Der Autor beschreibt die geologische Entwicklung des Vulkanmassivs Siebengebirge und seiner weiteren Umgebung (zentrales Rheinisches Schiefergebirge beiderseits des unteren Mittelrheins zwischen Sinzig und Bonn, Südostteil der Niederrheinischen Bucht).
Nach einem Überblick über den geologischen Bau dieses Gebietes werden die einzelnen Gesteine und Formationen in erdgeschichtlicher Reihenfolge beschrieben. Tertiärzeitliche Tone, Sande, Schotter und Braunkohlen bilden das oberste Stockwerk des Schiefergebirgssockels. Dessen Aufbau wird in den großen Tagebauen der Niederrheinischen Bucht und in seinen kleinen Becken sichtbar. Wegen ihrer vorzüglich erhaltenen Tier- und Pflanzenreste sind die Blätterkohlen von Hennef-Rott nordöstlich vom Siebengebirge berühmt geworden. Eine Neubearbeitung durch die Bonner Paläontologen ermöglichte die Rekonstruktion ihrer Entstehung. Mehrmals innerhalb der Erdgeschichte haben sich Kupfer-, Blei- und Zinkerze in Ganglagerstätten angereichert, auf denen besonders im Siebengebirge und seiner Nachbarschaft Bergbau stattfand.
Im Tertiär war das Gebiet des heutigen Mittelrheintals Schauplatz lebhafter Vulkantätigkeit. Dabei entstanden viele Basaltvorkommen und das Vulkanmassiv Siebengebirge, in dem auch andere vulkanische Gesteine an die Oberfläche drangen und mächtige Trachyttuffdecken gefördert wurden. Anhand dieser ließen sich viele Details der Eruptionsvorgänge rekonstruieren.
Die Petrographie und die chemische Zusammensetzung der Vulkanite und die petrogenetischen Modelle werden besprochen, unter Berücksichtigung radiometrischer Altersbestimmungen an diesen Gesteinen. Die quartären Terrassen des Rheins, der Ahr und der Sieg werden behandelt, ebenfalls der quartäre Rodderbergvulkan und die in die Terrassen eingeschalteten Spuren des Eifelvulkanismus und paläontologische Funde. Ebenso die wichtigsten archäologischen Orte der Steinzeit.
Den Schluss bilden Abschnitte über die Hydrogeologie, Hangrutschungen und Erdbeben. Umfangreiche und aktuelle Literatur- und Stichwort-verzeichnisse runden das Werk ab.
Mit der Geologie des Siebengebirges erscheint ein umfassendes Standardwerk dieser Region, das sich sowohl an Fachleute in Forschung und Verwaltung als auch an alle geologisch Interessierten richtet.
Rezensionen / Stimmen
<p> „Wie der Autor im Vorwort selbst schreibt, hat sich die Entstehung des Buches über mehrere Jahrzehnte hingezogen, weswegen man vor dem Aufschlagen des ersten Kapitels eine geballte Ansammlung eines langjährigen Erfahrungsschatzes erwartet.<br/> <b>Wird diese hohe Erwartung erfüllt? Ja, und das sehr gut präsentiert!</b> </br> Beim Durcharbeiten des Buches bestätigt die klare Gliederung mit einer stets nachvollziehbaren Struktur der Texte, angefüllt mit übersichtlich vorgestellten Informationen die alte Weisheit „Was lange währt, wird endlich gut.“ Von Anfang an zeigt das Werk, daß sein Fundament eine langjährige und intensive Geländearbeit ist. Der Text ist anspruchsvoll aber durchwegs gut lesbar und für geowissenschaftlich interessierte Laien sowie Studierende am Beginn des Studiums auch gut verständlich; gelegentlich muß vielleicht der eine oder andere Fachbegriff in den „Kurzerläuterungen einiger petrographischer und vulkanologischer Begriffe“ am Ende des Buches oder in einem eigenen geowissenschaftlichen Wörterbuch nachgeschlagen werden. </p> <p> Viele Abbildungen, v.a. die Karten und Profilschnitte sind offensichtlich bewußt schwarz-weiß gehalten, was nicht nur die Übersichtlichkeit erhöht, sondern die geologischen Informationen werden durch den gekonnten Einsatz von verschiedenen Signaturen für die unterschiedlichen Gesteinsarten und Gefüge klar erkennbar. Dies macht die Abbildungen besonders geeignet für eine Verwendung im Rahmen einer Lehrveranstaltung im Hörsaal oder im Gelände, ohne sie aufwendig aufbereiten zu müssen. Gerade in geologischen Profilen ist zu viel Farbe häufig eher ein Nachteil, denn dadurch werden die Abbildungen überladen und das geologisch Wesentliche tritt in den Hintergrund. </p> <p> Das Buch eignet sich wegen der guten Beschreibung von Aufschlüssen ebenso für Dozierende, um eine Geländeveranstaltung (z.B. Exkursion) im Rahmen der studentischen Ausbildung vorzubereiten, wie für Studierende zum Nachschlagen, um eine Exkursion in Form eines Berichtes nachzubereiten. Als Dozent der TUM möchte ich noch einen Aspekt besonders positiv herausstellen: Wilhelm Meyer setzt im Text sehr häufig einen Verweis auf die ersten und ihnen später folgenden Bearbeiter und somit auf die gesamte geowissenschaftliche Erforschungsgeschichte der Region. Nicht nur die Kenntnis der älteren Literatur, sondern auch das intensive Arbeiten damit sind gerade in den Geowissenschaften im Vergleich mit anderen Wissenschaften, bei denen häufig nur die Literatur der letzten zehn oder zwanzig Jahre von Interesse ist, von überragender Bedeutung, denn im Laufe der Zeit werden bspw. viele Ton- und Kiesgruben sowie Steinbrüche aufgelassen; somit verschwinden Aufschlüsse und sind der modernen Forschung nicht mehr zugänglich. Vieles, was vor vielleicht 100 Jahren in einem Steinbruch beobachtet werden konnte, ist unwiederbringlich abgebaut oder unter Schutt und Vegetation verschwunden. Das Erkennen der alten Literatur als wertvollste Wissensquelle für alle regionalgeologischen Aspekte ist für moderne Studierende der Geowissenschaften von überragender Bedeutung und hier liefert das Buch eine sehr wichtige Lektion. </p> <p> Dr. Bernhard Lempe (TUM)</br> </p>
<p>Der vielfältigen Geologie des Siebengebirges und seines Umlandes widmet sich der aktuelle Band in der Reihe der geologischen Gebietsmonographien der Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung. Dieses Werk schließt nach fast 100 Jahren an die im Jahr 1927 erschienene "Geologie der Umgebung von Bonn" von Otto Wilckens an und dokumentiert damit auch die intensive geologische Erforschung dieser Region. Dem Autor ist es bestens gelungen, den großen Rahmen sowohl regional wie auch stratigraphisch zu spannen und die geologischen Besonderheiten in angemessenem Detail und reich illustriert darzustellen.</p> <p>Auf die Einführung und Übersicht zur Geologie des Siebengebirges und seiner weiteren Umgebung (zentrales Rheinisches Schiefergebirge beiderseits des unteren Mittelrheins zwischen Sinzig und Bonn, Südostteil der Niederrheinischen Bucht) und einem Abriss der Erforschungsgeschichte, folgt die Darstellung der paläozoischen Einheiten des zentralen und westlichen Rheinischen Schiefergebirges. Fossilreiche Horizonte des Unterdevons sind durch Fossillisten dokumentiert, welche den Arbeiten von Dahmer aus den 1930er Jahren entnommen wurden. So sind aus den pflanzenführenden Schwarzschiefern der Unteren Siegen-Schichten zahlreiche Psilophytenarten, darunter <i>Taeniocrada decheniana</i> mit Erhaltung der Sporangien, beschrieben. Fossilien vollmariner Korallen, Trilobiten, Crinoiden und die für das Devon typischen Brachiopodengruppen wie z.B. Spiriferen fehlen in diesen küstennahen Schlickflächenablagerungen, stattdessen zeichnen sie sich durch die Erhaltung von Pteraspiden (Panzerfische), Gigantostraken ("Riesenkrebse"), Ostrakoden und dünnschaligen Muscheln der Gattung <i>Modiolopsis</i> aus. Die küstenferneren Partien der Bänderschiefer der Mittleren Siegen-Schichten sind hingegen durch tabulate Korallen (<i>Favosites, Aulopora</i>), Crinoiden, Bryozoen (<i>Fenestella</i>), sowie zahlreiche großwüchsige und dickschalige Brachiopoden (Spiriferiden, Athyrididen) und Muscheln (Aviculiden, Cypricardellen, Grammysien) charakterisiert - eine Faunengemeinschaft welche durch den berühmten Fundpunkt von Seifen im Westerwald als Seifener Fauna (Dahmer 1934) in die Literatur Eingang gefunden hat - während die Tonschiefer der Herforder Fazies der Oberen Siegen-Schichten in klassischen Aufschlüssen bei Unkel neben Muscheln und Brachiopoden eine diverse Trilobitenfauna aufweisen.</p> <p>Die ersten Fossilien von Unkel wurden von dem Breslauer Geologen Ferdinand Roemer 1844 erwähnt und im Folgenden von Paläontologen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (z.B. Sandberger, Frech, Kayser) und zu Beginn des 20. Jahrhunderts (z.B. Scupin, Drevermann, Spriestersbach) detailliert dokumentiert. Eine erste Revision erfolgte durch Dahmer 1936, welche die Grundlage neuerer Arbeiten, z.B. von Carls und Koautoren zur Siegen-Stufe (1982) oder von Schindler und Koautoren zu neuen Funden aus Aufschlüssen der ICE-Neubaustrecke Köln-Rhein/Main (2004), darstellt. Aus den Ems-Schichten sind nur wenige Fossilien dokumentiert, darunter terebratulide Brachiopoden, Muscheln und Pflanzenreste. Der Beschreibung der regionalen historischen Stufen Siegen und Ems (heute international Pragium und Emsium) schließen sich Erläuterungen zur Paläogeographie, Tektonik, Metamorphose und zu den zahlreichen Gangerzlagerstätten an.</p> <p>Im Folgenden geht der Autor kurz auf die Entwicklung seit der variszischen Faltung bis zu den känozoischen Ablagerungen ein. Diese Phase vom späten Perm bis in die Oberkreide ist durch die Abtragung des Schiefergebirgssockels und eine tiefgründige Verwitterung unter feuchten und warmen Klimabedingungen geprägt. Dem "Tertiär", Paläogen und Neogen, ist ein sehr umfangreiches Kapitel gewidmet, das die Ablagerungen der südlichen Niederrheinischen Bucht sowie der Schiefergebirgs-Umrandung der Niederrheinischen Bucht, die Miozänblöcke vom Minderberg, die Sonderfazies der sog. Kieseloolith-Formation und das Flussnetz von Rhein, Sieg und Ahr beleuchtet. Der oberoligozänen Fossillagerstätte Rott ist ein eigenes Unterkapitel mit ausgewähltem Bildmaterial der Fossilfunde und Rekonstruktion der Seelandschaft gewidmet. Aus den See-, Sumpf- und Flussablagerungen sind neben Fischen als den häufigsten Fossilien unter den Wirbeltieren zahlreiche Amphibien (6 Frosch- und Krötenarten mit Hautschattenerhaltung), Reptilien (z.B. die bis zu 70 cm großen Riesensalamander der Art <i>Andrias scheuchzeri</i>, benannt nach dem Schweizer Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), der sie zuerst in obermiozänen Molasseschichten entdeckte und seinerzeit als "Homo diluvii testis", menschliche Überreste der Sintflut beschrieb) und Säugetiere (mit <i>Microbunodon breviceps</i>, ein Fund der die Einstufung der Fossillagerstätte in die Säugetierzonen MP 28-30 des Oberoligozäns ermöglichte), sowie über 600 Insektenarten (einschließlich der bisher nur in Rott fossil gefundenen Lausfliegen) und 250 Gefäßpflanzenarten beschrieben worden.<p> <p>Das sich anschließende Kapitel zum Vulkanismus im Oligozän und Miozän beleuchtet die Petrologie der Basalte des mittelrheinischen Vulkanfelds sowie des intermediären und sauren Vulkanismus im Siebengebirge mit seinen markanten Trachytdomen (z.B. Drachenfels, Wolkenburg). Der Beschreibung von quartären Ablagerungen und Zeugnissen des quartären Vulkanismus mit zwei bedeutenden zweiphasigen Ausbruchszentren (Rodderberg, Bad Neuenahr) vor etwa 800.000 und 300.000 Jahren sowie zahlreichen Tephralagen in Terrassensedimenten des Rheins folgt eine kurze Darstellung zum Rhein und dessen Veränderungen in historischer Zeit, der Mineralquellen, Erdbebenaktivität, Hangrutschungen und Bergstürze. Die drei letzten Unterkapitel des Quartärs befassen sich mit der eiszeitlichen Vegetation und Fauna sowie den steinzeitlichen Spuren menschlicher Besiedlung im Rheintal. Neben zahlreichen Steinwerkzeugen zählt das späteiszeitliche Doppelgrab am Stingenberg bei Bonn-Oberkassel zu den bedeutendsten Steinzeitfundplätzen in Deutschland.</p> <p>Abschließend fasst der Autor kurz die Entwicklung des Natur- und Landschaftsschutzes der Region zusammen. Es folgen eine Erläuterung petrographischer und vulkanologischer Begriffe und Abkürzungen, ein vollständiges Literaturverzeichnis, sowie ein umfangreiches Fossil- und Sachregister. Die "Geologie rund um das Siebengebirge" bietet eine umfassende, sehr empfehlenswerte Informationsquelle für alle diejenigen, die sich für die komplexe geologische Entwicklung dieser Region interessieren. Dieser Band ist eine gelungene Übersicht und ein aktuelles Standardwerk für Geowissenschaftler, das sich zudem einer breiten Leserschaft empfiehlt.</p> <i>Annette E. Götz</i></br> <a href="https://www.lbeg.niedersachsen.de/wir_ueber_uns_service/kontakt/kontakt-668.html"<b>lbeg.niedersachsen.de</b></a>
<p>Wilhelm Meyer, vor allem als Nestor der regionalen Geologie der Eifel bekannt, hat nach jahrzehntelanger Vorbereitung ein Kompendium über das Siebengebirge und die daran angrenzenden Regionen vorgelegt. Überregional bekannt ist diese Gegend durch die vielen tertiären Vulkanbauten, wie den Drachenfels und die Wolkenburg oder die oligozäne Fossillagerstätte von Rott. Die einstige Bundeshauptstadt Bonn liegt mitten darin, ebenso die renommierte Bonner Universität mit dem Steinmann-Institut und Museum. Geologisch betrachtet liegt die Region teilweise im Rheinischen Schiefergebirge, weswegen die anzutreffenden Gesteine bis in die Devonzeit zurückreichen, letztere bekannt durch die Pflanzenfunde aus dem Wahnbachtal. Der Bergbau ist, abgesehen von der Braunkohle der Kölner Bucht, heutzutage Geschichte, doch gibt es noch vielerlei Spuren davon zu entdecken, seien es alte Halden, historische Gebäude oder auch nur Straßennamen, die damit in Zusammenhang stehen. Auch die vielen früher und teilweise auch heute noch gewonnenen Mineralwässer (Apollinaris!), die Flussgeschichte des Rheins und einiger seiner Nebenflüsse sowie die Menschheitsgeschichte in der Region werden thematisiert.</p> <p>Die Untergliederung der Kapitel wirkt auf den ersten Blick sehr akademisch und hätte sicherlich auch etwas vereinfacht werden können. Man mag sich davon aber nicht abschrecken lassen. Ein Werk dieser Art ist sicherlich kein Lesebuch, in dem man abends gemütlich schmökert, sondern in erster Linie eine Dokumentation des akkumulierten Wissens, in der unzählige Quellen von den Anfängen der Forschungsgeschichte bis in die jüngste Zeit verarbeitet sind. Das umfangreiche Literaturverzeichnis legt davon beredtes Zeugnis ab. Die Sachverhalte werden in sehr gut verständlicher Weise dargestellt. Die Bezeichnung „Basalt“ für viele der auftretenden Vulkanite ist zwar petrographisch nicht immer korrekt, aber historisch gewachsen und hätte vielleicht vermieden werden oder zumindest erläutert werden sollen. In einem Glossar steht zwar immerhin ein kleiner Hinweis, den aber ein Laie kaum verstehen wird. Um welche Gesteine es sich in den einzelnen Fällen tatsächlich handelt, erfährt der Leser trotzdem. Ganz zweifellos werden auch viele erdgeschichtlich Interessierte aus der betrachteten Region selbst verwundert ihre Augen reiben, welche kaum bekannten oder längst wieder in Vergessenheit geratenen Fakten hier neu beleuchtet werden. Erfreulicherweise sind dem Buch viele Kärtchen und andere Abbildungen beigegeben, die nützliche Zusatzdaten zum Text beisteuern. Für alle an der Geologie des Siebengebirges und dessen Nachbarschaft interessierte Personen, besonders Multiplikatoren und Lehrende, ist dieses neue Standardwerk ein Muss und kann auch zu einer Vor- oder Nachbereitung von Exkursionen dienen.</p> <i>Günter Schweigert</i>