Schweitzer Fachinformationen
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Penny sitzt in einem bequemen T-Shirt am Fenster in der ersten Etage ihres Stammcafés. Wie immer bei großer Luftfeuchtigkeit kräuseln sich ihre halblangen Haare. Erst heute Morgen hat sie vom Kaufhaus der Träume die Nachricht bekommen, dass die Sichtung der Bewerbungsunterlagen abgeschlossen und sie zum Vorstellungsgespräch nächste Woche eingeladen sei. Um sich auf die Fragen vorzubereiten, hat sie aus der Buchhandlung nebenan alle möglichen Bücher zum Thema Interview und Eignungstests mitgenommen und arbeitet diese nun durch.
Doch seit einer Weile stört ein Mann am Nachbartisch ihre Konzentration. Er trinkt in einem kuscheligen Morgenmantel Tee und wippt nervös mit seinem Fuß unterm Tisch auf und ab. Seine Schlafsocken sind so kunterbunt, dass Penny von ihnen abgelenkt wird.
Mit geschlossenen Augen nippt er an seiner Tasse. Jedes Mal, wenn er über sie pustet, weht ein erfrischender Waldduft zu ihr herüber. Garantiert ist das eine erlesene Mischung, die er gegen seine Müdigkeit trinkt.
»Hm, lecker . warm . nachschenken . wie viel?«, murmelt er wie im Schlaf, bevor sein Fuß wieder zu wippen beginnt.
Schließlich verrückt Penny ihren Stuhl so, dass sie seine bunten Socken nicht mehr sehen kann.
Im Café sitzen viele Gäste in ihren Schlafanzügen. Neben der Treppe hockt eine Frau in einem Leihmorgenmantel und kratzt sich am Nacken. Sie scheint sich nicht ganz so wohlzufühlen und schüttelt sich ab und zu.
Die Stadt hat sich seit jeher durch ihr umfangreiches Angebot an schlafbezogenen Produkten einen Namen gemacht. Erst dadurch wurde sie zu einer anziehenden Großstadt. Die Einwohner sind daran gewöhnt, dass sich Fremde in Schlafsachen unter sie mischen. Das gilt natürlich auch für Penny, die hier geboren und aufgewachsen ist.
Sie nimmt einen Schluck ihres inzwischen kalten Kaffees. Bitter rinnt er durch ihre Kehle, dabei hat sie das Gefühl, dass der Lärm der Umgebung, der sie bis eben noch nervös gemacht hatte, nun nachlässt und die Luft ihren Körper sanft einhüllt. Es war eine gute Entscheidung, den Aufpreis für die zwei Teelöffel Beruhigungssirup zu zahlen. Sie zieht eins der Bücher auf dem Tisch wieder näher zu sich heran und liest erneut die Aufgabe, über deren Lösung sie bis eben nachgedacht hatte.
Frage: Welcher der folgenden Produzenten gewann bei der Verleihung für den Traum des Jahres 1999 den Grand Prix? Wie lautet der Titel? Wählen Sie die richtige Antwort.
a.Kick Slumber - der Traum, in dem man als Schwertwal den Pazifik durchquert
b.Yasnooze Otra - der Traum, in dem man eine Woche als Elternteil lebt
c.Wawa Sleepland - der Traum, in dem man vom All auf die Erde blickt
d.Doze - der Traum, in dem man mit einer historischen Persönlichkeit einen Tee trinkt
e.Aganap Coco - der Traum, in dem einem kinderlosen Ehepaar Drillinge vorausgesagt werden
Grübelnd kaut Penny an ihrem Kugelschreiber: 1999 ist schon ziemlich lange her, also können junge Produzenten wie Kick Slumber und Wawa Sleepland nicht richtig sein. Sie streicht die beiden Antwortmöglichkeiten durch. Was ist mit dem Traum von Yasnooze Otra? Wenn Penny sich nicht irrt, war der Traum, in dem man eine Woche als Elternteil lebt, vor nicht allzu langer Zeit erschienen. Schon bevor er rauskam, hatte man dafür viel Werbung gemacht. Die Sätze des freudestrahlenden Models hatten sich in Pennys Gedächtnis eingegraben: »Reden Sie sich nicht den Mund fusselig, wenn Ihre Kinder nicht gehorchen. Sorgen Sie nur dafür, dass sie eine Woche lang als Elternteil in diesem Traum leben!«
Sie schwankt zwischen den letzten beiden Antwortmöglichkeiten hin und her und entscheidet sich letztendlich für den Drillinge-Traum von Aganap Coco. Sie markiert e und will nach der Kaffeetasse greifen.
In diesem Moment tapsen die Pfoten eines über und über mit Fell bedeckten Tieres über die Aufgabensammlung. Penny erschrickt so, dass sie fast ihre Tasse umgeworfen hätte.
»Falsch, die richtige Antwort ist a«, sagt das Tier, ohne auch nur zu grüßen. »Im Jahr 1999 hat Kick Slumber debütiert und sich gleich den Grand Prix geholt. Das war legendär. Ich habe sage und schreibe sechs Monate lang darauf gespart, sein Werk zu kaufen. Ich hatte vorher noch nie einen dermaßen realistischen Traum in meinem Leben. Es war so herrlich, mit Flossen durch das Wasser zu gleiten. Und erst diese atemberaubende Sicht unter dem Meer! Wie habe ich mich nach dem Aufwachen geärgert, nicht als Schwertwal geboren zu sein! Penny, Kick Slumber ist ein Genie. Weißt du, wie alt er damals war? Er war erst 13.« Das Tier klingt so stolz, als wäre es sein eigenes Verdienst gewesen.
»Assam, du bist das.« Penny schiebt ihre Tasse weit von sich weg. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Vorhin habe ich dich mit einem Berg Bücher aus der Buchhandlung kommen sehen. Ich wusste sofort, dass du hierherkommen würdest. Zu Hause lernst du ja nie.« Assam mustert den Bücherstapel. »Du bereitest dich auf ein Vorstellungsgespräch vor?«
»Woher weißt du denn das schon wieder? Ich selbst habe das doch erst heute Morgen erfahren.«
»Wir Noctilucas wissen über alles Bescheid.«
Assam ist eines der Noctilucas, die in dieser Gasse dafür sorgen, dass keiner der eingeschlafenen Gäste nackt herumläuft. Ihre Aufgabe besteht darin, ihnen Morgenmäntel überzuwerfen. Die übergroßen Vorderpfoten mit den langen Nägeln eignen sich hervorragend, um viele Mäntel zu transportieren. Es ist schon beinahe ironisch, dass sie es selbst gar nicht nötig haben, sich anzuziehen, da ihr Fell so dicht ist. Penny ist davon überzeugt, dass es angenehmer ist, von einem wuscheligen freundlichen Tier, das ebenfalls unbekleidet ist, den Morgenmantel gereicht zu bekommen, als von einem gut angezogenen Menschen.
»Darf ich mich setzen? Meine Füße tun weh, ich bin heute viel zu viel gelaufen.«
Noch bevor Penny antworten kann, lässt Assam sich ihr gegenüber fallen. Sein buschiger Schwanz hängt neben der Rückenlehne nach unten.
»Die Fragen sind zu schwer.« Penny überprüft ihre falsche Antwort. »Assam, wie alt bist du eigentlich, dass du das alles weißt?«
»Es gehört sich nicht, einen Noctiluca nach seinem Alter zu fragen«, ziert sich Assam. »Früher habe ich für eine Anstellung in einem Geschäft auch mal ziemlich viel gelernt. Dann wurde mir klar, mehr für diesen Bereich geeignet zu sein.« Er tätschelt dabei die Mäntel, die er über seine Schulter geworfen hat. Dann fährt er fort: »Aber egal. Unsere schusslige Penny ist zum Vorstellungsgespräch für das Kaufhaus der Träume von Dallergut eingeladen. Dass ich das noch erleben darf! Tja, wenn man lange genug lebt .«
»Ich muss in einem früheren Leben wohl irgendetwas Gutes vollbracht haben«, erwidert Penny, weil sie es tatsächlich für ein Wunder hält, beim Bewerbungsprozess bisher noch nicht ausgeschieden zu sein.
Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass das Kaufhaus der Träume von Dallergut, ein prunkvolles Gebäude im klassischen Stil, als das Wahrzeichen der Stadt gilt. Außerdem ist es eine sehr beliebte Arbeitsstelle für junge Menschen. Das Jahresgehalt ist hoch, und für das Wohlergehen der Mitarbeiter gibt es verschiedene Prämien. So dürfen sie sich zum Beispiel an Geburtstagen kostenlos einen teuren Traum aussuchen. Die Vorzüge sind endlos. Aber keiner davon ist bedeutender als die Ehre, bei Dallergut zu arbeiten.
Alle Einwohner dieser Stadt kennen die Geschichte von Dallerguts Abstammung und Vorfahren, denn seine Familie gehörte zu ihren Gründern. Schon bei der Vorstellung, mit ihm zusammenzuarbeiten, schwillt Penny das Herz in der Brust an.
»Ich wünsche mir so sehr, angenommen zu werden«, sagt Penny mit fest aneinandergepressten Händen.
»Sag mal, bereitest du dich dafür nur mit diesen Büchern vor?« Assam begutachtet die Unterlagen aus verschiedenen Blickwinkeln und legt sie wieder auf den Tisch.
»Ich dachte, ich sollte alles auswendig lernen, was es zu lernen gibt: die Biografien der fünf legendären Produzenten, die meistverkauften Träume in den letzten zehn Jahren oder Kundenstatistiken auf Grundlage der Zeitzonen. Zu den Zeiten, für die ich mich beworben habe, kommen viele Kunden aus Asien und dem westlichen Teil Australiens. Ich habe mich auch mit den Zeitzonen und der Datumsgrenze befasst. Weißt du, warum die Gäste...
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