Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Als Annett Möller 2008 das Angebot erhält, eine der erfolgreichsten Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen zu moderieren, ergreift sie die Chance. Womit sie gar nicht rechnet: Trotz ihrer langjährigen Erfahrung überfallen sie plötzlich Angst- und Panikattacken vor laufender Kamera. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen, überspielt die Angst und quält sich durch die immer häufiger auftretenden Panikschübe - jahrelang unbemerkt von ihrem Umfeld. Sie sucht nach professioneller Hilfe und beginnt zusätzlich sich selbst zu helfen, um endlich aus der quälenden Angst-Spirale heraus zu finden. Am Ende gelingt es ihr die inneren Dämonen zu enttarnen und zu erkennen, welche Botschaften und neue Perspektiven die Angst für sie bereithält. In ihrem Buch beschreibt Annett Möller ihren persönlichen Weg aus dem Angstkreislauf. Unterstützt von Experten, stellt sie verschiedene Therapiemöglichkeiten vor und erklärt dazu wirkungsvolle Selbsthilfetechniken. Sie ermutigt ihre Leserschaft sich ihrer Angst zu stellen und sie sogar als Chance zu begreifen.
Schon in der Schule liebte ich es, vor der Klasse unterhaltsame Vorträge zu halten. Ich war neugierig auf andere Menschen, hatte Interesse an ihren Geschichten, stellte viele Fragen. Schon damals träumte ich davon, die Gastgeberin einer lebendigen Abendshow im TV zu sein.
Gab es irgendwo auch nur die unscheinbarste Gelegenheit, eine Bühne zu betreten: Ich war da! .
Von meinem Umfeld bekam ich nicht sonderlich viel Bestätigung oder Unterstützung. Ich war ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen mit überdimensionierten Träumen. Flausen im Kopf, wie man das nannte. Meine Familie hatte keine Beziehungen irgendwohin und mit Fernsehen schon gar nichts am Hut. Meine alleinerziehende Mutter rackerte sich ab, um meinen Bruder und mich über Wasser zu halten, und versuchte, uns so gut sie konnte unsere Wünsche zu erfüllen, aber das Geld war immer knapp.
Also begann ich schon mit zwölf Jahren, an den Wochenenden zu arbeiten. Vom Toiletten- und Fensterputzen im Bürokomplex übers BH-Verkaufen auf dem Wochenmarkt bis hin zum Zeitungaustragen: Es war alles dabei. Meine Ferien verbrachte ich auf einem Recyclinghof, wo ich an einem Fließband tote Katzen und volle Babywindeln händisch vom Altpapier trennte. Ein paar Jahre später, etwa mit siebzehn, kam ein Nebenjob hinzu, den ich weit aufregender fand: Ich begann kleine Straßenfeste und Events zu moderieren. Und wenn es nur eine Tombola war. Gab es irgendwo auch nur die unscheinbarste Gelegenheit, eine Bühne zu betreten: Ich war da!
Die Schule lief so nebenbei - sobald ich mein Abi mit neunzehn in der Tasche haben würde, wäre ich weg aus meiner beschaulichen Ostseeheimat! Mir war klar, dass ich mit meinem Traum vom Fernsehen in Wismar nicht weit kommen würde. Trotzdem schrieb ich mich nach dem Abschluss in meiner ostdeutschen Kleinstadt für ein BWL-Studium ein. Wohl eine Art Übersprungshandlung. Mein Ziel war in Wirklichkeit Hamburg. Die Medienstadt war nur etwa anderthalb bis zwei Stunden mit dem Auto entfernt und erschien mir perfekt für meinen Karrierestart. Die Frage war nur: Wie könnte ich dort möglichst schnell landen? Die Gelegenheit sollte sich bald ergeben.
Ich war schon ein paar Jahre zuvor in meiner Stammdisco gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, meine unermüdliche Tanzlaune professionell zu nutzen und das Discopublikum in Partystimmung zu bringen. Ich war immer die Erste und Letzte auf der Tanzfläche. Ich liebte es, tanzte manchmal stundenlang durch, wenn die Musik für mich passte. Das Angebot, dafür bezahlt zu werden, war geradezu genial. Von da an tanzte ich also auf Boxen, Bühnen und Podesten und verdiente mit dem, was mir Spaß machte, gutes Geld neben der Schule. Ich wuchs da einfach so rein und konnte obendrein mein handwerkliches Talent an der Nähmaschine meiner Mutter ausleben: Oft saß ich tage- und nächtelang, schneiderte, nähte, klebte, bastelte mir aufwendige Showkostüme für meine Auftritte.
Eines Abends, kurz nach meinem Schulabschluss, sprach mich eine junge Frau in meiner Disco an: Ob ich nicht auch in Hamburger Clubs tanzen wolle? Ich sagte sofort zu.
Hätte ich schon damals gewusst, dass ich eines Tages als Moderatorin in den Nachrichten landen würde: Ich hätte es trotzdem getan. Ich mochte es. Und stand dazu. Auch wenn mich dieser Nebenjob später jahrelang verfolgen sollte.
Zunächst brachte er mich aber in meine Traumstadt. Mein BWL-Studium lief nur noch nebenher, wenn ich in meiner alten Heimat war, und irgendwann ließ ich es ganz sein.
Stattdessen landete ich nach einer Disconacht in Hamburg beim Casting für eine Band, die eine große Blondine suchte: Fun Factory - Next Generation. Die Band Fun Factory hatte ein paar Jahre zuvor, Mitte der Neunziger, mehrere Chartplatzierungen gehabt und war mit ihrem Euro-Dance-Pop ziemlich erfolgreich gewesen. Nach ihrer Auflösung 1997 wollte der Produzent nun ein Jahr später noch die eine oder andere Mark machen und suchte eine neue Besetzung. Drei neue Sänger und Rapper waren bereits am Start, ich sollte die große singende Blondine werden. Und Gott, war ich groß: Immer Plateauschuhe an, die damals heftig hoch waren, kam ich auf gut 1,90 Meter - mit langen blondierten Haaren fast bis zum Hintern. Meinen ersten Auftritt mit der Band in einem hautengen, knielangen schwarzen Pannesamtkleid werde ich nie vergessen. Wie aufgeregt ich war! Aber ich hatte keine Angst, im Gegenteil, es war ein großartiger Nervenkitzel und ich genoss ihn. Auf einer kleinen Bühne mit wenigen Hundert Zuschauer*innen ging es los, aber das sollte sich bald ändern. Irgendwann reisten wir durch die Welt. Waren mehrfach in Japan, wo unser Album in den Charts landete, und tourten durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa. Gut vier Jahre ging das so. Ein Highlight war ein Auftritt auf einem Festival in Arad, Rumänien, vor 40 000 Zuschauer*innen. Sie konnten unsere Texte mitsingen und feierten uns wie wild. Es war beeindruckend und ein wahnsinnig tolles Gefühl, da oben auf der Bühne zu stehen. Nach der Show wurden wir von Soldat*innen vom Gelände eskortiert, sonst hätten uns die Fans überrannt.
Der einzige Haken an der Sache für mich: Ich durfte nur bei den Liveshows singen. Die Studioaufnahmen kamen von der späteren Ehefrau des Produzenten. Sollte unser Projekt ein Erfolg werden, wäre ich durch sie ersetzt worden. Davon sollte natürlich niemand etwas erfahren, und ich musste so tun, als wäre ich es, die auf dem Album gesungen hätte. Auch wenn ich trotzdem mein Ding machte: Es nagte an mir. Ich hasste es, das Publikum und unsere Interviewpartner*innen anlügen zu müssen. Und dennoch war es eine fantastische Zeit, in der wir als Band die Welt kennenlernten und wie Stars gehypt wurden. Und für mich war es die Chance, Publikumserfahrung zu sammeln für mein späteres Ziel, Moderatorin zu werden.
Aber wie sollte ich von der Euro-Dance-Band zum Fernsehen kommen? Noch lag die Fernsehkarriere in weiter Ferne. Es war ein Promotionjob, der mich ihr näher brachte:
Ausgestattet mit einem Hut, der aussah wie eine gigantische Sushirolle, und einem übergroßen Mantel aus Kuhfellimitat war ich zusammen mit einer Freundin als Promoterin bei einem Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum im Einsatz. Wir sollten auf ein neues Restaurant aufmerksam machen. Ich nutzte die Gelegenheit direkt für mich und sprach ein Kamerateam vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen an: "Ich will Moderatorin werden, was muss ich tun?" Sie schickten mich zu einem Team vom Privatfernsehen, das auch mit vor Ort war. Die Kolleg*innen waren glücklicherweise offen für meine Frage und luden mich ein, mich hier an Ort und Stelle vor laufender Kamera vorzustellen.
Und tatsächlich folgten nicht viel später ein Casting und ein Praktikum beim privaten Regionalfernsehen. Aber der Moderationsjob: Fehlanzeige. Der war noch nicht drin. Der damalige Geschäftsführer und Programmleiter sagte augenzwinkernd, ich hätte Talent, aber ich müsse, so wörtlich, "noch auf die Weide". Eine Formulierung, die ich nie vergessen habe. Diese Feststellung hatte zum Glück nichts mit dem Kuhmantel zu tun, den ich im Bewerbungsvideo getragen hatte. Der Mann meinte ganz einfach, ich müsse noch viel üben, das Handwerk erst mal lernen. Es blieb nicht sein letzter wichtiger Hinweis. Später wurde er für mich zu einem Mentor, den ich immer um Rat fragen konnte und dem ich mich noch heute verbunden fühle.
Also ab auf die Weide mit mir! In diesem Fall war das eine renommierte private Schauspielschule. Hals über Kopf bewarb ich mich kurz vor den letzten Terminen für ein Vorsprechen und bekam prompt einen der begehrten Ausbildungsplätze. Während des Studiums tanzte ich wieder nebenbei, trat mit der Band auf, kellnerte und arbeitete als Promoterin, um mir die Ausbildung zu finanzieren. Ich hatte gut zu tun.
Nicht nur deshalb waren die insgesamt drei Jahre Ausbildung hart. Ich musste viel einstecken, denn hier wurde niemand geschont. Im Gegenteil: Die Kritik der Schauspiellehrkräfte war unerbittlich, manchmal niederschmetternd. Es ging darum, die Schale unserer Persönlichkeit zu knacken, Eitelkeiten und Oberflächlichkeiten abzusprengen, um auf unseren wahren Kern zu stoßen. Erst dann würden wir authentisch sein und die jeweilige Rolle wahrhaftig erfühlen und ausfüllen können, um überzeugend zu spielen. Auch meine Sprechstimme veränderte sich durch diese Arbeit. War sie früher oft hoch und piepsig - das war immer wieder ein Kritikpunkt -, klang sie später voll, entspannt und warm, auch unter Anspannung.
Bei all den wertvollen Lernerfahrungen war es auch eine tränenreiche Zeit. Aus so manch tiefem Loch, in das ich in dieser Zeit fiel, musste ich mich sehr mühsam wieder herausarbeiten - ich fühlte mich schutzlos, extrem verletzbar, und doch setzte ich meine lädierten Einzelteile immer wieder neu zusammen. Und lernte viel über mich.
Die Schauspielausbildung ermöglichte es mir, viel mehr in meine Mitte zu kommen, als ich es je zuvor gewesen war. Ich lernte, sensibler auf das, was um mich herum passierte, zu schauen und auch im Umgang mit mir selbst aufmerksamer zu sein und meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen. All das tat mir gut und bestärkte mich, weiter voranzugehen und mich nicht von meinem Weg abbringen zu lassen. Denn ich wusste nun mehr denn je, was ich wollte und wohin.
Heute denke ich, dass dies vielleicht die beste Vorbereitung auf das war, was eines Tages gefragt sein sollte: mit Druck, harscher Kritik und Selbstzweifeln umgehen, sodass es mich nicht komplett umhaut.
Denn, machen...
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