Schweitzer Fachinformationen
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Zur Einführung in die Zusammenhänge sowie für das Verständnis der späteren Erörterungen war eine Darstellung der Entwicklung der Schlieker-Gruppe und der Ereignisse bis zur Konkurseröffnung unbedingt notwendig; sie wurde daher an den Anfang der Untersuchungen gestellt.
Willy Hermann Schlieker wurde am 28. Januar 1914 in Hamburg-Altona geboren. Sein Vater, der als junger Schmied aus der Uckermark nach Hamburg gezogen war, arbeitete auf der Werft von Blohm & Voss.
Nach vier Jahren Grundschule besuchte der begabte Schüler die Lichtwarkschule, ein Hamburger Gymnasium. Sein besonderes Interesse galt der Kunst, und weit über den Schulunterricht hinaus beschäftigte er sich intensiv mit Kunstgeschichte. Nachdem sein Vater arbeitslos geworden war, wurde Willy H. Schlieker im Jahre 1930 nach Abschluss der mittleren Reife von der Schule genommen, wodurch sich die Hoffnung auf ein Studium der Kunstgeschichte zerschlug.
Es folgten sechs Monate Landarbeit. 1931 kehrte Schlieker nach Hamburg zurück und absolvierte eine kaufmännische Lehre in einer Hamburger Außenhandelsfirma. Im Jahre 1933, als Jungkaufmann, wurde Willy Schlieker arbeitslos. Ein Freund besorgte ihm einen Schreiberposten bei einer SS-Einheit. Er verlor seine Stellung wieder, erhielt aber anschließend für kurze Zeit eine Beschäftigung beim sogenannten Obersten Parteigericht der NSDAP in München. Als auch hier für ihn keine Arbeitsmöglichkeit mehr bestand, übernahm er eine Tätigkeit als Verkäufer für deutsche und später auch für englische Firmen in Port-au-Prince, der Hauptstadt von Haiti.
1938 kehrte Schlieker nach Deutschland zurück. Mit 24 Jahren wurde er Leiter der Exportabteilung bei der Dortmunder Stahlbaufirma August Klönne. Es folgte die Eheschließung mit der Schwester eines leitenden Angestellten der Firma Krupp.
Inzwischen war der Krieg ausgebrochen und der Export weitgehend stillgelegt. Im Jahre 1940 kam Schlieker als Führungskraft in die Exportabteilung der Vereinigten Stahlwerke, Düsseldorf, damals des größten Montankonzerns in Europa.
Im Sommer 1942 wurde er von Generaldirektor Dinkelbach als Verbindungsmann Diru Industrie zur Regierung nach Berlin delegiert. Dort übernahm er bald die Leitung der Gruppe Eisen und Stahl im Rüstungslieferungsamt. Damit war er für die Steuerung und Verteilung der gesamten Stahlerzeugung im Reich und den besetzten Gebieten verantwortlich. Durch diese Tätigkeit bekam Schlieker umfassende Einblicke und eine genaue Kenntnis der deutschen Eisen- und Stahlindustrie. Als Mitglied des Amtes Speer trat Schlieker dann auch 1942 als 8 759 242. Mitglied in die NSDAP ein.
Noch kurz vor dem Zusammenbruch wurde er Vorstandsmitglied des Flick-Konzerns.
In der Nacht zum 22. April 1945 verließ Schlieker Berlin. Unterwegs wurde er bei einem Autounfall schwer verletzt. Bei Freunden auf einem Gut in der Mark Brandenburg erlebte er den Einmarsch der Russen. Im Mai 1945 kehrte Willy Schlieker nach Berlin zurück und verhandelte mit den Russen über die Werke und Anlagen des Flick-Konzerns in der sowjetisch besetzten Zone.
Als Berlin in Sektoren aufgeteilt wurde, blieb Schlieker im westlichen Teil der Stadt. Es folgten Verhöre durch die westlichen Besatzungsmächte. 1946 flogen ihn die Engländer ins Ruhrgebiet, um ihn aufgrund seiner Erfahrungen aus dem Rüstungsministerium bei der Produktionsplanung und Dienststellenorganisation des Verwaltungsamtes für die Eisen- und Stahlindustrie in Düsseldorf einzusetzen.
Anfang 1947 wurde Schlieker in ein Entnazifizierungsverfahren verwickelt und von einer deutschen Spruchkammer in "Gruppe III", d. h. als "minderbelastet" eingestuft. Nach der britischen Besatzungsverordnung mussten ihn die Engländer daraufhin entlassen. Erst im Februar 1948 erfolgte nach einer Wiederaufnahme des Entnazifizierungsverfahrens eine Entlastung. Inzwischen begann Schlieker eine zweijährige Tätigkeit als Industrieberater und Handelsvertreter.
Im Jahre 1948, noch vor der Währungsreform, kaufte Schlieker den Firmenmantel der nach dem Westen verlagerten alten schlesischen Eisengroßhandlung "Otto R. Krause" von der Witwe Krause für 35.000 DM auf Raten. Im Februar 1948 richtete er sich Wohnung und Firmensitz in der Breiten Straße, im wirtschaftlichen Zentrum Düsseldorfs ein.
Am 4. Dezember 1948 heiratete Willy H. Schlieker in zweiter Ehe Frau Marga, geborene Diepenbruck, die ihn beim Erwerb der Eisengroßhandlung unterstützte,
Schrottexporte brachten den ersten Umsatz der Firma. Vom Sommer 1949 bis zum Frühjahr 1950 machte Schlieker durch die Vermittlung der späteren Opal-Strumpfhersteller Margaritoff und Schaffer gewinnbringende Kompensationsgeschäfte; und zwar wurden im Rahmen des von den Alliierten gebilligten Interzonabkommens Damenstrümpfe aus der Ostzone gegen Eisen und Stahl aus der Westzone getauscht. Der Umsatz betrug insgesamt etwa 70 Mio. DM. Im März 1950 sperrte dann ein westliches Embargo alle Warenlieferungen hinter den "eisernen Vorhang". Willy H. Schlieker hatte bei den Tauschgeschäften etwa 6 Mio. DM Gewinn erzielt. Das war die Grundlage für den Aufbau einer Industrie-Gruppe, die im Jahre vor ihrem Zusammenbruch einen Umsatz von rund 800 Mio. DM erzielte.
Seit dem 17 November 1952 bestand zwischen den Eheleuten Marga und Willy H. Schlieker der Güterstand der Gütertrennung. Im November 1955 adoptierte Willy Schlieker seine Neffen Gero und Hartmut.
Im Jahre 1959 verlegte Schlieker seinen Wohnsitz von Düsseldorf nach Hamburg, wo er zum Zeitpunkt der Konkurseröffnung mit seiner Familie eine Villa in Großflottbek, Elbchaussee 274, bewohnte.
Ihren Ausgang nahm die Entwicklung des Schlieker-Konzerns mit dem Erwerb der Eisenhandelsfirma "Otto R. Krause" durch Willy H. Schlieker noch vor der Währungsreform. Diese Firma war in der Eisenbranche bestens eingeführt und verfügte vor dem Krieg über weltweite Geschäftsbeziehungen.
Laut Gesellschaftsvertrag vom 29. Juli 1949 gründete Willy H. Schlieker zusammen mit seiner Ehefrau aus der mit 3.500 DM ausgestatteten Einzelfirma "Otto R. Krause" die
Otto R. Krause Eisengroßhaus GmbH, Düsseldorf,
mit einem Stammkapital von 250.000,- DM.
Quellen zu Kapitel 00:5
Die Firma entwickelte sich im Laufe von 10 Jahren zu einem der führenden deutschen Eisengroßhandelsunternehmen. Am 20. September 1961 wurde die Firma Otto R Krause Eisengroßhaus GmbH in
Schlieker Eisenhandel GmbH, Düsseldorf,
umbenannt.
Nach den gewinnbringenden Kompensationsgeschäften mit der Ostzone in den Jahren 1949/1950 bot sich mit dem Ausbruch des Korea-Krieges im Herbst 1950 eine gute Geschäftsmöglichkeit durch die Stahlknappheit und die damit verbundenen hohen Preise in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zur gleichen Zeit konnten in Deutschland wegen der Zwangsexporte von Kohle an die alliierten Siegermächte vorhandene Eisenerze nicht verhüttet werden. In dieser Situation kam Willy H. Schlieker auf die Idee, mit Erlaubnis der Bundesregierung amerikanische Koks-Kohle zu importieren und an die deutschen Hüttenwerke zu leiten, die damit Eisen und Stahl erzeugen konnten. Schlieker war es nun gestattet, zwei Drittel des gewonnenen Stahls in die USA zu exportieren, wo er hohe Erlöse erzielte. Das restliche Drittel blieb in der Bundesrepublik Deutschland, wo dieser zusätzlich zur Verfügung stehende Stahl ein wertvolles Ausgangsmaterial für den Wiederaufbau der Industrie bildete.
Im Laufe von Jahren importierte Schlieker über zwei Millionen Tonnen amerikanische Kokskohle und lieferte fast eine Million Tonnen Stahl zurück in die USA. Mit den dabei erzielten Gewinnen von insgesamt etwa 20 bis 25 Mio. DM konnte Schlieker an eine Ausdehnung seiner Unternehmertätigkeit denken.
Durch den Gesellschaftsvertrag vom 27. Mai 1951 wurde die
Handels- und Industrie-Anlagen-Gesellschaft mbH, Düsseldorf
mit einem Stammkapital von 100.000,- DM gegründet.
Das Kapital dieser Gesellschaft wurde teils durch Sacheinlagen, teils durch Barzahlung der Gesellschafter aufgebracht.
Zu den Sacheinlagen gehörten die Beteiligungen der Eheleute Schlieker an der Firma Otto R. Krause Eisengroßhaus GmbH, die somit von der Handels- und Industrie-Anlagen-GmbH gehalten wurden.
Am 17. Dezember 1951 wurde die Firma durch satzungsändernden Beschluss umbenannt in
Willy H. Schlieker GmbH,...
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