Schweitzer Fachinformationen
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Cassie hat sich selbst übertroffen: Sie hat einen herrlichen Brautstrauß für ihre Freundin Daya gebunden. Doch dann platzt die Hochzeit am Tag der Trauung – und Cassie ist schuld. Als sie aus dem Festsaal flüchtet und dem Hochzeitsgast Jared in die Arme läuft, nimmt er sie mit nach Willow Falls. Die idyllische Kleinstadt, umgeben von Ahornwäldern, fühlt sich an wie ein sicherer Hafen. Genau wie Jared, der ungeahnte Gefühle in ihr weckt. Und genau wie der Blumenladen, der dringend Hilfe braucht.
Ich hatte keine Lust, auf die Gartenparty von Dayas Eltern zu gehen. Aber wenn die Grahams die Tore zu ihrer imposanten Herrenvilla in Westmont öffneten, gab es im Umkreis von zweihundert Meilen niemanden, der ihre Einladung ignorierte. Die Grahams gehörten zu den reichsten Familien Montreals und dominierten mit ihrer Luxusmarke Canadian Gourmet das Delikatessengeschäft in ganz Kanada. Es wurde praktisch als Privileg angesehen, zu ihrem elitären Kreis zu zählen - wobei besagter Kreis überwiegend aus älteren Geschäftspartnern und Politikern bestand. Niemand in meiner unmittelbaren Umgebung war unter fünfzig Jahre, bis auf die Bediensteten, die beflissen durch die Menge huschten.
Klassische Musik, selbstredend von einem eigens engagierten Quartett dargeboten, klang durch den stilvoll dekorierten Garten und vermischte sich mit dem Geplauder der Gäste. Überall waren kleine Lampen installiert, die alles in sanftes Licht tauchten und das Gebäude in meinem Rücken noch eindrucksvoller erscheinen ließen. Auf dem Rasen und auf der Poolterrasse verteilten sich mit weißen Hussen überzogene Stehtische. Es gab auch diverse Lounges mit dick gepolsterten Sesseln, auf denen Leute in Abendgarderobe saßen.
Als ich daran vorbeischlenderte, fragte ich mich, was Mrs Graham wohl davon halten würde, wenn sie wüsste, dass auf dem Sofa links von mir erst letztes Wochenende zwei Cheerleaderinnen aus der Lincoln High lediglich mit knappen Bikinis bekleidet darauf rumgemacht hatten, während um sie herum eine Wasserschlacht im Pool getobt hatte.
Dayas Partys waren definitiv von anderer Qualität, aber nicht minder beliebt - und auch bei diesen Veranstaltungen wurde meine Teilnahme vorausgesetzt, obwohl ich es im Gegensatz zu meinen restlichen Freunden längst nicht so krachen ließ.
Es war nicht so, dass ich ein Mauerblümchen war, das sich lieber zu Hause mit einem guten Buch versteckte. Im Gegenteil. Ich las eher selten außerhalb der Schule und war auch gern unter Leuten. Aber manchmal war es . Na ja, es war einfach anstrengend.
»Cassandra, Liebes!«
Ich unterdrückte ein Seufzen und zwang meine Mundwinkel in die Höhe, ehe ich mich der vertrauten Stimme zuwandte.
Dayas Mom, Felicia Graham, kam mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Sie trug ein scharlachrotes Abendkleid, in dem sie ebenso gut auf eine Oscar-Verleihung hätte gehen können. Ihr langes blondes Haar war zu einem eleganten Knoten auf dem Hinterkopf zusammengesteckt, und ihr Make-up saß trotz der späten Stunde tadellos. Dennoch wirkte sie inmitten ihrer hochrangigen Gäste keineswegs deplatziert. »Wie schön, dass du gekommen bist.«
»Ich freu mich auch«, erwiderte ich höflich.
Sie ergriff meine Hand und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Anschließend zog sie sich zurück und musterte mein mitternachtsblaues, schulterfreies Cocktailkleid. Es war vergleichsweise schlicht, aber durch die geschickte Raffung über der Brust ziemlich bequem. Außerdem hatte ich mein langes braunes Haar zu einem hohen Zopf gebunden, der mir bis auf den unteren Rücken fiel, und trug hübsche High Heels mit Riemchen und mörderisch hohen Absätzen.
Felicia nickte wohlwollend. »Du siehst fantastisch aus, Liebes. Ist das Kleid von Ralph Lauren?«
Ich hatte ehrlich keine Ahnung, wie Felicia das immer schaffte. Sie war einfach ein wandelndes Modelexikon. Diesmal war mein Lächeln echt. »Genau.«
Sie zwinkerte mir zu. »Dein Vater hat mir erzählt, dass du die Zusage für die UBC erhalten hast. Herzlichen Glückwunsch!«
»Danke«, erwiderte ich und spürte, wie mein Lächeln in Wanken geriet, weil sich meine Freude darüber, dass ich in weniger als drei Monaten ein Jurastudium an der University of British Columbia antreten würde, aus diversen Gründen in Grenzen hielt.
Doch Dayas Mutter bemerkte nichts davon. »Jonathan ist ja so stolz, dass du in seine Fußstapfen trittst.«
Tja, nun, es war nicht so, als hätte ich diesbezüglich eine andere Wahl gehabt. Dads Kanzlei gehörte - natürlich - zu den angesehensten in ganz Montreal, und da ich sein einziges Kind war, stand es für ihn außer Frage, dass ich den Laden eines Tages übernehmen würde. Auch Canadian Gourmet zählte zu seinen gut betuchten Klienten.
»Sind deine Eltern heute auch hier?«, fragte Felicia.
Langsam fingen meine Wangen an, zu schmerzen. »Diese Party würden sie sich doch um keinen Preis der Welt entgehen lassen.«
Felicia warf den Kopf in den Nacken und lachte, als hätte ich einen unglaublich guten Witz gerissen. Dabei wussten wir beide, dass dem nicht so war. Wie gesagt, niemand ignorierte eine Einladung der Grahams.
Genau genommen waren meine Eltern sogar so erpicht auf diese Veranstaltung gewesen, dass sie schon ohne mich vorgefahren waren, weil ich noch ein Essay fertig schreiben musste. Zugegeben, ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde überlegt, es mir einfach zu Hause mit einer Ladung Popcorn vorm Fernseher gemütlich zu machen. Aber ich wollte niemanden versetzen.
»Dann werde ich sie mal suchen«, sagte Felicia und drückte noch einmal meine Hand. »Hol dir ein Glas Champagner und hab Spaß, Liebes. Daya und die anderen sind übrigens beim Pavillon, falls du sie suchst.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, wandte sie sich bereits den nächsten Gästen zu und schwebte davon.
Obwohl ich gar nicht durstig war, beschloss ich, ihrem Rat zu folgen, und steuerte die Bar an, die ganz am Ende des Pools extra für diesen Anlass aufgebaut worden war. Dahinter jonglierte ein junger Mann gerade mit vier Gläsern und brachte damit zwei ältere Damen zum Lachen.
Schmunzelnd trat ich näher und verfolgte die Show, die diese ansonsten ziemlich gesittete Veranstaltung auf unterhaltsame Weise auflockerte. Ich hoffte nur um seinetwillen, dass die Gläser heil blieben und niemand sonst die Aktion bemerkte. Mr Graham verstand nämlich gar keinen Spaß, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen ablief.
»Denkst du, ihm ist klar, dass er ein ziemliches Problem hat, wenn er eins fallen lässt?«, fragte jemand leise hinter mir.
Überrascht schaute ich über die Schulter. Direkt hinter mir stand ein junger Mann, der höchstens ein oder zwei Jahre älter als ich sein konnte. Obwohl ich mich mit meinen High Heels mindestens zehn Zentimeter größer gemogelt hatte, überragte er mich ein ganzes Stück. Sein braunes Haar war verwuschelt und sein Anzug zerknittert. Gleichzeitig spannte sich der Stoff etwas zu eng um seine breiten Schultern. Definitiv nicht maßgeschneidert.
Er war attraktiv, jedoch weit entfernt von der falschen Perfektion eines dieser Typen in einschlägigen Hochglanzmagazinen. Stattdessen waren seine Züge grob. Als hätte ein Künstler ihn mit harschen, entschlossenen Strichen skizziert. Seine Nase war ein wenig schief, und eine blasse Narbe zog sich über seine volle Unterlippe, die breiter wurde, als er seinen rechten Mundwinkel in die Höhe schraubte. Mit Blick wanderte von seinem Mund zu seinen Augen, und genau in dem Moment trafen sich unsere Blicke.
Kurz geriet ich aus dem Konzept, weil seine Augen das absolut faszinierendste Grün besaßen, das ich je gesehen hatte. Und ich musste es wissen. Immerhin liebte ich Blumen über alles und kannte gewissermaßen jede Facette dieses Farbtons.
»Du bist wohl nicht so der gesprächige Typ, was?«, fragte er und deutete mit einem schiefen Grinsen in Richtung der Gäste am Pool. »Genießt du die Party?«
Mein Mund klappte auf, aber ich war so gefesselt von diesem unglaublichen Grün und seinem Charme, dass ich keinen Ton herausbrachte.
»O Mann!«, murmelte er und verzog das Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. Er schüttelte frustriert den Kopf. »Sorry. Ich bin echt eine Vollkatastrophe im Small Talk.«
Diese Worte schienen direkt aus seinem Herzen zu kommen, und als er sich ratlos umsah, als würde er am liebsten flüchten, konnte ich mir ein mitfühlendes Lächeln einfach nicht verkneifen. »Dein Einstieg war gar nicht so übel.«
Er hielt überrascht inne. »Echt?«
Belustigt nickte ich zu dem Barkeeper, der mittlerweile dazu übergegangen war, die Drinks für seine Zuschauerinnen zu mixen. »Zum Glück ist er rechtzeitig zur Vernunft gekommen.«
»Scheint so.« Mein Gesprächspartner grinste und offenbarte eine Reihe perlweißer Zähne, inklusive einer kleinen Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen. Er streckte mir die Hand entgegen. »Jared Moore.«
Meine Brauen schossen in die Höhe, während ich kurz seine Hand schüttelte. »Moore wie in Moore's Maples?«
Er blinzelte überrascht. »Du kennst unsere Hausmarke?«
»Ja, sehr gut sogar.« Jedes Produkt, das die Grahams in ihr Sortiment aufnahmen, wurde vorher ausgiebig getestet, und da Dayas Mom Angst um ihre Figur hatte, hatte sie es unserer Clique überlassen, literweite Ahornsirup zu probieren. Dabei hatte sich Moore's Maples mit Abstand am besten geschlagen, was wohl auch erklärte, warum Jared heute Abend eingeladen war. »Euer Ahornsirup ist der Hammer.«
Jareds Wangen bekamen ein wenig Farbe. »Freut mich, dass er dir schmeckt .?«
»Oh!« Ich lachte. »Cassie.«
»Schön, dich kennenzulernen.« Er lehnte sich ein Stück zu mir herüber, und sein Duft kroch mir in die Nase - angenehm holzig und ein wenig süßlich, wie sein Sirup, aber nicht zu sehr. »Ich will dich nicht erschrecken, aber ich fürchte, wir drücken den Altersdurchschnitt dieser Party um mindestens zehn Jahre.«
»Eher fünfzehn«,...
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