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Bernhard Behrendsen Mord in der Cottage Sauna Eine Hommage an Philip Marlowe
Es war mal wieder einer dieser verdammten Tage, an dem eigentlich schon alles schiefgegangen war. Ein Tag, der mir obendrein auch noch den restlichen Abend gründlich vermiesen sollte.
Erst hatte ich mir morgens im Auto mit einem Kaffee vom Kiosk mein einziges bügelfreies Hemd versaut, nur weil ich wegen eines senilen Fußgängers scharf bremsen musste, dann hatte ich mich mit diesem überkorrekten Lehrbuchbullen und Kollegen Harry Klein mal wieder heftig über meine Ermittlungsmethoden gestritten, und zu guter Letzt hat mir dann noch irgend so 'ne hysterische Helikoptermutter mit fettem SUV auf dem Supermarktparkplatz laut pöbelnd die Antenne meines geliebten Ford Granada abgebrochen. Und das nur, weil ich für ein paar Minuten auf einem der fünf freien Mutter-und-Kind-Parkplätze gestanden hatte, um eben meine Tiefkühlpizza für den Abend einzukaufen.
Verdammt, das war jetzt schon die dritte Antenne innerhalb des letzten halben Jahres, und nun regnete es obendrein auch noch Bindfäden.
Ich war nur noch genervt und freute mich auf etwas Entspannung mit ein paar späten Saunagängen in der Cottage Sauna.
20:37 Uhr
Ich wohnte gleich um die Ecke und wäre normalerweise zu Fuß gegangen, aber in Anbetracht des stürmischen und nassen Herbstwetters war ich mit mir übereingekommen, es wäre wohl besser, den Wagen zu nehmen.
Einen Parkplatz hatte ich nur noch ganz am äußersten Ende der Parkfläche gefunden, das beliebte Freizeitbad auf der anderen Straßenseite musste ziemlich voll sein, folgerte ich kriminalistisch.
Mit schnellen Schritten umkurvte ich die größten Pfützen, um meine teuren italienischen Schuhe mit den Ledersohlen nicht zu ruinieren, und stand schließlich an der Fußgängerampel. Ich drückte den Ampelknopf und wartete auf Grün. Wie immer, wenn es in Strömen gießt, passierte eine Weile lang gar nichts, und ich begann schließlich, auf dem Ampelknopf nach dem grünen Männchen zu morsen. Eine Reihe von Autos war bereits an mir vorbeigefahren, bis dann das letzte, ein aufgemotzter Golf III, so dicht an mir vorbeischoss, dass ich von oben bis unten durch das Regenwasser aus einem dieser tiefen Schlaglöcher, die immer an Fußübergängen entstehen, nass gespritzt wurde.
Ich konnte mir das dämliche Grinsen des spätpubertierenden Pickelgesichts hinter dem Steuer bildlich vorstellen und fluchte dem Wagen lauthals hinterher.
Hoffentlich hatte das Schlagloch eine fiese Kerbe in der Alufelge der Karre hinterlassen. Ich zumindest hatte jetzt die Nase endgültig voll, erklärte die Ampel für defekt und rannte zwischen einer größeren Fahrzeuglücke über die Straße.
"Was für ein lausiges Wetter", fluchte ich vor mich hin und schob mir meinen Hut zum Schutz gegen den von vorn prasselnden Regen noch tiefer ins Gesicht.
Der Wind pfiff aus Richtung des Schlosses durch den Mühlenredder, und ich zog die Schultern hoch. Die Beleuchtung entlang des Weges war spartanisch, darüber hatten sich schon viele Ahrensburger bei der Stadt beschwert. Im Sommer ein wunderbarer, kühler, von Büschen und Bäumen gesäumter Weg zum Schlosspark, mieden die meisten Fußgänger den Weg im Herbst und Winter.
Zu dunkel und zu schlecht einzusehen, befanden sie, und so war es für mich auch kein Wunder, dass mir hier niemand entgegenkam.
Nur noch wenige Schritte trennten mich von der Saunaanlage, als ich die Eingangstür knallen hörte. Darüber wird Kowalski sich bestimmt nicht gefreut haben, dachte ich noch.
Klaus Kowalski war der Pächter der Cottage Sauna und ein unbedingter Freund der leisen Töne.
In seiner Sauna wurde kein Lärm gemacht, nicht mal laut geredet, auch nicht im Glasgarten, der den Cottage Pub mit dem Saunabereich verband.
20:43 Uhr
Eine Sekunde später rannte mich ein kräftiger Kerl über den Haufen, der mich im Dunkeln offensichtlich nicht gesehen hatte. Wir beide strauchelten, ich verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Der andere rappelte sich wieder hoch und verschwand hinter mir in der Dunkelheit.
"Was zum Teufel war das denn?", fluchte ich erneut. Mein ständiges Fluchen war auch so etwas, worüber ich mit Klein beinahe täglich in Streit geriet.
Ich richtete mich auf, wischte mir grob den schlammigen Boden vom Trenchcoat und klopfte meinen Hut aus, bevor ich ihn wieder aufsetzte.
Die wenigen Schritte zum Eingang des Saunagebäudes nahm ich im Sprint und öffnete die Tür.
An der Rezeption war niemand, aber das war nicht ungewöhnlich.
Zu später Stunde, zumindest unter der Woche, war Kowalski in der Regel allein in der Sauna, seine Angestellten schickte er normalerweise gegen acht Uhr abends nach Hause.
Die Sauna lebte wohl größtenteils vom Wochenendgeschäft, denn die Clubs, die sich hier regelmäßig unterhalb der Woche zum gemeinschaftlichen Saunieren trafen, lasteten das Geschäft bestimmt nicht aus.
Heute war, wie jeden Donnerstag nach halb neun, kein Club mehr da und die Sauna normalerweise bis auf ganz wenige Gäste leer. Das war auch der Grund, warum ich an solchen Abenden in die Sauna ging. Ich konnte diese meist schwabbelbäuchigen, selbst ernannten Gesundheitsapostel und deren oberflächliches Gerede nicht ertragen und genoss die Saunagänge lieber allein, oder bestenfalls mit meinem Freund Jim Beam, der mich ab und an heimlich in der Tasche meines Saunakilts begleitete.
Ich schlug die Rezeptionsklingel. Einmal. Nichts. Ich wiederholte das Klingeln, energischer.
Spätestens jetzt wäre Kowalski eigentlich nach vorn gekommen, um sich darüber zu beschweren.
Der kam nicht.
Ich langte über den Tresen, drückte den elektrischen Türöffner und öffnete den Sperrbügel zu den Umkleiden.
"Kowalski?" Keine Antwort, es blieb still. Ich ging durch die Ankleiden weiter in den Cottage Pub, wo jetzt normalerweise der eine oder andere späte Gast saß. Der Pub und der Glasgarten waren leer.
Außer dem Plätschern des Innenbeckens war nichts zu hören, die Sauna war leer. Aber wo war Kowalski?
Mir wurde heiß, aber das war nicht der Situation geschuldet, dazu war ich zu abgeklärt.
Die Temperatur in dem Gebäude betrug in der Regel angenehme 26 °C, ausreichend für aufgeheizte Saunagänger sowie für die in Badetücher oder Bademäntel gehüllten Gäste, die den Ruhebereich zwischen den Saunagängen genossen.
Ich aber stand mit Trenchcoat, hochgeklapptem Kragen und Hut vor den Eingängen zu den Saunaräumen und kam mir irgendwie fehl am Platz vor.
"Kowalski?", rief ich wieder. "Kowalski?"
Ich öffnete eine Saunatür nach der anderen, alle Saunen waren leer.
Im Duschbereich lief Wasser aus einem der Duschköpfe, und ich blickte hinein.
Kowalski lag blutüberströmt in der Ecke unter der halb herausgerissenen Halterung des Eiswasserkübels. Der massive Holzeimer war offensichtlich die Tatwaffe, denn dieser steckte noch blutig auf seinem Kopf.
Kowalski stöhnte leise, also lebte er zumindest noch. Ich kniete mich zu ihm hinunter und zog vorsichtig den Holzkübel von seinem Kopf.
Oh Mann, er war übel zugerichtet. Der Täter hatte ihm den Schädel eingeschlagen, ein Wunder, dass er noch lebte. Ich rief mit meinem Diensttelefon Polizei und Notarztwagen und versorgte Kowalski, so gut es mein abgenutztes Erste-Hilfe-Wissen eben hergab.
"Wer war das, Kowalski?", flüsterte ich in sein Ohr, aus dem Blut floss, das bereits langsam gerann. "Konntest du den Kerl erkennen?"
Kowalski öffnete eines der zugeschwollenen Augen angestrengt zu einem kleinen Schlitz und versuchte zu antworten. "Be.kannter.", röchelte er. ". von . früh. er."
"Und weiter?", bohrte ich. "Sein Name .?"
". Club ."
Das war's dann! Kowalski war tot, und ich hatte plötzlich den nächsten Fall an den Hacken.
Erst jetzt bemerkte ich, dass immer noch Wasser lief, und drehte den Hahn zu. Eine gespenstische Stille machte sich breit. Ich nahm eine Zigarette aus meinem Etui und steckte sie mir noch im Duschbereich an. Dass in der Sauna Rauchverbot herrschte, war jetzt auch egal, Kowalski konnte sich ja nicht mehr darüber beschweren, und die nächsten Tage würde hier sowieso kein Saunagast anwesend sein.
Ich zog den Trenchcoat aus, setzte mich auf eine Holzbank am Pool und wartete, Zigarette rauchend, auf Verstärkung.
21:38 Uhr
Meine Kollegen der Polizeistation Ahrensburg waren nach wenigen Minuten am Tatort, zusammen mit dem Notarzt, der, wie nicht anders zu vermuten war, nur noch den Tod Kowalskis feststellen konnte. Das hätte ich ihm auch gleich sagen können.
Die Uniformierten sperrten den Duschbereich ab und riefen anschließend die Spurensicherung.
Anders als in den meisten Kriminalfilmen war der Kommissar diesmal vor ihnen am Tatort, was mir die Arbeit zwar nicht leichter machen würde, aber eine gewisse Genugtuung bereitete. Diese schrägen Typen, die in schlechtem Criminal-Minds-Stil nach Hinweisen und Spuren suchten, waren mir immer zuwider, spätestens dann, wenn sie anfingen zu schlussfolgern und den Profis die Arbeit erschwerten. Warum zur Hölle konnten die sich nicht einfach auf ihre Aufgaben beschränken?
Mein Kollege Klein war da anders gepolt. Der hörte sich sehr gerne Tatortanalysen und Schlussfolgerungen an, so, wie es einem heutzutage auf der Polizeischule beigebracht wird. Auch über diesen Punkt eckten wir...
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