Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Gabby Cosette strich mit der Hand über das babyblaue Trägerkleid, das sie sorgfältig für diesen Abend ausgesucht hatte, und versuchte, nicht zu eifrig zu wirken. Oder sich zu übergeben. Auch das wäre nicht gut.
Sie saß in einer der Nischen im hinteren Teil des einzigen italienischen Restaurants in Redwood und sah sich um. Dabei tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass es noch zu früh war für den Ansturm zum Abendessen. Der Laden war eine gute Wahl. Oder etwa nicht? Nicht so zwanglos wie das Shooters - die Bar, die sie und ihre Freunde normalerweise besuchten -, aber auch nicht so formell wie eines der Fischrestaurants, von denen es in ihrer Kleinstadt an der Küste von Oregon gleich mehrere gab. Das hier war ein bisschen verbindlicher als ein Treffen auf einen Kaffee oder ein Bier, ohne gleich nach Verzweiflung zu riechen.
War eine Nische im hinteren Teil zu offensichtlich? Hatte sie es mit ihrem Make-up übertrieben? Vielleicht hätte sie ihr Haar aufstecken sollen, statt es offen zu tragen?
Nein, nein und nochmals nein. Sie hatte sich ganz bewusst für einen natürlichen Look entschieden. Die Menschen hier in Redwood kannten sie schon ihr ganzes Leben lang. Es war nicht allzu ungewöhnlich, dass Gabby ein Kleid und ein wenig Make-up trug. Sie machte sich unnötig Gedanken.
Es war nur . Na ja, sie hatte seit einem Jahr kein Date mehr gehabt. Seit einem Jahr!
Um ihre Nerven zu beruhigen, atmete sie tief durch und konzentrierte sich auf das rot karierte Tischtuch. Auf dem Fensterbrett rechts von ihr flackerte ein Windlicht, die Flamme der Kerze schimmerte sanft durch das gefärbte Glas. Hinter der Fensterscheibe erstreckte sich der Parkplatz, doch das Auto ihres Dates war bisher noch nicht aufgetaucht.
Es war dämlich, sich wegen einer ersten Verabredung so verrückt zu machen, besonders da es um Tom ging. Sie waren zusammen in die Grundschule und in die Highschool gegangen. Seine Eltern lebten auch heute noch nur ein kleines Stück von ihren entfernt. Es war ein wenig seltsam, dass er nie ein romantisches Interesse an ihr gezeigt, sie aber diese Woche plötzlich um eine Verabredung gebeten hatte.
Andererseits . fast alle in der Stadt betrachteten sie als das nette Cosette-Mädchen, die gute Freundin. Daher die Date-Flaute. Es war schwer, einen Mann auf den Gedanken zu bringen, sie zu küssen - geschweige denn sie sich nackt vorzustellen -, wenn sie doch quasi das Wort auf die Stirn tätowiert trug.
Die Kellnerin schlenderte mit dem Notizblock in der Hand heran. «Wartest du auf jemanden, Kleine?»
«Ja.» Sie lächelte und griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch lag. Tom war schon fünf Minuten zu spät. «Er sollte gleich da sein.»
«Oooh. Ein Date?» Mavis stemmte eine Hand in ihre volle Hüfte und grinste, sodass die Falten um ihre Augen sich zu Schluchten vertieften. Gabby war sich nicht sicher, wie alt Mavis war - das wusste niemand -, aber irgendwie schien sie seit Gabbys Kindheit nicht weiter gealtert zu sein.
Gabby öffnete den Mund, um zu antworten, doch in diesem Moment entdeckte sie Tom, der sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte, um sich schließlich ihr gegenüber auf die Bank fallen zu lassen.
«Hab dich an der Bar nicht entdeckt. Mit einem Tisch hatte ich gar nicht gerechnet.»
Es war noch ziemlich früh, und selbst am Freitag war das Bella Italia selten besonders voll. Wie schwer war es da wohl, sie zu finden? «Wir brauchen noch einen Moment», sagte sie zu Mavis und wartete, bis die Kellnerin gegangen war.
Tom trug sein blondes Haar für ihren Geschmack zu kurz, und seine Lippen waren zu dünn. Sie betrachtete seine unscheinbar braune Augen, während er seinen Blick unruhig über das Restaurant gleiten ließ, bevor er sich wieder auf Gabby konzentrierte. Er versuchte nicht, sich dafür zu entschuldigen, dass er zu spät dran war. Anscheinend kam er direkt von der Arbeit. Auf seinen Jeans und dem T-Shirt prangten Farbflecken. So was passierte, wenn man für die Maler- und Dachdecker-Firma des eigenen Vaters arbeitete.
«Danke, dass du dir Zeit für mich nimmst.» Er nahm seine Baseballmütze ab und kratzte sich am Kopf.
Wieso klang das so gar nicht nach einem Date? «Ähm . ist doch selbstverständlich. Wie läuft es bei der Arbeit?» Ihr Blick fiel auf seine Hände, die keinen Deut besser aussahen als seine Kleidung. Vielleicht hätte sie sich doch für das Shooters entscheiden sollen.
Gabbys Magen verkrampfte sich, weil irgendetwas hier absolut nicht stimmte. Und diesmal hatte es nichts mit ihrer Nervosität zu tun. Verwirrt, wie sie war, rief sich Gabby das Gespräch noch einmal in Erinnerung, das sie Anfang der Woche mit Tom geführt hatte, als er seinen Hund in die Tierklinik gebracht hatte, in der sie arbeitete. Beim Bezahlen hatte er sich plötzlich zu ihr umgedreht und sie gefragt, ob sie sich mit ihm treffen könnte.
«Gut. Bei der Arbeit läuft alles prima.» Er setzte die Kappe wieder auf und warf einen Blick nach draußen. «Langsam wird es wärmer, also bessert sich die Auftragslage wieder.»
Vielleicht war er auch nervös. Dieser Gedanke entspannte sie ein wenig.
Mavis kehrte zurück und fragte, was sie trinken wollten.
Tom hob abwehrend eine Hand. «Für mich nichts, danke. Ich kann nicht lange bleiben. Ich spiele heute Abend noch mit den Jungs Poker. Und vorher muss ich noch duschen.»
Das gezwungene Lächeln, das Gabby sich ins Gesicht gekleistert hatte, welkte dahin wie die Petunien ihrer Mutter im Herbst. Was meinte er damit, dass er nicht lange bleiben konnte? Warum verabredete er sich mit ihr und vereinbarte eine Pokerrunde für denselben Abend? Und wieso duschte er für seine Freunde, aber nicht für sie?
Mavis blickte in einer Mischung aus Verwirrung und Ärger von einem zum anderen. In dem Schweigen, das folgte, trommelte sie mit dem Stift auf ihren Block. «Kann ich dir etwas bringen?» Sie richtete den Blick auf Gabby, und ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass Gabby besser etwas bestellen sollte.
«Ich nehme einen Eistee. Danke.» Als die Kellnerin gegangen war, sah Gabby Tom an. Er hatte einen Arm über die Rückenlehne der Bank gelegt und die Beine ausgestreckt. Der Geruch von Eau de Farbverdünner wehte über den Tisch. «Also .?»
«Richtig. Stimmt.» Tom beugte sich vor. «Ich weiß zu schätzen, dass ich das persönlich erledigen kann.»
Sie erstarrte. «Erledigen?» Es war kaum mehr zu leugnen, dass es sich hier für Tom offensichtlich nicht um ein Date handelte.
Plötzlich wurde ihr Körper zu einem Kriegsgebiet der gegensätzlichen Gefühle. Innerlich wurde ihr eiskalt, während ihre Haut sich erhitzte. Gabby hoffte inständig, dass sie nicht rot wurde. Ihre helle Haut verriet ihre Gefühle sofort, was sie mehr hasste als Algebra - und Mathe war wirklich grauenerregend.
Tom stieß ein angespanntes Lachen aus, das eher wie ein Wiehern klang und dafür sorgte, dass mehrere andere Gäste sich zu ihnen umdrehten. «Es ist nicht gerade die Art von Gespräch, das man am Telefon führen will oder so, verstehst du?»
Nein. Sie verstand nicht. «Vielleicht solltest du mir einfach sagen, worum es geht?»
Er spielte mit dem Parmesantöpfchen herum, ohne sie anzusehen. «Na ja, die ganze Stadt spricht von Rachels und Jeffs Trennung.»
Gabby runzelte die Stirn, weil sie die Teile dieses irren Puzzles einfach nicht zusammensetzen konnte. Ihre ältere Schwester war nur ein paar Wochen mit Jeff ausgegangen, was nach Rachel-Standard schon fast einer Ehe gleichkam. Rachel hielt sich gern alle Möglichkeiten offen. Und für die meisten Männer hielt sie auch die Schlafzimmertür weit offen.
Bei diesem Gedanken stiegen sofort Schuldgefühle in ihr auf, doch das änderte nichts an der Wahrheit. Sie und Rachel hätten nicht unterschiedlicher sein können. Rachel war stolz und sexy. Gabby war das nette Mädchen von nebenan. Die Männer begehrten Rachel. Das Einzige, was sie von Gabby wollten, war eine Schulter zum Ausheulen, wenn Rachel sie abserviert hatte.
Nervös wickelte Gabby sich eine Strähne um den Zeigefinger. «Ich verstehe nicht, was Rachel und Jeff mit .» Sie wedelte hilflos mit der Hand, weil sie unfähig war, den Satz zu Ende zu führen. Sie hatte wirklich keine Ahnung, worum es hier ging.
«Na ja», sagte Tom so beiläufig, dass sie am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte, «jetzt, wo Rachel wieder zu haben ist, dachte ich, du könntest vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen?» Er blinzelte und sah sie hoffnungsvoll an.
Sie konnte ihn ein paar Sekunden lang nur fassungslos anstarren.
Die Erkenntnis, worum es hier wirklich ging, bohrte sich langsam und schmerzhaft in ihren Kopf. Als er sie Anfang der Woche gebeten hatte, sich mit ihm zu verabreden, hatte er sich nicht wirklich mit ihr verabredet. Er hatte etwas gesagt wie: Kannst du dich am Freitag mit mir treffen?
Und dumm, wie sie war, hatte sie daraus geschlossen, dass er mit ihr ausgehen wollte.
Als ob. Es würde sich niemals ein Mann für sie interessieren, da ihre Schwester alle guten Gene abbekommen hatte und nicht in dem Ruf stand, nur ein guter Kumpel zu sein. Sie war nicht wie die gute alte Gabby.
«Das hier war nie ein Date», murmelte sie leise, eher um die Situation zu verarbeiten, als um sich ihre Vermutung bestätigen zu lassen.
«Was?»
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um Tom zu signalisieren, dass es keine Rolle spielte. Was es für ihn ja auch nicht tat, da sie nicht diejenige war, um die es ihm ging. Es hatte keinen Sinn, ihre...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.