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Mit der Sesshaftwerdung der Menschen ging die Entstehung der Landwirtschaft einher. Die sesshaften Menschen mussten nicht mehr die Landschaft auf der Suche nach essbaren Früchten durchstreifen, sondern bauten sie selbst an. Um sich die Arbeit zu erleichtern, schufen die Menschen Hilfsmittel, die im Laufe der Zeit immer komplexer wurden. Dies war der Beginn der Landtechnik.
Vor ungefähr 12 000 Jahren begannen Menschen in einem Teil Südwestasiens ("Fruchtbarer Halbmond") damit, ihre halbnomadische Lebensweise aufzugeben, Häuser zu bauen und den Boden zu bearbeiten. Diese sesshafte Lebensweise brachte gewisse Vorteile, aber auch Nachteile mit sich, wie etwa die zunehmende Ungleichheit unter den Mitgliedern des Klans oder der Dorfgemeinschaft. Außerdem war die Arbeit anstrengend. Der biblische Spruch "Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen" bringt die neue Situation auf den Punkt. Aber Ackerbau und Viehzucht scheinen genügend Ertrag erbracht zu haben, um sich - in geschichtlichen Maßstäben gemessen - rasant auszubreiten. Im siebten Jahrtausend v. Chr. überschritt die landwirtschaftliche Kultur von Kleinasien ausgehend den Bosporus und begann, sich auf dem europäischen Kontinent auszubreiten. Etwa 1000 Jahre später erreichte sie das Gebiet, das später von den Römern als Germanien bezeichnet werden sollte, und um ungefähr 4000 v. Chr. begann man im Gebiet des heutigen Dänemarks, in Südschweden sowie im heutigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mit dem Landbau.
Die Verbesserung der Ausrüstung und der Methoden, mit denen die Landwirtschaft betrieben wurde, schritt nicht in allen Gebieten gleich schnell voran. Vor allem im römisch-hellenistischen Kulturraum, der Nordafrika, West- und Südeuropa sowie den östlichen Mittelmeerraum umfasste, arbeitete die menschliche Erfindungskraft daran, die schwere Arbeit zu vereinfachen. Es gab mehrere antike Schriftsteller, die sich mit der Landwirtschaft befassten. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 oder 24-79 n. Chr.) beschrieb zum Beispiel in seinem Werk "Naturalis historia" ("Naturgeschichte") einen Erntewagen, den er selbst im Einsatz gesehen hatte. Auf den großen Ländereien in Gallien, so berichtete er, stattete man einen großen, auf zwei Rädern fahrenden Rahmen auf einer Seite mit einer Art Messerkamm aus. Das von ihm als "Vallus" bezeichnete Gefährt wurde von einem Arbeitstier durch das Getreidefeld geschoben, wobei von den Zähnen des Messerkamms die Ähren abgeschnitten oder abgerissen wurden und in den Rahmen fielen.
Darüber, wie die Landwirtschaft außerhalb dieses Kulturraums betrieben wurde, beispielsweise bei den Germanen, weiß man nicht viel. Lange Zeit war man auf die Darstellung der römischen Gelehrten angewiesen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (circa 58-120) berichtet beispielsweise über die Germanen: "Das Saatland wechselt man alljährlich, und es bleiben Äcker übrig. Denn sie wetteifern nicht mit der Fruchtbarkeit und dem weiten Umfang ihres Bodens durch Müh' und Arbeit, um Obstpflanzungen anzulegen, Wiesen abzugrenzen und Gärten zu wässern: nur Getreide wird der Erde abverlangt."1 Als Nahrung sollen vor allem Feldobst, frisches Wildfleisch oder geronnene Milch gedient haben.
Die Sorge für Haus, Hausleben und Feld soll laut Tacitus den Frauen, Greisen und den Schwächsten der Hausgenossen überlassen worden sein. Die Männer gingen dagegen auf Kriegs- und Beutezug, jagten oder frönten dem Nichtstun. Die Germanen scheinen vor allem für den Eigengebrauch produziert zu haben, ganz im Gegensatz zu den Römern und anderen fortschrittlichen Kulturen, wo die landwirtschaftlichen Höfe und Güter Überschüsse erzeugten, um Städte zu versorgen, Abgaben zu zahlen und einen Handel mit Lebensmitteln zu ermöglichen.
Seit dem Aufkommen der Archäologie ist man nicht mehr auf die antiken literarischen Zeugnisse über das Leben der Germanen angewiesen, sondern kann Rückschlüsse anhand von Ausgrabungen gewinnen. Diesen Erkenntnissen gemäß war das Rind das wichtigste Haustier. Es diente als Zugtier, lieferte Milch und war wichtigster Fleischlieferant. Die Menschen und ihre Haustiere, zu denen auch Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und verschiedene Arten von Geflügel gehörten, lebten eng zusammen - ein Zustand, der mehr oder weniger bis in die jüngere Zeit andauerte.
Die wichtigste Getreidesorte war bei den Germanen die Gerste. Andere Getreidearten, wie Hafer, Roggen und Hirse, waren aber ebenfalls bekannt. Weitere Feldfrüchte waren Bohnen, wahrscheinlich auch Erbsen, Flachs und Hanf. Gartenbau wurde vermutlich ebenfalls betrieben. Im Großen und Ganzen hatten die jeweiligen regionalen Bedingungen einen Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktionsweise.
Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Gerätschaften gehörte der Pflug, der jedoch vor allem in der Form eines Ritzpflugs verbreitet war. Das heißt, das Gerät ritzte den Boden lediglich auf, wenn es über den Acker gezogen wurde. Vermutlich wurde der Acker kreuzweise bearbeitet, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Gemäß Plinius dem Älteren hatten die Gallier in der Provinz Rätien, zu der ein Teil des heutigen Südwestdeutschlands gehörte, "vor nicht langer Zeit" einen Pflug erfunden, der auf zwei Rädern lief und die Scholle beim Pflügen zur Seite warf. Diese modernere Pflugart war effektiver und erleichterte die Arbeit. Bei den Germanen scheint er jedoch zu dieser Zeit noch keine Verbreitung gefunden zu haben.
Ein weiteres Ackergerät war wahrscheinlich die Egge in einer einfachen Form. Als Erntegeräte wurden von den Germanen Sicheln und Sensen benutzt. Gabeln, Spaten, Hacken und Harken waren weitere Werkzeuge, die in der Landwirtschaft Verwendung fanden.
Eine Zeitenwende in mehrfacher Hinsicht war der Übergang der Spätantike in eine Periode, die später als "Mittelalter" bezeichnet wurde. Damit einher gingen der Zerfall des Weströmischen Reiches, die Völkerwanderung, in deren Folge sich germanische Stämme bis nach Nordafrika ausbreiteten, die Krönung Karls des Großen zum neuen römischen Kaiser im Jahr 800, und der Verlust vieler antiker Errungenschaften. Städte, Straßen und Handel verfielen. In der Landwirtschaft hatte man für Erfindungen wie den Vallus keine Verwendung mehr.
Aber Europa erholte sich von den Auswirkungen der Völkerwanderung und des Zusammenbruchs der antiken römischen Kultur und begann einen langsamen Wiederaufstieg. Ein Zeugnis für den Aufschwung ist das Bevölkerungswachstum. Von 800 bis 1150 nahm die Bevölkerungsdichte im deutschsprachigen Teil des fränkischen und später des Heiligen Römischen Reiches von etwa 4,5 bis 5 Millionen Personen auf 12 bis 15 Millionen zu. Ermöglicht wurde dieses Wachstum sowohl durch eine Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche als auch durch eine Produktivitätssteigerung.
Unter anderem ging man von der Urwechselwirtschaft, bei der eine Fläche mehrere Jahre lang für den Ackerbau genutzt und anschließend der Verwilderung überlassen wurde, zur Dreifelderwirtschaft und anderen Fruchtfolgen über. Die Dreifelderwirtschaft war wahrscheinlich im Rheinland schon zur Römerzeit bekannt gewesen. Sie ermöglichte eine intensivere Landnutzung, indem man ein Feld jedes dritte Jahr als Brache liegen ließ und die anderen Jahre für wechselnde Früchte verwendete. Es gab jedoch auch andere Nutzungsmethoden, wie zum Beispiel die Feldgraswirtschaft, bei der das Stück Land abwechselnd als Acker und als Weide genutzt wurde, sowie...
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