Schweitzer Fachinformationen
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Inhalt
Die Wahrheit ist kein Kompromiß Vorwort von Reinhold Messner
Vorwort von Günter Oskar Dyhrenfurth (1971)
1 Eingeschneit im Lager III
2 Abstieg ins Basislager
3 Ausflug zum Heran Peak
4 Das Leben im Basislager
5 Der letzte Angriff
6 Vorstoß in die Todeszone
7 Die rote Rakete
8 Aufstieg zum Gipfel
9 Günther kommt nach
10 Am Gipfel
11 Der Abstieg beginnt
12 Biwak
13 Wir brauchen ein Seil
14 Verzweifelte Lage
15 Abstieg ins Ungewisse
16 Die Schlüsselstelle
17 Zweites Biwak
18 Der Abstieg gelingt
19 Die Eislawine
20 Rückweg durch das Diamirtal
21 Die ersten Menschen
22 In Diamir
23 Mörder oder Retter?
24 In Diamirai
25 Im Industal
26 Wiedersehen mit Herrligkoffer
27 Die Tourenbücher von Günther
Vorsatz Nanga Parbat, Rupalwand. Die Gipfelwand (Schlüsselstelle) über den Nebeln. Von unten schlüsselt sich die Route trotzdem auf.
Nachsatz Blick von oben ins Diamirtal: Von oben kommend ist alles Abgrund, Gefahr, Chaos.
Der »Nanga« von Südosten gesehen, mit Buhl-Weg (am Grat) und Südwand (links).
»Manchmal schreibt man ja ein Buch in der Hoffnung, es könnte eine Menge Geld bringen oder der unscheinbaren Karriere Glanz verleihen. Manchmal will man ganz profan nur die Wahrheit aufdecken oder, etwas weniger profan, eine Lüge verewigen.«
Achim Zons, in: »Auf der anderen Seite der Wand«, Süddeutsche Zeitung, 24./25. Mai 2003.
»[.] als BUCH ist es so nicht möglich. Man würde dem Ruf des Autors und dem des Verlags schaden, wenn man es etwa so drucken würde, wie es jetzt vorliegt. Dagegen spricht - innerhalb der sogenannten alpinen Literatur nicht -, daß es vielleicht ein anderer Verlag sofort zu drucken bereit ist. Was das bedeutet, wissen Sie, sehen Sie aus dem, was man in den letzten Jahren als Schnellschüsse produziert hat: es ist keine Literatur. Schreiben ist nun mal schwer. Wer sich schämt, schreiben erst lernen zu müssen, darf nie schreiben. Schreiben ist immer eine Qual, eine Sache des stillen geduldigen Dabeibleibens, vor allem aber der geistigen Disziplin. Wer SCHREIBEN kann, ist bereits ein Mann.«
Walter Pause, Brief an Reinhold Messner, 9. Dezember 1970
»Vor ein paar Tagen habe ich Dein Nanga-Parbat-Buch bekommen. Ich habe es gleich in einem Zug gelesen, und es hat mir sehr gut gefallen. Ausgezeichnet hast Du die Stimmungen bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen: Die Kameradschaft der Bergsteiger und Hunzas, die Stimmung in den Hochlagern, wo nicht nur gearbeitet und Schnee geschaufelt wurde, sondern wo die meisten von uns es auch sehr schön und sogar gemütlich gefunden haben, im Gegensatz dazu die gedrückte und unsichere Stimmung, sobald man unten etwas mit Herrligkoffer zu tun hatte.«
Dr. Hermann Kühn, Brief an Reinhold Messner, 10. März 1971
»Ich habe bereits ein NangaParbat-Buch umgeschrieben.«
Walter Pause
»Auf die alten Kameraden war aber Verlaß, von Kienlin und Saler schrieben ihre >Gegenbücher< [.]«
Jochen Hemmleb, in: »Alpinismus reloaded. Revisionismus in der Alpingeschichte«, Berge, Nr. 5/2007, S. 77
»>Bergauf-Bergab< stellt für mich auch eine Art Gegenentwurf zu Reinhold Messner dar.«
Michael Pause, in: »Pause am Berg«, Leonart - Das Kulturmagazin fürs Oberland, Oktober 2007, S. 40
»Irrtümer sind zu verzeihen. Ob es auch die Täuschung ist - das ist eine Frage der menschlichen Größe auf der Seite derer, die getäuscht werden sollten.«
Jürgen Thorwald, in: »Krach um den Nanga Parbat«, Quick, Nr. 34, 23. August 1953, S. 12 - 34
»[.] wie wenig es dem Opfer des Gerüchts hilft, empört den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe zu bezweifeln - weil das dazu führt, daß diese Vorwürfe immer und immer wieder wiederholt und dem Beschuldigten vorgehalten werden, und weil Medien sich dann mit noch größerer Intensität dem Milieu widmen, in dem sie das Opfer des Gerüchts wähnen.«
Heribert Prantl, in: »Rufmord leicht gemacht«, Süddeutsche Zeitung, 25. Juni 2003. S. 2
»Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.«
Johann Wolfgang von Goethe
Allein die vielen Unwahrheiten, die zur Nanga-Parbat-Expedition 1970 in die Welt gesetzt wurden, zwangen und zwingen mich, damals wie heute Stellung zu beziehen. Obwohl mir der Expeditionsvertrag dies ausdrücklich untersagte. Heute ist das nicht mehr der Fall.
Mit der zunehmenden Zahl von Menschen, die auf die höchsten Berge steigen, wächst auch die Legendenbildung darüber. Zum einen, weil logische Beweggründe für unsere freiwilligen Überlebensversuche in der Gefahr nicht nachvollziehbar sind, aber auch, weil der Gefahrenraum Berg - ebenso wie das Jenseitige - den allermeisten Menschen nicht zugänglich ist. Nicht wenige verschworene Gemeinschaften zelebrieren ihr Bergsteigen deshalb wie eine Religion. Und wie bei dieser lassen sich weder Mythen noch Kolportagen aus der Welt schaffen. Weil sie nicht nachprüfbar sind. Nicht daß diese Legenden unserem Tun Sinn verleihen würden, das Problem ist vielmehr, daß sie immer neue Legenden generieren.
Natürlich respektiere ich alle Bergsteiger und ihre erlebten Geschichten. Dazu gibt es die Meinungsfreiheit - aber nicht, auf daß hemmungslos Lügen und Irrtümer verbreitet werden.
Karl Maria Herrligkoffer, der Leiter und Organisator der Nanga-Parbat-Expedition 1970, war der jüngere Halbbruder von Willy Merkl, der 1934 die deutsche Nanga-Parbat-Expedition leitete und dabei am Berg umkam. Seither war für Herrligkoffer, der ausgebildeter Arzt war, dieser »Kampf um den Nanga Parbat«, zu dem er zwischen 1953 und 1975 acht Expeditionen führte, Erblast und Vermächtnis zugleich.
1953 ist er Leiter der Expedition, bei der Hermann Buhl in einem spektakulären Alleingang gegen das ausdrückliche Verbot von Herrligkoffer als erster Mensch den Gipfel erreicht. Herrligkoffer hat selbst nie einen der hohen Gipfel bestiegen. Da er jedoch äußerst geschickt war im Umgang mit Sponsoren und bei der Beschaffung finanzieller Mittel, war er in der Lage, die Teilnehmer an seinen Expeditionen Verträge unterschreiben zu lassen, die ihm die exklusiven Verwertungsrechte der jeweiligen Besteigungen sicherten, so daß keiner der Beteiligten seine eigene - abweichende - Sicht der Dinge veröffentlichen konnte. Auch ich hatte 1970 - wie alle Teilnehmer - einen derartigen Expeditionsvertrag unterschreiben müssen.
Als meinem Bruder Günther und mir dann die dritte Besteigung des »Nanga« gelungen war, glaubte Herrligkoffer die Geschichte wieder so drehen zu müssen, wie sie in sein Weltbild passte. Diesmal hatte er den Gipfelgang nicht verboten wie 1953, sondern einen Alleingang von mir ausdrücklich befürwortet. Trotzdem trug ich alle Verantwortung für dieses riskante Unternehmen selbst, war aber durch eine falsche Wetterinformation (die »rote Rakete«) und die Schwäche meines Bruders, der mir aus freien Stücken nachgestiegen war, gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die uns zuletzt in eine ausweglose Situation brachten. Es ging nur noch ums Überleben. Wie wir dann durch Séraczonen, Lawinenhänge, über die Mummeryrippe bis hinab zum Wandfuß kamen - 3000 Höhenmeter Gefahr! -, grenzt an ein Wunder. Günther, für den ich dabei immerzu einen Weg aus Kälte und Höhe, Verzweiflung und Chaos gesucht hatte, folgte mir bis zuletzt. Bis er im Gletscherkessel am Wandfuß verschwand.
Der Rettungsversuch meines Bruders am Nanga Parbat - bis zum Beinahetod selbst gewollt, selbst erfahren, selbst erlitten - gehört zum Schwierigsten, was mir das Leben aufgebürdet hat: eine Verzweiflungstat, die ich nicht als Pflicht, sondern als Selbstverständlichkeit erfahren habe. Hätten Michl Anderl und Herrligkoffer ihren Irrtum beim Wettersignal und die Bedeutung der »roten Rakete« eingestanden und die Tragödie so beschrieben, wie sie geschehen ist, wäre der Streit nicht entstanden. Bald aber nachdem ich in der Zivilisation zurück war, erfand der Expeditionsleiter Herrligkoffer die Geschichte, ich hätte aus Ehrgeiz gehandelt, den toten Bruder an der Merklscharte zurückgelassen und sei - von Ruhmsucht getrieben - allein über die Diamir-Seite des Berges abgestiegen. Und nur diese Behauptung, ohne jeden Anhaltspunkt öffentlich gemacht und nie zurückgenommen, hat den Streit genährt, der seit vierzig Jahren schwelt.
Denn dieser ungeheuerlichen Unterstellung, wenn auch nur in die Welt gesetzt, um von der Tatsache abzulenken, daß niemand nach dem Verschwinden von Günther und mir im Diamirtal nach uns gesucht hatte, wollte und mußte ich widersprechen. Ich tat es, nachdem sich Herrligkoffer einer Schlichtung des Streits im Dezember 1970 verweigert hatte, in Gesprächen und mit einem Buchmanuskript - »Die rote Rakete am Nanga Parbat« -, in dem ich erzählte, was bei der Überschreitung des Nanga wirklich passiert war.
Wie Herrligkoffers Rückzugsbefehl 1953 an Hermann Buhl war auch die Ermunterung zum Blitzversuch 1970 nachvollziehbar. Beide Male hatte der Expeditionsleiter seine Gründe für seine Entscheidung, die zu respektieren sind. Beide Male aber gelang es Herrligkoffer, die Mannschaft zu spalten »in jene, die den Gipfelgang möglich gemacht, und jene, die ihn sich selbstsüchtig genommen haben«. Und seit damals hat die »Wahrheit vom Nanga« zu 1953 und 1970 zwei Gesichter. Als ob mit geteiltem Recht wenigstens das halbe Recht zu haben wäre, wurden mit Erklärungen vor Gericht und in den Medien die Tatsachen immer weiter verfälscht. Bis der Mannschaftserfolg dem Organisator Herrligkoffer allein gehörte und seine Moral triumphierte. Und damit hatten die Moralisten das Wort, die nicht mit Tatsachen, sondern mit der Keule ihrer Moral argumentieren. Denn schlimmer als die Moralisten selbst sind immer ihre moralischen Prinzipien.
Die Wahrheit aber liegt nicht in der Mitte. Sie stützt sich auf Fakten. Die Fälscher und ihre Fans, diejenigen also, die ihnen aufgesessen sind, trösten sich seit damals mit Rechthaberei. Es waren ja ganze Haufen, die sich dafür schlugen, ihrer Moral zum Erfolg zu verhelfen, indem sie mir unterstellten, den Bruder im Stich gelassen zu haben.
Auch die Behauptung - 30 Jahre später -, ich hätte »den Bruder dem Ehrgeiz geopfert«, basiert auf einer Fälschung. Denn das Tagebuch, das dazu abgedruckt wurde, gibt es im Original nicht, und die dazugefügte Seite, in der ich als Kronzeuge gegen mich selbst zitiert werde, ist eine Erfindung. Der Text ist...
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