Schweitzer Fachinformationen
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G. Jechart
Die Faszination der Darmspiegelung resultiert aus der einzigartigen Möglichkeit, die Schleimhautoberfläche im unteren Gastrointestinaltrakt direkt zu betrachten und vor Ort Eingriffe unter visueller Kontrolle durchzuführen. Seit den Anfängen der Koloskopie 1971 haben inzwischen mehrere Generationen gastroenterologisch tätiger Ärzte diese Vorteile zu schätzen gelernt und arbeiten mit den Industriefirmen gemeinsam an einer stetigen Optimierung der technischen Möglichkeiten. Die Endoskopie bleibt jedoch auch heute eine Untersuchungsmethode, die manuelle Geschicklichkeit und Konzentration erfordert. Die korrekte Befundinterpretation setzt eine gute Ausbildung und Erfahrung voraus. Es gelingt dem erfahrenen Untersucher, in über 90% das Zökum zu erreichen und in den meisten Fällen auch das terminale Ileum zu intubieren. Schwierigkeiten bereiten insbesondere ein mobiles und elongiertes Sigma und Colon transversum sowie postoperative Darmfixationen u. a. Verwachsungen. In der Regel ist mit einem Zeitaufwand von 30 Minuten für die gesamte Untersuchung zu rechnen, wobei ein zügiges Vorspiegeln bis zum Zökum erstrebenswert ist, aber eine sorgfältige Inspektion aller Kolonabschnitte beim Geräterückzug die Qualität der Untersuchung bedingt und minimal 6 Minuten betragen sollte. Die Anzahl der entdeckten Adenome im Durchschnitt aller Koloskopien stellt ebenfalls ein Qualitätsmerkmal für den Untersucher dar und wird derzeit bei Frauen in 15% und Männern über 50 Jahre in 25% erwartet ? [1], ? [2].
Indikationen Die Früherkennung neoplastischer Läsionen nimmt einen hohen Stellenwert im Bereich der ambulanten Koloskopie ein. Nach den Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen ? [3] und den Empfehlungen der S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom ? [4] sollte die Koloskopie als Krebsvorsorge in der Allgemeinbevölkerung ab dem Alter von 55 Jahren alle 10 Jahre durchgeführt werden. Liegt ein familiäres Risiko oder eine zum Karzinom prädisponierende Erkrankung vor, gelten spezielle Vorgaben zur Erstkoloskopie und Folgeuntersuchungen (? Tab. 1.1). In Kenntnis der Adenom-Karzinom-Sequenz nach Vogelstein und nach großen Kohortenstudien in den USA und Europa bleiben keine Zweifel an der Effektivität der endoskopischen Polypenabtragung zur Karzinomprävention ? [5]. Da sich die proximalen Karzinome dem Blickfeld der Sigmoideoskopie entziehen, sollte für diese Indikation stets die Empfehlung zur hohen Koloskopie gegeben werden ? [6].
Weitere Indikationen umfassen die klinische Verdachtsdiagnose einer Colitis, die hinsichtlich ihres endoskopischen Erscheinungsbildes und einer histologischen Charakterisierung differenzialdiagnostisch zugeordnet werden soll. Liegen in bildgebenden Verfahren wie Sonografie (? Abb. 1.1) oder CT/MRT wandverdickte Darmabschnitte vor, bietet sich die Koloskopie zur Abgrenzung entzündlicher, ischämischer oder neoplastischer Veränderungen an. Veränderungen der Stuhlgewohnheiten und eine zunehmende Obstipationsneigung sollten Anlass sein, nach einer Einengung des Darmlumens zu suchen, z. B. durch eine Neoplasie, eine divertikelassoziierte Myochose (Verdickung der Ringmuskelschicht) oder durch eine postentzündliche Striktur. Peranaler Blutabgang im Notfallmanagement und Eisenmangelanämie im diagnostischen Algorithmus zur Suche nach einer Blutungsquelle im unteren Gastrointestinaltrakt stellen ebenso wie der ungewollte Gewichtsverlust eine häufige Indikation zur Koloskopie dar.
Merke
Indikationen zur Koloskopie
Früherkennung kolorektaler Neoplasien
Postpolypektomie-Surveillance
Primärtumorsuche bei unklaren Metastasen
Diarrhö
Obstipation
abdominelle Schmerzen
ungewollter Gewichtsverlust
pathologische Wandverdickung des Kolons in Sono/CT/MRT
peranaler Blutabgang, Eisenmangelanämie
Dysplasie-Screening bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Bevölkerungsgruppe
Zeitpunkt der Screeningkoloskopie
Allgemeinbevölkerung
ab dem 55. Lebensjahr. alle 10 Jahre
Verwandte ersten Grades von Patienten mit sporadischem kolorektalem Karzinom
10 Jahre vor dem Alterszeitpunkt beim Indexpatienten, spätestens mit 40-45 Jahren
Verwandte ersten Grades von Patienten mit Adenomen im Alter < 50 Jahre
10 Jahre vor der Erstmanifestation beim Indexpatient
Verwandte ersten Grades von Patienten aus Familien mit Amsterdam-Kriterien und Mikrosatellitenstabilität mit mind. 2 Betroffenen
ab dem 25. Lebensjahr alle 3-5 Jahre
Verwandte ersten Grades von Patienten aus Familien, die die Bethesda-Kriterien, aber nicht die Amsterdam-Kriterien erfüllen mit mikrosatellitenstabilen oder nicht untersuchbaren Karzinomen
alle 3 Jahre
Anlageträger für HNPCC
ab dem 25.Lebensjahr jährlich
Anlageträger für FAP
ab dem 10. Lebensjahr jährlich
Anlageträger für attenuierte FAP
ab dem 15. Lebensjahr jährlich bei Polypennachweis
Anlageträger für MAP
ab dem 18.-20. Lebensjahr jährlich bei Polypennachweis
Anlageträger für hamartomatöse Polyposis-Syndrome
keine Empfehlung ausgesprochen
Colitis ulcerosa
jährlich ab dem 8. Erkrankungsjahr
jährlich ab dem 15. Erkrankungsjahr bei linksseitiger Manifestation
jährlich bei gleichzeitiger PSC
Morbus Crohn
Insbesondere bei Kolonbefall ist das Karzinomrisiko erhöht; Empfehlung zu Endoskopie-Intervallen liegt noch nicht vor
HNPCC = erbliches nicht polypöses kolorektales Karzinom; FAP = familiäre adenomatöse Polyposis; MAP = MUTYH-assoziierte Polyposis; PSC = primär sklerosierende Cholangitis
Abb. 1.1 Indikation zur Koloskopie: verdickte Darmwand im Colon ascendens bei der Ultraschalluntersuchung.
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