Schweitzer Fachinformationen
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Christmas Livingstones zehn wichtigste Regeln für ein glückliches Leben
1. Tu, was du liebst, und liebe, was du tust.
2. Lass dich niemals von Hunger quälen.
3. Es gibt fast nichts, was sich nicht mit Schokolade verbessern ließe.
4. Nutze jeden Tag alle deine fünf Sinne.
5. Teile deine Freude mit anderen, umso stärker wirst du sie empfinden.
6. Eine Massage ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
7. Frage dich, was Oprah tun würde.
8. Dein Schicksal ist nicht vorbestimmt, es liegt in deiner Hand.
9. Hör niemals auf zu suchen.
Und das Wichtigste:
10. Keine romantischen Beziehungen!
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Es war Donnerstag, genau gesagt Gründonnerstag - der Tag vor dem langen Osterwochenende, an dem am Samstag die Gartenausstellung in Evandale stattfinden würde -, und in der Schokoladenapotheke war die Hölle los. An Ostern, am Valentinstag und am Muttertag lief das Geschäft am besten, und in diesem Jahr wurde der Muttertag schon eine Woche nach Ostern gefeiert.
Cheyenne und Abigail arbeiteten im Laden; sie verkauften und bedienten, als hinge ihr Leben davon ab, und trugen Silbertabletts hin und her, schwer beladen mit heißer Schokolade, Mokka, Teekannen, Apfelkuchen mit Schlagsahne, Schokoladenfondants, mit Schokolade überzogenen Himbeeren, Brownies und Pralinen. Biscotti. Makronen. Baiser. Der Duft all dieser Köstlichkeiten vermischte sich zu einem magischen, berauschenden Parfum und drang hinaus auf die Straße, wo einige Leute wie hypnotisiert stehen blieben und dann den Laden betraten.
In den Osterferien waren immer viele Besucher in der Stadt, und anscheinend fanden sich alle irgendwann in Christmas Livingstones stattlichem georgianischem Haus ein, um dem wechselhaften Wetter zu entfliehen. Sie stand in der Küche, hinter den Schwingtüren, wischte sich die Hände an der Schürze ab und spähte in den Laden. An dem langen Gemeinschaftstisch in der Mitte des Lokals war kein Platz mehr frei, und die Gäste unterhielten sich lautstark miteinander.
Sie würde die ganze Nacht brauchen, um die Schokoladenwaren und das Gebäck, das heute verzehrt wurde, morgen wieder anbieten zu können. Vielleicht sollte sie sich Hilfe holen. Aber wen? Sie konnte wohl kaum von Cheyenne oder Abigail erwarten, dass sie nach ihrer Tagesschicht noch bis spät in die Nacht blieben. Vielleicht ihre Schwester? Val konnte zwar nicht kochen und verstand auch nichts davon, wie man Schokolade temperierte, verarbeitete und anschließend verzierte, aber sie war wunderbar pragmatisch. Sie würde abspülen, sauber machen, kehren und Regale einräumen. Und sie würde Christmas bei Laune halten, wenn sie erschöpft war. Aber Val musste sich um ihren Mann und ihre drei Jungen kümmern.
Also blieb eigentlich nur Emily übrig. Sie arbeitete zwar heute, aber sie hatte sicher nichts dagegen, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Christmas musste es ihr nur als eine Art Pyjama-Party verkaufen, wie sie es aus ihrer Kindheit kannten, und sie mit einem Glas Sekt locken, dann würde sie bestimmt kommen. Das war eines der Dinge, die sie an Emily so mochte - sie war immer hilfsbereit.
Christmas zog ihr Telefon aus der Tasche und zögerte einen Moment. Sie bat nicht gern jemanden um einen Gefallen, selbst wenn sie mit einer positiven Reaktion rechnete. Aber der Kundenstrom ließ nicht nach und schien sogar noch stärker zu werden.
»Tu es einfach«, befahl sie sich und tippte eine SMS.
Emily antwortete sofort. Natürlich. Das kommt genau zur richtigen Zeit! Ich habe eine tolle Überraschung für dich. Kann es kaum erwarten!!!
Eine Überraschung? Christmas konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein sollte. Und sie kam auch nicht länger dazu, darüber nachzudenken, denn soeben hielt der Paketbote mit quietschenden Reifen am Zaun vor der Eingangstür.
»Ausgezeichnet«, sagte sie laut. Sie schob die Schwingtüren zum Laden auf, wich einem kleinen Jungen aus, der einen Spielzeugzug über den Boden schob, und ging um die Rollatoren neben den kleinen runden Tischen herum, an denen einige ältere Gäste vor ihren heißen Getränken saßen. Sie hatte vorsichtshalber per Express ein paar Kilo Kakaobutter bestellt, und nun war sie ausgesprochen froh darüber. Rasch sprang sie die beiden letzten Stufen vor dem Eingang hinunter und begrüßte den Paketboten, der bereits eine Kiste mit der Aufschrift Achtung: schweres Paket aus seinem Lieferwagen hievte. Nachdem er es auf den Boden gestellt hatte, holte er die Lieferpapiere und den elektronischen Scanner hervor, auf dem sie unterschreiben musste.
Gordon Harding sauste auf seinem Hochrad vorbei, den Kopf zum Schutz gegen den Wind tief gesenkt und wegen der Kälte die Weste bis oben zugeknöpft. Sie winkte ihm fröhlich zu. Das war eines der Dinge, die ihr am Leben in Evandale so sehr gefielen - die Hochräder, die aus einer anderen Zeit stammten, aber dem Fortschritt und der Technologie trotzten und auf den Straßen immer noch nostalgischen Charme versprühten.
»Hier unterschreiben.« Der Paketbote hielt ihr das klobige Gerät und den elektronischen Stift entgegen. Sie kritzelte ihre Initialen auf das Display, bedankte sich und wartete, ob er ihr anbieten würde, die Kiste in den Laden zu tragen - vergeblich. Nachdem er in seinem Wagen davongebraust war, überprüfte sie das Gewicht. Auf dem Aufkleber waren fünfzehn Kilo angegeben. Sie war stark genug, um es hochzuheben, aber sie trug einen Rock, daher war es nicht so einfach, ihre Beine in die richtige Position zu bringen. Und die Kiste war groß und die Kartonverpackung glatt. Sie hob sie ein kleines Stück an, bevor sie ihr entglitt und mit einem dumpfen Aufprall wieder auf dem Gehsteig landete. Peinlich berührt, aber auch in der Hoffnung, dass ihr jemand zu Hilfe kommen würde, warf sie einen Blick in den Laden. Abigail und Cheyenne waren jedoch beide beschäftigt, und die meisten der männlichen Gäste waren älter als ihr früherer Stiefvater Joseph.
Sie dachte nach, als ein orangefarbenes Taxi an der Stelle hielt, wo soeben noch der Paketwagen gestanden hatte. Durch das Fenster sah sie, wie ein Mann dem Fahrer einige Scheine in die Hand drückte. Dann stieß er die Tür auf, stieg aus und zog einen abgewetzten Reiserucksack hinter sich her, der schon bessere Tage gesehen hatte und jeden Augenblick aus allen Nähten zu platzen drohte. Der Mann richtete sich auf, zog den Schulterriemen einer Laptoptasche zurecht und schlug die Tür zu. Das Taxi brauste los.
Er trug einen dunklen Bart, der zwar zerzaust und ein wenig ungepflegt war, aber auch urwüchsig und anziehend wirkte. Aber es war das Lächeln, bei dem seine atemberaubend blauen Augen aufleuchteten, das Christmas beinahe umwarf. Ihr verschlug es den Atem, und einen Moment lang war sie sprachlos und starrte ihn nur stumm an.
»Hi. Ist das der Schokoladenladen?« Er ließ seinen Rucksack auf dem Gehsteig stehen, kam auf sie zu und spähte durch das Fenster. »Ich habe am Flughafen einen Werbeprospekt gefunden. Kaum zu glauben, dass ich noch nie hier war.«
Christmas fand endlich ihre Sprache wieder. »Sie leben hier?« Okay, das klang nicht sehr einfallsreich, aber es war besser, als ihn weiterhin wortlos anzustarren.
Er drehte sich immer noch lächelnd zu ihr um. Sein Hemd steckte nur auf einer Seite in der Hose und hing auf der anderen heraus, und aus irgendeinem Grund bekam Christmas bei diesem Anblick weiche Knie. »Ich komme aus Tasmanien, aber ich habe in den letzten Jahren meistens in Übersee gearbeitet und zwischen meinen Aufträgen hier im Haus meiner Großmutter gewohnt.«
»Ich habe meinen Laden vor drei Jahren eröffnet.«
»Das ist Ihr Geschäft? Großartig. Vielleicht können Sie mir helfen, Schokolade für meine Großmutter auszusuchen. Sie lebt in einem Altenheim und ist ganz verrückt nach Süßigkeiten. Hier oben«, er tippte sich gegen die Stirn, »ist noch alles bestens, aber ihr Körper lässt sie im Stich. Ich bin auf dem Weg zu ihr. Und außerdem habe ich großen Hunger, also dachte ich, ich könnte hier auch eine Kleinigkeit essen.«
Christmas wusste nicht, wohin sie den Blick richten sollte. Sie konnte ihn nicht länger anschauen, denn seine Gegenwart löste merkwürdige Reaktionen in ihr aus. Ihn umgab eine gewisse Aura, die sie beinahe magnetisch anzog. So etwas hatte sie schon seit Langem nicht mehr gespürt - wenn überhaupt schon jemals zuvor.
Und das war nicht erlaubt. Die Regel Nummer zehn lautete: Keine romantischen Beziehungen!
Das ging gar nicht.
»Kommen Sie herein, wir werden sicher etwas für Sie finden«, murmelte sie mit gesenktem Kopf und marschierte zur Eingangstür.
»Warten Sie, ist das Ihre Kiste?«
Als sie sich umdrehte, hatte er die Kiste bereits auf die Schulter gehievt wie ein Gnu, das er soeben erlegt hatte und nun zur Zubereitung einer Mahlzeit nach Hause trug.
»Ja. Danke.«
»Ich bin übrigens Lincoln.« Er folgte ihr in den Laden, bahnte sich den Weg an den Tischen und Schaukästen vorbei hinter die Theke und durch die Schwingtüren in die Küche.
»Es tut mir leid, dass es hier so unordentlich aussieht.« Christmas ließ den Blick über die mit Schokolade verschmierten Arbeitsflächen gleiten. Auch an den Kühlschranktüren und am Boden waren Spuren von Schokolade....
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