Schweitzer Fachinformationen
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Ein inniger Wunsch von Freunden, den Loretta beim besten Willen nicht abschlagen kann - Hauptsache, Dennis trägt kein transparentes Hemd
Dieser Spätsommerabend zog alle Register. Nach der Hitze des Tages herrschten endlich angenehme Temperaturen, ein laues Lüftchen ließ die farbenfrohen Lampions über uns sanft schaukeln, und es duftete nach Blumen um uns herum. Im letzten Sonnenlicht schwirrten unzählige Pollentransporter summend umher und sammelten die letzte Ernte des Tages ein. Gemeinsam mit dem Amselmann, der im Gipfel eines Baumes eine melodische Serenade tirilierte, lieferten sie den typischen Soundtrack des Sommers.
Bärbel und Frank hatten zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen. Bärbels Fruchtbowle, die reichlich Umdrehungen hatte, schmeckte köstlich. Bis zu meiner Wohnung waren es für Dennis und mich nur wenige Gehminuten; Doris und Erwin waren mit dem Taxi gekommen - niemand sollte noch Auto fahren müssen, hatte Bärbel gesagt.
Natürlich hatte es jede Menge Schmackofatz vom Grill und aus diversen Salatschüsseln gegeben. Mittlerweile war der Tisch auf der Terrasse bis auf unsere Gläser abgeräumt, und wir waren leicht angeschickert und pappsatt. Alle waren angenehm entspannt.
Alle bis auf Frank, der auf seinem Stuhl herumrutschte und immer wieder seine Liebste anblickte, als würde er auf etwas warten. Bereits mehrmals im Laufe des Abends hatte sie in seine Richtung kaum sichtbar den Kopf geschüttelt, aber ich hatte es dennoch bemerkt. Frank brannte darauf, uns irgendwas zu verkünden, das war sonnenklar. Ob Bärbel schwanger war? Obwohl - nein, das war unwahrscheinlich, denn sie hatte von der Bowle getrunken.
»Frank platzt gleich«, raunte Dennis mir zu.
Im nächsten Moment gab Bärbel ihrem zappeligen Liebsten ein Zeichen, und der sprang sofort auf und schoss in die Küche. Durch die Terrassentür hörten wir etwas, das nach Gläserklirren klang, dann folgte ein undefinierbares Klimpern. Unsere fragenden Blicke beantwortete Bärbel mit einem feinen Lächeln, das nicht gerade viel verriet.
Dann tauchte Frank wieder auf, und zwar im Schleichgang. In einer Hand hielt er einen mit Eiswürfeln gefüllten Sektkübel - aha, das undefinierbare Klimpern. Aus ihm ragte eine Flasche, die verdächtig nach Champagner aussah. Mit der anderen balancierte er ein Tablett, auf dem sechs filigrane, langstielige Gläser aneinanderklirrten.
Unschlüssig blieb er am Tisch stehen; offenbar war er sich unsicher, ob er die kostbare Fracht der linken oder der rechten Hand zuerst abstellen sollte.
Doris erbarmte sich. »Gib mal her, mein Junge.« Sie stand auf, nahm ihm sanft das Tablett aus der verkrampften Hand und platzierte es vor ihm auf den Tisch.
Sie setzte sich wieder, und Erwin fragte: »Champagner? Haben wir etwas zu feiern?«
Frank nickte strahlend. »Jawoll, dat hamwa!« Er riss die Flasche aus dem Kübel, was feinen, eiskalten Sprühnebel über uns verteilte. »Schampanja für alle!«
Plopp. Der Korken verließ den Flaschenhals, und kein Tröpfchen der kostbaren Flüssigkeit lief heraus. Um ehrlich zu sein: Bei Frank hätte ich eher mit einer meterhohen Schaumfontäne gerechnet. Deutlich weniger geschickt war Frank allerdings beim Füllen der Gläser. Fasziniert verfolgte die Runde am Tisch seine Bemühungen, trotz zitternder Hand möglichst wenig zu verplempern.
»Und jetzt stoßen wa an«, sagte er schließlich und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Du auch, Loretta. Auch wennde dat Prickelzeuch einklich nich leiden kannz.«
»Mit größtem Vergnügen, mein Lieber.« Ohne Widerspruch nahm ich mir wie die anderen ein Glas. »Aber worauf stoßen wir an?«
»Na, auf meine Süße und mich«, gab er in einem Ton zurück, als hätte ich die dämlichste Frage der Welt gestellt.
»Was wir jederzeit gerne tun«, sagte Doris. »Aber es gibt doch sicherlich einen bestimmten Grund, oder?«
»Was mein Freund euch sagen will«, erläuterte Bärbel lächelnd, »ist Folgendes: Frank hat mir einen Antrag gemacht, und ich habe angenommen. Wir werden heiraten.«
»Das wurde aber auch langsam mal Zeit.« Doris nickte und hob ihr Glas. »Meine herzlichsten Glückwünsche!«
Alle redeten durcheinander, gratulierten dem glücklichen Paar, stießen an und ließen sie hochleben.
»Gibt es schon einen Termin?«, fragte ich, als sich die allgemeine Aufregung wieder gelegt hatte.
Bärbel schüttelte den Kopf. »Noch keinen genauen. Wir wollen sowieso keinen großen Aufriss machen. Standesamt und dann eine kleine Feier mit Freunden.«
»Genau. Sowat wie dat hier heute Aahmd.« Frank schwenkte sein halb leeres Glas in unsere Richtung. Der Rest seines Champagners schwappte heraus und prickelte auf dem Tisch munter vor sich hin. »Schön zusammenhocken, lecker wat schnabuliern, lecker wat trinken. Nur mit unsere besten Freunde. Also ihr. Und Diana und Okko, natürlich. Vielleicht auch 'n bissken dat Tanzbein schwingen . Walzer und sowat. Dat macht man doch auf 'ne ordentliche Hochzeit, oder?«
Das Tanzbein schwingen? Walzer? An dieser Stelle war ich raus. Tanzen gehörte nicht zu meinen Kernkompetenzen. Okay, früher war ich in dunklen Discos auf der Tanzfläche herumgespackt, wenn Alkohol mich enthemmt hatte. Aber Walzer? Oder gar andere Standardtänze? Das hatte ich nie gelernt. Und ich hatte auch nicht vor, das nachzuholen.
»Oh, darauf freue ich mich. Hm-tata, hm-tata .« Mit geschlossenen Augen summte Doris eine walzerartige Melodie, zu der sie sich verzückt wiegte.
Logisch, dass sie sich freute: Ich hatte sie und ihren Erwin schon so manchen flotten Discofox aufs Parkett legen sehen. Wo und wann immer tanzbare Musik ertönte, hielt es sie nicht auf ihren Stühlen.
Dennis ging deutlich pragmatischer an die Sache heran. »Gibt es etwas, das ihr gerne hättet, euch aber nicht leisten wollt?«, fragte er Bärbel und Frank. »Wir könnten euch einen Wunsch erfüllen, egal was.«
Das glückliche Paar tauschte einen verschwörerischen Blick, dann erwiderte Bärbel mit Blick auf mich: »Wir haben tatsächlich einen Wunsch, den ihr uns keinesfalls abschlagen dürft.«
Ein kleines Alarmglöckchen bimmelte in meinem Kopf. Ein Wunsch, den wir ihnen nicht abschlagen durften, das weckte mein Misstrauen. Das klang nach etwas, das wir normalerweise nicht tun würden. Sie hatte mich dabei angesehen. Also war es etwas, das speziell ich nicht tun würde. Jedenfalls nicht freiwillig. Ein gemeinsamer Fallschirmsprung? Bergsteigen in Südtirol? Ein Rucksack-Urlaub in Alaska?
Oder ging es gar um ein kitschiges, rüschenbesetztes Kleid, das ich tragen sollte? Es sollte ja Leute geben, die sich auch fürs Standesamt nach allen Regeln der Hochzeitskunst aufdonnerten. Hilfe - gehörte Bärbel etwa zu den Frauen, die sich eine Prinzessinnen-Hochzeit wünschten? Auch im kleinen Kreis konnte die Braut ein pompöses Kleid mit einer Krinoline tragen, unter der dann im Notfall locker sämtliche Gäste Unterschlupf fanden. Falls es regnete oder so. Bisher hatte ich mich nicht mit ihr darüber ausgetauscht, also war es eine mögliche Option.
»Dürfen wir jetzt schon wissen, um welchen Wunsch es sich handelt?«, fragte Erwin.
»Das müsst ihr sogar«, sagte Bärbel, »denn es handelt sich um eine Vorbereitung für die Hochzeit.«
Vorbereitung für die Hochzeit? Es wurde immer geheimnisvoller.
»Wartet, ich geb euch 'nen Tipp«, rief Frank und sprang auf.
Staunend verfolgten wir seine Vorführung, die aus einer bizarren Mischung aus ungelenken Balletthopsern und einer Art mittelalterlichem Schreittanz bestand. Oder ahmte er einen Vogel bei der Balz nach?
Nach einer wackeligen Pirouette sah er uns gespannt an. »Na? Wisster schon?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Ihr seid doch sonz nich so schwer von Kapee! Wat is denn heute los mit euch? Ich sach euch, wat wir wolln: Wir gehen alle zusammen inne Tanzschule! Und da lernen wir Walzer und Tango und allet, wat man so braucht. Dat wird super! Ab demnächs ham wir eima inne Woche wat Superschönet vor! Zusammen! Na?«
»Seit der Tanzschule damals habe ich keine Standardtänze mehr praktiziert«, tirilierte Doris mit verklärtem Blick. »Bestimmt habe ich alles verlernt, ist ja schon tausend Jahre her.«
Tanzschule . Daran hatte ich nicht die allerbesten Erinnerungen. Ich war hingegangen, weil alle es getan hatten,...
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