Schweitzer Fachinformationen
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Peyton hielt auf ihrem Fußweg zu Xaviers Büro an einem Kaffeestand an, um sich eine dringend benötigte Ladung Koffein zu besorgen. Die Grübelei über sein Jobangebot hatte sie die gesamte Nacht wach gehalten, und der Nachmittag hatte sich gezogen wie Kaugummi.
Sie atmete tief die salzige, feuchte Luft von der San Francisco Bay ein und lächelte, während sie an anderen Passanten vorbeischlenderte. Im Financial District traf man sowohl auf Geschäftsleute als auch auf Touristen, und Peyton genoss das emsige Treiben. Durch die Restaurants, Läden und Hochhäuser herrschte hier eine einzigartige Atmosphäre. Das Sonnenlicht drang durch die dünne Wolkendecke, und sie beschleunigte ihre Schritte. Es war ein wunderschöner Tag. Sie hatte die Arbeit heute früher verlassen, um sich mit Xavier zu treffen, aber danach hatte sie den Abend frei. Sie plante ein Date mit ihrer Couch und Thor, mit freundlicher Hilfe von Netflix. Vielleicht würde sie sogar einen flotten Dreier daraus machen, indem sie der Gleichung noch Schokolade von Ghirardelli hinzufügte.
Xaviers Angebot hatte sie unvorbereitet getroffen, doch es hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Harrison wollte nächste Woche seine Kandidatur für den Senat bekannt geben, also hieß es jetzt oder nie, wenn sie ihren Absprung plante. Sie hatte unglaublich gerne für Harrison und seine Frau gearbeitet, und ihr Job war immer sicher gewesen, doch Politik war einfach nicht ihr Ding. Der mögliche Regierungsvertrag von Gaines Industries war jedoch ein Projekt, für das sie sich begeistern konnte - besonders wenn damit verletzten Veteranen geholfen wurde.
Für einen Moment erschien Brians Gesicht vor ihrem inneren Auge, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie vermisste ihren älteren Bruder jeden Tag. Sein Tod hatte sie ohne Familie zurückgelassen, doch er war im Einsatz gestorben und hatte getan, was er liebte. Die Erinnerung an Mark dagegen sorgte dafür, dass ihre Kehle eng wurde. Ihr verstorbener Verlobter hatte mit Brian gedient, doch nach zwei Einsätzen hatte er das Militär verlassen. Schwere Depressionen, gepaart mit einem leichten Fall von PTBS, hatten zu seinem Selbstmord geführt. Sie kämpfte bereits seit einem Jahr mit seiner Entscheidung, und an manchen Tagen fiel es ihr immer noch schwer, überhaupt das Bett zu verlassen. Schuldgefühle überfielen sie zu den ungünstigsten und seltsamsten Zeiten.
Gott, sie hätte mehr tun und sich bewusster machen müssen, wie schlecht es ihm ging. Doch er hatte sie nicht mehr an sich herangelassen, hatte keine Hilfe angenommen, sondern sich stattdessen in sich selbst zurückgezogen. Und dann hatte er sich eine Kugel in den Kopf geschossen, während sie gerade auf einer Pressekonferenz war.
Peyton atmete einmal tief durch und verdrängte den Schmerz. Sie konnte die Vergangenheit nicht ändern und Mark auch nicht zurückholen. Daher war Xaviers Angebot ideal. Ein Projekt, das ihr am Herzen lag und das sie nur zu gerne unterstützen wollte.
Xavier Gaines dagegen, als Mann jenseits seiner Firma, ließ Warnglocken in ihrem Kopf schrillen. Sicher, sie hatte ihn in der Highschool gekannt, und gestern Abend hatte sie einen kurzen Blick auf den Mann erhascht, der sich hinter der Fassade versteckte. Aber sie war sich immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob es eine gute Idee war, für ihn zu arbeiten. Für Peyton war es unerlässlich, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen. Private PR bedeutete, in den Kopf ihres Klienten einzudringen, massenweise Zeit miteinander zu verbringen und quasi dieselbe Luft zu atmen.
Nachdem sie sich gestern Nacht stundenlang im Bett hin und her gewälzt hatte, hatte sie beschlossen, Xavier heute besser kennenzulernen und dann weiterzusehen. Während der Führung durch die Firma wollte sie ein Gefühl für ihn bekommen. Sie würde ihm ihre Ideen präsentieren, einen Schlachtplan entwerfen, seine Reaktionen beobachten und sich dann von ihrem Bauchgefühl leiten lassen.
Sie bekam das, was Xavier gestern gesagt hatte, nicht mehr aus dem Kopf - dass er ihr vertraute und sie nett zu ihm gewesen war, bevor er zu Reichtum gelangt war. Die Verletzlichkeit in seinen Augen, als er das gestanden hatte, hatte sie getroffen wie ein Schlag gegen die Brust.
Sie stoppte vor ihrem Ziel, warf ihren Becher in den Müll und sah zu der weißen Hochhausfestung auf. Der Schriftzug Gaines Industries zog sich in leuchtend blauen Druckbuchstaben über der Tür entlang. Und sie wusste durch die Aussicht aus ihrem jetzigen Büro, dass derselbe Schriftzug in größeren Lettern auch auf dem Dach prangte. Das Gebäude selbst war nicht so hoch wie ein paar andere in der Umgebung, doch zwanzig Stockwerke waren auch nicht gerade klein.
Sie warf sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund, um den Kaffeeatem zu verscheuchen, dann zog sie die Tür auf und betrat das Hochhaus. Sie identifizierte sich gegenüber der Security und bekam einen Gästeausweis. Als sie zu den Aufzügen ging, fiel ihr ein weiteres Mal auf, wie steril und unpersönlich der Eingangsbereich wirkte. Doch das war ein Thema für später. Sie fuhr mit dem Lift ins oberste Stockwerk und meldete sich am Empfang.
«Mr. Gaines meinte, Sie sollen direkt durchgehen, wenn Sie kommen. Erinnern Sie sich, wo es langgeht?»
Peyton lächelte. «Ja, das tue ich. Vielen Dank, Fern.»
Die Sekretärin blinzelte, als wäre sie überrascht, dass Peyton sich an ihren Namen erinnerte. «Gern geschehen.»
Peyton ging an einem Konferenzraum vorbei den Flur entlang. Es gab nur ein weiteres Büro auf diesem Stockwerk - gegenüber dem von Xavier -, das unbesetzt zu sein schien. Das leise Brummen seiner Stimme erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie trat in den Türrahmen seines Büros. Er lehnte am Schreibtisch, den Blick auf das Stadtpanorama hinter der Glaswand gerichtet, mit dem Rücken zu ihr und einem Telefon am Ohr.
Da Xavier gerade beschäftigt war, wartete Peyton auf der Türschwelle und beobachtete ihn bei der Arbeit. Himmel, er hatte sich wirklich gut entwickelt. Verschwunden war der schlaksige Junge, auf dem ständig herumgehackt worden war. Damals hatte sie versucht, sich auch außerhalb der Nachhilfe mit ihm anzufreunden. Doch sie hatte nicht überall gleichzeitig sein können und vermutete stark, dass die anderen Kinder ihn oft grausam behandelt hatten. Diese Schulhoftyrannen würden ihr Verhalten bitter bereuen, wenn sie ihn heute sehen könnten.
Mit einem Meter achtzig Körpergröße war er ein ganzes Stück größer als sie mit ihren knapp ein Meter siebzig - wenn sie hohe Absätze trug. Seine Schultern waren breit und füllten den Anzug wunderbar aus. Schmale Hüften, große Hände, kastanienbraunes, dichtes Haar, das er an den Seiten kurz trug. Sie bildete sich ein, unter seinem gebügelten weißen Hemd sehnige Muskeln zu erkennen. Er hatte den Körperbau eines Läufers.
«Ich werde Ihnen von der Buchhaltung einen Bericht zusenden lassen.» Er hielt inne. «Tatsächlich arbeite ich gerade daran. Ich habe gleich ein Meeting .» Er schaute auf die Uhr, dann sah er über die Schulter zurück, als hätte er ihre Anwesenheit gespürt. Ihre Blicke trafen sich, und Xavier richtete sich langsam auf. «Eigentlich habe ich das Meeting genau jetzt. Ich werde Ihnen bis nächste Woche ein Update zukommen lassen. Vielen Dank.» Er stellte das Telefon auf die Station, ohne sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. An seinem Kiefer zuckte ein Muskel.
In der Highschool hatte seine Brille die Ausdrucksstärke seiner goldbraunen Augen verborgen. Ohne dieses Hindernis wirkte sein Blick gleichzeitig eindringlich und unnahbar. Innerlich fächelte Peyton sich Luft zu. Er könnte in seinem Kopf gerade quantenphysikalische Gleichungen lösen oder sie in Gedanken ausziehen - sie hätte den Unterschied nicht erkannt. So schwer war er zu lesen. Doch es war nervenaufreibend sexy, vollkommen im Fokus seiner Aufmerksamkeit zu stehen. Ein Kribbeln glitt über ihren Rücken.
«Peyton.» Das war nicht das erste Mal, dass er ihren Namen aussprach wie eine raue Liebkosung . und es schien sie jedes Mal mehr zu erschüttern. Sein Blick glitt über ihr aquamaringrünes Kleid bis zu ihren weißen Pumps und wieder nach oben, zu schnell, um ansatzweise anzüglich zu wirken. Er räusperte sich. «Komm doch bitte herein.»
Lächelnd trat sie vor, bis sie vor seinem Schreibtisch stand. Ihre Erregung sperrte sie entschlossen in eine Kiste. Eine mit mehreren Vorhängeschlössern.
Er griff noch einmal nach dem Telefon und drückte eine Taste. «Bitte bestellen Sie .» Er sah Peyton an. «Magst du chinesisches Essen?» Auf ihr Nicken hin sprach er wieder ins Telefon. «. etwas vom Chinesen, für in einer Stunde. Wenn das Essen geliefert wurde, können Sie für heute Feierabend machen.» Plötzlich schloss er die Augen. «Nein, ich bin nicht krank. Ja, ich bin mir sicher. Ich werde Miss Smoke eine Führung geben .» Er massierte sich den Nasenrücken. «Allein, ja. Bitte stellen Sie keine Anrufe durch. Danke.»
Peyton biss sich auf die Lippe, um nicht zu grinsen. Sie bezweifelte stark, dass er diese frustrierten Ticks vielen Leuten offenbarte. Er bekam Bonuspunkte dafür, dass er Fern nicht anraunzte und immer Bitte und Danke sagte.
«Ich schließe daraus, dass es eher ungewöhnlich ist, dass Xavier Gaines mögliche neue Angestellte persönlich herumführt?»
Er atmete einmal tief durch, den Blick auf den Schreibtisch gerichtet - was sie als den Versuch deutete, sich zu sammeln. «Ja, es ist sehr ungewöhnlich. Aber ich würde dich lieber...
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