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Als er noch ein Junge war, sah Franklin Pierce die Candyfrau mit dem rosa Zuckerhaar zum ersten Mal. Sie machte die Kinder mit ihrem betörenden Erdbeerduft willenlos und fraß sie auf. Aber niemand glaubte seine Geschichte. Seither ist Franklin Pierce besessen davon, zu beweisen, dass die Kannibalen von Candyland wirklich existieren. Doch dazu muss er erst einen fangen . tot oder lebendig.Jahrzehnte später findet er den Zugang ins unterirdische Candyland - und wird der Sexsklave der zuckersüßen Frau mit Biss .
Erotik-Horror vom King of Bizarro Fiction. Böse, verstörend und absurd - einfach Carlton Mellick der Dritte. Die Kannibalen von Candyland - gedruckt auf rosa Papier.
Christopher Moore: »Carlton Mellick III hat die beklopptesten Buchtitel . und die abartigsten Fans!« Cory Doctorow: »Ein Meister der surrealen Science-Fiction.« Carlton Mellick III schreibt Bizarro Fiction - ein Genre, das er quasi selbst erfunden hat. Doch was ist das? Bizarro Fiction ist wie: Franz Kafka trifft John Waters Kinderbücher nach der Apokalypse Takashi Miike trifft William S. Burroughs Alice in Wonderland für Erwachsene Japanisches Kino unter der Regie von David Lynch.Wie echte Kult-Filme ist Bizarro Fiction manchmal surreal, manchmal revolutionär, manchmal idiotisch, manchmal blutig, oft derb pornografisch und fast immer radikal abgedreht. Amazon.de: »Mellick 3 ist der Tim Burton der Literatur.« Brian Keene: »Bizarr, abgedreht und erbarmungslos - Carlton Mellicks Werk ist, als hättest Du Dein Hirn in einen Mixer gesteckt.«
5
Als er zehn Jahre alt war, begegnete Franklin der Zuckerfrau. Er war unterwegs mit seiner älteren Schwester Hillary, die zwölf war, seinem kleinen Bruder Andrew, der neun war, und dem Nesthäkchen Laura, die sieben war.
Er hatte gerade aufgehört, mit Andrew im Park Basketball zu spielen. Er mochte Basketball nicht, aber sein Bruder liebte das Spiel und spielte am liebsten gegen Franklin, weil er dann immer gewann. Andrew mochte nur Spiele, bei denen es sicher war, dass er gewann.
Nach dem Spiel sagte Andrew: »Ich hab dich plattgemacht!«, wieder und wieder. Plattgemacht war Andrews Lieblingswort und er benutzte es, sooft er nur konnte.
»Ich hab dich scheiß plattgemacht!«
»Jaja«, sagte Franklin.
»Keine schlimmen Wörter«, ermahnte Hillary.
»Ich hab nicht geflucht!«, empörte sich Andrew. »Plattgemacht ist kein schlimmes Wort.«
»Ich meinte scheiß.«
»Oh«, sagte Andrew.
Die vier kamen oft in den Park. Andrew kam in den Park, weil er gern Basketball spielte und auf die Bäume kletterte. Hillary kam in den Park, weil sie gern auf die Bäume kletterte und darauf achten musste, dass niemand in Schwierigkeiten geriet. Laura kam in den Park, weil sie gern in Schwierigkeiten geriet und da Giftpilze finden konnte. Franklin ging in den Park, weil seine Eltern es nicht mochten, wenn er im Haus blieb und den ganzen Tag Bilder malte und Bücher las.
Franklin wäre lieber zu Hause geblieben, statt in den Park zu gehen, aber es war ihm auch nicht vollkommen zuwider. Er verbrachte gern Zeit mit Laura, die ihm von seinen Geschwistern die Liebste war. Sie war zwar erst sieben, aber sie fürchtete sich vor nichts, und sie war schlau und mitreißend. Niemand konnte sie daran hindern, das zu tun, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, nicht einmal Hillary. Sie war all das, was Franklin nicht war. Er beneidete sie.
Während Andrew und Hillary davonliefen, um auf einen großen Baum mitten im Park zu klettern, blieb Franklin bei Laura, um Giftpilze zu sammeln. Sie begeisterte sich für die Pilze, weil die sie an Feen erinnerten.
»Was ist mir dem hier?«, fragte Franklin und deutete auf einen Pilz, der unter einer Bank wuchs.
»Näh«, sagte Laura, »der ist zu profan.«
»Profan?«
»Der ist langweilig und gewöhnlich. Ich will nur solche, die besonders sind.«
Franklin deutete auf einen anderen Pilz.
»Was ist mit dem? Der sieht aus wie eine Schildkröte.«
»Näh. Der ist hässlich und hat die falsche Form. Nur hässliche Feen würden sich auf so einen Pilz setzen. Ich suche nach schönen Pilzen, auf die sich auch schöne Feen setzen würden.«
Laura wollte die Pilze, die sie gesammelt hatte, in einen Topf pflanzen und den auf die Fensterbank stellen, in der Hoffnung, dass eine Fee kommen und sich draufsetzen würde. Dann würde sie die Fee fangen, sie in einen Käfig sperren und als Haustier behalten. Es war Lauras größter Wunsch, eine Fee als Haustier zu haben. Der Rest der Familie fand das ziemlich merkwürdig, aber Franklin fand das ganz schön cool.
Laura und Franklin waren die beiden Merkwürdigen in der Familie. Immer wenn Laura etwas Merkwürdiges sagte, lachten ihre Eltern. Wenn Franklin etwas Merkwürdiges sagte, wurden sie wütend. Franklin schloss daraus, dass es in Ordnung ist, wenn man merkwürdig ist, solange jeder einen mag.
Als Franklin einen hellblauen Pilz mit rosa Punkten fand, wusste er, dass das genau das war, wonach Laura suchte.
»Was ist mit dem hier? Der ist perfekt.«
Aber Laura achtete gar nicht darauf. Ihre Aufmerksamkeit war von etwas anderem gefangen genommen. Etwas viel Interessanterem.
»Was ist?«, fragte Franklin, als sie ihm nicht antwortete.
Er roch die Süße von Erdbeerlutschern in der Luft. Dann sah er, worauf Laura starrte. Eine kreischbunte, wie ein Clown geschminkte Frau schritt über den Rasen auf sie zu.
Es war eine Frau aus Zuckerguss. Sie trug keine Kleidung, aber ihre Haut war mit einer Schicht aus Bonbonmasse überzogen. Statt Haar hatte sie rosa Zuckerwatte, weiße Weichkaramellhaut mit zimtenen Wangen, wulstige Weingummilippen, eine Nase aus einer Maraschinokirsche, rot-weiß gestreifte Beine wie Zuckerstangen, Schultern aus Schokolade, blaue Hände, die aussahen, als wären sie mit engelblauer Kaugummieiscreme überzogen, lange Karamellbonbonfingernägel und weiche Schaumzuckerbrüste mit Hartgummipastillen als Brustwarzen. In der einen Hand hielt sie eine Peitsche aus Lakritze, in der anderen einen großen weißen Sack. Das Einzige an ihr, was nicht aus Zuckerwerk bestand, waren ihre Augen, aber die hatten die rosa Farbe eines Erdbeermilchshakes.
»Wauu, ist die schön!«, rief Laura. »Ich wette, die hat Süßigkeiten in dem Sack.«
Damit rannte Laura auf die Zuckerfrau zu.
Franklin wusste instinktiv, dass mit der Frau etwas nicht stimmte. Er erkannte es an der Art, wie sie ihn mit diesen rosa Schlangenaugen anfunkelte und wie sie die harten Bonbonfingernägel zu Klauen verkrümmte. Doch obwohl er die Gefahr spürte, fühlte er sich unwiderstehlich zu der Frau hingezogen. Der süße Duft in der Luft war betörend. Er umschmeichelte seinen Verstand mit einer beruhigenden Glückseligkeit, die all seine Ängste und Sorgen verblassen ließ. Es zog ihn zu der himmlischen Süße der Frau hin.
Franklin sah, dass auch Andrew und Hillary der Zauber der Frau erfasst hatte. Sie waren von ihrem Baum heruntergeklettert und schwankten wie betrunkene Zombies auf sie zu. Sie waren sogar noch näher an sie herangekommen als Laura und schienen erheblich benommener.
Andrew erreichte die Frau als Erster. Er sagte Hallo zu ihr und bat sie um Süßigkeiten. Sie sagte nichts. Sie ergriff ihn bei der Schulter und zog ihn zu sich heran, damit er an ihrem Lutscherbauch lecken konnte. Als er die Augen schloss und die Zunge ausstreckte, packten ihre Krallenhände zu. Da erst bemerkte Franklin ihre Zähne. So süß und verlockend ihr Äußeres war, so böse und schrecklich war sie von innen. Sie hatte die Zunge einer Schlange und ihre Zähne waren rasiermesserscharf.
Die Frau schlug die Zähne in Andrews Hals und zerfetzte seine Kehle.
Jetzt fiel der Bann von Franklin ab. Er kreischte, als er sah, wie die Frau Stücke aus seinem kleinen Bruder herausriss und dabei den Kopf hin und her schleuderte wie ein Hai, der ein Stück aus einem Seehund gebissen hat. Dabei gab sie quietschende, gurgelnde Geräusche von sich. Jetzt erkannte Franklin, dass er es eher mit einem bösartigen Tier als mit einem menschlichen Wesen zu tun hatte.
Andrews Blut spritzte Hillary ins Gesicht. Sie zuckte zusammen und wischte sich das Blut aus den Augen. Erst als sie die Hände wieder vom Gesicht nahm, wurde ihr klar, wo sie war und was hier passierte. Sie schrie auf, drehte sich um und wollte wegrennen, aber sie kam nicht weit. Die Frau schlug mit der Peitsche nach ihr, und die Schnur wickelte sich um Hillarys Kehle. Dann zog die Frau am Griff der Peitsche wie an einer Angelrute, und Hillarys Hals machte ein lautes, knackendes Geräusch. Sie fiel reglos zu Boden.
Franklin wollte weglaufen, aber Laura kam nicht hinter ihm her. Sie war immer noch wie betäubt. Obwohl sie gerade mitangesehen hatte, wie ihr Bruder und ihre Schwester von der Zuckerfrau umgebracht worden waren, zog der Geruch sie weiterhin zu ihr hin. Franklin versuchte, sie am Arm wegzuzerren, aber Laura wehrte sich mit Händen und Füßen. Er versuchte sie hochzuheben, aber sie trat ihm mit aller Kraft in den Bauch. Er ohrfeigte sie, aber sie schien es gar nicht zu bemerken.
Die Frau ließ Andrew fallen und kam auf sie zu. Sie bleckte die Zähne und Blut tropfte an ihrem weißen Zuckerkinn herunter. Franklin zerrte verzweifelt an Laura, aber sie rührte sich nicht von der Stelle.
Als die Frau bis auf Armeslänge herangekommen war, hatte er keine andere Wahl mehr. Er ließ seine Schwester los und rannte um sein Leben. Nach ein paar Metern drehte er sich um. Er sah, wie seine Schwester die Frau umarmte, als wäre sie ihre Mama, mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Sie gab keinen Ton von sich, als die Frau sich in ihren Bauch verbiss. Es war, als wäre Laura so betäubt, dass sie gar nichts mehr spürte. Die Zuckerfrau kniete über ihr, über und über mit Blut bespritzt, zerrte Lauras Eingeweide heraus und stopfte sie sich in den Mund. Bevor sie starb, drehte Laura den Kopf und sah Franklin an. Sie hatte noch immer dieses selige Lächeln auf dem Gesicht, als wäre dies der schönste Tag in ihrem Leben.
Dieses Bild brannte sich in Franklins Erinnerung ein. Das ist das Bild, das er jeden Abend sieht, wenn er zu Bett geht, und jeden Morgen, wenn er aufsteht. Er sieht seine kleine Schwester, die ihn anlächelt, während ein Wesen aus Zuckerwerk neben ihr hockt und ihre Eingeweide verspeist.
Die Frau verfolgte Franklin nicht. Nachdem sie gefressen hatte und Laura sich nicht mehr rührte, sammelte sie die Überreste ihrer Opfer ein und stopfte sie in ihren großen weißen Sack. Den warf sie sich dann über die Schulter und ging davon.
Seine Eltern verziehen Franklin nie, dass er die Begegnung überlebt hatte, genauso wenig wie er sich selbst. Er versuchte, allen Menschen von den Zuckermenschen zu erzählen, aber alle dachten, dass ein so schreckliches Erlebnis bei ihm zu Wahnvorstellungen geführt hatte.
Vor dem Haus der alten Frau streichelt Franklin die Pistole in seiner Tasche und starrt zum Park am Ende der Straße hinüber. Wegen des süßlichen Geruchs in der Luft ist er sich...
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