Schweitzer Fachinformationen
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in dem John Lennon nackt im Hotel Sacher in Wien auftritt, Bernd Eichinger mittags zwischen Pornokassetten aufwacht, Theodor W. Adorno eine akademische Dame ins Bett kriegen will, Charlotte Rampling im 500er-Mercedes gegen einen Laternenpfahl fährt, Peter Handke die Journalisten von Spiegel und Zeit als »Schattenficker mit Außenalsterblick« verhöhnt und Siegfried Unseld von einem morphiumsüchtigen Schriftsteller gewürgt wird, bis sein Kopf blaurot anläuft.
Ulli Lommel, Schauspieler und Regisseur: Andy Warhol war unfähig, allein zu sein. Wenn ich mit ihm essen ging, saßen meist Bianca Jagger, Peter Beard, Jackie Kennedy Onassis und Truman Capote mit am Tisch. Jackie trug stets Chanel und hatte eine piepsige Babystimme wie Marilyn Monroe, Truman war meist blau und trug fleckige Jeans zu gammligen Turnschuhen Größe neununddreißig. Ich liebte seinen gefeierten Roman Frühstück bei Tiffany, wusste aber, dass er wegen seines pompösen Lebensstils seit Jahren pleite war und sich bei Gönnern durchschnorrte. Als er in meiner New Yorker Wohnung auf der Couch übernachtet hatte, bat er statt eines Frühstücks um einen großen Cognac mit einem kleinen Schuss Kaffee. Ich fragte ihn, ob er eigentlich je bei Tiffany & Co. gewesen sei. Als er Nein sagte, ließen wir uns fünf Minuten später in einem Taxi zu Tiffany in die Fifth Avenue fahren. Im Laden war es still wie in einem Mausoleum. Keiner der Verkäufer erkannte ihn - und bei so was wurde Truman ungemütlich. Er legte sich wie ein Penner der Länge nach vor den Eingang und schloss demonstrativ die Augen. Als der Wachmann »What the fuck!« schrie und ihn abtransportieren wollte, kreischte er mit seiner Eunuchenstimme wie am Spieß. Ich sagte zum Wachmann: »Sir, das ist der Schriftsteller Truman Capote, der Ihren Laden weltberühmt gemacht hat.« Ich bekam zur Antwort: »Und wer sind Sie? Jack Nicholson?« Eine halbe Stunde später saßen wir auf einem Polizeirevier und wurden wegen Unruhestiftung vernommen.
John Updike, Schriftsteller: Ein Celebrity zu sein ist ein schrecklicher Energieaufwand, denn man muss sich dauernd Mühe geben, für andere glücklich auszusehen. Sehen Sie sich an, was aus Truman Capote geworden ist. Er ist als Schriftsteller zerstört worden durch sein Interesse an der Seifenblase Ruhm. Es verdirbt das Schreiben, wenn man eine Person von öffentlicher Bedeutung sein will. Man kann sehen oder gesehen werden, und Ruhm kann die Augen fett machen. Ich wohne seit Jahren mit dem Rücken zur Welt in einem Haus mit Blick über die Massachussetts Bay vierzig Autominuten von Boston entfernt. Mein Land ist verrückt nach Celebritys, ohne dass gefragt wird, warum jemand ein Celebrity ist. Wenn man wie ich die Sehnsucht hat zu gefallen und durch Schmeicheleien verführbar ist, sollte man zum Prominentenzirkus Abstand wahren. Ich habe New York 1957 verlassen, weil es für meine Wesensart besser ist, unter Menschen zu leben, die keine Romane lesen. Es ist für mich eine Gnade, hier nicht der Schriftsteller zu sein, den alle kennen, denn Berühmtheit ist eine Maske, die sich ins Gesicht frisst. Irgendwann stellen Sie fest, die Maske ist zu Ihrem Gesicht geworden.
Plácido Domingo, Tenor: Als Montserrat Caballé in der Metropolitan Opera in New York sang, stand die Sopranistin Birgit Nilsson hinter der Bühne und lauschte. Ein Aufpasser wollte wissen, was sie da mache. Nilsson antwortete: »Ich bin hier, um Madame Aballé singen zu hören.« »Madame Aballé? Sie meinen Madame Caballé?« »Nein. Madame Aballé. Hören Sie doch hin: Sie hat ihr C verloren!«
Armin Mueller-Stahl, Schauspieler: Kurz vor seinem Tod traf ich Heiner Müller in Kalifornien. Dass er Speiseröhrenkrebs hatte, wusste ich nicht. Ich kannte ihn aus DDR-Zeiten sehr gut und hatte Hemmungen, zum Treffen hinzugehen, weil ich weiß, wie das ist mit Leuten, die berühmt geworden sind. Sie glauben, sie müssen ihre Muskeln spielen lassen: Ich bin besser, ich bin erfolgreicher, ich bin berühmter als du! Ich begegnete dann einem völlig anderen Heiner Müller. Jede Eitelkeit war weg. Das brachte mich auf den Gedanken, er sei möglicherweise sehr krank, und die Weisheit des am eigenen Grab Stehenden lasse ihn so konkurrenzlos aussehen, so freundlich, so liebenswert, so zart. Er hielt sich wirklich wie ein Kind an mich, und ich fragte: »Heiner, warum hast du dich mit der Stasi eingelassen?« Er antwortete: »Armin, du weißt doch, die Revolution der Deutschen ist die Denunziation. Es gibt auch ein Menschenrecht auf Feigheit.«
Denis Scheck, Kritiker: Ich war mal bei der Harry-Potter-Erfinderin J. K. Rowling zu Hause. Sie war sehr freundlich und professionell. Mein Kameramann fragte sie, ob er ein signiertes Buch haben dürfe. Sie erwiderte: »Aber selbstverständlich!« Beim Verlassen des Hauses tippte ihm eine von Rowling losgeschickte Hausangestellte auf die Schulter und sagte: »Das macht dann 24,95 Pfund!« Da wurde mir klar, warum Rowling reicher ist als die Queen.
Hans Neuenfels, Theater- und Opernregisseur: Ich wurde drei Mal geohrfeigt. Der Mutter von Maria Schell sagte ich, sie schleppe ihren Text zu sehr und lege den Mantel der Begütigung darüber. Beim zehnten Mal rastete sie aus und knallte mir ein paar. Ich fand das ganz verständlich - ich fiel nur halt fünf Meter tief in den Orchestergraben und brach mir das Handgelenk. Die zweite Ohrfeige war so heftig, dass es nur so knallte. Sie kam von Götz Friedrich, dem wunderbaren Leiter der Deutschen Oper in Berlin. Als ich seine Disposition runtermachte, konnte er den arroganten Tonfall meiner Ausführungen nicht ertragen und schlug ganz schnell zu - er war Choleriker. Die dritte Ohrfeige war die von Bernhard Minetti. Die war ganz natürlich. Ich wollte ihm, ausgerechnet ihm!, einige Zeilen seines Textes streichen, und das fand er unverschämt von mir, wie einen Überfall. Er war da schon Ende achtzig. Er schaute mich kurz sprachlos an und schmierte mir dann eine. Die saß auch. Das war eine richtig gute Theaterohrfeige erster Klasse. Ich muss sagen, ich habe alle drei Ohrfeigen total verstanden.
Peter Ustinov, Schauspieler: Als ich bei Lady L Regie führte, sollten Paul Newman und Sophia Loren ein feuriges Liebespaar spielen. Man merkte jedoch in jeder Sekunde, Miss Loren hielt ihren Partner für einen vulgären Proll. Ich flehte sie an, sie möge sich äußerste Mühe geben, ihn anziehend zu finden. Am nächsten Morgen flötete sie: »Paul, womit klebst du dir jeden Morgen deinen Schnurrbart an?« Er antwortete: »Mit meinem Sperma, Darling.«
Charles Laughton war fast immer beleidigt. War er gerade mal nicht beleidigt, bereitete er sich darauf vor, gleich wieder beleidigt zu sein. Als wir bei mir zu Hause eine Szene aus Spartacus probten, fragte mein vierjähriger Sohn: »Dad, wer ist diese Dame?« Als ich ihn über seinen Irrtum aufklärte, entgegnete er: »Aber Dad, warum hat dieser Mann dann Brüste?« Laughton war wieder mal sehr beleidigt.
Ich sollte mich ohrfeigen. Hätte ich den geringsten Verdacht gehabt, Humphrey Bogart würde eine Jahrhundert-Ikone werden, hätte ich ihn natürlich genauer beobachtet. Als wir 1954 Wir sind keine Engel drehten, war er für mich bloß jemand, mit dem man halt jeden Tag arbeitet. Mir fiel nur auf, er war beseelt vom Kult des Antihelden. Nichts an ihm war auch nur annähernd perfekt. Er war sehr klein, verachtete ganz offensichtlich Körperpflege und lispelte sehr stark. Nach jedem Wort fiel seine Zunge in einen See aus Spucke. Später trug er ein Toupet. Seine Make-up-Frau schrieb ein Buch über ihn mit dem Titel The Proud Toupet. Es wurde nie gedruckt.
Vor Bette Davis hatte ich schreckliche Angst. Jeder Schauspieler wusste, sie lernt nicht nur die Kommata in ihrem Text auswendig, sondern auch die ihrer Mitspieler. Als wir in Ägypten Tod auf dem Nil drehten, erlebte ich sie tödlich beleidigt. Bei der Besichtigung der Pyramiden von Gizeh sah sie einen Fotografen und machte eine Pose für ihn. Statt ein Foto von ihr zu machen, sagte der Mann: »Sorry, Lady, but I'm here to photograph some real antiques.«
André Heller, Künstler: 1967 bekam ich eine tägliche Radiosendung auf Ö3 namens Musicbox. Zwei Jahre später hatte ich im Hotel Sacher in Wien Yoko Ono und John Lennon vor dem Mikrofon - beide nackt. Im Roten Salon hatte man zuvor die wertvollen Defregger-Gemälde abgehängt. Jetzt hingen da Papptafeln mit handgeschriebenen Parolen wie »Peace now!« oder »Grow your hair!«. Lennon und Yoko Ono hatten sich ausgezogen und ein riesiges Sacher-Leintuch übergeworfen. »Bag-in« nannten sie das. Ich stand im Ledermantel daneben und stellte Fragen, dazu rauchte ich blasiert Zigarillo. Hinterher sagte Lennons Manager, die beiden würden mich am folgenden Vormittag zu einem ausführlichen Interview empfangen. Um 9:30 Uhr klopften der Tonmann und ich an die Tür von Suite 101. Man hatte wundersamerweise nicht zugesperrt, und wir traten »Good morning!« rufend ein. Die beiden lagen schlafend in einem goldgrünen Rokokobett. Lennon trug einen blau-weiß gestreiften Pyjama, auf dem Nachtkästchen lagen ein Gedichtband von Allen Ginsberg und die runde Nickelbrille. Um die beiden zu wecken, intonierten wir die österreichische Bundeshymne Land der Berge, Land am Strome. Sie schrie erschrocken etwas Japanisches, er sagte mit belegter Morgenstimme nichts als »Oh my God!«. Beim Frühstück wollte Yoko wissen, wie es um die Avantgardekunst in Österreich stehe. John Lennon fragte, ob es in Wien eine ähnliche Rotlichtmeile gebe wie die Reeperbahn in Hamburg. Beim...
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