Gesetzesauslegung in den USA und in Deutschland

Angesichts der zunehmenden internationalen Rechtsvereinheitlichung ist die Beschaeftigung mit auslaendischen Methodenlehren nicht nur von theoretischem rechtsvergleichenden Interesse, sondern gewinnt immer staerker unmittelbar praktische Relevanz. Vor diesem Hintergrund beschaeftigt sich Patrick Melin zunaechst mit der US-amerikanischen Auslegungsmethode und stellt diese der deutschen rechtsvergleichend gegenueber. Er erlaeutert die aeusserst kontroverse moderne Methodendiskussion in den USA, die bislang in Deutschland kaum rezipiert worden ist, sowie deren politische und historische Hintergruende. Divergenzen gegenueber kontinentalen Vorstellungen ergeben sich vor allem durch den sogenannten 'new textualism', einer von Supreme Court Justice Scalia vertretenen Lehre, die eine moeglichst weitgehende Bindung des Richters an den Gesetzeswortlaut propagiert. Der Autor behandelt anschliessend am Beispiel des CISG die Anwendung internationalen Einheitsrechts. Er beschreibt zunaechst eine eigenstaendige Methodik der Auslegung und Fortbildung des CISG, die den besonderen Anforderungen des internationalen Einheitsrechts gerecht wird. Dann wird untersucht, inwieweit die bisherige Praxis in Deutschland und den USA vor dem Hintergrund der dargestellten unterschiedlichen nationalen Methodentraditionen diesen Anforderungen gerecht geworden ist. Diese Dissertation wurde von der Universitaet Bonn mit dem Preis des Praesidenten der Italienischen Republik ausgezeichnet. Dieser Preis wird jaehrlich fuer die beste Dissertation der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultaet vergeben.