren. Und dann war plötzlich ein Tag weg, dann eine ganze Woche, dann überhaupt das Zeitgefühl, daher weiß ich jetzt nicht mehr genau, wie alt ich bin.
Moment . Wenn du das liest, könnte es auch sein, dass ich tot bin; es gibt ja kein Internet mehr, sagt jedenfalls Dad, du kannst das hier also nur lesen, weil du in unser Safe House eingebrochen bist und mein Fach im Bunker gefunden und dieses Notizbuch entdeckt hast.
Ich hoffe, mein Anblick war nicht zu krass, wenn du mich tot aufgefunden hast.
Ich hab mir geschworen, wenn ich hier lebend rauskomme, werde ich aufzeichnen, wie wir hier reingeraten sind, und ich werde meinen eigenen unöden Survival-Guide schreiben mit praktischen Tipps für unöde Leute und andere Teenager, die von durchgeknallten Prepper-Eltern entführt werden. Dads Survival-Handbuch ist so was wie eine How-to-Anleitung für den ganzen Mist, den er uns zugemutet hat, ich werde also auch davon das eine oder andere verwenden. Ich dachte mir, so ein Guide wäre ganz nützlich für den Fall, dass wir doch überleben und dann die nächste Pandemie überstehen müssen, und weil wir ja auch den zukünftigen Überlebenden was hinterlassen müssen, wie mein Dad sagt, damit sie die Zivilisation wiederaufbauen können.
Es ist schon faszinierend, dass meine popelige Lebensgeschichte so von Bedeutung ist, aber vielleicht sollte ich mich lieber darauf konzentrieren, lange genug am Leben zu bleiben, damit ich noch alles aufschreiben kann, statt so ein egoistischer Arsch zu sein.
Aber, um die Wahrheit zu sagen, in Phase fünf des Lockdowns wird es ziemlich gruselig, und wenn dann noch irgendwelche Witze gemacht werden, ist das nichts anderes als Galgenhumor. Ich schreibe jeden Tag, damit ich an was anderes denken kann und nicht bloß darauf warten muss, dass uns der Tod findet. Jedenfalls tun mir wirklich die Milliarden Leute leid, die wahrscheinlich verhungern oder sich zu Tode röcheln oder während der Unruhen bei lebendigem Leib verbrannt werden, und natürlich auch meine alten Mitschüler (außer Sharon Mackay), die man wegen einer Dose Erbsen brutal ermordet, aber jetzt sollte ich wirklich mal richtig mit meinem Survival-Guide anfangen.
»Röchler« ist unser Name für eine kontaminierte Person, und die sind ein sehr gefährliches Problem. Als Erstes, falls eine Mauer oder ein Zaun zwischen dir und dem Röchler ist, dann gerate nicht in Panik und vergiss nicht zu atmen. Luftanhalten kann dazu führen, dass du ohnmächtig wirst oder halluzinierst, was nicht unbedingt günstig ist, wenn du eine geladene Armbrust bei dir hast, die vielleicht sogar nach oben auf dein eigenes Gesicht gerichtet ist.
Bring die Waffe in eine sichere Position, nimm verflucht noch mal den Finger vom Abzug, zähl deine Atemzüge und konzentrier dich. So habe ich versucht, meine Panik unter Kontrolle zu bringen, als ich hinter dem ausgebrannten Pick-up, den wir für unsere Schießübungen benutzten, im Dreck kauerte. Ich war auf Grenzpatrouille, und der Röchler war direkt vor mir, genau wie wir bei unserem Lockdown-Training immer gewarnt wurden, er war direkt auf der anderen Seite des Zauns.
Ich zählte bis sechsunddreißig, dann dachte ich, Scheiße, was mach ich bloß - vor mich hin zittern und mich anpinkeln, oder noch mal einen Blick auf ihn werfen? Ich richtete mich also etwas auf und wollte das kontaminierte Arschloch ins Visier nehmen, aber das Zielfernrohr war von meinem eigenen blöden Atem beschlagen. Er war vielleicht zwanzig Meter entfernt, und er trug keine Maske, so viel zumindest stand fest. Mein Gott, dachte ich, jetzt ist es so weit: Jetzt plündern sie unsere Lebensmittelvorräte und schlachten die Männer ab und stecken Mutter und mich an und vielleicht sogar die verrückte Meg, dann vergewaltigen und töten sie uns. Das machen nämlich die infizierten Horden, die am Verhungern sind und an inneren Blutungen sterben. Jedenfalls sagt das Dad.
Auch Hyperventilieren kann dazu führen, dass deine Hand zittert, durch das Zielfernrohr wirst du dann einen Scheißdreck sehen und schon gar nicht auf irgendwas anlegen können.
Mein Fadenkreuz jedenfalls sprang vom Brustkorb des Röchlers runter zu seinen Füßen und rauf in den Himmel und dann auf irgendwas im Gras. Ich keuchte und war wütend und flüsterte: »Wag es ja nicht, den Zaun mit deinem beschissenen Atem zu kontaminieren!« In der Hand hatte er so was wie einen Drahtschneider oder eine Waffe, auf keinen Fall aber Handschuhe - er verteilte das Virus buchstäblich überall. »Bitte, um Gottes willen«, flüsterte ich, »dreh einfach um und hau ab, zwing mich nicht, dass ich meinen ersten Menschen erschieße.«
Noch ein Survival-Tipp: Wenn du dich verstecken musst, kann dein Walkie-Talkie dein schlimmster Feind sein.
Mein Walkie-Talkie gab ein Krächzen von sich, und der Röchler fuhr herum. Ich machte keinen Mucks, aber mein Brustkorb fühlte sich an, als hätte ich einen Schlag abbekommen. »Reiß dich zusammen, Haley Cooper Crowe«, sagte ich halblaut, »nutz dein verdammtes Fadenkreuz!« Ich blieb in Deckung, spürte aber, wie der Typ das Niemandsland nach mir absuchte.
Mir verschwamm alles vor den Augen, aus irgendeinem Grund musste ich aber an Danny und mich denken, wie wir uns aneinanderkuscheln und uns vor der untergehenden Welt verstecken und wie übel es ist, dass ich das genieße. Ich meine, wie total romantisch und bescheuert ist das denn?
Survival-Tipp: Steht man einem infizierten Individuum gegenüber, wäre es nicht schlecht, wenn man nicht vom Knutschen fantasiert, sondern sich überlegt, ob man schießen will, um ihn außer Gefecht zu setzen, oder ob man schießen will, um ihn umzubringen. Außerdem sollte man die Konsequenzen abschätzen, wenn man schießt und nicht trifft.
Meine Brust pochte im Panikmodus. Wenn ich schoss und den Röchler nicht traf, konnte er davonlaufen und mit seinem ausgehungerten Mob zurückkehren. Aber wenn ich mich aufrichtete und weglief, um Hilfe zu holen, würde er wissen, dass hier unser Safe House war, und er könnte mir in den Rücken schießen. Wenn ich mich aber nicht rührte und nichts tat, würde er sich einfach durch den Zaun schneiden und mich finden, ein vor Angst schlotterndes Häufchen Elend. Was würde ich tun, wenn er seine Waffe auf mich richtete? Zu ihm sagen: »Hey, Röchler, wie geht's, wie steht's so in der Pandemie? Lass uns Freunde sein.«
Schießen oder nicht schießen? Wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen, bin ich eine komplette Nullnummer, beim Treffen von Zielen bin ich auch nur ein bisschen besser. Entscheide dich, Haley, zum ersten Mal in deinem blöden Leben.
In meinem Kopf war Dads Stimme. »Kontaminierung und Hunger bringen gute Menschen dazu, böse Dinge zu tun. Du musst stärker werden, Haley. Wenn ich zuerst sterbe, musst du die anderen beschützen.«
Ich konnte mich nicht entscheiden, also ließ ich die Stimmen in meinem Kopf die Entscheidung treffen.
Dannys Stimme sagte: »Die würden es sich nicht zweimal überlegen, uns zu erschießen, die sind nichts anderes als wilde Tiere.«
Okay, ich musste den kontaminierten Arsch erschießen, um meine Familie zu schützen. Der Typ war doch sowieso schon so gut wie tot. Gott vergib mir, dabei glaub ich noch nicht mal an irgendeinen Gott, der diese Seuche über die Menschheit gebracht haben könnte.
Ich...
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