Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Jetzt ganz still, ich habe mich gerade ins Hostel geschlichen. Meine drei Mitbewohner grunzen schon, denn es ist 3:30 Uhr in der Nacht. Die Luft im Zimmer kann mit jedem Pumakäfig mithalten. Erstmal das Fenster aufgerissen, draußen ein Baustellenlärm sondergleichen, was die drei Schlafmützen aber noch nicht weckt.
Aber von Beginn an: Die Reise von Köln über Düsseldorf bis ins Hostel nach Moskau verlief völlig entspannt. Die sechs Transportmittel meiner Wahl waren famos aufeinander abgestimmt. Mit der Straßenbahn 15 Minuten bis zum Hauptbahnhof in Köln, Regionalbahn 45 Minuten bis zum Flughafen Düsseldorf, 10 Minuten Skytrain zum Terminal, 3 Stunden Flug bis Moskau Scheremetjewo, 45 Minuten Aeroexpress in die Moskauer City und schon, um 17:09 Uhr, betrat ich über den Weißrussischen Bahnhof zum ersten Mal die russische Hauptstadt!
Der Weißrussische Bahnhof ist einer von mehreren Fernbahnhöfen in Moskau. Altehrwürdig sind sie allesamt, dieser wurde bereits 1870 eröffnet. Nun noch 20 Minuten mit der Metro bis zum Hostel und zack, erledigt! Von Haustür zu Haustür 10 Stunden Reisezeit für 2.300 km Strecke, alles entspannt. Fast wie mal eben um den Block Zeitung holen.
Apropos Zeitung: Die habe ich im Flugzeug gelesen. Auf Russisch. Hat mir prima die Zeit vertrieben. Sechs Seiten in zwei Stunden. Es waren tatsächlich einige Sätze dabei, die ich verstanden habe. Sicher war es hilfreich, dass ich kein Fachblatt über Biomedizin in den Händen hielt, sondern eine Sportzeitung. So konnte ich verstehen, dass heute Saisonstart der Russischen Fussballliga ist. Spartak Moskau gegen FK Orenburg. Da muss ich hin!
Vorher aber erstmal im Hostel die Klamotten loswerden. Das Hostel GoodMood liegt äußerst zentral, die Metro-Station "Kitai-Gorod" um die Ecke, 10 Minuten zu Fuß vom Roten Platz entfernt, in einer kleinen Seitenstraße, normalerweise relativ ruhig. Aktuell werden die Straßen und Fußwege im Viertel kernsaniert, und das 24/7. Das Hostel kostet zwar doppelt so viel wie die Unterkünfte, die ich in den nächsten Städten gebucht habe (jaja, Moskau ist teuer), aber umgerechnet 20 ? pro Nacht sind aus Sicht einer deutschen Brieftasche noch immer recht günstig.
Kosten
Als Individualreisender kommt man recht günstig durch Russland. Ich habe für jeden Euro ca. 70 Rubel bekommen. Übernachtungen in Hostels ca. 10-20 ?/Nacht, ein Busticket ca. 0,25 ?, Frühstück oder Abendessen in einem russischen Schnellrestaurant ca. 5-10 ?. Üppiges Abendessen in einem guten Restaurant 20 ?. 1.500 Kilometer Fahrt mit der Transsib in der 3. Klasse ca. 60 ?.
Das Hostel macht einen prima Eindruck. Es liegt in der 3. Etage eines Altbaus mit hohen Decken und einem Treppenhaus in Eiche rustikal. Mit der Stahltür unten am Eingang habe ich allerdings etwas Probleme. Das Schild "bitte kräftig drücken" verleitet mich mit jedem Versuch die Tür zu öffnen, die Intensität des "Drückens" zu erhöhen und irgendwann gegen die Tür zu springen. Außer viel Krach kommt nichts dabei rum, die Tür bleibt geschlossen. Was mache ich denn bloß falsch, hier steht doch "bitte kräftig drücken"? Ich schildere mein Problem während eines kurzen Telefonates einer Mitarbeiterin des Hostels. Achso, man muss vorher klingeln? Tatsächlich, da ist eine Klingel "GoodMood Hostel". Super, es funktioniert und ich bin im Treppenhaus!
Im Hostel ist alles vorhanden, was man braucht: eine Lounge, eine Küche mit kostenlosem Tee und Gebäck, vier Schlafräume mit Doppelstockbetten, ein Sanitärraum für alle Gäste sowie eine junge, englischsprachige Mitarbeiterin rund um die Uhr. Für Tee und Gebäck ist jetzt allerdings keine Zeit mehr, das Fußballspiel beginnt in einer Stunde. Auf zum Spartak-Stadion!
Von den Moskauer U-Bahnhöfen habe ich ja schon viel gehört. Paläste unter Tage! Es gibt sogar Stadtführungen, bei denen ausschließlich Metro-Stationen abgeklappert werden. Im Moment habe ich für die schönen Kronleuchter allerdings kein Auge. Mit der Metro-Linie 7 geht es ohne umzusteigen zum Stadion. Für 415 Rubel habe ich mir zuvor am Schalter, unter den wachsamen Augen eines an jedem Metrozugang postierten Polizisten, ein 3-Tages-Ticket für das gesamte Moskauer U-Bahn-Netz gekauft. Die Fahrkartenverkäuferin war durchaus überrascht, dass aus meinem Mund, wenn auch nicht fehlerfrei, russische Vokabeln kamen. Und sie hat tatsächlich verstanden, was ich wollte. Spitze. Spitze ist auch der Preis. Für den Preis gibt es in Köln nicht mal ein Tagesticket für das lediglich ein Zehntel so große ÖPNV-Netz.
Rund um das Stadion tobt ein Gewitter und damit meine ich nicht die lautstarken Spartak-Fans, sondern den Platzregen der sintflutartig vom Himmel prasselt. Da ich jedoch meinen Regenschirm im Hostel gelassen habe, muss ich das Cappy in die Stirn ziehen und ab durch den Regen zu den Kassenhäuschen laufen.
Blöd, es gibt keine Tickets mehr. Egal, die Russen, die wie ich kein Ticket mehr für das Spiel bekommen haben, rufen vor dem Stadiontor "Öffnet den Block" und sind ganz schön sauer, während drinnen schon fast die erste Halbzeit vorbei ist. Ich verstehe nicht, warum sie nicht nach Hause gehen. Ich finde es trotzdem spannend und so stehe auch ich bis zur Halbzeit draußen und rufe "Öffnet den Block". Aber der Block öffnet sich nicht! Klar, wohin auch mit den Leuten im ausverkauften Stadion.
Metro
Viele Stationen sind architektonische Meisterwerke
Die Bahnen fahren meist im 2-Minuten-Takt
1935 eröffnet
Über 2,5 Mrd. Fahrgäste jährlich
Zielgruppe
Jedermann
Bewertung
Als der Regen etwas nachlässt, aber keineswegs aufhört, gehe ich zur Metro, um zurück ins Zentrum zu kommen. Habt ihr schon mal eine U-Bahn gesehen, in der man von innen das andere Ende nicht sieht? Schaut mal genau hin: Der Gang verschwindet irgendwo am Horizont. Was hat die wohl für einen Wendekreis? Die hätte gar nicht losfahren brauchen. Wer zur hinteren Tür einsteigt und an der vorderen Tür wieder aussteigt, ist quasi unterirdisch in der U-Bahn bis zum Roten Platz gelaufen.
Am Roten Platz steige ich aus der Metro und brauche nun dringend erstmal einen Geldautomaten. Einen solchen habe ich auf der Route Flughafen - Hostel - Stadion nirgends gesehen. Das gibt es doch nicht. Ich meine, wir sind hier im Zentrum der russischen Hauptstadt, da muss man doch irgendwie an ein paar Rubel kommen. Die Rettung ist das Kaufhaus GUM, die Speerspitze aller russischen Konsumtempel. GUM ist im Übrigen kein Fantasiename, sondern eine Abkürzung für "Hauptkaufhaus" (glawnij uniwersalnij magasin). GUM's und ZUM's (zentralnij uniwersalnij magasin; "Zentralkaufhaus") gibt es in jeder russischen Stadt. Natürlich ist keines mit dem GUM in Moskau auch nur annähernd zu vergleichen. Mit über 75.000 qm Fläche und seiner über 100-jährigen Geschichte galt es einst als das größte Warenhaus Europas und es hat einen Geldautomaten. Als ich die 9.000 Rubel aus dem Automaten ziehe, versuche ich ein betont gleichgültiges Gesicht zu machen, meinen plötzlichen Reichtum muss ja nun nicht gleich jeder mitbekommen. Wenn ich den Gegenwert von 125 ? in Deutschland aus einem Automaten ziehe, komme ich mir jedenfalls nie so prominent vor. Gut, dass an allen Eingängen zum GUM ein Wachmann nebst Sicherheitsschleuse steht. Nun kann ich entspannt durch die Gänge und Etagen dieser pompösen Glitzerwelt spazieren und aus dem Vollen schöpfen, die ersten Rubel werden direkt in ein Eis investiert.
GUM
Mit über 100 Jahren eines der bekanntesten Kaufhäuser der Welt
Einst das größte Kaufhaus Europas, direkt am Roten Platz
Wieder auf der Straße, vor der illuminierten Fassade des GUM, höre ich aus einiger Entfernung Konzertmusik. Dann mal immer den Ohren nach. Am Maneschnaja-Platz dann die Erklärung und die erste Gelegenheit, tief in das russische Herz blicken zu dürfen! Eine große Bühne mit feinstem Multimedia-Equipment und geschätzt 50.000 Zuschauer. Diverse russische Musikerinnen und Musiker, die allesamt frenetisch von den Zuschauern gefeiert werden, geben sich mit ihren Songs das Mikro in die Hand. Ganz ehrlich, die Musik ist wirklich großartig: Russische Popmusik gefällt mir wirklich gut, sie hat Emotionen und ordentliche Beats!
Das alles zu Ehren der russischen Sportler, insbesondere der Olympiasieger. Das ist...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.