Schweitzer Fachinformationen
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Ich bin im Jahr 1959 geboren und in einem Einfamilienhaus in Bagsværd aufgewachsen. Meine Familie würde ich als gehobene Mittelschicht bezeichnen. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater hatte seine eigene Firma. Als gelernter Zimmermann hatte er noch an der Ingenieurschule studiert und dann ein kleines Unternehmen für Abdichtungen von Gebäuden zu einer größeren Firma mit mehr als hundert Mitarbeitern weiterentwickelt.
Ich war das Nesthäkchen, das jüngste von drei Kindern. Mein Bruder Søren ist sieben, meine Schwester Hanne fünf Jahre älter als ich.
Da meine Mutter Hausfrau war, habe ich keine Krippe und auch keinen Kindergarten besucht. Zu Beginn besuchte ich eine Privatschule in Bagsværd, bewegte meine Eltern aber nach vier Jahren dazu, mich auf die städtische Schule zu schicken, wo auch alle meine Freunde aus der Straße waren.
In unserer Umgebung waren viele Mütter Hausfrauen, sodass wir Kinder nicht in Kitas gingen, sondern einfach auf der Straße spielten. Wir spielten Krieg, bemalten die Straße mit Kreide, warfen Bälle gegen die Mauern. Wir waren zehn bis zwölf gleichaltrige Kinder und wir fühlten uns in dieser sicheren Umgebung sehr wohl. Ich erinnere mich jedenfalls mit Freude an diese Zeit.
Ich hatte das Glück, dass mein Vater ein riesiges Indianerlager mit 50 Quadratmetern Fläche in unserem Garten für mich baute. In diesem Garten waren allein 400 Quadratmeter für uns Kinder zum Spielen reserviert. Wir konnten Höhlen graben; ich hatte eine riesige Schaukel und ein Baumhaus. Im Winter bauten wir eine Eisbahn- es war das reinste Idyll.
Jeden Winter trainierte ich montags in der Schule in Bagsværd Leichtathletik. An den Montagabenden spielten meine Eltern Bridge, sodass wir Kinder nach dem Training immer sturmfreie Bude bei uns hatten. Zwanzig, fünfundzwanzig hungrige junge Sportler und ein gut gefüllter Kühlschrank- wenn sie gingen, war er leer.
Als ich in die achte Klasse kam, fingen meine Eltern an, allein ins Sommerhaus zu fahren. Ich hatte diverse Ferienjobs, und nachdem meine Geschwister ausgezogen waren, verbrachte ich sieben Wochen allein zu Hause. Oder besser gesagt: mit meinen Trainingsfreunden. Unser Haus war relativ groß, ich hatte eine kleine Wohnung im Keller für mich allein. Wenn ich mir das alles so vor Augen führe, war ich ein ziemlich privilegierter junger Mensch, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Disziplin oder irgendwelche Widerstände spielten jedenfalls keine große Rolle.
Nach der neunten Klasse hätte ich ins Gymnasium wechseln können, fühlte mich aber noch nicht bereit dazu und machte erst mal die zehnte Klasse, bevor ich mit der Oberstufe begann. Ob das eine richtige Entscheidung war, ist im Nachhinein schwer zu sagen. Tatsache ist, dass ich nach dem ersten Jahr das Gymnasium verließ und kein Abitur machte. Das setzte meinen beruflichen Möglichkeiten einige Grenzen.
Dass ich aufhörte, hatte verschiedene Gründe. Zum einen war ich sehr auf den Sport konzentriert, war auch richtig gut darin, trainierte ernsthaft und wurde mit fünfzehn und siebzehn Jahren dänischer Meister im Hindernislauf. Statt in die Schule ging ich morgens ins Stadion und trainierte fünf oder sechs Stunden wie ein Profi. Ich wollte einfach sehen, wie weit mein Talent reichte. Nun, es reichte jedenfalls nicht für eine Weltkarriere oder irgendetwas, was dem auch nur ähnlich sah.
Lust auf noch mehr Schule hatte ich aber auch nicht. In der Volksschule war mir das Lernen leichtgefallen, ich bekam immer gute Noten, aber das änderte sich mit dem Übergang aufs Gymnasium drastisch. Diese Schwierigkeiten frustrierten mich. Vielleicht war ich verwöhnt und dachte, mir müsste alles in den Schoß fallen. Das tut es nämlich nicht, wie ich später herausfand. Aber ich ertrug es nicht, stundenlang und Tag für Tag dazusitzen und zu lernen. Ich wollte raus, wollte leben und mich in der Natur aufhalten.
Mit zwölf Jahren fing ich an zu fischen, lief ständig mit der Angelrute herum und fand es herrlich. Das Sommerhaus meiner Familie stand in Roneklint bei Præstø, wo ich schnell Gleichaltrige fand, die meine Leidenschaft teilten. Seither habe ich an vielen Orten in Dänemark gefischt, hauptsächlich große Hechte und andere Süßwasserfische, aber auch Meeresforellen, Lachs und Dorsch.
Ein paar Freunde aus dieser Zeit im Sommerhaus sind mir geblieben. Turbo, der eigentlich Henrik Tabur heißt, und Henning Skovly, einen anderen guten Freund, kenne ich jetzt schon fast fünfzig Jahre. Wir haben immer zusammengehalten und pflegen bis heute dieselben Freizeitinteressen.
Insgesamt bin ich ein Mensch, der gerne Freundschaften pflegt. In meinem Freundeskreis war ich eher ein Anführer als ein Mitläufer, und ich war beliebt. Das lag sicher mit daran, dass unser Haus meinen Freunden stets offen stand, aber auch daran, dass sie mir immer so wichtig waren.
Natürlich gab es auch hübsche Mädchen und Diskotheken, aber in dieser Hinsicht bin ich ein bisschen schüchtern- ein Referat in der Schule oder eine Rede auf einem Privatfest waren und sind echte Herausforderungen für mich. Vor einer Fernsehkamera oder meinen Mitarbeitern zu sprechen, damit habe ich keine Probleme. An so etwas gewöhnt man sich.
Obwohl ich nur 13 Kilometer vom Rathausplatz der Hauptstadt entfernt geboren und aufgewachsen bin, war ich als Jugendlicher eigentlich nie in Kopenhagen, um auszugehen. Wir blieben in unserem Städtchen, wo es die Diskothek »Løvens Hule« (Löwengrube) und jede Menge Privatfeste gab. In meinem Sportverein war der Zusammenhalt sehr groß, mit der Folge, dass wir ständig etwas zu feiern hatten.
Viele meiner Mitschüler rauchten Haschisch, aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich es nie probiert habe.
Meinen ersten Schülerjob hatte ich als Dreizehn- und Vierzehnjähriger, und zwar als Tellerwäscher im Lokal Regattapavillonen, einem vornehmen Restaurant am See von Bagsværd. Dann arbeitete ich als Reinigungskraft im Lillemosegaard, einer Einrichtung für psychisch Behinderte, von nachts um zwei bis morgens um sechs. Ich war mir nie zu schade für grobe Arbeiten.
Nachdem ich das Gymnasium geschmissen hatte, bekam ich einen Job in einem Sportgeschäft von Freunden meiner Eltern, wo ich die Zeit bis zur Musterung überbrückte. Die Armee war offenbar der Ansicht, sie könnte mich brauchen, denn ich wurde zu einem Eignungstest auf dem Fliegerhorst Værløse geschickt und fing kurz danach schon mit dem Lehrgang in Sønderborg an, wo eine besonders ausgewählte Gruppe direkt zu Ausbildern geschult wurde.
Wir waren vierzig, als wir anfingen; sechs Monate später waren wir nur noch achtzehn. Die Ausbildung war hart, aber das gefiel mir gut. 1979 machte ich mit der Ausbildung zum Leutnant in Aalborg weiter, drei Monate später trat ich zum Dienst in der Kaserne von Høvelte im Norden von Seeland an, wo ich die Verantwortung für eine Gruppe von dreißig Wehrpflichtigen übernahm. Die meisten waren älter als ich.
Zu unserer Einheit gehörten sechsundzwanzig große Lastwagen, zwei Motorräder, zwei VW-Busse, ein Senior-Ausbilder, drei frisch ausgebildete wehrpflichtige Ausbilder (einer davon war ich) und die dreißig Wehrpflichtigen. Eine surreale Situation. Ich nannte mich selbst Leutnant Grün. Denn genau das war ich: grün hinter den Ohren. Aber insgesamt hatte ich eine gute Zeit bei der Armee. Man hätte mich auch gern über den Wehrdienst hinaus behalten. Das wollte ich dann doch nicht, aber ich war immerhin sechsundzwanzig Jahre lang Reserveoffizier.
Nach der Armee fing ich in der Firma meines Vaters an. Als Teenager hatte ich die Hälfte der Häuser in unserem Bekanntenkreis isoliert- eine Art Marketingprojekt für die Firma. Dabei verteilte ich jede Menge Broschüren in den Nachbarstraßen, damit sich die Leute meine Arbeit anschauen konnten. Ich verdiente mir ein Taschengeld und mein Vater bekam neue Kunden.
Also isolierte ich wieder. Kurzzeitig überlegte ich, ob ich nicht Ingenieur werden sollte wie mein Vater, ließ die Idee aber fallen, weil ich dafür das Abitur hätte nachmachen müssen, und die Lernerei war einfach nichts für mich. Dabei war ich weder dumm noch faul. Wenn mich etwas wirklich interessiert, kann ich sehr fleißig sein und mich richtig reinhängen. Meine Dänischlehrerin in der Schule war eine ältere Dame- sie schrieb mir ins Zeugnis: »Jens ist ein tüchtiger, fleißiger Schüler, vor allem in den Fächern, die ihn interessieren.«
Am besten geht es mir, wenn ich morgens noch nicht weiß, was der Tag bringen wird. Und am liebsten arbeite ich, wenn ich unter Druck stehe und wenn die Anforderungen hoch sind. Und ich sage in aller Unbescheidenheit: Ich bin richtig gut darin, unter Druck blitzschnell Entscheidungen zu treffen.
Schon mit siebzehn lernte ich die Frau kennen, die meine Ehefrau und die Mutter meiner Kinder werden sollte. Ich war gerade zum zweiten Mal dänischer Meister im Hindernislauf geworden, und ein paar Freunde kamen am Abend vorbei, um mir zu gratulieren. Sie hatten eine Mitschülerin mitgebracht. Helle war zwei Jahre jünger als ich, und wir verliebten uns sofort ineinander.
Als dieses Foto gemacht wurde, war ich in der neunten Klasse (Foto: privat)
Ich hatte durchaus schon Erfahrung mit Mädchen, war aber immer noch sehr schüchtern. Trotzdem lud sie mich zum Tee ein und kam vorbei, um mit mir Platten zu hören. Nachdem ich sie ein paar Monate lang angehimmelt hatte, wurden wir ein Paar.
Als ich zur Armee ging, sagten alle,...
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