Schweitzer Fachinformationen
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Lawinengefahr im Gebirge richtig einschätzen
Für Wintersportler ist es eine gute Nachricht: Die Lawinenkunde hat sich in den letzten zehn Jahren so weiterentwickelt, dass sich das Lawinenrisiko wesentlich besser beurteilen lässt.
Obwohl am Berg immer ein gewisses Restrisiko bestehen bleibt, können Lawinenauslösung und Unfälle durch gezielte Vorsichtsmaßnahmen und Methoden vermieden werden.
Das Autorenteam Jan Mersch, Markus Fleischmann und Helmut Mittermayr vermittelt in diesem Grundlagenwerk auf verständliche Weise den aktuellen Stand der Lawinenforschung. Dabei gehen sie auch auf die richtige Vorgehensweise zur Kameradenrettung im Fall einer Verschüttung ein.
- Aktueller Erkenntnisstand der Lawinenkunde, aufbereitet für Anfänger und Fortgeschrittene
- Welche Lawinenarten gibt es und wie unterscheiden sie sich?
- Risikoabschätzung und Hangbeurteilung: Woran Sie typisches Lawinengelände erkennen
- Das Lawinenmantra: Bewertung der Lawinengefahr bei der Tourenplanung zuhause, vor Ort im Gebiet und im Einzelhang
- Was treibt den Menschen trotz des potenziellen Risikos durch Lawinengefahr ins Hochgebirge? Analysen und Handlungsempfehlungen rund um den wesentlichen Faktor Mensch
Das neue Lawinen-Standardwerk für Tourengeher und Freerider
Steile Hänge, die entgegen der Erwartungen stabil bleiben, und Schneebretter, die sich schon bei niedriger Lawinen-Gefahrenstufe lösen: Selbst die hohe Schule der theoretischen Physik ist bis heute nicht in der Lage, das Phänomen Lawine in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Schnee und Schneedecke unterliegen thermodynamischen Prozessen in einem chaotischen System. Doch mit diesem Handbuch zur Lawinenkunde können alle Wintersportler lernen, Gefahren zu erkennen und Risiken zu beurteilen. Das hilft, richtig zu beurteilen, Unfälle zu vermeiden, und im Unglücksfall die richtigen Entscheidungen zur Rettung Verschütteter zu treffen - wichtiges Grundlagenwissen für einen sicheren Aufenthalt in den Bergen!
Der Begriff des Risikos im Sinne einer abschätzbaren Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses besteht bereits im antiken Griechenland. Seit dem 12. Jahrhundert ist belegt, dass der Begriff als gewählte Entscheidung, als bewusstes Wagnis zur Handlung gehandhabt wird.
No risk, no fun, Restrisiko, Risikomanagement: Begriffe, die in unserer Gesellschaft schon längst Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden haben. Dennoch ist und bleibt das Risikoempfinden und -verständnis eine individuelle Sache: Jeder hat seine eigenen Assoziationen und Vorstellungen davon.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum Menschen überhaupt Risiken eingehen und sich absichtlich in riskante Situationen begeben. Was zieht den Menschen ins Hochgebirge, was lässt ihn sich in steile Flanken, in denen Lawinengefahr herrscht, wagen - warum setzt er sich diesen Unsicherheiten aus?
Erklärungen dazu lassen sich in der Soziobiologie, der Psychologie und anderen verwandten Disziplinen finden. In unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft besteht ein relativ geringes objektives Risiko für den Einzelnen. Wir werden nicht direkt von Kriegen bedroht, die Kriminalitätsrate ist vergleichsweise gering, Hungersnot ist faktisch nicht vorhanden. Unsere existenziellen Bedürfnisse sind befriedigt. Uns friert nicht und den Kampf auf Leben und Tod kennen wir nicht. Im Hochgebirge suchen wir Naturerlebnis und Entspannung. Dort können wir uns aber auch in künstliche, nicht an existenziellen Bedürfnisse gebundene Gefahrensituationen begeben. Das führt zur Stimulation, einerseits direkt durch Hormonausschüttung, andererseits indirekt durch soziale Anerkennung. Held zu sein bedeutet einen hohen sozialen Rang und bringt Ansehen. Es unterstreicht die eigene körperliche Fitness und macht attraktiv.
Damit lässt sich auch der Boom im Bereich der Risikosportarten begründen, der heutzutage auf weitaus höhere Akzeptanz und Befürwortung als früher trifft. Gleichzeitig geht der Trend in der Gesellschaft aber auch in Richtung »Versicherungsmentalität« und dahin, möglichst alle Eigenverantwortung abzugeben. Das Bewusstsein des eigenverantwortlichen Umgangs mit Risiken nimmt ab. Mode und gesellschaftliche Trends bestimmen unser Tun mehr denn je und beeinflussen unseren freien Willen und unsere Selbstständigkeit.
Kommt es im alpinen Gelände zu einem Unfall, wird sofort die Frage nach dem Schuldigen laut. Während Extrembergsteiger und Freerider in ihrem heldenhaften Treiben einerseits nahezu glorifiziert werden, bricht bei Unfällen in diesem Bereich sofort die Verurteilungswelle auf sie herein - sowohl in der konventionellen Presse als auch in den sozialen Netzwerken. Dabei hat häufig nur das unwahrscheinliche letzte Quäntchen Restrisiko zugeschlagen, wie es das beizeiten schon immer getan hat.
Ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur gesellschaftlichen Wahrnehmung kommt heute den Medien, den sozialen Netzwerken und der Politik zu. Ein objektives Maß für Risiko existiert im Grunde nicht. Spätestens seit Fukushima gilt die Atomenergie in weiten Teilen der Gesellschaft als sehr riskant, obwohl das tatsächliche Risikomaß aufgrund der sehr niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit eher gering ist. Das Auto wird im Gegensatz dazu als wenig riskante Möglichkeit zur Fortbewegung empfunden, obwohl die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens beachtlich ist.
Die Wirtschaftswissenschaften verstehen unter Risiko den Zusammenhang von Schadensschwere und Eintrittswahrscheinlichkeit einer möglichen Gefährdung - also eine simple Nutzen-Kosten-Relation. Im gesellschaftlichen Umgang mit dem Risikobegriff spiegelt sich das nicht wider, dieser ist abhängig von kulturellen und sozialen Werten.
Viele Disziplinen verstehen unter dem Risikobegriff Unterschiedliches, und so wird der Risikobegriff auch in der angewandten Lawinenkunde vielschichtig gebraucht.
Der Begriff Risiko wird in der angewandten Lawinenkunde in unterschiedlichen Kontexten verwendet. Das führt häufig zu Verwirrung und Missverständnissen. Risiko kann allerdings verschiedene Aspekte haben, facettenreich sein und ist faktisch oft auch Ansichtssache:
Die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Lawinenunfall, also eine Auslösung mit Personenbeteiligung, ist relativ gering. Wenn es dann aber zum Unfall kommt, ist das mögliche Schadensausmaß relativ hoch, bis hin zum Tod der Beteiligten. Das Schadensausmaß hängt aber sehr stark von der Geländesituation und dem Verhalten der Beteiligten ab.
Die Anwendung der analytischen Lawinenkunde geht vor allem einer Gefahrenbeurteilung nach, um das Risiko abzuschätzen. Dabei geht es vor allem um die Auslösewahrscheinlichkeit einer Lawine und den Einzugsbereich der Lawine. Nachgegangen wird also der Frage: »Der Hang ist sicher/unsicher, weil .«
Probabilistische Methoden treffen anhand langjähriger Unfalldaten eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit für Lawinentote in Abhängigkeit von Gefahrenstufe und Geländeparametern. Es geht also nicht nur um die Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung - wie in der analytischen Lawinenkunde -, sondern um die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen tödlichen Lawinenunfall. In der SnowCard wird diese ungefähre Wahrscheinlichkeit mit Farben (grün, gelb, rot) verdeutlicht. Am Ende steht also die Aussage: »Das Risiko hier ist so oder so groß.«
Hier steht das Schadensausmaß im Vordergrund. Hanggröße und Hangauslauf, Steilheit, Abbrüche, Geländefallen, Anzahl und Art der Personen im Hang, Hindernisse, Aufstiegs- oder Abstiegssituation: All diese Faktoren beeinflussen das effektive Risiko bei der Befahrung oder Begehung eines Hanges entscheidend.
Erst durch unser Handeln werden Naturgefahren zu Risiken für uns. Fähigkeiten und Können, Erfahrungswerte, Gruppenfaktoren, Werthaltungen, Motive und Bauchgefühl beeinflussen das Risiko in einem viel größeren Umfang, als wir uns das oft eingestehen wollen.
Risiken können durch Maßnahmen reduziert werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: das Befahren eines Hanges vermeiden, durch Entlastungsabstände oder geschickte Routenwahl die Auslösewahrscheinlichkeit oder das Schadensausmaß - etwa durch Einzelfahrten - reduzieren.
Das Risiko auszulagern ist eine weitere Möglichkeit, damit umzugehen. Diese Strategie ist aus anderen Risikobereichen bekannt: In vielen Projekten wird durch Outsourcing bei der Auftragsvergabe das Risiko weitergegeben. In unserem Fall passiert das dann, wenn wir die Verantwortung an einen Bergführer oder Tourenleiter abgeben, sprich: uns führen lassen.
Im winterlichen Hochgebirge herrscht Lawinengefahr. Diese ist je nach Wetterbedingungen und Gelände unterschiedlich groß. In vielen Gebirgsregionen gibt es Lawinenwarnzentralen, welche die Gefahr und Ausprägung in Lawinenlageberichten im Detail beschreiben. Es gibt allerdings auch Gebiete ohne Lawinenwarnzentralen, ohne Lagebericht oder mit nur sehr rudimentären Gefahrenbeschreibungen.
An sich stellt die Lawinengefahr für den Menschen kein Problem dar, solange er zuhause bleibt und ihn die Gefahr nicht betrifft. Begibt er sich allerdings ins Gebirge, wo Lawinengefahr herrscht, wird diese zu einer Bedrohung. Oft sind es die Wintersportler selbst, welche die Lawine auslösen, die sie begräbt.
Über die Freiheit zu verfügen, eigenverantwortlich mit dem eigenen Leben umzugehen, bereichert und gibt Sinn. Sie ermöglicht, an selbst gewählten Aufgaben zu wachsen. Im Zusammenhang mit der Einschätzung und Beurteilung der Risiken durch Lawinengefahr sollte jeder die Freiheit haben, sein persönliches Maß an Restrisiko festzulegen und eigenverantwortlich zu entscheiden, wo die persönlich vertretbare Grenze liegt.
Dazu ist es aber notwendig, die Gefahr zu erkennen und das damit verbundene Risiko abschätzen zu können. Gerade im Umgang mit der Lawinengefahr ist das keine ganz einfache Angelegenheit. Letztendlich bewegen wir uns im...
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