Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
»Eine von materiellen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.«
Papst Benedikt XVI. , Freiburger Rede, 25. 09. 2010
Wenn es also beim Wirtschaften im Schein des Herrn keine Gewinnerzielungsabsicht gibt, wie finanziert sich die Weltkirche dann? Die offiziell veröffentlichten Haushaltspläne enthalten zwar detaillierte Angaben über Ausgaben. Die Einnahmequellen werden dagegen sträflich vernachlässigt. Doch wo Kirche drauf steht, stecken in vielen Ländern Steuern oder Staatszuschüsse drin:
Kirche und Staat sind häufig finanziell eng verwoben. Neben direkten Finanzzuschüssen auch durch viele indirekte Zuwendungen und durch den Verzicht des Staates auf Einnahmen.
Die Art der Kirchenfinanzierung hängt in den einzelnen Ländern wesentlich vom Staat-Kirche-Verhältnis des jeweiligen Landes und dem Staatsverständnis seiner Verfassung ab:
Insgesamt lässt sich ein Trend zugunsten einer Entflechtung des Staates von der Kirchenfinanzierung feststellen. Doch ehe die Weltkirche an ihre eigene Vermögensmasse geht, lässt sie sich lieber von anderen aushalten. Erst Papst Franziskus erkannte, dass »die Weltkirche nur mit erheblichem Imageschaden so fortfahren kann, während andere bezahlen.«
Beginnen wir unsere Erkundungsreise zu ausgewählten Ländern im Zentrum der Weltkirche, im Vatikan: Wenn es um Geld geht, ist der Vatikan bis heute verschwiegen. Auch ist der Vatikan ein haushaltspolitischer Exot:
Steuereinnahmen, die wichtigste Geldquelle vieler Staaten, hat er nicht. Der kleinste Staat der Welt kennt weder Einkommens- noch Mehrwert- oder Kirchensteuer. Haupteinnahmequellen sind laut Informationen aus dem Wirtschaftssekretariat Erträge aus Geldanlagen in nichtgenannter Höhe sowie aktuell eine Überweisung von 50 Millionen Euro der Vatikanbank IOR. Die Bistümer der Weltkirche steuerten im vergangenen Jahr 24 Millionen Euro bei. Größte Geldgeber sind traditionell deutsche und amerikanische Bistümer. Der Haushalt des Vatikanstaats profitiert vor allem von den Vatikanischen Museen mit 90 bis 100 Millionen Euro.
Weitere Einnahmequellen sind Spenden - auch der Peterspfennig (70-80 Mio. Euro), den viele Kirchenmitglieder voluntarisch entrichten -, Abgaben der nationalen Bischofskonferenzen, Teile der italienische Kirchensteuer, Verpachtungs- und Mieteinnahmen, religiöser Tourismus mit Wallfahrten, Briefmarken- und Münzenverkauf, Foto- und Filmrechteveräußerungen und Einnahmen aus Finanzgeschäften, u. a. die Gewinne der Vatikanbank, Einnahmen aus Sponsering, etwa für Drehgenehmigungen bei der Glaubenskongregation oder die TV-Übertragungen der Osterfeierlichkeiten. Dazu kommen die Erlöse aus dem Duty-Free-Shop im päpstlichen Bahnhof Città del Vaticano.
Wie lukrativ beispielsweise der Münzverkauf für den Vatikan sein kann, soll am Tod Johannes Pauls II. gezeigt werden: Der Vatikan ließ für die beiden Aprilwochen 2005 zwischen dem Tod und der Wahl Joseph Ratzingers zu Papst Benedikt XVI. neue Euro-Münzen prägen. Nicht nur eine Sondermünze, sondern einen ganzen Satz für die Sedisvakanz - den »leeren Stuhl«. Das Kalkül dahinter: Solche Münzen sind ausgesprochen selten, und sie lassen sich natürlich mit einem noch viel größeren Aufschlag verkaufen, als der Vatikan dies ohnehin mit seinen Sammlerstücken über ein weltweites Netzwerk von Münzhändlern tut.
Schon für einen gewöhnlichen Satz Sondermünzen im Nennwert von 3,88 Euro streicht die Weltkirche mehr als 30 Euro ein. Bei jährlich geprägten Münzen im Wert von rund 1 Million Euro ergibt das einen durchschnittlichen Reingewinn von über 26 Millionen Euro. Die Münzen aus der Zeit der Sedisvakanz dürften ein Vielfaches in die Kirchenkasse gespült haben. Jeder andere Staat der Eurozone gibt seine Münzen und Scheine zum Nennwert heraus, der Vatikan genießt das Privileg, an seinen Münzen kräftig zu verdienen.
Der Satz Sondermünzen zur Sedisvakanz stieß in Brüssel auf keine Gegenliebe. Das Ziel, eine hübsche Zusatzsumme einzustreichen, war zu offenkundig. Zum Jahreswechsel 2008 auf 2009 wurde für die Euroländer eine neue Regel eingeführt, die es den Ländern nur noch erlaubt, Euromünzen zum Nennwert herauszugeben. Das Abkommen lässt dem Vatikan aber das Privileg, seine Münzen gewinnbringend loszuschlagen. Der Kirchenstaat muss zwar 51 Prozent seiner von ihm geprägten Münzen zum Nennwert ausgeben. Er darf aber mit jährlich 2,3 Millionen Euro auch doppelt so viele Münzen prägen wie zuvor.
Das Reinvermögen des IOR belief sich Ende 2016 damit auf 636,6 Millionen Euro.
Wie groß das Gesamtvolumen der beiden vatikanischen Haushalte ist, teilt der Vatikan nicht mit. Das Budget des Heiligen Stuhls lag 2006 bei 228 Millionen Euro, das für den Vatikanstaat bei 150 Millionen Euro.
Papst Franziskus hatte wiederholt mehr Transparenz in wirtschaftlichen und finanziellen Belangen angekündigt. In den aktuellen Verlautbarungen aus dem Vatikan zum Wirtschaftsjahr 2016 spiegelt sich das nicht wieder.
In Italien, Norwegen, Spanien und Ungarn wird die Kirche direkt vom Staat finanziert. In Italien und Spanien können sich die Steuerzahler entscheiden, ob 0,8 Prozent (Italien) oder 0,5 Prozent (Spanien) der Lohn- bzw. Einkommensteuer kirchlichen oder anderen sozialen oder kulturellen Zwecken zufließen zu lassen. In beiden Ländern kommt so für die Weltkirche jeweils rund 1 Milliarde Euro jährlich zusammen. In Italien sind Beiträge zur Klerusbesoldung steuerlich absetzbar.
In Portugal sind Kirche und Staat seit 1911 strikt getrennt. Da der Weltkirche aber rund 20 Prozent der Landesfläche gehören, ist sie auf Staatshilfe auch gar nicht angewiesen. In Belgien deckt die Weltkirche ihren finanziellen Bedarf durch eine Mischung von staatlichen Leistungen und Spenden der Kirchenmitglieder. Die Verflechtung zwischen Kirche und Staat ist eng, obwohl ihr nur noch knapp 70 Prozent der Bevölkerung angehören. Die Gehälter des Klerus sowie erhebliche Zusatzleistungen werden aus öffentlichen Steuermitteln aufgebracht.
In Griechenland ist die Stellung der orthodoxen Staatskirche noch stärker. Trotz eines riesigen Grundbesitzes lässt der Klerus fast den gesamten Apparat vom Staat finanzieren. Dazu kommt eine völlige Steuerbefreiung.
In Frankreich finanziert sich die Kirche seit 1905 weitgehend selbst. Der Staat leistet für die vor diesem Zeitpunkt errichteten Kirchengebäude jedoch einen erheblichen Zuschuss. Ansonsten finanziert sich die Weltkirche durch eine freiwillige »Kult-Abgabe«, die etwa ein Prozent des Einkommens beträgt. Wegen der stark rückläufigen Zahl der Kirchenmitglieder sind die Einkünfte rückläufig, was sich auf die Pfarrergehälter auswirkt. Diese werden in den Diözesen je nach Spendeneingang jährlich neu festgesetzt. Die finanzielle Situation ist angespannt.
Eine Sonderregelung besteht in den drei Departements Oberrhein, Niederrhein und Mosel (Elsass- Lothringen), die 1905 zum Deutschen Reich gehörten. Dort finanziert der Staat die Gehälter des Klerus.
In den Niederlanden erhält die Weltkirche seit 1981 keine Staatsleistungen mehr. Damals leistete der Staat eine einmalige Ablösesumme von rund 115 Millionen Euro. Seither finanziert sich die Kirche, der 37 Prozent der Bevölkerung angehören, aus freiwilligen Beiträgen der Mitglieder, die zwischen ein und drei Prozent des Einkommens liegen. Kirchliche soziale Einrichtungen und Schulen fördert der niederländische Staat.
In Großbritannien gibt es zwei Staatskirchen: in Schottland die presbyterianische (reformierte), in England die anglikanische. Beide erhalten - ebenso wie die Weltkirche - keinerlei Staatsgelder. Sie besitzen aber viele Immobilien, Wertpapiere und andere Vermögenswerte, aus deren Erträgen nebst Einnahmen aus Gebühren und Kollekten sie ihren Aufwand problemlos bestreiten können. So gehören der Weltkirche auf der Insel rund 100 000...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.