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Die vergessene biblische Wahrheit nenne ich die "Leib-Jesu-Theologie". Wir entdecken sie vorzugsweise in den Paulusbriefen, denn Paulus hat sie nicht nur verstanden, sondern propagiert sie immer wieder aufs Neue. Es geht dabei in Kern um das richtige geistliche Gemeinde-Verständnis, das Paulus seinen Lesern immer wieder ans Herz legt. Diesen Kern, diese Wahrheit haben wir verloren und sollten wir unbedingt wieder zurückgewinnen!
Dass wir als Christen "Gemeinden" bilden sollen, hat sich in unserem Bewusstsein zwar noch gehalten und wird auch umgesetzt. Zu einer (Orts-) Gemeinde zu gehören ist immer noch der Normalfall für Christen; dies ist zweifellos eine biblische Vorgabe und damit auch Bestandteil des Konzepts, also der Strategie, wie unser Lebensstil zu gestalten ist, damit wir Jesu Auftrag umsetzen können.
Dass wir uns also zu Gemeinden zusammenschließen sollen, ist wenigstens noch klar. Aber beim Verständnis, was diese Gemeinden denn nun darstellen sollen, welche Funktion diese Gemeinden konzeptuell haben müssten und wozu Gemeinde gut sein sollte: Da hapert's gewaltig! Oder anders gesagt: Unser Gemeindeverständnis ist unterentwickelt, mangelhaft und fehlerbehaftet. Es ist genau betrachtet sogar höchst unbiblisch und damit einem christlichen Lebensstil seiner Mitglieder zur Umsetzung des Auftrags Jesu nicht nur hinderlich, sondern verunmöglicht diesen weitgehend!
Und genau deshalb brauchen wir unbedingt die Wiederentdeckung der biblischen Lehre vom "Leib Jesu".
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Jetzt aber konkret. Was ist die "Leib-Jesu-Theologie" des neuen Testaments?
Dazu schauen wir genauer in die Bibel und beginnen am besten gleich bei dem Bibeltext, der uns als allererstes zum Thema "Leib Jesu" einfällt: beim zwölften Kapitel des 1. Korintherbriefs. Dort entfaltet Paulus bekanntlich ein einprägsames Bild: Er bezeichnet uns als "Glieder" am "Leib Jesu". Überschrieben ist der Absatz in meiner Luther-Bibel mit "Viele Glieder - ein Leib" und beginnt mit diesem Vers: "Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus!" (1. Korinther 12,12).
Danach folgt eine Reihe von Beispielen, wie diese Glieder sich gegenseitig ergänzen und benötigen. Dieser Bibelabschnitt ist uns sicher gut bekannt, er wird in aller Regel als Gleichnis oder Vergleich ausgelegt mit dieser Zielrichtung: So wie die einzelnen Glieder eines menschlichen Körpers harmonisch zusammenspielen und sich gegenseitig ergänzen, so sollte auch das Zusammenspiel innerhalb einer Gemeinde funktionieren. Zweifellos ist diese Auslegung korrekt und im paulinischen Sinn. Genau das will uns Paulus in 1. Korinther 12 vermitteln.
Allerdings beinhaltet diese Sichtweise und Interpretation des Textes gleichzeitig auch eine kleine, aber nicht zu unterschätzende Unkorrektheit: Es handelt sich bei genauer Betrachtung in Wirklichkeit bei diesem von Paulus dargestellten "Leib" nicht lediglich um ein Gleichnis oder eine Analogie! Zwar legen wir diesen Text fast immer gleichnishaft aus und vergleichen unsere Gemeindeharmonie mit dem Zusammenspiel der Glieder eines menschlichen Körpers. Das ist an sich nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit.
Welches nämlich das tatsächliche Verständnis von Paulus betreffend diesem "Leib" in Bezug auf die Gemeinde ist, macht Paulus erst im Vers 27, also ganz am Schluss aller vergleichenden Beispiele, deutlich. Dort erklärt er nämlich: "Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von Euch ein Glied" (1. Korinther 12,27).
Überraschung!
Bei diesem Vers hatte ich, zu meiner Schande sei's gesagt, jahrelang etwas überlesen. Da fehlt nämlich ein Wort, das ich - irgendwie wohl unbewusst - immer in mein Verständnis mit hineingemogelt hatte. Es steht aber nicht da. Es fehlt, und es fehlt sehr offensichtlich!
So offensichtlich, dass ich inzwischen davon ausgehe, dass Paulus diesen Vers und diese Formulierung deswegen hier niedergeschrieben hat, um zu überraschen, ja zu provozieren und zu neuem Nachdenken zu verleiten. Er hat das Wort absichtlich und mit vollem Bewusstsein ausgelassen!
Um welches fehlende Wort handelt es sich?
Es ist das kleine Wörtchen "wie"!
Denn der Vers müsste doch eigentlich heißen: "Ihr aber seid wie der Leib Christi und jeder von Euch wie ein Glied"?
Dieses "wie" fehlt aber!
Es muss auch nicht unbedingt ein "wie" sein, es könnte auch irgendein anderes Wort eingefügt sein, das einen Vergleich, also ein Gleichnis, bildhafte Rede, markieren könnte. Paulus hätte beispielsweise auch formulieren können: "Ihr aber entsprecht einem Leib" oder "es verhält sich mit Euch ähnlich einem Leib". Solche Formulierungen werden ja andernorts im Neuen Testament für Gleichnisse oder Vergleiche verwendet. Hier aber steht nichts dergleichen, sondern eindeutig "ihr seid"! Punkt und basta. Der griechische Urtext ist eindeutig, und die meisten deutschen Übersetzungen geben das auch richtig wieder.
Womit wir uns also diese Frage stellen müssen: Ist Gemeinde als "Leib Jesu" etwa gar keine Metapher, gar kein Gleichnis?
Oder hatte Paulus eventuell gerade mal kein griechisches Wort zur Verfügung, das einen Vergleich anzeigen könnte?
Selbstverständlich nicht. Paulus kennt mehrere Worte, die eindeutig einen Vergleich markieren, zum Beispiel, wenn er in im 1. Thessalonicherbrief doziert "Dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau" (1. Thessalonicher 5, 3). Hier benutzt Paulus das griechische Wort ?spe?, das "gleichwie" bedeutet und eindeutig einen Vergleich markiert.
Die Kurzform dieses Vergleichswortes heißt ?? ("wie") und findet sich beispielsweise Römer 13,9: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst".
Des Weiteren hat Paulus auch noch das Wort ?µ??a ("gleichartig") in seinem Wortschatz: "Neid, Saufen, Fressen und Gleichartiges" (Galater 5,21) sowie die Umschreibung t?p??, also "Typ" oder "Art", was er in Römer 5,14 verwendet: ... wie Adam, welcher ist ein Bild/Abbild (wörtlich "Typus") dessen, der kommen sollte".
Paulus hat also genügend Wörter und Redewendungen auf Lager, mit denen er einen Vergleich anzeigen kann. Und Paulus als ausgebildeter Schriftgelehrter ist ja nun wirklich nicht derjenige, der sich nicht klar ausdrücken könnte.
Es scheint also, wie wenn Paulus in 1. Korinther 12 etliche Verse lang sagen wollte, dass es sich mit der Gemeinde "wie mit einem Leib" verhalte - also Vergleich -, um dann plötzlich und unerwartet und zum allgemeinen Erstaunen diesen Vers hervorzuzaubern: "Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von Euch ein Glied!"
"Überraschung, liebe Korinther! Ihr dachtet wohl, dies hier wäre ein Gleichnis - aber das ist viel zu wenig! Das richtige Verständnis in seiner ganzen Tiefe offenbare ich euch erst zum Schluss: Es ist weit mehr als ein Gleichnis, weit mehr als ein Vergleich! Es ist nämlich: Realität!"
Es gibt für uns hier nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir vermuten, dass sich Paulus hier ausnahmsweise mal etwas unklar ausgedrückt hat - oder Paulus meint tatsächlich, was er schreibt.
Ich entscheide mich für zweiteres. Denn für Paulus ist absolut nicht typisch, dass er eigentlich gar nicht das meinen würde, was er schreibt. Und außerdem wäre dieser ganze Vers schlicht überflüssig, weil Paulus ansonsten nur wiederholen würde, was er ohnehin zuvor schon zwölf Verse lang entfaltet hat.
Eigentlich kann es hier nur eine Interpretation und eine Erkenntnis geben: Paulus sieht die Gemeinde nicht wie der Leib Jesu, sondern als der Leib Jesu!
Die Bedeutung dieses Verses kann man sich lauttechnisch dadurch erschließen, dass man beim Lesen das Wort "seid" betont akzentuiert: "Ihr aber seid der Leib Christi ..." Dann nämlich erkennt man plötzlich denn wahren Sinn der Aussage! Wetten, dass Paulus ihn im Sprachgebrauch genau so betonen würde, damit der Höhepunkt seiner Ausführungen auch erkannt wird? Zwölf Verse lang hat er die Gemeinde mit einem Leib verglichen, um dann damit zu verblüffen, dass er unvermittelt erklärt: "Dieser Vergleich ist noch viel zu wenig und bei Weitem zu kurz gegriffen. In Wirklichkeit seid ihr nicht wie ein Leib, sondern ihr seid der Leib Jesu!
Könnte es vielleicht sogar sein, dass Paulus das Ganze bereits von Anfang an genau so geplant hat: Zuerst als Vergleich formulieren und erst zum...
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