Ursachen
Um Allergien erfolgreich zu behandeln, ist es enorm wichtig zu wissen, was genau zu Reizungen des Immunsystems und Belastungen des Körpers und damit zu allergischen Reaktionen führen kann.
Allergie ist nämlich eine multifaktorielle immunologische Erkrankung.
Das heißt, es gibt gleich mehrere Faktoren oder, wenn Sie wollen, Ursachen, die am Ende in der Summe zu einem Ausbruch führen oder die bestehenden Symptome auch verstärken können. Sie sind das Gerüst dieses Buches und ich werde immer wieder darauf zurück kommen.
Für uns Therapeuten ist es nicht immer möglich sich ein genaues Bild über den Alltag des Hundes oder des Halters zu machen. Dazu müssten wir viele, sehr persönliche Fragen stellen, den ganzen Haushalt durchsuchen und den Alltag der ganzen Familie mehrere Tage beobachten. Das wird kaum jemand erlauben.
Ich finde es daher von großer Bedeutung, dass gerade Sie, als betroffene Tierhalter, alle diese Faktoren kennenlernen und sie in Ihrem Alltag in Verbindung mit Ihrer Schnüffelnase auch immer im Hinterkopf behalten. Dann können Sie auch selbst etwas verändern, was Sie vielleicht anderen nicht unbedingt sagen wollen.
Denn, wenn diese Faktoren eliminiert oder gemindert werden, wird damit auch die Sensibilität für die allergische Reaktion gesenkt.
Genetische Faktoren
Genau wie beim Menschen, gibt es auch Hunde, die schon von Geburt an sensibler sind als andere und auch bestimmte Rassen, die vermehrt an Allergien leiden können.
Zu den besonders betroffenen Rassen zählen:
- West Highland White Terrier
- Bullterrier
- Jack Russell
- Boxer
- Französische und Englische Bulldogge
- Mops
- Labrador
- Golden Retriever
- Lhasa Apso
- Shih Tzu
- Malteser
- Schäferhund
Besonders betroffen sind Tiere mit heller Fellfarbe.
Da die Neigung zu Allergien erblich ist, sollte mit Tieren, die Allergiker sind, nicht gezüchtet werden!
Leider halten sich nicht alle Züchter daran. Daher ist es vor einem Welpenkauf sehr wichtig, immer beide Elternteile zu sehen und die Züchter auszufragen oder Welpen aus früheren Würfen ausfindig zu machen.
Fast jeder dritte Nachkomme eines unter Allergien leidenden Elternteils entwickelt selbst eine allergische Erkrankung. Sind beide Elterntiere Allergiker, steigt dieses Risiko enorm.
Wichtig sind auch die Gesundheit, Ernährung und Darmflora der Mutter. Welpen, die aus Vermehrerzuchten, illegalen Transporten oder von Straßenhündinnen stammen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit später eine Allergie zu entwickeln.
Bei Menschen gibt es Studien, die ein höheres Allergierisiko bei Kinder zeigen, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind. Sie reagieren viel häufiger auf Nahrungsmittel und Inhalationsallergene. Wir können also durchaus annehmen, dass diese Sensitivität auch bei Hunden vorkommen kann.
Sollten Sie einen Hund kaufen oder aus dem Tierheim adoptieren, der eine Rassedisposition für Allergien hat und/oder aus schlechter Haltung kommt, schließen Sie für ihn rechtzeitig eine Krankenversicherung ab. Diese könnte Ihnen unter Umständen später mehrere tausend Euro sparen und Ihrem Liebling, trotz vieler Probleme, eine gute ärztliche Versorgung garantieren.
Umweltfaktoren
Abgase und Umweltverschmutzung
Über das Trinkwasser und die Atemluft nehmen wir täglich unzählige chemische Verbindungen und Mikroplastik auf. Autoabgase, Industrieabfälle, aber auch der Abrieb von Bremsen oder Reifen belasten uns alle. Diesen Feinstaub atmen wir beim Spazieren oder Laufen in der Großstadt ununterbrochen ein.
Diese Belastung stresst aber auch Pflanzen und führt dazu, dass sich die Proteinzusammensetzung ihrer Pollen verändert und ihre Pollen "aggressiver" werden. Pollenallergien sind daher nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei unseren Haustieren sehr häufig. Was Sie alles machen können, um die Pollenbelastung zu senken, können Sie später im Kapitel "Haltungsmaßnahmen" nachlesen.
Für die empfindliche Hundenase sind Autoabgase besonders unangenehm. Wenn es in Ihrem Alltag möglich ist, gehen Sie so oft es geht mit Ihrem Hund in den Wald spazieren oder gönnen Sie ihm einen Urlaub in den Bergen.
Dort ist die Luft viel sauberer.
Gerüche
Auch in der Wohnung kann es für unsere Vierbeiner unangenehm riechen. Duftkerzen, Parfums, starke Deos, Haarlack und Co. finden wir schön, aber glauben Sie mir, Hunde und Asthmatiker "sehen" es anders.
Hier ist weniger mehr!
Das gilt auch für passives Rauchen. Man sollte nicht nur vor den Kindern nicht rauchen, das gleiche gilt auch für Haustiere und Wohnungen, in denen Haustiere leben. Bei einem Raucher setzt sich der Rauch auch in die Kleidung und in die Haare. Ein Hund, der mit seinem Menschen schmusen möchte, bekommt das alles sehr gut mit. Wird in der Wohnung geraucht, setzt sich der Geruch dauerhaft auch in die Tapeten, Polster und nicht zuletzt auch in Hundekörbchen und Decken.
Für mich ist es immer sehr schwer, wenn ich bei der Untersuchung oder Begegnung mitbekomme, dass sogar das Fell des Hundes nach Rauch riecht.
Wenn Sie selbst rauchen, überlegen Sie sich bitte, ob Sie, wenn schon nicht für sich selbst, dann Ihrem Hund zu liebe nicht lieber damit aufhören.
Pestizide, Pflanzengifte, Düngemittel
Wenn Sie mit Ihrem Hund in Bewirtschaftungsgegenden Gassi gehen, bleiben Sie lieber auf den Wegen und lassen Sie Ihren Hund nicht auf den Feldern oder auf gedüngten Wiesen rennen. Das kann wirklich gefährlich sein und zwar nicht nur für Allergiker. Wurde das Feld gespritzt oder gedüngt, bleiben diese Partikel an den Hundepfoten haften. Beim Ablecken kann es dann zu starken Magen-Darm Problemen oder sogar Vergiftungen kommen. Viele Hunde fressen gerne mal etwas frisches Gras am Wegrand und auch so können sie kleine Mengen an Dünger oder Pestiziden aufnehmen. Das gleiche gilt auch für das Trinken aus Pfützen. Nehmen Sie an heißen Tagen lieber eine Wasserflasche mit einem integrierten Napf mit. In den Pfützen können nicht nur Rückstände von Pestiziden sein, sondern auch Öl, Benzin, Fäkalien und verschiedene Mikroorganismen, wie zum Beispiel Giardien. Das wollen Sie nicht haben!
Obst und Gemüse sind gesund.
Sie sollten immer schön und frei von Schädlingen sein. Dafür nehmen wir, leider oft unbewusst, egal ob bei unserer Ernährung oder bei unseren Haustieren schädliche Pestizid- (Glyphosat) und Herbizid-Belastungen in Kauf.
Diese Mittel stehen im Verdacht toxische Schäden und Störungen im Gehirn und Nervensystem oder Krebserkrankungen zu verursachen.
Äpfel und Birnen gelten grundsätzlich als sehr gesund auch für Hunde. Leider gelten sie auch als die am stärksten mit Pestiziden belasteten Obstsorten.
Die einzige Möglichkeit um schädliche Stoffe zu meiden oder zu minimieren sind Produkte aus biologisch-organischem Anbau = selbst angebaute, wild-wachsende oder in Bio-Qualität.
Natürlich ist es nicht immer möglich, selber frisch zu kochen und nur Wenige können sich mit Fleisch und Gemüse selbst versorgen oder sich nur von Bio-Produkten ernähren. Aber je mehr wir bei Lebensmitteln, die wir wirklich täglich zu uns nehmen, verändern können, desto besser für uns alle.
Wenn Ihr Hund also täglich eine Karotte vernaschen darf, gönnen Sie ihm lieber eine Biokarotte. Die 1kg-Packungen im Supermarkt kosten je nach Angebot nur zwischen 1 bis 2 ? und reichen, je nach Stückzahl der Möhren, bis zu zwei Wochen. Wenn Sie selbst für Ihren Hund kochen, schauen Sie nach Angeboten oder fragen Sie Nachbarn, die selbst Obst und Gemüse anbauen.
Reinigungsmittel
Die Haut der Hunde ist sensibel, bei Allergikern um so mehr. Putzmittel, Waschmittel und Co. bleiben an den Oberflächen haften und können abgeleckt werden oder eine Kontaktallergie auslösen. Benutzen Sie daher so wenig Chemie wie möglich. Mehr dazu erkläre ich noch in dem Kapitel "Haltungsmaßnahmen".
Weitere chemische Stoffe
Zuhause - Ausdünstungen von Teppichen, Möbeln, Wandfarbe, (billigen) Stoffen (Hundedecken, Spielzeug) und Kleidung, die mit starken Chemikalien hergestellt wurden.
Arbeitsplatz - Maler, Lackierer, metallverarbeitende Berufe oder die Chemieindustrie. Hat der Hund Zugang zu Ihrem Arbeitsplatz oder Arbeitskleidung, kann er diesen Stoffen genauso gut ausgesetzt werden.
Streusalz im Winter - greift nicht nur die Ballen der Pfoten stark an, sondern kann durch Ablecken auch die Nieren und Leber stark...