Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eine Freundin hat mir von ihrem Lieblingspullover erzählt. Sie befürchtet, dass er endgültig verloren ist, wenn die Löcher noch größer werden. »Er hat mit mir eine Menge durchgemacht«, sagt sie. »Anfangs gefiel er mir nicht so gut, aber ich mochte ihn auch nicht weggeben. Er lag ganz unten im Stapel und schaute mich schmachtend an, aber ich griff immer zu anderen Pullovern. Später fand ich ihn in einer meiner Umzugskisten. In der neuen Wohnung hing er so lange ungetragen im Schrank, dass seine Schultern vom Kleiderbügel ganz ausgebeult waren.«
»Aus irgendeinem Grund habe ich ihn eines Tages angezogen, nur zur Probe. Ich trug ihn auf einer längeren Fahrradtour, und es stellte sich heraus, dass er wunderbar warm war. Er bekam mit der Zeit Ziehfäden, Schlammspritzer und Saucenflecken, musste Regengüsse und Schweißausbrüche aushalten. Jetzt ist es der einzige Pullover, der gut über mein Lieblingsshirt passt. Im Herbst trage ich ihn fast täglich, wir sind also unzertrennlich geworden.«
Ich bot ihr an, den Pullover zu reparieren, aber sie war skeptisch. »Er ist ziemlich ramponiert, durch die Löcher und dünnen Stellen pfeift schon der Wind.« Ich sah mir das Sorgenkind genauer an. Tatsächlich hatte der Pullover viele kleine Löcher, vor allem am Taillenbündchen, aber auch an den Ärmeln. An den Ellenbogen gähnten bereits größere Löcher. Er sah wirklich aus, als würde er bald zerfallen. »Das kriege ich hin«, versprach ich großspurig, und schließlich willigte sie ein.
Zu Hause holte ich meinen Nähkasten hervor und setzte mich mit dem Pullover hin. Er wärmte bereits meine Beine. Ich suchte mir für das erste Loch einen Garnrest in einer kräftigen Farbe und ließ dem Lieblingspullover meiner Freundin liebevolle Fürsorge angedeihen. Ich wollte ihn wieder zum Leben erwecken, damit er sie noch lange wärmen kann. Der Pullover hat schon viel erlebt. Nun werden auch meine Reparaturen zu einem Teil seiner Geschichte, und meine Freundin trägt ihn stolz, damit er diese Geschichte hoffentlich noch lange erzählen kann. Sie sagt: »Meine liebe Freundin hat ihn von den Toten auferstehen lassen. Sie kann wirklich zaubern!«
Es ist gar nicht so schwierig, ein Loch zu stopfen. Eigentlich produziert man nur ein neues Gewebe, um das Loch auszufüllen oder um eine dünne Stelle zu verstärken. Bei der traditionellen Stopftechnik, die wir für gestrickte Kleidung bevorzugen, entsteht dabei ein Gewebe in Leinenbindung. Es gibt aber eine Reihe anderer Techniken, die wir in diesem Kapitel ebenfalls vorstellen: gehäkelte Flicken, gestrickte Flicken und Nadelfilzen (für das überhaupt kein Garn benötigt wird). Fadenscheinige Stellen lassen sich sehr gut mit Maschenstich reparieren. Alle diese Techniken eignen sich für die verschiedensten gestrickten Kleidungsstücke und Textilien: Pullover, Socken, Mützen, Handschuhe, Wolldecken und mehr.
Wir arbeiten am liebsten mit einer Sticknadel ohne Spitze, denn sie hat ein großes Öhr und spaltet die Fäden nicht. Die Größe der Nadel richtet sich nach der Stärke des Garns, mit dem gestopft wird. Alternativ kann auch eine Stopfnadel benutzt werden.
Das Stopfgarn sollte ähnlich dick wie das Garn sein, aus dem das schadhafte Kleidungsstück besteht. Für Reparaturen an Strümpfen darf das Garn etwas dünner sein, damit man die gestopfte Stelle beim Tragen nicht zu stark spürt. Für Pullover empfehlen wir hingegen ein etwas dickeres Garn, damit die Stopfarbeit nicht zu »luftig« aussieht. Wer nur dünnes Garn zur Hand hat, kann zum Stopfen von dickerem Strick den Faden einfach doppelt nehmen.
Damit es beim Waschen des reparierten Lieblingsstücks nicht zu Problemen kommt, sollte Stopfgarn möglichst aus einem ähnlichen Material bestehen wie das Kleidungsstück. Für ein Kleidungsstück aus Merinowolle ist also ein Wollgarn die beste Wahl.
Nun ist es nicht immer möglich, ein Stopfgarn zu finden, das in Farbe, Stärke und Material exakt zum Kleidungsstück passt. In solchen Fällen ist Kreativität gefragt. Garn in einer Kontrastfarbe macht die gestopfte Stelle zum Blickfang, dasselbe gilt für Stopfgarn mit einer anderen Textur. Dünne Strickwaren können mit Sockenwolle, Stopfwolle oder Stickgarn gestopft werden. Sticktwist hat den Vorteil, dass er sich bei Bedarf teilen lässt. Das ist praktisch, wenn das Kleidungsstück aus zartem Material besteht oder nur sehr kleine Löcher hat.
Hier erklären wir, wie Sie ein Projekt richtig anfangen und beenden.
EINFÄDELN
Wolliges Garn lässt sich leichter in die Nadel fädeln, wenn man das Ende doppelt nimmt und den Fadenbruch durch das Nadelöhr schiebt. So wird vermieden, dass das abgeschnittene Ende ausfasert.
SICHERER ANFANG
1 Knoten sind beim Stopfen tabu. Einen Knoten im Fadenende könnte man sehen, und vor allem bei Socken würde er drücken. Stattdessen sticht man mit der Nadel in etwa 1,5 cm Abstand zum Loch von unten nach oben durch den Stoff oder den Strick. Den Faden so weit durchziehen, dass auf der Unterseite noch 10 cm hängen. (Dieses Ende wird später vernäht.)
2 Einen kleinen Stich arbeiten.
3 Einen weiteren Stich genau auf dem vorherigen arbeiten, um den Faden zu fixieren. Dann kann die eigentliche Stopfarbeit beginnen.
VERNÄHEN AM ENDE
Wenn die Stopfarbeit fertig ist (oder wenn bei halbfertiger Arbeit ein neuer Faden benötigt wird), muss das Garnende vernäht werden.
1 Die Nadel unter einem Stich am Rand der Stopfarbeit hindurchführen, den Faden nicht vollständig durchziehen.
2 Die Nadel durch die entstandene Fadenschlaufe führen, dann den Faden festziehen. Dadurch wird das Ende gesichert.
3 Drei oder vier Vorstiche außerhalb der gestopften Fläche nähen, am Ende die Nadel zur Unterseite des Materials ausstechen. Den Faden kurz abschneiden. Bei sehr dickem Strick ist es nicht notwendig, ganz bis zur Oberseite durchzustechen. Das Fadenende kann auch mit flacheren Stichen gesichert werden.
4 Das Kleidungsstück auf links drehen. Die herabhängenden Enden (nacheinander) in die Nadel fädeln und mit einigen Vorstichen außerhalb der gestopften Fläche vernähen. Wenn zum Stopfen Garn aus reiner Wolle verwendet wird, verfilzt es durch die Reibung beim wiederholten Durchziehen des Fadens und auch beim späteren Waschen. Dadurch werden die vernähhtteenn Enden zusätzlich gesichert.
Das Stopfen ist eine relativ einfache Technik, die sich besonders gut für kleinere Schäden eignet, beispielsweise Mottenfraß- oder Brandlöcher oder kleine Risse. Man kann zwar auch größere Löcher stopfen, doch es erfordert etwas Übung, sie gleichmäßig auszufüllen. Pullover, Schals, Mützen, Decken und andere größere Strickwaren lassen sich gut und leicht stopfen. Für Socken und Handschuhe empfehlen wir, ein Hilfsmittel zu benutzen (siehe hier). Das »Gewebe«, das beim Stopfen entsteht, füllt zwar das Loch aus, aber es ist nicht so elastisch wie der Strick, der die reparierte Stelle umgibt.
Stick- oder Stopfnadel
Garn (siehe hier )
Schere
Stopfwerkzeug (nur für Socken oder Handschuhe)
Stickrahmen (bei Bedarf, siehe hier )
Stopftechniken lassen sich auf verschiedene Weise kreativ variieren. Übrigens kann man auch kleine Löcher und abgewetzte Stellen in gewebten Stoffen stopfen. Kleider, Blusen, Tischdecken und andere Webwaren können sogar mit Sashiko- oder Stickgarn und einer mittleren Nadel »veredelt« werden.
1 Zuerst ausgefranste Ränder und lose Fäden am Loch sauber abschneiden.
2 Einen einfachen Faden in die Nadel fädeln (Ausnahme: doppelter Faden als Ersatz für dickeres Garn). Damit sich der Faden nicht verdreht oder verheddert, sollte er nicht länger als eine Unterarmlänge sein.
3 Sofern ein Stickrahmen verwendet wird, muss das Kleidungsstück eingespannt werden. Die Außenseite liegt dabei oben, das Loch ist in der Mitte des Stickrahmens. Der Stoff muss glatt auf dem Unterteil des Stickrahmens liegen, darf aber nicht gedehnt werden. Dann den oberen Ring des Stickrahmens aufsetzen und die Schraube festziehen.
4 Die Nadel mit etwa 1,5 cm Abstand zum Loch von der Unterseite nach oben durchstechen. Der Abstand ist wichtig, denn nur im intakten Stoff außerhalb der schadhaften Stelle findet das Garn ausreichenden Halt. Den Faden so weit durchziehen, dass auf der Unterseite noch ein 10 cm langes Ende hängt. Es wird später vernäht. Zwei kurze Stiche übereinandernähen, um den Faden zu fixieren.
5 Eine...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.