Schweitzer Fachinformationen
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MacGyver nahm die silberne Lasche zwischen die Zähne und zog den Reißverschluss auf. Mit einer Kombination aus Pfotenschlagen und -schnippen klappte er den Koffer auf und streckte sich auf dem Stapel zusammengelegter Kleidung aus. Schöner Platz für ein Nickerchen. Könnte aber noch besser sein. Er konnte einfach nicht verstehen, warum Menschen immer alles glatt haben wollten. Mit einem verärgerten Schnaufen stand Mac auf, wühlte ein wenig in den Kleidern herum und legte sich wieder hin. Dann streckte er die Krallen aus und versenkte sie in einen weichen Seidenpullover. Süße Sardinchen, fühlte sich das gut an!
»Mac! NEIN!«, schrie Jamie, sein Mensch. Sie fegte ihn von dem perfekten Schlafplatz, den er sich gerade geschaffen hatte, und brachte ihn mit einem Klapp und einem Ssst zum Verschwinden. Als könnte er den Koffer nicht genauso leicht wieder aufmachen. »Ich gehe auf meine Hochzeitsreise. Hoch-zeits-reise! Und da möchte ich romantisch aussehen und nicht voller Haare wie eine verrückte Katzen-Lady herumlaufen!«
Er ignorierte ihr Blabla. Er verstand, dass Menschen es zum Kommunizieren benutzten, aber das lag nur daran, dass ihre Nasen im Grunde völlig nutzlos waren. Seine Nase dagegen erzählte ihm mehr als tausend Blablas, und in diesem Moment informierte sie ihn darüber, dass Jamie glücklicher war als je zuvor. Und wem hatte sie das zu verdanken? Ihm. MacGyver. Sie brauchte einen Gefährten - er hasste es, das sagen zu müssen, aber darin war sie wie ein Hund -, und er hatte einen für sie gefunden.
Er fing an, vor Stolz zu schnurren. »Es ist dir ganz egal, was ich sage, oder?« Sie wandte sich zur Tür, und Mac sah David hereinkommen, den Gefährten, den er für sie gefunden hatte. »Mac hat eine Stilberatung in meinem Koffer durchgeführt. Alles, was ich eingepackt habe, ist jetzt mit schönem braun getigertem Fell verziert«, sagte Jamie zu ihm.
»Deshalb hat mein Koffer ein Schloss«, antwortete David. Mac spürte, wie Jamies Körper bebte, als sie anfing zu lachen. »Was ist denn so .«, fing David an. Dann griff er nach unten und ließ seine Finger über eine der drei Krawatten gleiten, mit denen Mac gespielt hatte, bevor er bereit für sein Nickerchen gewesen war.
David sah sich den Koffer genauer an. »Immer noch abgeschlossen. Dein Kater hat den Reißverschluss weit genug aufbekommen, um die Krawattenenden herauszuziehen.«
»Nicht mein Kater. Wir sind jetzt verheiratet. Was meins ist, ist deins. Und das schließt Mac ein«, sagte Jamie.
»Ich habe unserem Kater gerade diese Okto-Maus mit acht raschelnden Beinen gekauft, die stundenlange Katzenunterhaltung garantiert.« David sah Mac böse an. »Acht Raschelbeine, und du konntest trotzdem die Pfoten nicht von meinem Koffer lassen.« Kopfschüttelnd versuchte er, mit dem Finger eine Krallenspur in einer Krawatte glatt zu streichen.
Mac ignorierte Davids Blabla und seinen bösen Blick genauso. Er hatte David gerochen, bevor er beschlossen hatte, die Sache in die eigenen Pfoten zu nehmen, und David hatte genauso schlecht gerochen wie Jamie, manchmal sogar noch schlimmer. Er hatte verzweifelt eine Gefährtin gesucht, ob er es nun wusste oder nicht, und Mac hatte eine für ihn gefunden. Jetzt war er so glücklich, als hätte er sich in Katzenminze gewälzt.
»Mac findet sein Geschenk toll. Er möchte nur gern ab und zu auch kreativ sein«, sagte Jamie, während David mit seinem nutzlosen Zahlenschloss hantierte.
Die Türklingel schellte, und Diogee fing sofort an zu bellen. Der Schwachkopf hatte nie verstanden, dass Schlauheit der Schlüssel für einen erfolgreichen Angriff war. So, wie er es anfing, wusste doch derjenige da draußen vor der Tür sofort, dass der Hund da war. Mac sprang von Jamies Arm. Diogee gehörte jetzt zu seinem Rudel, ein Opfer, das für Jamies Glück hatte gebracht werden müssen. Deshalb musste Mac alles in seiner Macht Stehende tun, um den Hund vor seiner eigenen Dummheit zu schützen.
An der Tür angekommen, gab Mac Diogees Schwanz einen kleinen Hieb, teils um ihn aus dem Weg zu schubsen, und teils, weil es einfach Spaß machte. Er öffnete das Maul weit und benutzte seine Zunge, um Luft einzuziehen. Das verschaffte ihm Zusatzinformationen. Vor der Tür stand eine Frau. Und sie war unglücklich. Sehr unglücklich.
Jamie öffnete die Tür einen Spalt weit. »Briony, hallo. Ich muss die Katze hochnehmen. MacGyver ist ein richtiger Ausbruchsspezialist, der gerne den Rauchfang hochklettert. Wir mussten den Kamin zumauern. Außerdem springt dich Diogee garantiert gleich an. Ich weiß, ich sollte ihm das verbieten. Und das kann ich auch, es hat nur überhaupt keine Wirkung. Aber er ist lieb. Okay, mach dich einfach bereit.« Sie klemmte sich Mac unter den Arm, machte die Tür auf und trat zurück.
Sobald die Frau hereingekommen war, hatte der Schwachkopf auch schon beide Pfoten auf ihre Schultern gestemmt. Aber bevor er ihr mit seiner Riesenzunge das Gesicht waschen konnte, griff David ihn am Halsband und zog ihn weg. Er schleifte Diogee nach oben, und ein paar Sekunden später war das Haus von leidendem Heulen erfüllt. Sogar mit den elementarsten Fähigkeiten ließ sich die Schlafzimmertür leicht öffnen. Aber Diogee verfügte eben nicht einmal über diese.
Mac atmete noch einmal tief ein. Ja, diese Frau war schrecklich traurig. Sie brauchte seine Hilfe. Er hatte eigentlich zu tun, musste Ausbrüche planen, Nickerchen halten und so etwas, aber hier lag ein Notfall vor. Die Frau musste eigentlich klüger sein als Diogee, aber offenbar war sie nicht so klug, dass sie eine Lösung fand, was auch immer das Problem war. Dazu brauchte es einen Meister.
Zu ihrem Glück hatte sie an MacGyvers Tür geklopft.
Fünf Minuten nachdem sie an der Tür ihrer Cousine Jamie geklingelt hatte, fand sich Briony Kleeman am Küchentisch wieder. Jamie füllte den Teekessel, während ihr Kater MacGyver auf der Anrichte saß und Briony aus seinen goldenen Augen anstarrte.
Briony war sich nicht ganz sicher, wie sie hierhergekommen war. Sie wusste auch nicht ganz genau, wie sie überhaupt nach Los Angeles gekommen war. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war sie in der kleinen lutherischen Kirche Prince of Peace in Wisconsin auf dem Weg zum Altar gewesen. Ihre Hand hatte auf dem Arm ihres Vaters gelegen. Ihre Füße waren über Rosenblätter geschritten, die ihre dreijährige Cousine gestreut hatte. Ihre Schleppe, verziert mit Spitzen vom Hochzeitskleid ihrer Großmutter, war von Calebs Nichte getragen worden. Alles war genau so gewesen, wie sie es geplant hatte.
Sie hatte Caleb angesehen. Er hatte gelächelt, als er sie auf sich zukommen sah. Und dann war alles ins Wanken geraten. Der Boden. Der Arm ihres Vaters. Die Gesichter der Gäste. Caleb. Eine Mischung aus Schwindel und Übelkeit, und alles war erst dämmrig und dann dunkel geworden.
»Briony«, sagte Jamie, und ihre Stimme riss sie aus der Erinnerung an diesen schrecklichen Morgen. »Welchen Tee möchtest du? Ich habe Orange Spice, Zitronengras, schwarzen Chai, Earl Grey, Pfefferminz und noch ein paar andere. In letzter Zeit bin ich zur Teetrinkerin geworden. Nicht dass ich den Kaffee ganz aufgegeben hätte. Du kannst auch Kaffee haben, wenn dir das lieber ist. Außerdem habe ich Saft. Cranberry und Orange. Und Mineralwasser. Und stilles Wasser. Also, was möchtest du?«
Zu viel Auswahl. Briony konnte sich nicht einmal an die Hälfte erinnern, wahrscheinlich weil ein Teil von ihr sich immer noch fühlte, als wäre er in der Kirche und als würde ihr gerade die Welt unter den Füßen weggezogen. »Such du aus.«
»Bist du sicher? Manche Teesorten sind nicht, du weißt schon, jedermanns Geschmack«, antwortete Jamie, ihre blauen Augen voller Besorgnis.
»Ich meine nur . Irgendwie .« Briony schüttelte hilflos den Kopf. »Ich kann keine Entscheidung treffen. Nicht einmal darüber, was ich trinken soll. Ich weiß, das ist dumm.«
»Das ist nicht dumm. Du musst todmüde sein«, sagte Jamie.
»Ja, ich dachte, ich würde während des Flugs schlafen, aber ich konnte nicht«, gab Briony zu. Anstelle eines Kinofilms hatte sie wieder und wieder diesen Gang zum Altar durchlebt, den sie nicht aus ihrem Hirn verbannen konnte.
»Keine Sorge. Ich suche was für dich aus.« Jamie stand auf, öffnete den Schrank über der Kaffeemaschine und sah die Schachteln mit Teesorten durch.
Briony stieß einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus. Jamie machte da weiter, wo ihre Eltern aufgehört hatten. Seit dem Vorfall in der Kirche, wie Briony das Ereignis inzwischen insgeheim nannte, waren alle Entscheidungen für sie getroffen worden. Sie war im Handumdrehen zum Flughafen gebracht worden, und ihre Eltern hatten versprochen, sich um alles zu kümmern. Dann saß sie im Flugzeug. Dann gab sie einem Taxifahrer einen Zettel mit Jamies Adresse. Und jetzt war sie hier, und Jamie tat so, als wäre es völlig normal, dass sie sich um Briony kümmerte, obwohl sie sich seit einem Familientreffen, das wahrscheinlich so um die elf Jahre zurücklag, nicht mehr gesehen hatten.
Jamie stellte einen Becher Tee vor sie ihn. »Das ist Entspannungstee. Ich weiß nicht, warum, aber es kommt mir vor, als könntest du den gebrauchen. Mein Bauchgefühl ist unschlagbar«, witzelte sie.
Der Becher zitterte in Brionys Hand, als sie ihn an die Lippen hob. Sie stellte ihn ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Du hast recht. Ich bin immer noch . ein bisschen aufgewühlt.« Die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie fühlte sich wie ein Turnschuh im Schleudergang einer alten, verbeulten Waschmaschine. »Dank dir ganz herzlich, dass du mich hier wohnen lässt....
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