Schweitzer Fachinformationen
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Adrian hockte geduckt hinter der Dachkante und spähte zum Hintereingang des Städtischen Krankenhauses von Gatlon hinunter. Es war noch früh am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang. Erst wenige Strahlen verfärbten das dunkle Grau des Nachthimmels zu einem blassen Violett. Die Lichtverhältnisse machten es nicht leichter, zehn Stockwerke tiefer etwas zu erkennen, das größer war als die wenigen Lieferfahrzeuge, darunter ein großer Lastwagen.
»Habe das Fluchtfahrzeug gefunden«, meldete Nova, die mithilfe eines Fernglases die ruhigen Straßen absuchte.
»Wo?« Er beugte sich zu ihr rüber. »Woran siehst du das?«
»Der Van dort an der Ecke.« Sie blickte zwischen dem Fahrzeug und der Hintertür des Krankenhauses hin und her. »Unauffällig, getönte Scheiben, Motor läuft, obwohl er schon dort stand, als wir gekommen sind.«
Jetzt hatte Adrian den Van ebenfalls entdeckt. Aus dem Auspuff stiegen dicke, weiße Abgaswolken auf. »Sitzt jemand drin?«
»Ja, einer auf dem Fahrersitz. Es könnten noch mehr sein, die Rückbank kann ich nicht sehen.«
Adrian hob das Handgelenk vor den Mund und sprach in seinen Kommunikator: »Sketch an Blendnebel und Rote Assassine: Fluchtfahrzeug parkt vermutlich Ecke Neunundsiebzigste und Fletcher Way. Bezieht Position an südlicher und östlicher Fluchtroute. Warte immer noch auf interne Rückmeldung von der Monarchin.«
»Roger«, ertönte Oscars Stimme aus dem Armband. »Sind unterwegs.«
Ungeduldig klopfte Adrian mit den Fingerspitzen auf die Dachkante. Wenn dieser Hintereingang doch nur besser beleuchtet wäre. Es gab zwar sechs Straßenlaternen, aber nur drei davon brannten. Hätte man die anderen nicht längst reparieren müssen?
»Darf ich mal sehen?«, fragte er.
Prompt zog Nova ihr Fernglas aus seiner Reichweite. »Besorg dir doch selber eins.«
Eigentlich hätte diese Antwort ihn noch weiter reizen sollen, doch stattdessen musste er plötzlich grinsen. Wahrscheinlich war das nur fair, immerhin hatte sie am Morgen ungefähr zwanzig Minuten gebraucht, um Oscar all die Modifikationen zu erklären, die sie an diesem speziellen Fernglas vorgenommen hatte. Nun verfügte es über Autofocus, Bildstabilisierung, Bewegungssucher, Nachtsicht und eine Aufnahmefunktion. Außerdem wurden über einen Computerchip GPS-Daten und Wettervorhersagen direkt auf den Linsen eingeblendet. Und da das offenbar noch nicht eindrucksvoll genug war, hatte sie außerdem eine Gesichtserkennungssoftware aufgespielt, die mit der Wunderkind-Datenbank der Renegades verlinkt war.
Alles in allem hatte sie vermutlich Monate daran gearbeitet.
»Schön, dann mache ich mir eben ein eigenes«, seufzte er und zog einen Marker mit schmaler Spitze aus dem Ärmel seiner Renegade-Uniform. Mit wenigen Strichen zeichnete er ein Fernglas auf die Seitenwand eines Verteilerkastens. »Vielleicht statte ich meins mit Röntgenstrahlen aus.«
Nova verzog den Mund. »Warst du schon immer so ehrgeizzerfressen?«
Breit grinsend gab er zu: »War nur ein Witz. Dazu müsste ich zumindest ungefähr wissen, wie ein Röntgengerät funktioniert. Aber ich werde es auf jeden Fall mit diesem Bewegungssucher ausrüsten, den du erwähnt hast. Und mit einem ergonomisch geformten Griff. Und vielleicht mit einer Taschenlampe .« Er vervollständigte die Zeichnung und drückte die Kappe auf den Stift. Dann legte er die Fingerspitzen an das Metall und zog das Bild aus der Oberfläche des Verteilerkastens heraus, wobei es sich in einen dreidimensionalen, voll funktionsfähigen Gegenstand verwandelte.
Nachdem er wieder neben Nova Stellung bezogen hatte, stellte er sein brandneues Fernglas ein und starrte auf die Straße hinunter. Der Van hatte sich nicht vom Fleck bewegt.
»Da ist Danna«, stellte Nova fest.
Adrian sah zur Lieferantenparkbucht hinüber, doch die Kliniktür war nach wie vor geschlossen. »Wo .«
»Zweiter Stock.«
Nachdem er die Linsen neu justiert hatte, sah auch er die vielen Monarchfalter, die aus einem offenen Fenster flatterten. Im Dunkeln sahen sie so dicht an der Mauer eher aus wie eine Fledermauskolonie. Die Schmetterlinge flogen zum Parkhaus des Krankenhauses hinüber, sammelten sich dort und verschmolzen zu Dannas Körper.
Wenig später meldete sich das Kommunikatorband: »Sie kommen jetzt raus«, warnte Danna. »Insgesamt sechs.«
»Mit dem Fahrer dann sieben«, korrigierte Nova. Gleichzeitig setzte sich der Van unten in Bewegung, bog um die Ecke und hielt genau vor dem Lieferanteneingang. Nur Sekunden später wurden die Türen aufgestoßen, und sechs Gestalten stürmten aus dem Krankenhaus, jede mit einem großen, schwarzen Sack beladen.
»Zivilisten gefährdet?«, fragte Adrian.
»Alles frei«, antwortete Danna.
»Roger. Okay, Team, wir haben freie Bahn. Danna, du bleibst in .«
»Sketch!«, rief Nova so laut, dass er heftig zusammenzuckte. »Da ist ein Wunderkind dabei.«
Verwirrt sah er sie an. »Was?«
»Diese Frau, die mit dem Nasenring. Sie ist in der Datenbank registriert. Ihr Alias lautet . Dornenschlinge?«
So sehr er auch überlegte, der Name sagte ihm nichts. »Nie gehört.« Durch sein Fernglas beobachtete er, wie die Gestalten unten auf der Straße ihre Beute in den Van luden. Die Frau mit dem Nasenring stieg als Letzte ein. »Welche Kräfte hat sie?«
»Anscheinend hat sie . mit Dornen besetzte Extremitäten?« Nun war es Nova, die verwirrt dreinblickte.
Achselzuckend hob Adrian wieder den Kommunikator an den Mund. »Alarmstufe Rot, Team. Unter den Zielpersonen befindet sich ein Wunderkind. Jeder bleibt auf seinem Posten, aber geht mit erhöhter Vorsicht vor. Insomnia und ich werden .« Ein lauter Knall ließ Adrian herumfahren, und er sah, dass Nova nicht mehr neben ihm hockte. Hastig sprang er auf und spähte über die Dachkante. Anscheinend war sie die Ursache des Lärms, denn sie landete gerade auf der Feuerleiter im ersten Stock. ». den nördlichen Posten abdecken«, beendete er brummend den Satz.
Mit quietschenden Reifen raste der Van vom Krankenhaus weg. Wieder hob Adrian das Handgelenk und spürte den Adrenalinrausch, während er abwartete, in welche Richtung es gehen würde .
Der Van erreichte die erste Kreuzung und bog links ab.
»Blendnebel, du bist am Zug!«, rief er.
Adrian warf sein Fernglas weg und rannte hinter Nova her. Über ihm hatte sich Danna wieder in den Schwarm verwandelt und verfolgte den Van.
Nova war schon halb die Straße runter, als Adrian von der Feuerleiter sprang. Seine Stiefel dröhnten laut auf dem Pflaster. Durch seine langen Beine hatte er zwar einen gewissen Vorteil, trotzdem war er noch ein ganzes Stück hinter ihr, als Nova plötzlich den Arm ausstreckte und nach rechts deutete. »Geh du da lang!«, rief sie, bevor sie in der entgegengesetzten Richtung verschwand.
Ungefähr einen Block entfernt ertönte wieder das Quietschen von Reifen, allerdings diesmal begleitet von Bremsgeräuschen. Über dem Dach eines Bürohauses stieg eine dichte, weiße Rauchwolke auf.
Oscar meldete sich über das Armband: »Sie haben den Rückwärtsgang eingelegt, fahren jetzt auf der Bridgewater Richtung Norden.«
Als Adrian um die Ecke bog, sah er rote Rücklichter vor sich, die schnell näher kamen. Hastig fischte er das Kreidestück aus seinem Ärmel, das neben dem Marker deponiert war. Er hockte sich hin und zeichnete ein Nagelband auf den Asphalt. Als er damit fertig war, stieg ihm bereits der Geruch von verschmortem Gummi in die Nase. Falls der Fahrer ihn im Rückspiegel gesehen hatte, machte er keinerlei Anstalten, deshalb vom Gas zu gehen.
Adrian zog die Zeichnung hoch. Nun ragten zehn Zentimeter lange Stacheln aus dem Boden. Mit einem Hechtsprung brachte er sich in Sicherheit, nur wenige Sekunden bevor der Van an ihm vorbeiraste.
Laut knallend platzten die Reifen. Hinter den getönten Scheiben wurde geflucht, und Adrian hörte, wie die Insassen anfingen zu streiten, während die platten Reifen den Wagen langsam zum Anhalten zwangen.
Ein Schmetterlingsschwarm tanzte heran, dann ließ sich Danna auf das Dach des Vans fallen. »Gut mitgedacht, Sketch.«
Adrian war aufgestanden, hielt aber noch immer seine Kreide in einer Hand. Mit der anderen löste er die Handschellen von seinem Renegade-Uniformgürtel. »Ihr seid verhaftet!«, rief er. »Steigt mit erhobenen Händen aus dem Wagen, und schön langsam.«
Die Wagentür öffnete sich gerade so weit, dass eine Hand hindurchgeschoben werden konnte, die Finger brav gespreizt.
»Ganz langsam«, wiederholte Adrian.
Nach kurzem Zögern flog die Tür vollständig auf. Adrian sah die Waffe kurz aufblitzen, dann schlugen bereits die ersten Kugeln in der Hauswand hinter ihm ein. Mit einem Schrei warf er sich hinter ein Bushäuschen und legte schützend die Hände über den Kopf. Glas splitterte, Kugeln prallten pfeifend vom Asphalt ab.
Irgendjemand brüllte etwas, und das Feuer verebbte.
Synchron wurden die restlichen Türen des Vans aufgerissen - Fahrerseite, Beifahrerseite und die beiden Ladeklappen am...
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