Schweitzer Fachinformationen
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Mit Elizabeth Hawley 2004 in Kathmandu (RM)
»Die erste Frau sein, die auf allen 14 Achttausendern war, muss ich Gott sei Dank nicht. Das machen Oh Eun-Sun, Gerlinde Kaltenbrunner und Edurne Pasaban unter sich aus. Mit Profibergsteigerinnen will ich mich gar nicht messen.«
Alix von Melle
»Als Einzelperson war ich erst recht davon abhängig, mir die Expeditionsgenehmigung mit anderen zu teilen, weil ich diese hohen Kosten allein nicht hätte tragen können.«
Gerlinde Kaltenbrunner
»Ich bin weder eine Schiedsrichterin noch Richterin, ich bin Archivarin, und ich sammle Berichte der Bergsteiger.«
Elizabeth Hawley
»Miss Bristow zeigte uns alten Alpine-Club-Mitgliedern, wie man leicht und sicher über steilste Felsen klettert, und während der kurzen Pausen, in denen wir anderen unsere Atemwerkzeuge wieder zur Ruhe brachten, fand sie noch Muße, zu fotografieren . Wir gingen bis zur höchsten Spitze empor, winkten eventuellen Freunden, die uns von der Mer de Glace aus vielleicht beobachteten, und beglückwünschten die erste Dame, die je auf diesem wilden Turm [auf dem Crepon!] gestanden hatte.«
Albert Frederick Mummery
»Wenigstens in der gnadenlosen Höhe des niedrigen Luftdrucks und Sauerstoffdefizits ist die nicht messbare Welt noch in Ordnung. Das Scheitern im Sturm kann mehr zählen als der Gipfel bei Superbedingungen.«
Edi Koblmüller
Auch das Bergsteigen braucht von Zeit zu Zeit Heldenstorys. Heute sind es nicht mehr unbedingt Machos, sondern »humane« Wesen, die Zukunft suggerieren, indem sie sich die Gegenwart nehmen. Den Wettlauf um die 14 Achttausender, den die Männerwelt vor 25 Jahren vorgemacht hat, machten in den letzten Jahren ein paar Frauen nach. Obwohl sie, wie man sehen kann, die Aufmerksamkeit dafür aus der Vergangenheit schöpften.
Es ist müßig, darüber zu streiten, ob es die Medien, die Fans der Heldinnen oder die Akteurinnen selbst waren, die das Spektakel antrieben, die Parallelen zu den Männerspielen von früher sind unübersehbar: Auch ihre Ingredienzien: Rivalität, Neid und Ehrgeiz. Ging es doch um jene »Unsterblichkeit«, die hinter öffentlicher Aufmerksamkeit vermutet wird. Dass aber wieder gestorben wurde, um zu siegen, ist für mich ein Grund, hinter die Kulissen zu schauen - auch weil viel zu viele Erwartungen auf die prognostizierten Siegerinnen projiziert wurden.
Mich erreichte die Todesnachricht von Go Mi-Sun am 15. Juli 2009. Sie kam direkt aus Pakistan, wo es schon Mittag war. Die koreanische Bergsteigerin wurde offiziell für tot erklärt, nachdem sie seit dem 11. Juli als vermisst galt: umgekommen am Nanga Parbat. Auch ein Österreicher, Wolfgang Kölblinger, stürzte damals auf der Kinshofer-Route ab. Er wurde bis heute nicht gefunden.
Als Marketing-Instrument ist diese Art Höhenbergsteigen mit Vermissten und Toten zwar fragwürdig, als Nachricht aber taugte sie für Schlagzeilen, vor allem seit zwei Südkoreanerinnen im Kampf um den Titel »Erste Frau auf allen 14 Achttausendern« mitmischten.
2009 also lieferten sich zwei koreanische Bergsteigerinnen ihren internen Wettlauf um den ersten Platz im »14. Himmel«, wie Jerzy Kukuczka das Spiel an den höchsten Bergen der Welt genannt hatte.
Noch wenige Monate zuvor waren »Miss Oh« und »Miss Go« völlig unbekannt gewesen. Kaum jemand in der Szene kannte ihre Namen, während heftig darüber diskutiert wurde, ob die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, die Spanierin Edurne Pasaban oder die Italienerin Nives Meroi es als erste Frau auf alle 14 Achttausender schaffen würde. Ob jetzt mit oder ohne Flaschensauerstoff, Sherpa-Unterstützung und Fixseilen gestiegen wurde, beide wollten die Erste sein: Oh Eun-Sun und Go Mi-Sun. Go Mi-Sun, eine begabte Wettkampf- und Sportkletterin, erreichte zehn Achttausender-Gipfel innerhalb von nur zweieinhalb Jahren. Eine unglaubliche Gewaltleistung! Im Frühling 2009 stand sie auf Makalu, Kangchendzönga und Dhaulagiri! Anschließend wollte sie die beiden Gasherbrum-Gipfel, den Nanga Parbat und die Annapurna besteigen. Der Stil interessierte sie dabei wenig. Nur Erste werden zählte - bis sie tot war. Miss Go war aus dem Rennen.
Zwischen 1997 und 2007 hatte Oh Eun-Sun, ihre Konkurrentin, fünf Achttausender bestiegen, darunter den Mount Everest und den K2, beide mit Flaschensauerstoff. 2008 erreichte sie innerhalb nur eines Jahres die Achttausender-Gipfel Makalu, Lhotse, Broad Peak und Manaslu. Im Frühjahr 2009 gelangen ihr Kangchendzönga und Dhaulagiri, im Sommer der Nanga Parbat und der Gasherbrum I. An der Annapurna, die sie noch für den Herbst 2009 geplant hatte, war sie schließlich im Frühjahr 2010 erfolgreich.
Die Südkoreanerin beschäftigte Helfer, Träger, die Fixseile verlegten und Lasten schleppten. Aber das ist inzwischen an den Normalwegen der Achttausender Alltag. Seit Jahren schon werden zweimal jährlich Pisten auf die Gipfel von Cho Oyu, Broad Peak und die Gasherbrum-Achttausender gebaut, am Mount Everest sogar von Süden und Norden - für Gruppenreisen, wie sie der erfolgreiche deutsche Reiseunternehmer Ralf Dujmovits organisiert, der inzwischen selbst auf allen 8000er-Gipfeln gestanden hat. Für seinesgleichen ist diese Art von Infrastruktur Voraussetzung für den Erfolg und die Sicherheit seiner Klienten. Selbst wenn eine der Achttausender-Rivalinnen auf alle Steighilfen hätte verzichten wollen, an den Normalwegen der höchsten Berge wäre sie allerorten darüber gestolpert. Sogar in der Südwand des Shisha Pangma hängen an den Schlüsselstellen fixe Seile, denen nicht auszuweichen ist, weil sie nun einmal da sind. Das ist natürlich nicht die Schuld der bergsteigenden Frauen, im Gegenteil, es ist die Folge einer Entwicklung, die selbst die höchsten Gipfel der Welt einer breiten Schar von Bergsteigern zugänglich machen sollte. Auch der Helikopter, der Ausrüstung und Expeditionsmitglieder ins Basislager fliegt, gehört heute zur Logistik eines solchen Unternehmens, vor allem dann, wenn man sich vorher bereits akklimatisiert hat. Miss Oh zum Beispiel flog 2009 per Helikopter ins Basislager am Dhaulagiri, und nachdem ihre Landsmännin Miss Go tödlich abgestürzt war, bestieg sie im gemeinsamen Diamir-Basislager einen Hubschrauber, um ins Tal zu fliegen und von dort zu ihrem nächsten Achttausender zu marschieren. Am Abruzzigletscher wartete ihre zweite Hilfstruppe für die Gasherbrum-Besteigung. »Wir sind uns nicht sicher, ob sie den Berg endlich schafft«, lautete die letzte Nachricht ihrer Betreuer aus dem Nanga-Parbat-Basislager.
Inzwischen gab es Fragen zum Tod von Wolfgang Kölblinger. Angeblich erreichte er den Gipfel zusammen mit der koreanischen Expedition um Miss Go gegen sechs Uhr abends. Beim Abstieg aber sei er verloren gegangen. Abgestürzt: »Spuren im Schnee deuten an, dass Wolfgang an einem steilen Hang abglitt. Möglicherweise in 8060 Meter Höhe.«
Nachdem Go Mi-Sun den Gipfel mithilfe von künstlichem Sauerstoff erreicht hatte, stürzte auch sie ab, ebenfalls im Abstieg, auf einer Höhe von 6200 Metern, nahe Lager 2. Im Basislager herrschte Chaos. Man war schockiert. Dass sich aber einer der Sherpas von Miss Go ernsthafte Erfrierungen an seinen Händen zugezogen hatte, interessierte niemanden.
»Go Mi-Suns Körper wurde am Messner-Couloir gesichtet«, las ich in den Zeitungen. Ein Journalist rief mich an und fragte, wo diese Stelle sei.
»Es gibt in der Kinshofer-Route kein Messner-Couloir«, antwortete ich.
Es wurde vermutet, ein Fixseil sei entfernt worden. Ausgerechnet in dem Bereich, in dem sie dann fiel. Andere kritisierten die späte Stunde ihres Gipfelgangs: Aufbruch von Lager 4 angeblich gegen drei Uhr früh!
Mit elf bestiegenen Achttausendern wurde die 41-jährige Miss Go für ein paar Stunden bekannt. Zu spät! Als Außenseiterkandidatin im Wettlauf der Frauen um alle 14 Achttausender wollte sie ihr Ziel zwar in sehr kurzer Zeit erreichen, übernahm sich aber dabei. Zuletzt hatte sie ihr Glück verspielt. Ihr elfter Gipfel blieb ihr letzter. Wie damals, 1986, für Marcel Rüedi auch. Unwahrscheinlich, diese Parallele!
Ob er es hätte schaffen können oder nicht, der Schweizer wagte 1986 eine bewundernswerte Aufholjagd. Nur zu verständlich - wer wäre nicht gern Erster geworden! Es ist aber nie so, dass dem Wagemutigen Wunder zuteilwerden. Sonst wären sie am Ende die normalste Sache der Welt. Wunder sind wählerisch und belohnen zumeist die, die ihr Ziel mit Vorsicht und wiederholt verfolgen. Nie die Getriebenen, selten die Genies, dann und wann Spieler wie mich.
2009 hatten es einschließlich Ralf Dujmovits 16 Höhenbergsteiger geschafft, auf allen Achttausendern zu stehen. Im Mai 2010 waren es bereits 22, darunter die ersten beiden Frauen. Seit 1986 war die Zahl der »Rekordhalter« so groß geworden, dass alle Welt auf den Namen der ersten Frau wartete, die den vakanten Platz in der Galerie der »unsterblichen Pioniere« einnehmen würde. Vor allem deshalb tobte dieser beispiellose Konkurrenzkampf. Schließlich ging es nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern auch um wirschaftliche Chancen. Und dies, obwohl lukrative Sponsorenverträge, Vortragsreihen und Buchveröffentlichungen weniger von der Zahl der bestiegenen Achttausender als vielmehr vom Charisma der Heimgekehrten abhängen. Seit 200 Jahren schon werden Frauen-»Höhenweltrekorde« vermeldet. Zu Stars unter den Bergsteigerinnen aber wurden nur jene, die etwas taten, was ihre männlichen Kollegen nicht konnten.
Die Liste der Bergsteiger, die nach mir alle Achttausender bestiegen haben - Jerzy Kukuczka, Erhard Loretan, Carlos Carsolio, Krzysztof...
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