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Der unvergleichliche Turn der alten Landrassen
Doch was ist das Spezielle an diesen alten Landrassen? Ganz einfach: Der Turn, das Aroma und der Geschmack sind wirklich etwas Besonderes. Jeder, der einmal Molokai Frost oder Columbian Gold geraucht hat, wird gemerkt haben, dass dieser Turn unvergleichbar mit den heutigen Sativa-Strains ist. Das oftmals extrem psychedelische Up-High und der fruchtig-zitronige Geschmack machen das Rauchen zu einem echten Erlebnis. Es gibt sogar einige Grower, die ausschließlich Sativa-Landrassen anbauen und nichts anderes in ihren Grow-Räumen haben wollen; sie nehmen eine sehr lange und schwierige Blütephase auf sich, um am Ende mit einer ganz besonderen Qualität belohnt zu werden. Im Folgenden geht es mir um die Geschichte und die Herkunft dieser besonderen Cannabis-Unterart.
Eine Columbian Gold im Indoor-Anbau mit sehr lockeren Blüten.
Landrassen: Definition
Bevor wir aber auf den Ursprung der Sativa eingehen, müssen wir erst einmal klären, was man unter Landrassen überhaupt versteht und welche Sorten man als solche bezeichnen kann. Laut Definition versteht man unter Landrassen «Pflanzen, die sich ohne systematische Züchtung des Menschen, seit Generationen und in einem bestimmten Gebiet an das hiesige Klima und die Umweltbedingungen angepasst haben». Aber ab wann zählt eine bestimmte Genetik zu den ursprünglichen und natürlichen Sorten einer Region? US-amerikanische Landrassen zum Beispiel existieren erst seit 30 bis 40 Jahren, wogegen mexikanische Genetiken ihren Ursprung auch in Mexiko haben. Bei diesem Thema gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Ich persönlich meine, dass Pflanzen, die sich seit zehn oder mehr Jahren an eine bestimmte Region gewöhnt haben, auch als Landrasse bezeichnet werden können. Voraussetzung dafür ist, dass der Mensch keinen Einfluss auf die Selektion der Pflanzen hat; die Pflanzen müssen sich unter natürlichen Bedingungen und von Generation zu Generation durch Inzucht vermehren, ohne dass der Mensch in irgendeiner Form eingreift.
Langgezogene Blüten bei einer Thai-Sativa.
THC- und CBD-Gehalt bei Sativas
Zu den Ländern, aus denen bekannte Sativa-Landrassen kommen, zählen Kolumbien, Panama, Mexiko, Nigeria, der Kongo, Indien oder Thailand. Die Blütezeit der meist reinen Sativas liegt in der Regel zwischen 90 und 120 Tagen, je nachdem, aus welchem Gebiet die Pflanze stammt. Äquatoriale Sativas sind etwas potenter und besitzen einen hohen THC- und einen eher niedrigen CBD-Gehalt. Mit zunehmender Entfernung vom Äquator steigt der CBD-Gehalt, und die THC-Konzentration in den Blüten nimmt leicht ab. Pflanzen aus Thailand, Afrika oder Hawaii sind zudem etwas heikel und neigen in einigen Fällen schnell zur Zwitterbildung. Das hat einerseits mit den extremen Wetterbedingungen in den entsprechenden Anbauländern zu tun, andererseits sind sie sehr empfindlich auf schnelle Änderungen der Photoperiode.
Will man reine Sativa-Landrassen erfolgreich unter künstlichen Bedingungen anbauen, so sollte man einige Punkte beachten: Sorten, die nicht unter künstlichem Licht selektiert wurden, werden auch nicht immer einen überzeugenden Ertrag und eine gute Performance liefern. Wilde Landrassen haben nur sehr wenig Potenzial für einen reinen Indoor-Grow. Die Bedingungen, an welche die Pflanzen in ihren Ursprungsländern gewöhnt sind, kann man keinesfalls mit denen des Indoor-Bereichs vergleichen. Vor allem die kürzere Wachstumsphase macht einen recht großen Unterschied aus.
Überraschend dichte Blütenstände bei einer Brasil-Landrasse.
Ich lese auch oft von Growern, die sich von ihrem reinen Landrassen-Grow mehr erhofft haben und mit der Leistung der Pflanzen nicht ganz zufrieden sind. Man darf selektierte Landrassen nicht mit F1-Hybriden vergleichen. Hybriden besitzen in ihrer ersten Generation ein sehr vitales und kräftiges Wachstum, bringen einen hohen Ertrag und in der Regel eine bessere Leistung als beide Elternpflanzen für sich allein.
Heterosis-Effekt Bastard-Effekt
Man nennt diese Leistungssteigerung in bestimmten Generationen auch Heterosis- oder Bastard-Effekt. Das heisst aber nicht, dass F1-Hybriden einen besonders guten Genpool haben, im Gegenteil. Oft überdeckt der Heterosis-Effekt ungünstige Eigenschaften der Pflanzen - für einen Breeder denkbar ungeeignet, da bei neuen Kreuzungen auch die schlechten Eigenschaften mit vererbt werden, obwohl man diese negativen Merkmale in der F1-Generation gar nicht gesehen hat.
Sativas haben im Gegensatz zu Indicas einen deutlich höheren Stickstoffbedarf, was auf die längere Vegetationsphase und ein entsprechend schnelleres Wachstum zurückzuführen ist. Bis in die vierte oder fünfte Blütewoche hinein können reine Sativas an Höhe dazugewinnen, erst dann beginnt die eigentliche Bildung der Blüten. Das schnelle Wachstum kann man durch die Wahl kleinerer Töpfe etwas bremsen. Haben die Wurzeln viel Platz, kann das zusätzlich die Blütezeit verlängern, ja sogar die Lockerheit bzw. die Bildung von sehr luftigen Buds forcieren. Ich empfehle, bei einem reinen Sativa-Grow eher kleinere Töpfe zu verwenden. Optimal sind 6,5-8 Liter Topfvolumen. Auf diese Weise kann man die Nodienabstände verkürzen, damit die Pflanzen etwas dichtere Buds produzieren und ihr Erscheinungsbild etwas kompakter wird. Man muss wissen, dass die meisten Landrassen in ihren Heimatländern sehr oft auf steinigen und nährstoffarmen Böden wachsen; auch der pH-Wert liegt mit 7-8 deutlich über dem Optimum.
Die gleiche Brasil-Landrasse wie oben zu Beginn der Blüte.
Die Temperatur sollte man ebenfalls im Auge behalten. Bei über 30 Grad wird das Wachstum nochmals angeregt und der Stoffwechsel beschleunigt; man kennt dieses Phänomen auch von vielen Haze-Kreuzungen, die darauf ähnlich schnell reagieren und völlig überraschend mit der Ausbildung neuer und frischer Triebe beginnen, obwohl die Pflanzen schon viele Blüten gebildet haben und sich mitten in der Blütephase befinden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Nährstoffdosierung. Die richtige Menge Dünger zu finden ist bei Sativa-Pflanzen nicht immer einfach. Aufgrund ihrer langen Wachstumsphase benötigen sie über einen längeren Zeitraum mehr und häufiger Stickstoff. Allerdings kann es bei zu viel Wachstumsdünger auch schnell zu extrem großen Nodienabständen kommen. Das Längenwachstum beschleunigt sich, und die Blütenproduktion zieht sich in die Länge. Auch die Reife wird sich unkontrollierbar hinauszögern. Auf Blütedünger, sprich mehr Kalium und Phosphor, sollte man erst umstellen, wenn die Griffelproduktion richtig in Gang gekommen ist. Bis dahin würde ich weiter mit einem Dünger für die Wachstumsphase arbeiten. Achtet man ein wenig auf diese Punkte, steht einem interessanten Sativa-Grow nichts mehr im Weg.
Eine weitere Brasil-Pflanze in der Mitte der Blütezeit.
In den 70er Jahren kam sehr viel schlechtes Gras von Mexiko in die USA. Erst in den 80er Jahren stieg die Qualität um ein Vielfaches an. Sativas oder Mostly Sativas mit Namen wie Acapulco Gold, Oaxacan oder Chiapas überfluteten den amerikanischen Markt. Doch mit der Zeit machten sich immer mehr indische Gene im Cannabis bemerkbar. Der Turn wurde immer drückender und lieferte schon lange nicht mehr das altbekannte Up-High der ursprünglichen mexikanischen Sativa-Landrassen.
Mexikanisches Gras kann man grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen. Sorten wie Oaxacan, Lima Gold oder Lemon Gold hatten ein fast hellgrünes Aussehen, der Turn war meist trippig und sehr stark. Aroma und Geschmack waren dagegen eher fruchtig-süßlich. Die Buds wurden oft zu großen Bällen zusammengepresst und in dieser Form in den Handel gebracht. Der zweite Typ Gras war ein braunes, krautiges Weed, das meist aus dem Süden Mexikos kam. Der Turn war drückend und narkotisch, das Aroma intensiv-scharf und sehr würzig.
Beginnende Blüte bei einer Pakistani-Landrasse.
Ursprüngliche mexikanische Sorten wachsen sehr hoch, bilden allerdings nur kleine Seitentriebe aus. Die Blütenstände sind sehr lang und haben ein hohes Blatt-Calyx-Verhältnis. Auffällig ist, dass bei mexikanischen Sorten die Marmorierung der Samen fast völlig fehlt. Doch in den letzten Jahren hat eine unaufhaltbare Hybridisierung eingesetzt. Ursprüngliche Sorten findet man heute so gut wie nicht mehr; ungefähr 95 Prozent des mexikanischen Cannabis stammt aus amerikanischem Saatgut und wird von Kartellen und großen Familien kommerziell angebaut. Die legendären Sativa-Landrassen sind seit langem...
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