Schweitzer Fachinformationen
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Parker Maloney legte den Kopf in den Nacken und starrte in den kobaltblauen Himmel, der so strahlend war, dass es ihm fast die Netzhaut versengte. Keine Wolke in Sicht. An den Eichen und Ahornbäumen, die die ruhige Vorstadtstraße säumten, färbten sich etliche Blätter rot und orange, Vorboten des Jahreszeitenwechsels. Einige flatterten bereits über die Straßen und Gehwege, trotz des herrlichen Sonnentages, der ihr kleines malerisches Städtchen in warmes Licht tauchte. Der Morgennebel, der in dieser Gegend zwischen den Klamath Mountains und dem Pazifik üblich war, hatte sich bis zum Nachmittag aufgelöst und nichts als den salzigen Geruch des Meeres zurückgelassen. Eine Taube gurrte, Grillen zirpten, und ein leichter Wind strich sanft über das Gras.
Dieser Tag entwickelte sich beschissen. Wortwörtlich.
«Ihr Köter hat Aa in meinen Garten gemacht, Parker. Tu was.»
Da. Wortwörtliche Scheiße.
Was er tun sollte, war, die dreiunddreißigjährige Hausfrau dafür zu verhaften, dass sie sagte, als ob er sie danach noch ernst nehmen könnte. Mrs. Granger war ein paar Klassen über ihm in der Schule gewesen, und sie war schon damals ein eingebildeter Snob. Manche Dinge änderten sich wohl nie, nahm er an. Ihre rotblonde Mähne war ordentlich frisiert, ihr Make-up erinnerte an Pennywise, und ihre roten Fingernägel stammten möglicherweise von Freddy Krueger. Außerdem funkelte sie ihn an, als wäre er ihr Untergebener.
«Wagen Sie es nicht, mein Baby einen Köter zu nennen. Cersei ist ein reinrassiger Springer Spaniel.»
Das kam von Mrs. Edgewater, die eher sein Fall war. Sie trug das strubbelige braune Haar lässig mit einer Klammer hochgesteckt, Jogginghose und ein T-Shirt mit einer Kaffeetasse drauf. Sie und ihr Mann waren erst vor kurzem aus Seattle hierhergezogen.
«Wie auch immer. Sie haben sie nach der meistgehassten Figur in Game of Thrones benannt. Das sagt doch alles.»
Punkt für Mrs. Granger.
«Wenigstens sieht mein Hund nicht aus wie etwas, das von einer Katze rausgewürgt wurde.»
Und Treffer unter der Gürtellinie durch Mrs. Edgewater.
Während die beiden Frauen weiterzankten, seufzte Parker schwer. Er schaute von dem beschuldigten Vierbeiner, der seelenruhig, kein einziges schwarz-weißes Härchen gesträubt neben seinem Frauchen saß, zu dem braunen Chihuahua auf dem Arm der anderen Hundebesitzerin, knurrend, zappelnd und zähnefletschend, als wäre er tatsächlich eine Bedrohung und nicht nur so groß wie eine Walnuss.
An manchen Tagen sollte man morgens einfach nicht aufstehen. Er hatte in den drei Jahren, die er nun schon Sheriff von Redwood war - die sieben Jahre zuvor als Polizeibeamter nicht mitgerechnet -, schon einige banale, lächerliche Einsätze gehabt, aber dieser hier war dicht dran, den Vogel abzuschießen. Zugegebenermaßen gab es in einer verschlafenen Bilderbuchstadt mit achtzehnhundert Einwohnern auch nicht viel Verbrechen. Abgesehen von Hundekacke, natürlich.
Diese Angelegenheit nahmen die zwei beteiligten Parteien nun offensichtlich sehr ernst, was bedeutete, dass er sie auch ernst nehmen musste. Das war sein Job, und er brachte ihm Respekt entgegen - selbst wenn er manchmal der Einzige war.
«Ladys», sagte er ruhig und hob beschwichtigend die Hände. Zum Glück hörten sie auf zu streiten. «Warum zeigen Sie mir nicht erst mal das fragliche Beweisstück, und dann können wir den Fall hoffentlich lösen.»
Hatte er gerade wirklich Hundescheiße als Beweisstück bezeichnet? Tja, da ging sie hin, jegliche Hoffnung, bei diesem Einsatz seine Selbstachtung zu bewahren. Bye-bye. Adios. Weggeschleppt von einem der Eichhörnchen, die in den Vorgärten hektisch nach Nüssen suchten, um sich auf den Winter vorzubereiten.
Das Chihuahua-Frauchen nickte nachdrücklich. «Ja, sehr gut. Komm und sieh es dir selbst an.»
Er konnte es kaum erwarten.
Als er den Frauen zwischen ihren kleinen weißen Häusern hindurch folgte, hielt er den Blick sorgsam auf den sauber gestutzten Rasen gerichtet, um nicht in weitere Beweisstücke zu treten. Im hinteren Garten angekommen, blieben sie an einem Punkt stehen, der ziemlich genau die Grundstücksgrenze sein musste.
«Siehst du? Ich habe den Beweis liegen gelassen.»
Sein Blick folgte der Richtung, in die sie zeigte, zu einem Haufen . na ja, Scheiße. Es war tatsächlich Scheiße. Ein kleiner Haufen. Genau genommen schien er zu klein zu sein, um von dem Springer Spaniel zu stammen. Er selbst hatte zu Hause einen Border-Collie-Mischling aus dem Tierheim, der nun schon seit drei Jahren sein treuer Kumpel war. Domino war ungefähr genauso groß wie der Beschuldigte. Und seine Haufen waren doppelt so groß wie der hier.
Er konnte nicht glauben, dass er gerade tatsächlich die Maße von Hundekot untersuchte. Trotzdem sah er die Besitzerin des Spaniels ernst an. «Sie haben in Ihrem Garten nicht zufällig ein Exemplar von .» Er machte eine Geste in Richtung des Haufens.
«Klar. Ich habe die Kacke von heute Vormittag noch nicht weggemacht.» Sie ging ein paar Schritte auf ihre Seite des Grundstücks und deutete auf einen viel größeren Haufen im Gras.
Wie er sich gedacht hatte. Er drehte sich zu dem Chihuahua-Frauchen um und räusperte sich. «Das .» Zögernd ließ er den Kopf kreisen. «Das Aa ihres Hundes ist deutlich größer als der Haufen, den du mir gezeigt hast.»
Was für ein großartiger Detective er doch war. Jemand sollte ihm eine Medaille verleihen. Und zwar pronto.
«Und das war's? Du willst nichts unternehmen?»
«Ich fürchte, da gibt es nichts zu unternehmen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, einen Zaun zwischen den Grundstücken hochzuziehen oder eine Reihe Büsche zu pflanzen? Das sollte einen weiteren Konflikt darüber verhindern, wessen Hund wo sein Geschäft verrichtet.» Trennung von Kirche und Staat. Und somit keine Scheiß-Anrufe mehr in seiner Station.
«Unglaublich!»
Der Meinung war er auch. Mit einem respektvollen Winken wandte er sich zum Gehen.
«Ich werde mich bei der Bürgermeisterin beschweren.» Sie stampfte mit dem Fuß auf, was den Hund auf ihrem Arm dazu veranlasste, etwas zu imitieren, das einem Krampfanfall verdächtig ähnlich sah. «Sie wird von mir alles über diese Sache hier hören.»
Sich nach Kräften ein Grinsen verkneifend, nickte er. Marie, die Bürgermeisterin von Redwood, war eine der drei Frauen, die als das Drachentrio bekannt waren. Marie und ihre beiden Schwestern regierten diese Stadt mit eiserner Faust, Haferkeksen und einem ausgeprägten Hang zur Kuppelei. Sie hatten im Lauf der Jahre schon unzählige Paare zusammengebracht, ihr jüngstes Opfer war sein bester Freund Jason gewesen. Parkers Schwester Paige war Maries Assistentin. Es war außerordentlich selten, dass Marie ihn in polizeilichen Angelegenheiten in Frage stellte.
Weil er gut in seinem Job war.
«Das ist dein gutes Recht.» Noch mal winkte er. «Tut mir leid, dass ich nicht hilfreicher sein konnte. Ich wünsche einen schönen Tag, Ladys. Reizendes Wetter haben wir heute.»
Er ging zu seinem dunkelblauen an der Bordsteinkante geparkten Polizeiwagen und setzte sich hinters Lenkrad. Finster starrte er das Funkgerät an und zögerte, das Mikro zu nehmen und Meldung zu machen. Er konnte praktisch schon hören, wie seine Leute kicherten wie Hyänen.
Ein tiefes Seufzen, dann nahm er das Mikro. Wenn du sie nicht schlagen kannst . «Die Scheiß-Show ist beendet. Mache mich auf den Weg zurück zur Station, bevor sie noch eine Zugabe wollen.»
Das Funkgerät knackte, und gute zehn Sekunden lang hörte er nichts als Gelächter, bevor Sherry, ihre Bürokraft, antwortete. «Verstanden. Gab es irgendwelche Probleme, Sir? Vielleicht gefährliche Dampfentwicklung?»
Er verdrehte die Augen über dieses Wortspiel. «Negativ.»
Sein Handy klingelte auf dem Beifahrersitz, und er warf einen Blick aufs Display. Paige. Seine Schwester rief ihn tagsüber normalerweise nicht an. Mit einem Wisch ging er ran, während er die Lautstärke des Funkgeräts runterdrehte, um das Gelächter zu dämpfen.
«Hey, tut mir leid, dich zu stören, aber ich habe ein Problem. Zwei Probleme, um genau zu sein.»
Tja. Das war's, was er war. Ein Problemlöser. «Was ist los?»
«Ich glaube, Marie führt was im Schilde.»
Er stieß ein Schnauben aus. «Wir reden hier von der Bürgermeisterin und der Chefin des Drachentrios. Sie führt immer was im Schilde.»
«Na ja, ich glaube, diesmal hat es mit mir zu tun. Ich befürchte, dass ich ihr nächstes Kuppelopfer bin.»
Es kostete ihn all seine Kraft, aber er schaffte es, nicht zu lachen. Die Einwohner von Redwood bezeichneten sich stets als Opfer, wenn sie in die Schusslinie von Amors Pfeil gerieten, abgefeuert vom Drachentrio. Sie rannten davon. Sie versteckten sich. Sie wehrten sich. Aber am Ende wurden sie immer getroffen.
Er war der Sheriff. Er kam viel herum. Er sah und hörte Dinge, die andere Leute nicht mitbekamen. Und die schlichte Wahrheit war, dass nicht ein einziges unglücklich zurückblieb, nachdem die Drachen mit ihm fertig waren. Er musste sich vor diesen Frauen verneigen. So absurd die Paarungen teils erschienen und so widrig die Umstände auch sein mochten, am Ende fanden sich dabei zwei Seelenverwandte. Wenn er nur mal so viel Glück hätte. Das Trio verringerte mit seinen Aktionen mühelos die Depressionsrate. Es war regelrecht unheimlich.
Und Paige? Sie konnte ein wenig Glück in ihrem Leben gebrauchen. Ihr Arschloch von Ex-Freund hatte sich aus dem...
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