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"Ach du heiliger Bimbam!", schrie es unbarmherzig in mir, als ich sie plötzlich an der Bushaltestelle sah. Also, sie würde ohne jegliche Mühe jedem Single den Verstand rauben.
Komisch! Vielleicht war ich ein Spätzünder, der den Mädchen nie viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Jetzt war ich dabei, mich in die Kategorie der Singles einzuordnen. Und es war nicht einmal so, dass ich definieren konnte, was Single wirklich bedeutete.
Single?
Ich parshippe jetzt! Die Fernsehwerbung kam mir sofort in den Sinn und ließ mich auflachen, was mich vor dem Mädchen wohl wie ein Spinner aussehen lassen musste. Und genau in diesem Augenblick fühlte ich, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn ansammelten, um mein Gesicht herunterzurollen. Es war ein heißer, sonniger Nachmittag, und als ich zur Bushaltestelle eilte, um meinen Bus nicht zu verpassen, war die sengende Hitze auf meinen Schädel geprallt und hatte mich in Nullkommanichts zum Schwitzen gebracht. Verfluchter Mist! Wie an jedem Mittwoch hatte ich einen nur kurzen Unterrichtstag in der Schule. Bevor ich nach Hause fuhr, spielte ich Fußball - nicht in einem Verein, sondern nur als Hobby. Danach ging ich zum Tennistraining in einen Tennisverein.
Ausgerechnet an diesem Tag hatte ich mein Trikot zu Hause vergessen und hatte deshalb mit meinen regulären Klamotten Fußball gespielt. Nun waren sie mit Schmutz und Schweißflecken unter den Achseln versehen.
Ich schaute kurz auf mein T-Shirt und meine Schuhe. Wie peinlich! Dennoch konnte ich nicht einmal erklären, warum ich mich plötzlich unbehaglich fühlte. Ich wusste nur, dass ich mich in meinem Erscheinungsbild alles andere als wohlfühlte.
Irre! Dass eine völlige natürliche Körperfunktion, die an einem heißen Tag zu erwarten war, sich plötzlich zu einer so peinlichen Angelegenheit verwandelte. Schweißperlen hatten mich noch nie gestört. Außerdem war der Mangel an Selbstvertrauen mir völlig fremd - egal, wie ich aussah.
Doch gerade jetzt, aus irgendeinem unbekannten Grund, war das Letzte, was ich brauchte, ein so süßes Mädchen, das neben mir stand.
Schamhaft senkte ich den Blick. Einfach so. Unerklärlicherweise wollte ich gar keinen Augenkontakt mit ihr aufnehmen. Tatsächlich wäre es auch die Lüge des Jahrhunderts, wenn ich sagen würde, dass ich mich in ihrer Gegenwart nur ein bisschen unwohl fühlte. In der Tat hätte es mir nichts ausgemacht, wenn mich der Boden lebendig an Ort und Stelle verschluckt hätte.
Jetzt mal im Ernst: Was könnte noch peinlicher sein, als sich neben einem makellosen Mädchen zu befinden, während man verwahrlost, verschwitzt und bis zu einem gewissen Grad nicht gerade aufmunternd roch? Na ja, es war nicht so, als hätte ich gestunken, aber ich hätte mit meinem Deo viel besser gerochen.
Aber warum wohl? Wieso schämte ich mich auf einmal dermaßen? Das ging über meinen Horizont. Sonst hatten doch meine Kumpels und ich nichts dagegen, verschwitzt und mit unserem fleckigen Fußball in einen Bus zu steigen. In gewisser Hinsicht fühlte es sich sogar irgendwie sportlich an. Und sportlich zu sein, war ziemlich cool. Oder?
Weit gefehlt!
Nicht an diesem Tag.
Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir, dass irgendeine genetische Erkrankung meine Schweißporen sofort verstopfen würde. Ich verabscheute den dummen schmutzigen Ball, den ich in der Hand hielt und der mein T-Shirt befleckt hatte. Am liebsten hätte ich ihn in den Mülleimer gequetscht, aber er war zu groß dafür. Und das alles, weil sich mir ein so unverschämt gut aussehendes Mädchen genähert hatte - viel zu nah für meinen Geschmack. Vielleicht hätte es geholfen, wenn sie viel älter (wie eine Oma) oder viel jünger (wie ein Baby) gewesen wäre.
Der süße, verführerische Duft ihres Parfüms fegte mich fast von meinen Füßen. Noch bevor ich mich dem süßen Duft hingeben konnte, flötete das Hochglanzmädchen: "Hallo!"
Es war nur zu offensichtlich, dass ich die einzige Seele an der Bushaltestelle war. Trotzdem sah ich mich um, ob sie mich oder jemand anderen gemeint hatte.
"Was geht ab, Junge?", schrie es gleich in mir. "Reiß dich zusammen!" Diese unheimliche Stimme .
Ich gehorchte ihr dennoch und drehte meinem Kopf zu ihr.
Unsere Blicke trafen sich .
Ohne Frage wäre ich jetzt tot, wenn ein außergewöhnlich hübscher Blick töten könnte. Und das war nicht übertrieben, nicht einmal ansatzweise. Sie hatte etwas an sich, das mich komplett aus der Bahn warf. Eine umwerfende Lebendigkeit strahlte aus ihr heraus. So viel Energie konnte nicht gesund sein. Schon gar nicht an einem so heißen Tag.
Mit offenem Mund musste ich so verdutzt ausgesehen haben wie ein Hirsch im Scheinwerferlicht, als ob ich zwar das Wort Hallo! verstanden hätte, aber mir dennoch keinen Reim darauf machen konnte.
"Wie spät ist es?", fragte sie und lächelte dabei orakelhaft - jedenfalls kam es mir so vor.
Und deshalb rauchte mir nun der Kopf: Lächelte sie über die Schweißperlen, die sich auf meiner Stirn bildeten, oder über mein fleckiges T-Shirt?
Demzufolge sah es so aus, als müsste ich ihre Worte erst einmal in eine Sprache übersetzen, die für mich verständlich war. Flüchtig kam mir ein Gedanke in den Sinn, den Schweiß vorerst mit dem Handrücken abzuwischen, aber dann wiederum wollte ich vor ihr nicht unhygienisch erscheinen. Als ob es mich interessiert hätte, an irgendeinem anderen normalen Tag. Mit einer unruhigen Handbewegung fischte ich das Handy aus meiner Hosentasche und schaltete es ein. Sie starrte mich weiterhin erwartungsvoll an. Plötzlich fühlte sich meine Kehle eng an. Ich hatte vergessen, wie man atmet. Meine Wangen erröteten und ich fing an zu stottern: "Äh . Äh." Meine Kehle blieb staubtrocken.
"Na klasse, Tyron! Das war ja jetzt sehr mutig und souverän!", meldete sich umgehend meine unheimliche innere Stimme zu Wort.
Ach, du dickes Ei! Ich schluckte schwer, dann schaute ich noch einmal auf das Display meines Handys. Dennoch bekam ich die Zähne nicht mehr auseinander. Also streckte ich meine Hand aus und zeigte ihr das Display, damit sie selber sehen konnte, wie spät es war.
Sie nickte nachdrücklich und dankte mir. Aber dann wanderten ihre Augen über mein verschwitztes Gesicht zu meiner herabhängenden Jogginghose und wieder zurück.
"Schau weg!", befahl ich ihr in Gedanken. "Schau weg, Mädchen!"
Ungewollt reagierte ich selber auf den Befehl: Ich schaute weg. Weg von ihren großen, funkelnden blauen Augen. Weg von ihren rosaroten Lippen. Weg von dem süßen Duft, der mich nur noch daran erinnerte, wie dringend ich eine Dusche brauchte. Trotzdem spürte ich ihren musternden Blick wie Glut auf meiner Haut. Ich fühlte mich wie ein kleiner verlegener Junge.
"Nie wieder!", schwor ich. "Ich renne NIE, NIE wieder zu einer Bushaltestelle. Nicht, wenn es so glühend heiß ist."
Dreckswetter!
Ehe ich mich jedoch völlig in diesem bizarren Gedankengang verlieren konnte, kam der Bus an die Haltestelle. Alles, was ich wollte, war mich schleunigst aus dem Staub zu machen. Doch dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie die Schönheitsprinzessin ihr Ticket aus der Handtasche holte.
Der Bus hielt an, die Vordertür fast genau direkt zwischen dem Mädchen und mir. Ich zögerte und trat zurück. Das Mädchen dankte mir. Aber wenn es dachte, ich wäre ein Gentleman, dann lag es völlig daneben. Denn ich war nur ein großer Trottel - der vielleicht größte, der je auf einen Bus an dieser Haltestelle gewartet hat.
Ich war total angespannt. Ich wollte dieses Mädchen aus meiner unmittelbaren Nähe haben. Was nur bedeutete, dass wir nicht im selben Bus fahren konnten.
So beschloss ich, auf den nächsten Bus zu warten.
Was geht ab, Junge! Geht's noch?
"Halt den Rand!", flüsterte ich meiner inneren Stimme zu.
Trotz alledem konnte ich nicht umhin, ihre vollen, langen, leicht gewellten haselnussbraunen Haare, die ihr weit den Rücken herabreichten, zu bewundern. Diese Haare gehörten in eine Haarpflegewerbung!
Hingerissen heftete sich mein Blick an ihr Spitzentop und die passende kurze Jeanshose, die ihre langen Beine betonte. Er folgte ihr in den halb leeren Bus - das leichte Schwingen ihrer Hüften hypnotisierte mich buchstäblich. Entweder war der Catwalk natürlich oder sie wurde von der Fernsehshow Germany's Next Topmodel beeinflusst. Wenn dann so was von. Doch es fügte ihrem Erscheinungsbild genau das gewisse Extra hinzu, das die Jungs aus meiner Klasse scharenweise dazu gebracht hätten, nonstop zu glotzen.
Mit offenem Mund.
Sobald der Bus losfuhr, kehrte die Normalität zurück. Ich konnte wieder normal atmen und wieder ein Junge in meinem Alter sein, der seinen Schweiß mit den Ärmeln seines T-Shirts gedankenlos abwischte.
Bald wurde ich von zwei Mitschülerinnen...
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