Schweitzer Fachinformationen
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Keine Angst, an dieser Stelle folgt keine endlos lange Biografie. Ich werde nur in Ansätzen davon berichten, was mich ausmacht und was mich an diesen Punkt gebracht hat, an dem ich mich heute befinde. Dies alles ist auch deshalb wichtig, weil so der Social-Media-Auftritt menschlicher gestaltet werden kann. Niemand, der authentisch rüberkommen will, wird umhinkommen, private Dinge von sich preiszugeben. Wie viel, das entscheidet natürlich jeder für sich selbst. In manches muss man auch hineinwachsen, keine Sorge, wenn Du noch nicht so weit bist. Entscheidend jedoch ist, dass man Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht. Es muss sich gut und richtig anfühlen, dann wird es auch funktionieren.
Wenn ich mich in meinem Umfeld so umhöre, ist die Stimmung in Deutschland äußerst negativ und es wird vor allem das Schlechte hervorgehoben. Natürlich könnte alles besser sein. Das kann es immer. Ich bin kein Mensch, der zwanghaft das Positive in den Vordergrund rückt. Ich bin jedoch auch niemand, der aus Prinzip schwarzmalt. Ich nehme das Negative an und gebe alles, damit sich die Dinge zum Guten wenden. Hin und wieder ergibt es jedoch Sinn, für die Gegebenheiten dankbar zu sein. Die Bewertung des Lebens ist immer eine Frage der Perspektive und vor allem der Alternativen, die einem zur Verfügung stehen.
Ich bin mehr als dankbar, hier in Deutschland gelandet zu sein. Ich halte nichts davon, dauernd Negatives breitzutreten. Davon wird schließlich nichts besser. Ganz getreu dem Motto: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!« Negative Gedanken halten uns davon ab, Gutes zu tun. Da spare ich mir lieber die Energie, um positive Dinge in Gang zu bringen. Doch zurück zu den Alternativen, die einem zur Verfügung stehen. Da sah es für mich zu Beginn meines Lebens alles andere als rosig aus.
Wir schreiben das Jahr 1986, ich war gerade einmal vier Jahre alt, als mein Vater die Entscheidung traf, von Syrien nach Deutschland auszuwandern. Alles, was ihn antrieb, war die Hoffnung auf ein besseres Leben für uns Kinder. Machen wir uns nichts vor: Syrien war und ist noch immer ein Entwicklungsland. Seit 2012 herrscht dort ein grausamer Bürgerkrieg, der viel Leid im Land heraufbeschwört und Syrien in der Entwicklung sogar noch weiter zurückgeworfen hat. Ich kann es verstehen, wenn Familien dort keine Zukunft für sich sehen.
Mein Vater sah dies damals ähnlich. Unser Umfeld sagte uns, wir sollten nicht nach Amerika oder Australien, sondern ins Herz Europas, also Deutschland. In Syrien sprach man von Deutschland als gelobtes Land mit unbegrenzten Möglichkeiten. Also eigentlich eher etwas, was man über die Vereinigten Staaten behaupten würde. Doch damals sprach man von Deutschland auf diese Art. Also machte sich mein Vater mit uns auf den Weg.
Natürlich war dies ein großes Wagnis. Ich denke, dass schätzen immer noch viele Europäer falsch ein. Man verlässt seine Heimat nicht aus Jux. Das ist ein großer, mutiger Schritt. Schließlich gibt man alles auf, was einem lieb und teuer war. Man lässt seinen gesamten Besitz, aber auch Menschen zurück, ohne dass man weiß, wie es weitergehen wird. Man nimmt das mit, was man getragen bekommt und die Reise ins Ungewisse geht los. Wer würde schon freiwillig so ein Risiko eingehen? Für meinen Vater wäre es jedoch risikoreicher gewesen, wenn wir geblieben wären. So hatten wir wenigstens Chancen.
Unsere gesamte Hoffnung auf ein besseres Leben beruhte auf nichts anderem als diesen Gerüchten. Damals gab es ja auch noch kein Internet, in dem wir uns hätten erkundigen können. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Es gab auch kein Reisebüro, in das wir spazieren konnten, um die Kataloge über Deutschland durchzustöbern. Alles war reine Vermutung.
Wenn man heute etwas über ein Land wissen will, gibt man es bei Google ein und ist innerhalb weniger Minuten auf dem Laufenden. Ganz zu schweigen von den ganzen Ratgebern, wenn man auswandern will. Für beinahe jedes Land gibt es sie. Man will wissen, welche Behördengänge in Spanien nötig sind? Einfach auf YouTube eine entsprechende Suchanfrage eingeben und man wird sehr schnell fündig.
Damals war eigentlich alles nur reine Spekulation. Doch das reichte meinem Vater, um das Wagnis der Auswanderung einzugehen. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde. Eine völlig neue Sprache, eine für uns unbekannte Kultur. Doch ich kann mich erinnern, dass mein Vater sehr optimistisch in die Zukunft blickte. Ich weiß natürlich nicht, ob das nur für uns Kinder gespielt oder ob er tatsächlich überzeugt war. Er hatte immer unsere Möglichkeiten im Blick. Welche Zukunft hätte uns schon in Syrien erwartet? Keine rosige. In Deutschland gab es wenigstens die Chance auf ein besseres Leben.
Ich kann mich nicht an viele Dinge erinnern von unserer Ankunft. Meine ersten Erinnerungen hatte ich als sechsjähriger Junge. Kleinigkeiten haben sich in mein Hirn eingebrannt, die mich bis heute - knapp dreißig Jahre später - noch begleiten. Zum Beispiel, dass wir bei unseren Nachbarn ferngesehen haben, um zu erfahren, wie es um unsere Heimat bestellt war. Das war vor allem für mich spannend, weil ich kein Arabisch konnte.
Wir haben alles zurückgelassen und wollten natürlich mit unserer restlichen Familie, die in Syrien geblieben war, so gut es ging, Kontakt halten. Ich kann mich erinnern, dass wir immer wieder monatelang für Telefonate nach Syrien gespart haben. Es war unendlich teuer. In Zeiten von Skype und Whats-App eigentlich ebenfalls unvorstellbar. Und dabei ist es noch gar nicht so lange her. Durch solche Erinnerungen lerne ich den Wandel ins digitale Zeitalter erst so richtig zu schätzen.
Als Alternative haben wir Briefe geschrieben. Ja, das machte man damals so. Mit Stift, Papier, Kuvert und Briefmarke. Doch die waren so lange unterwegs, dass die Neuigkeiten, die sich darin befanden, schon wieder verjährt waren, wenn sie endlich ankamen. Heute schickt man eine Mail und ein paar Sekunden später ist sie im Postfach des Empfängers. Das Internet verbindet.
Besonders meiner Mutter machte die Trennung von ihrer Heimat zu schaffen. Sie war bei ihrer Ankunft in Deutschland sehr jung. Doch wir machten das Beste draus. Wir versuchten, uns anzupassen. Das funktioniert nur über das Erlernen der Sprache und war somit das oberste Ziel unserer Eltern: so schnell wie möglich die Sprache zu lernen. Nur so würden wir vorankommen. Es war für uns selbstverständlich, denn Deutsch ist logischerweise der Schlüssel zur Gesellschaft. Wenn man kein Deutsch kann, kann man auch nicht integriert werden. So einfach ist das.
Ähnlich ist es mit Facebook. Es folgt einer gewissen »Logik«, einer gewissen »Sprache«. Beherrscht man diese, dann kann man sich erfolgreich darauf bewegen. Entweder man lernt selbst mit »trial and error« oder von Menschen, die das, was man selbst erreichen möchte, bereits erfolgreich umgesetzt haben. Ein wenig Rumprobiererei ist natürlich trotzdem noch Teil des Prozesses. Aber das macht es ja so spannend. Es ist wie ein Spiel. Manche Dinge funktionieren, andere wiederum nicht. Das macht nichts, auch im realen Leben treffen wir nicht immer die richtigen Entscheidungen und dennoch sind wir noch da.
Das digitale Zeitalter hat es auch leichter gemacht, die Sprache nicht zu lernen. Wenn ich mir heute Migranten ansehe, die auf ihrem Smartphone für den Führerschein in ihrer Landessprache lernen, dann denke ich mir, dass das doch nicht sinnvoll sein kann. Kommunikation hat mir so viel ermöglicht. Die Digitalisierung hat mir die Kommunikation ermöglicht. Deshalb ist es nötig, dass ich sie auch beherrsche. Ich kann dies gar nicht oft genug betonen. Natürlich ist der andere Weg leichter - das ist jedoch nicht meine Philosophie.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht einmal in Ansätzen begriffen haben, was uns das digitale Zeitalter bisher möglich gemacht hat. Ich bin so dankbar, in den neunziger Jahren aufgewachsen zu sein, weil ich dadurch im Ansatz verstehe, was die neuen Chancen bieten. Schließlich bin ich ohne sie groß geworden und durfte Schritt für Schritt hineinwachsen in die neue Welt. Es war schon erstaunlich, mitanzusehen, wie diese digitale Flut all unsere Ecken des Lebens nach und nach ausfüllte. Zuerst eher langsam, so dass man es gar nicht richtig merkte. Es wurde innerhalb weniger Jahre immer leichter, ins Internet zu gelangen. Und mit dem Auftauchen der ersten Smartphones war es nun möglich, die gesamte digitale Welt in der Hosentasche mit sich herumzutragen.
Ich kann mich noch erinnern, als ich meine erste Musikkassette in meinen Händen hielt. Ich kann mich ebenso gut daran erinnern, als diese kaputt ging und ich sie mit Tesafilm wieder in Gang brachte. Für die jetzige Generation der digital natives unvorstellbar, dabei ist es noch keine fünfundzwanzig Jahre her.
Ich bin jedoch niemand, der der Vergangenheit nachtrauert, der alles glorifiziert und romantisiert, was früher war. Im Gegenteil. Ich schätze die Möglichkeiten der Gegenwart und der nahen Zukunft. Sie halten Schätze für uns bereit und je früher wir die richtigen Dinge machen, desto reicher werden wir beschenkt.
Wenn ich in den späten Neunzigern geboren worden wäre, dann wäre dies alles nun selbstverständlich für mich. Ich würde die Möglichkeiten weniger wertschätzen. Zumindest beobachte ich dies bei dieser Generation der digital natives. Sie haben die Digitalität quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Doch wie heißt es in einem berühmten Song von Janet Jackson so schön: »You don't know what you got til it's gone!«
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