Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Im einstigen Niemandsland zwischen Hügeln und kleinen Ortschaften versuchten die italienischen Bourbonen, ihre französischen Verwandten mit einem gigantischen Bauwerk auszustechen.
Ungeheure Dimensionen und barocker Prunk im Schlosspark.
Sechzig Minuten. Das ist die schnellste und direkteste Zugverbindung zwischen Rom und Neapel. Doch man sollte unbedingt einen Stopp einlegen. Von dort aus, nach der Besichtigung der Reggia di Caserta, ist es nicht mehr weit bis nach Neapel.
Ein Riesenschloss, wo sich die italienischen Bourbonen nur im Frühling und Herbst aufhielten, wo rauschende Feste gefeiert und im Hoftheater die schönsten Opern der neapolitanischen Schule aufgeführt wurden. Ein Schloss, mit dem man dem Versailles des französischen Sonnenkönigs Konkurrenz machen wollte.
1200 Räume, 1742 Fenster - die längste Seite des fast quadratischen Bauwerks misst ganze 249 Meter. Der Palazzo ist fast 38 Meter hoch. Es gibt 1026 Schornsteine und 34 Treppen. Die Haupttreppe ist 18,5 Meter breit, 14,5 Meter hoch und verfügt über 117 Stufen. Das Schloss besitzt über vier große Innenhöfe, von denen jeder 3800 Quadratmeter misst. Einige der Mauern sind ganze fünfeinhalb Meter dick. Die Gesamtfläche des Bauwerks nimmt unglaubliche 47 000 Quadratmeter ein.
Die Fassade des Doms von Caserta ist aufwendig verziert.
Die Reggia di Caserta ist das größte Königsschloss Italiens. 1997 wurde die Anlage nebst prächtigem Park, der dank eines gigantischen Aquädukts aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit viel Wasser für die Brunnen versorgt wird, zum Weltkulturgut der UNESCO.
Es war Carlo di Borbone, König Neapels und beider Sizilien und Repräsentant der italienischen Bourbonenlinie, der seinen französischen Verwandten beweisen wollte, dass er ein noch größeres Schloss als Versailles bauen lassen konnte.
Der Bau des Megaschlosses wurde 1752 begonnen. 1774 wurde es teilweise eingeweiht, aber die Arbeiten endeten erst 1845. Ein neoklassizistisches Bauwerk, also mit einer kühlen Eleganz und wenig Verzierungsdekorationen an den Außenwänden. Böse Stimmen sprachen schon zu Zeiten von Carlo di Borbone im Fall des Schlosses von Caserta von der »italienischen Großkaserne«.
»Bau dir dein Traumschloss, aber lebe nie darin.«
Mary H. Rubin, Schriftstellerin
Vom Boden bis zur Decke prächtig ausgestattetes Schlafgemach.
Die Reggia di Caserta ist ein Werk der beiden unbestrittenen Meister der italienischen Neoklassik, Luigi und sein Sohn Carlo Vanvitelli. Die Vanvitellis sollten nicht nur ein Königsschloss entwerfen und bauen, sondern, so der ausdrückliche Befehl des Königs, das prächtigste Schloss überhaupt. Klotzen statt kleckern war angesagt.
Obwohl einige der Innenräume in den vergangenen zwei Jahrhunderten umgebaut und verändert wurden, sind viele der Originalmöbel erhalten geblieben und werden ausgestellt. Überall dominiert das genaue Gegenteil des üppigen Barocks und des reich dekorierten Rokokos. Damit ist dieses Schloss das genaue Gegenteil von Versailles. Es ist ein Realität gewordener Traum des kühl-eleganten Neoklassizismus.
Um zum monumentalen Haupttreppenhaus zu gelangen, muss man ein mit 20 dicken dorischen Säulen geschmücktes achteckiges Vestibül durchschreiten.
Wenn sich dann vor dem Besucher dieses gigantische Treppenhaus auftut, kann dieser nur sprachlos staunen. Von hier aus geht es direkt in die Schlosskapelle und in die Paradezimmer, in denen sich der König und seine Familie dem Hofstaat präsentierten.
Durch eine Theorie von ziemlich großen Sälen gelangt man in die königlichen Apartments. Das Alte Apartment besteht aus elf Sälen, die gut den Geschmack der königlichen Hausherren wiedergeben. Das Arbeitszimmer des Königs ist orientalisch gestaltet, das Badezimmer verfügt über den modernsten Komfort des späten 18. Jahrhunderts. Die Bibliothek von Königin Maria Carolina, der Gattin von König Ferdinand, ist mit ihren rund 12 000 Bänden komplett erhalten geblieben. Die Gemäldesammlung in diesen Räumen besteht aus Werken italienischer und niederländischer Meister.
Das Neue Apartment, das erst nach fast 40 Jahren Bautätigkeit 1845 fertig wurde, umfasst auch den Thronsaal. Der 13,5 mal 36 Meter große Saal ist gewaltig, viel gewaltiger als der tatsächliche politische Einfluss der süditalienischen Könige im damaligen Europa.
Besonders reizvoll ist das ebenfalls komplett erhalten gebliebene Hoftheater. Es bietet 450 Zuschauern Platz und besitzt eine fantastische Akustik. Hier wurden Ende des 18. Jahrhunderts viele Opern der beiden musikalischen Stars der neapolitanischen Schule, Paisiello und Cimarosa, aufgeführt.
Eines der ganz besonderen Highlights der Reggia di Caserta ist die Presepe Reale, die königliche Krippe. Sie nimmt ganze 40 Quadratmeter Fläche ein. Mehr als 1200 reich gekleidete Figuren bevölkern die Stadtlandschaft dieser Krippe, die ein fast originalgetreues Abbild einer typischen süditalienischen Ortschaft in der Mitte des 18. Jahrhunderts ist. Mit den unterschiedlichsten Gebäuden und Kirchen, mit Gassen und Plätzen, Geschäften und Märkten. Das eigentliche biblische Geschehen geht in diesem Bühnenbild fast unter. Ende Februar 2024 wurden weitere bisher nicht zugängliche Räumlichkeiten der Reggia endlich für Besucher geöffnet. Rund 3000 Quadratmeter, die bisher vom Militär genutzt wurden, sind jetzt ein Ort für Wechselausstellungen.
Von Ingenieuren ausgetüftelt: die Wasserspiele der Fontana di Cerere.
Zum Schloss gehört ein 120 Hektar großer Park, der eine Länge von drei Kilometern hat. Ein vielseitiger Park: Bei der Fontana dei Delfini, mit einem Brunnenbecken, das eine Länge von 470 Metern und eine Breite von 27 Metern hat, folgt der Park den klassischen Vorgaben des geometrisch angelegten italienischen Gartens. Der andere Teil des Parks ist ein Landschaftspark, wie er ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts in England Mode wurde.
Brunnen, Fontänen und zum Teil meterhohe Skulpturen schmücken den Park, der mit zahllosen Spazierwegen durchzogen ist. Die Fontana di Cerere bietet ein herrliches Wasserspiel, mit sieben kleinen Wasserfällen und mit Skulpturen, die Flussgötter darstellen und allesamt Wasser in die Höhe spritzen. Unmengen von Wasser wurden und werden für diese Wasserspiele nach Caserta transportiert. Mit einem Aquädukt, das 41 Kilometer lang ist und Täler mit einer Höhe von bis zu 55 Metern überbrückt. Eine technische Meisterleistung.
Tipp
San Leucio, drei Kilometer nordwestlich des Schlosses. Hier ließ König Ferdinando IV. Ende des 18. Jahrhunderts, beeinflusst von den französischen Aufklärern, eine moderne Fabrik zur Seidenverarbeitung errichten, mit hübschen Wohnhäusern und sogar mit Schulen für die Kinder der Arbeiterfamilien. Heute ist die große Anlage komplett restauriert.
Besonders lange wohnten die italienischen Bourbonen nicht in diesem Schloss. 1806 nahm der Eroberer Napoleon es ihnen weg und der süditalienische König konnte es erst wieder ab 1815 nutzen. 1860 war dann Schluss mit den Bourbonen. Ganz Süditalien wurde Teil des geeinten Italiens unter den piemontesischen Königen. Fortan wurde die riesige Anlage nur selten genutzt.
Erst in den vergangenen Jahren begann man mit der kompletten Restaurierung der Reggia di Caserta, die sich heute wieder in ihrem alten eleganten Glanz präsentiert.
Zeugnis des industriellen Zeitalters: ehemalige Seidenfabrik in San Leucio.
An Casertas Silhouette hat sich seit dem Mittelalter nicht viel getan.
Das alte Caserta liegt nicht beim Königsschloss. Es wurde in sicherer Distanz vor mittelalterlichen Sarazenenangriffen auf einem Berg in etwa 400 Metern Höhe...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.