Schweitzer Fachinformationen
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»Es gibt keine falsche Bewegung. Es gibt jedoch einen Mangel an Vorbereitung und einen Mangel an Bewusstheit.«
Ido Portal
Gesundheit wird häufig als die Abwesenheit von Erkrankung definiert. Ist die Erkrankung nicht messbar, liegt objektiv betrachtet auch keine Erkrankung vor. Ich betone dies, da ich in meiner praktischen Arbeit immer wieder die Erfahrung mache, dass Kunden mit Beschwerden und Einschränkungen zu mir kommen, jedoch von ihrem behandelnden Arzt gesagt bekommen haben, ihnen würde nichts fehlen, sie seien kerngesund. Dennoch hat der Patient Beschwerden, die der Arzt jedoch keiner spezifischen Ursache zuordnen kann. Beispielsweise werden Rückenschmerzen ohne klaren Befund häufig als Lendenwirbelsäulensyndrom, kurz LWS-Syndrom, oder als idiopathisch, also als ohne erkennbaren Auslöser entstanden und unabhängig von irgendwelchen Krankheiten, wenn der Arzt keine Ursache feststellt, abgetan. Es ist nachvollziehbar, dass diese Situation für die meisten Patienten frustrierend ist, da sie nicht nur keine spezifische Diagnose erhalten, sondern meistens auch keine adäquate Behandlung bekommen. Diese Diskrepanz wird bei chronischen Schmerzen besonders deutlich (Kapitel 2 ab Seite 21).
Wenn Patienten unter anhaltenden Schmerzen leiden, aber keine Ursache erkennbar ist, wird der Patient häufig mit der Aussage »Ihnen fehlt nichts« abgespeist. Das spiegelt jedoch eher die Unwissenheit des Behandlers wider, als dass die »Diagnose« dem zugrunde liegenden Phänomen näher kommt. Statt wahrheitsgemäß zuzugeben: »Ich habe keine Ahnung, was Ihnen fehlt«, ignoriert oder bestreitet der Arzt ein gesundheitliches Problem einfach. Schmerzentstehung ist als Prozess kompliziert und beruht nicht zwingend auf einer strukturellen Schädigung. Diese Tatsache sollte definitiv bei jeder Anamnese berücksichtigt werden. Leider ist das medizinische Personal häufig überfordert, wenn es um chronische Schmerzen geht.1
Gesundheit sollte vielmehr leistungsorientiert definiert werden. Nicht als Abwesenheit von Erkrankung, sondern als Zustand der Fitness, der Leistungsfähigkeit oder der Resilienz, unserer Widerstandsfähigkeit. Doch diese »Zustände« sind nur wenig greifbar und schwer messbar. Da sich Mediziner mit Erkrankungen beschäftigen, nicht jedoch mit Leistungsfähigkeit, ist es auch nachvollziehbar, dass dies keine medizinische Relevanz besitzt. Viele Menschen hingegen definieren Leistung als Gesundheit, nicht die Abwesenheit einer Erkrankung. Es reicht nicht aus, morgens aus dem Bett zu steigen, nicht krank zu sein. Wer sich trotzdem müde und schwerfällig durch den Tag schleppt, fühlt sich weder fit noch gesund. Wir wollen vital ans Werk gehen, morgens ohne Schmerzen aufstehen und zufrieden abends wieder ins Bett fallen können. Wir wollen gesund altern, mit unseren Enkeln im Garten spielen und aktiv am Leben beteiligt sein. Wir werden zwar immer älter, aber wir werden nicht gesund älter. Nicht nur, dass uns oft chronische Erkrankungen lange begleiten, wir werden auch beinahe das ganze Leben von sogenannten muskuloskelettalen Problemen begleitet - das ist alles, was den Stütz- beziehungsweise Haltungs- und Bewegungsapparat betrifft, also alles, was mit den Muskeln und dem Skelett zu tun hat - und von weiteren Dysfunktionen und Bewegungsdefiziten. Doch erst dann einzuschreiten, wenn aus Bewegungsdefiziten ernsthafte Erkrankungen werden, ist zu spät. Wir müssen uns präventiv um unseren Körper kümmern und weniger rehabilitativ. Je mehr Fokus wir auf die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit unseres Körpers legen, desto weniger sind wir im Alter damit beschäftigt, ein geschädigtes System wiederaufbauen zu müssen.
In diesem Buch lernst du ein Beweglichkeitstraining kennen, das den Schwerpunkt auf das Training der Mobilität legt. Dieser Ansatz soll dir helfen, mehr Bewegung in dein Leben zu bringen, womit du deiner Gesundheit etwas Gutes tust. Mache deinen Körper leistungsfähig und resilient, bevor du irgendwann gezwungen bist, defekte Stellen reparieren zu müssen. Getreu dem Motto »Je mehr du im Training schwitzt, desto weniger musst du im Gefecht bluten«.
Mobility-Training hat unter anderem die Aufgabe, uns beweglicher zu machen oder uns zumindest beweglicher zu fühlen. Ein Grund, mit dem Mobility-Training zu beginnen, ist das Gefühl, in der eigenen Beweglichkeit eingeschränkt zu sein. Langes Sitzen oder Stehen reduziert langfristig unsere aktive Beweglichkeit. Wir kommen uns steif und unbeweglich vor, wenn wir nach langem Sitzen aufstehen. Dies ist primär jedoch nur ein Gefühl, das nichts mit unserer tatsächlichen Beweglichkeit oder deren Verlust zu tun haben muss. Der Eindruck, »steif« zu sein, ist nur eine Empfindung, eine Art Symptom und kein festgelegter Zustand. Das Gefühl der Steifigkeit kann teilweise recht schnell geändert werden - je nach Ursache. Beweglichkeitstraining oder Mobilitätstraining kann dir dabei helfen, dass du dich weniger steif und beweglicher fühlst sowie tatsächlich beweglicher wirst.
Dass wir uns steif und »eingerostet« vorkommen, ist häufig der Anlass dafür, dass wir uns übermäßig viel und (zu) häufig dehnen. Man schiebt die schlechte Bewegungsqualität primär auf die Struktur, auf myofasziale Verklebungen, und vermutet, es handele sich um Geweberestriktionen, also um eine Einschränkung der Beweglichkeit eines Gewebes, die man durch häufiges und intensives Dehnen beseitigen könnte. Während Dehnen sicherlich einen psychologischen Effekt hat, scheint es aber eher nutzlos in Bezug auf die Wirkung des myofaszialen Gewebes zu sein (dazu mehr im Abschnitt Ist Dehnen wirklich sinnvoll? ab Seite 41). Das Gefühl der Steifigkeit lässt sich häufig auf einen erhöhten Muskeltonus zurückführen, der wenig mit dem faszialen Netz zu tun hat, da der Muskeltonus von kortikalen und subkortikalen Bereichen - Bereiche der Großhirnrinde und unterhalb derselben - gesteuert wird, wie dem Hirnstamm und dem Kleinhirn, also primär von unserem Gehirn.
Fasziales Gewebe besitzt teilweise auch kontraktile Eigenschaften, doch stellt diese Fähigkeit, sich zusammenziehen zu können, keinen wirklichen Vergleich zu den muskulären Eigenschaften der Kontraktion dar. Ein Muskel kann sich anspannen (kontrahieren) und entspannen (relaxieren), fasziales Gewebe kann dies nicht. Bindegewebe kann zum Beispiel bei mangelnder Hydration - der Anreicherung mit Wasser - verkleben. Es wird weniger gleitfähig, was zu einer Bewegungseinschränkung führen kann. Des Weiteren führt Bewegungsarmut zu einem »Verfilzen« des Gewebes, was ebenfalls die Bewegungsqualität herabsetzen kann. Die Tatsache, dass wir uns steif fühlen, kann folgende Ursachen haben:
Das Gehirn besteht aus vielen verschiedenen Arealen, die alle für die Steuerung der Motorik mitverantwortlich sind.
Myofasziale Verklebungen
Das Thema Faszien - Bindegewebsstrukturen, die unseren ganzen Körper durchziehen und auch eine Hülle um Muskeln und Muskelfasern bilden - ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. »Myofaszial« (von myo = Muskel und fascia = Faszie) bedeutet, dass es sowohl den Muskel als auch die Faszien betrifft. Wird dieses Gewebe nicht genügend bewegt, staut sich beispielsweise Lymphflüssigkeit, was wiederum Prozesse auslöst, dass Stoffe entstehen, die wie ein Klebstoff wirken und zu diesen Verklebungen führen, außerdem zu einer erhöhten Spannung der Muskulatur und so zu Einschränkungen der Beweglichkeit und zu Schmerzen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist neben der strukturellen Ursache eine verminderte propriozeptive Leistung, die zu den genannten negativen Effekten führt.
Jeder kann sich mal steif vorkommen, unabhängig davon, wie beweglich er tatsächlich ist. In meiner Praxis habe ich bereits eine Vielzahl...
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