Schweitzer Fachinformationen
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Die Vergangenheit wirft einen langen Schatten.
Der umschwärmte Tanzlehrer Aurelio Martínez weiß um seine anziehende Wirkung auf Frauen und hat ein Händchen für Eifersuchtsdramen. Das allgemeine Entsetzen ist groß, als er plötzlich tot auf dem Boden seiner Tanzschule aufgefunden wird - erschlagen mit einem Kerzenständer. Was ging vor in der noblen alten Villa in Hannovers Zooviertel? Bei seinen Ermittlungen entdeckt Kommissar Völxen einen entscheidenden Hinweis, der zum Schlüssel in die Vergangenheit wird und hinter der glänzenden Fassade des begnadeten Tänzers entsetzliche Abgründe offenbart.
Band 11 der Hannover-Krimi-Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautorin Susanne Mischke!
"Spannung gepaart mit einem hintergründigen Humor machen Mischkes Romane zur unterhaltsamen Lektüre."
"Gekonnt setzt Susanne Mischke Schauplätze in und um Hannover in Szene." NDR 1
Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Wertach. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der "Sisters in Crime" und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch "Wer nicht hören will, muss fühlen" erhielt sie die "Agathe", den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.
Kapitel 2 -Beziehungen
Das Handy klingelt. Erwin Raukel robbt bis an die Bettkante, hebt seine Hose vom Boden auf und zieht das Telefon aus der Tasche.
»Errrwin, mein Hase«, gurrt es dicht neben seinem Ohr, »sag nicht, du musst mich schon wieder verlassen!«
Irina hat die seidene Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen und zieht einen Schmollmund.
»Ich fürchte, doch, mein Mausezahn!« Raukel wälzt sich vom Bett und schaut sich suchend um. Wo ist denn bloß seine Unterhose hingekommen?
»Och, Errrwin!« Ihr Lächeln, gespielt einschmeichelnd und unterwürfig, macht die Sache nicht einfacher.
Seit ein paar Wochen hat Raukel seine Nachbarin endlich da, wo er sie haben will: in seinem Bett. Wobei es heute genau genommen nicht sein Bett ist, sondern ihres. Sie wohnt im Block gegenüber, und als er sie das erste Mal - leicht bekleidet - auf ihrem Balkon stehen sah, raubte es ihm schier den Atem. In der Folgezeit hat er ihr des Öfteren vom Balkon über den Hinterhof hinweg zugewinkt. Irgendwann erwiderte sie seine Signale. Als Nächstes lockte Raukel das Objekt seiner Begierde mit einer Flasche Champagner, und wenige Minuten später stand sie in voller Pracht und Schönheit vor seiner Tür. So führte eins zum anderen.
»Ich dachte, wir gehen noch in die Stadt, trinken irgendwo einen Aperitif und machen uns einen netten Abend«, mault Irina enttäuscht.
»Ich hätte dich so gerne ausgeführt, aber das müssen wir verschieben, mein Mausezahn. Das Ministerium . sie sind einfach unberechenbar.« Er drückt einen saftigen Schmatz auf ihr zartes Ohr.
»Sicher, mein Hase, ich weiß, du bist ein wichtiger Mann. Trotzdem ist es schade.« Sie klimpert ihn mit ihren falschen Wimpern an und gibt ein apartes Schniefen von sich.
»Mir tut es auch leid, dass ich schon gehen muss, glaub mir«, säuselt Raukel. »Aber die Pflicht ruft, ich werde gebraucht!«
Eigentlich ist es ihm lieber, wenn sie sich bei ihm treffen, denn ihre Wohnung ist nicht unbedingt nach seinem Geschmack. Zu viele Duftkerzen und ästhetische Verirrungen, wie sie für Frauenwohnungen typisch sind. Aber heute hat es sich anders ergeben, und das kommt ihm jetzt gelegen. Anderenfalls müsste er sie mühsam aus seiner Wohnung hinauskomplimentieren. So kann er einfach seine Klamotten aufsammeln und gehen, jetzt, da er endlich auch seine Unterhose gefunden hat.
Schwein gehabt, denkt er und schlüpft in sein Hemd.
Noch vor einer Viertelstunde hätte Raukel den Ton, der die Chat-Nachricht ankündigt, wahrscheinlich gar nicht gehört, weil er sich sozusagen noch in der Hitze des Gefechts befand, doch jetzt kommt ihm der Ruf des Ministeriums überaus gelegen, erspart er ihm doch eine Menge Aufwand, sowohl in zeitlicher als auch in finanzieller Hinsicht. Die netten Abende mit Irina gestalten sich nämlich stets recht kostspielig. So aufgeschlossen Irina sonst auch sein mag, an gewissen Traditionen scheint sie sehr zu hängen, und eine Tradition ihres Heimatlandes besagt, dass beim Ausgehen grundsätzlich der Mann bezahlt.
Auf dem Klingelschild ihrer Haustür steht ein unaussprechlicher Nachname, der von Irinas erstem Ehemann, einem Finnen, stammt, aber ursprünglich kommt Irina aus Sibirien, wo sie angeblich 1982 geboren wurde. Damit wäre sie heute neununddreißig. Raukel schätzt sie eher auf Ende vierzig oder sogar ein paar Jährchen darüber, aber was macht das schon? Wenn er mogelt, was seinen Beruf angeht, darf man ihr doch wenigstens einen kleinen Abzug beim Lebensalter zugestehen. Zumal sie wirklich prächtig in Form ist.
Hauptkommissar Erwin Raukel hat seinem Mausezahn wohlweislich verschwiegen, dass er Polizist ist. Seiner Erfahrung nach fährt man damit besser bei Frauen. Irina glaubt, er habe einen wichtigen Posten im Innenministerium, sei die inoffizielle rechte Hand des Ministers und quasi so etwas wie die graue Eminenz der Landesregierung. Deshalb, so hat Raukel ihr erklärt, könne es immer einmal vorkommen, dass er einen Anruf bekommt oder eine Nachricht und dann sehr rasch wegmuss, um irgendeine Krise abzuwenden. Natürlich immer in streng geheimer Mission und leider auch am Wochenende und zu allen möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeiten.
Da ein so wichtiger Mann wie er logischerweise auch gut verdienen muss, kann er ihr unmöglich vorschlagen, sich im Restaurant die Rechnung zu teilen. Mit diesem Dilemma muss Raukel klarkommen. Selber schuld! Vielleicht hätte er lieber vorgeben sollen, bei der Feuerwehr beschäftigt zu sein.
Nicht, dass Irina arm wäre, im Gegenteil. Anscheinend hat sie mehr Geld als er. Ihre Kleidung kauft sie jedenfalls in den nobelsten Boutiquen der Stadt, und sie benutzt teure Kosmetika. Was genau sie arbeitet und wo sie ihr Geld herhat, weiß er nicht und will es auch gar nicht wissen. Arbeitsvermittlung, hat sie irgendwann einmal gesagt. Ein weites Feld, auf dem sich allerhand zwielichtige Gestalten tummeln, das sagt ihm seine langjährige berufliche Erfahrung.
Erwin Raukel ist viel rumgekommen und hat schon etliche Kommissariate und Abteilungen innerhalb von Hannovers Polizeibehörden durchlaufen. Nicht immer geschah der Wechsel von einer Dienststelle zur anderen freiwillig, meistens hatten unglückliche Umstände und seine Trinkgewohnheiten damit zu tun. Schwamm drüber. Seit einigen Jahren ist er im Kommissariat für Tötungsdelikte, wo er sich rundum wohlfühlt. Einziger Wermutstropfen ist, dass nicht er der Leiter dieses erfolgreichen Teams ist, sondern Völxen. Der Schafstrottel. Die Welt ist nicht gerecht.
Gerade hat der Schafstrottel seine Leute per Nachricht zu einem Tatort bestellt, Tanzschule Martínez, eine Adresse im Zooviertel, und damit ausnahmsweise mal ein Händchen für richtiges Timing bewiesen. Es soll ohnehin nicht zur Gewohnheit werden, jedes Wochenende mit Irina zu verbringen, und auf gar keinen Fall soll das Ganze auf eine Beziehung zusteuern. Sex ja, gerne, und seinetwegen auch ab und zu ein Abendessen, bei dem er zähneknirschend die Rechnung bezahlt, aber mehr muss nicht sein. Keine Routine, keine Verpflichtung, keine Zugeständnisse auf Kosten seiner Freiheit. Obwohl er, zugegeben, lange nicht mehr so guten Sex hatte wie mit ihr, und auch sonst lässt Irina kaum Wünsche offen. Sie ist attraktiv, sie hat Humor, und trinkfest ist sie obendrein. Und manchmal tut weiblicher Rat ganz gut. So hat sie ihn dazu gebracht, sich sein schütteres Haar nicht länger über die Glatze zu kämmen, sondern es kurz abzurasieren. Anfangs fand er seinen neuen Look geradezu martialisch, aber der Stilwechsel kam in Kollegenkreisen gut an. Sogar Oda Kristensen meinte, der Haarschnitt mache ihn jünger.
Eine schnelle Dusche in seiner Wohnung, ein frisches Hemd, Leinen, einfarbig, dazu eine schwarze Hose. Seit Irina sich abfällig über seine geliebten Hawaiihemden geäußert hat, hat er sie nicht mehr getragen. Natürlich nicht wegen Irinas Lästerei. Es ist einfach nicht mehr die Jahreszeit dafür.
Da es offenbar eilt, immerhin stand in der Nachricht das Wort sofort, und es immer einen guten Eindruck macht, frühzeitig am Tatort einzutreffen, beschließt Hauptkommissar Erwin Raukel, sich ein Taxi zu bestellen. Garantiert werden irgendwelche Kleingeister von der Kostenstelle deswegen Zicken machen, aber sei's drum. Die Stadtbahn gilt es aus hygienischen Gründen zu meiden, und als er zuletzt auf einem Fahrrad saß, bezahlte man noch mit D-Mark.
Er schlüpft in sein Sakko und klopft sich zufrieden auf die ausgeprägte Wölbung seiner Körpermitte. Laut seiner Waage hat er in den letzten Wochen sogar abgenommen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie das Frauenzimmer da drüben ihn rannimmt. Zwei Kilo, gar nicht schlecht. Auch wenn seine Kollegin Elena Rifkin neulich meinte, zwei Kilo bei ihm, das sei, als verlöre ein Panzer eine Schraube. Zum Glück steht Raukel über solchen Dingen. Und was weiß eine durchtrainierte Dreißigjährige schon davon, wie schwer es ist, in Würde zu altern?
Rafael Martínez hat seine Siesta abrupt beendet und steht in Boxershorts und T-Shirt in der Küche. Er hatte einen wirren Traum, in den er immer wieder zurückglitt, bis ihm irgendwann klar wurde, dass Aufstehen die einzige Rettung wäre. Gähnend öffnet er den Kühlschrank. Vielleicht würde es helfen, sich einen dieser Smoothies einzuverleiben, die Miguel heute Morgen zubereitet hat, mit dem Grünzeug, das sie am Vormittag zusammen auf dem Markt...
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