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»Der Medizinmann als dämonische Figur kann selbstständiges Denken seiner Anhänger ebenso wenig brauchen wie ehrbewusstes Handeln. Er muss folgerichtig, um seine Stellung zu sichern, das eine wie das andere mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszuschalten bemüht sein. Er muss alle allzu menschlichen Ängste und hysterischen Anlagen großzüchten; er muss mit Index, Feuer und Schwert alles Forschen unterbinden, das zu anderen Ergebnissen führen kann oder gar zur Befreiung von dem ganzen vom Medizinmann gelehrten Weltbild. Der Medizinmann muss einen Roger Bacon genauso in den Kerker werfen wie einen Galilei, er muss das Werk des Kopernikus in Acht und Bann erklären und alle Gedankensysteme zu vernichten trachten, die Pflicht und Männertreue als lebensgestaltende Mächte behaupten.«
Alfred Rosenberg, Mythos des 20. Jahrhunderts.
Von allem, was bisher über Adolf Hitler geschrieben wurde, lässt sich kaum eine genauere Charakteristik seiner Art und Wirksamkeit denken, als diese Formulierung des treuen Adlatus Rosenberg, die allerdings nicht auf den Führer des Dritten Reichs, sondern auf den katholischen Priester gemünzt ist. Einem Medizinmann hat sich wirklich eine kranke Wirtschaft anvertraut. Allzu menschliche Ängste und hysterische Anlagen hat er großgezüchtet, mit Index, Feuer und Schwert alles Denken unterbunden, das zu anderen Ergebnissen führen kann oder gar zur Befreiung von dem vom Medizinmann gelehrten Weltbild, nämlich dem Weltbild des Rassendogmas.
»Eine glückliche Bestimmung«, nennt Adolf Hitler es, dass ihm »das Schicksal zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies«. Und allerdings, dort lebt ein Menschenschlag, dessen Vorfahren sich nicht gerade nach den Gesetzen der Rassenauslese gepaart haben. So war noch der k. u. k. Zollinspektor Aloys Hitler, des Führers Vater, in erster Ehe mit einer Tschechin (geb. Malya) verheiratet gewesen, in zweiter Ehe mit einer Klara Pölzl (fälschlich in den Braunauer Kirchenmatrikeln als Adolfs Mutter eingetragen), in dritter mit Anna Schicklgruber, der wirklichen Mutter. Der Nationalitätenhass, der ein Symptom der wirtschaftlichen Kämpfe des alten Österreichs war, hat frühzeitig das Denken des jungen Adolf vergiftet. Wenn Hitler in seinen Jugenderinnerungen schreibt: »Das Erzhaus tschechisierte, wo immer nur möglich, und es war die Faust der Göttin ewigen Rechtes und unerbittlicher Vergeltung, die den tödlichsten Feind des österreichischen Deutschtums, Erzherzog Franz Ferdinand, gerade durch die Kugeln fallen ließ, die er selber mithalf zu gießen [.]«, so meint er im Grunde Konflikte des Elternhauses: die erste tschechische Frau seines Vaters und seine eigene Mutter, die sein Vater nur geheiratet hatte, um als Beamter das uneheliche Kind zu legalisieren. Denn alle Konflikte seines Lebens - damals die Dumpfheit der kleinbürgerlichen Moral, später den Zusammenstoß mit seinen proletarischen Arbeitsgenossen - hat Hitler stets in Rassenhass umgedeutet. Wenn er sich in Wien verloren und unglücklich fühlt, so trägt die Schuld »die dämonische Erscheinung« zweier armer Kaftanjuden. Wenn Deutschland an den Folgen des unglücklichen Kriegs leidet, so ist schuld daran die »Vernegerung Frankreichs«. Der Medizinmann heilt mit Kurpfuschereien. Die Kirche hat von der ökonomischen Misere durch Verfolgung der Ketzer und Hexen abgelenkt, der Feudalismus durch Kriege, der Kapitalismus hier durch den Rassenwahn. Die Erkenntnisse der wirklichen Ursachen durch Afterwissenschaften zu vernebeln, das ist stets das Ziel aller Herrschenden gewesen. Und stets hat sich ein Besessener gefunden, ein Torquemada in Spanien, ein Gapon in Russland, ein Hitler in Deutschland, der vor der Entscheidung die Massen zurückriss und verwirrte.
Die Furcht vor der Entscheidung hat häufig solchen Ver-Führernaturen zum Aufstieg verholfen. Die Phrase ist eine Stärke Adolf Hitlers gewesen von den Anfängen bis zur Machtergreifung. Er war arm, als er nach Wien kam; ihm »drohte« das Proletarierlos; er aber wollte ein Kunstmaler werden. Sein Mangel an Begabung war groß; ebenso groß war sein Geldmangel. Er avancierte zum »Bildungsoffizier«, wie er selbst seine erste politische Betätigung genannt hat.
»Geschlagen verließ ich den Hansen'schen Prachtbau, zum ersten Mal uneins mit mir selber in meinem jungen Leben. Denn was ich über meine Fähigkeit gehört hatte, schien mir nun auf einmal wie ein greller Blitz einen Zwiespalt aufzudecken, unter dem ich schon längst gelitten hatte [.]. In wenigen Tagen wusste ich nun auch selber, dass ich einst Baumeister werden würde.«
Das heißt: Die Wiener Akademie der Künste hatte den jungen Provinzler wegen Talentlosigkeit abgewiesen. Es gibt ein Dokument, das Hitlers Leben und Tätigkeit in den Jahren von 1909 bis 1913 schildert. Sein Freund war zu jener Zeit der Radierer Reinhold Hanisch, der in einem notariell bestätigten Bericht vom 13. November 1933 (Notar Carl Haberda, Wien II) den jungen Hitler als einen Menschen schilderte, der sich eitel als »akademischer Maler« ausgab und sein Geld mit Bilderfälschungen verdiente. Reinhold Hanisch berichtet: »Er [Hitler] erzählte mir, er hätte oft bessere Preise für Bilder erzielt, indem er dieselben in einer Bratröhre vergilbte und die alten Aquarelle dann mit falscher Signatur bekannter Künstler versah [.]. Hitler hatte 1912 ein Aquarell fertig gestellt, übergab es mir mit der Bemerkung zum Verkauf, dass es wohl in einem besseren Geschäft der inneren Stadt abzusetzen sei [.]. Da er dringend Geld brauchte, sagte er mir, ich solle es für das erstbeste Angebot verkaufen. In der Porzellangasse verkaufte ich beim Rahmenhändler Reiner das Bild für zwölf Kronen«. Hanisch überwirft sich mit Hitler wegen dieser Bilderfälschungen.
Der junge Hitler erscheint in der Schilderung seines einstigen Freundes als ein Mensch, der, sobald er etwas mehr Geld besitzt, die Arbeit sofort stehen lässt und mit zahlreichen jüdischen Freunden im Caféhaus herumsitzt. Bei seinen Bilderfälschungen dienen ihm die Ansichtspostkarten des Wiener Verlags der Brüder Cohn als Vorlagen. Verachtung gegenüber den Proletariern und unbegrenzte Hochachtung für alle »Gebildeten« sind dem jungen entwurzelten Kleinbürger Hitler eigen.
»Am Bau fand mein erstes Zusammentreffen mit Sozialdemokraten statt. Es war schon von Anfang an nicht sehr erfreulich. Meine Kleidung war noch etwas in Ordnung, meine Sprache gepflegt und mein Wesen zurückhaltend.« Noch ist die Kleidung etwas in Ordnung, man kann noch sonntags für etwas Besseres gehalten werden, aber die Sprache ist gar nicht gepflegt. Es ist das grauenvolle Kauderwelsch des Halbgebildeten - bis auf den heutigen Tag.
»Mit unruhiger Beklommenheit sah ich in solchen Tagen des Grübelns und Hineinbohrens die Masse der nicht mehr zu ihrem Volke zu Rechnenden anschwellen zu einem bedrohlichen Heere.« So spricht der zukünftige Massenführer. Ihn hat die hysterische Angst vor der Masse bis heute nicht verlassen. Hätte man nichts als sein unfreiwilliges Geständnis Mein[!] Kampf, es würde genügen, diesen Mann zu erkennen. »Dazu kommt noch bei vielen die widerliche Erinnerung an das kulturelle Elend dieser unteren Klassen.«
»Mit welch anderen Gefühlen starrte ich nun in die endlosen Viererreihen einer eines Tages stattfindenden Demonstration Wiener Arbeiter [.]. In banger Gedrücktheit verließ ich endlich den Platz.« Das sagt der Diktator, der nach Machtantritt dem Arbeiter den ersten Mai raubt und pathetisch gegen »das Vorurteil, dass Handarbeit schänden könne,« protestiert. Der zu Otto Strasser verächtlich höhnt: »Sehen Sie, die große Masse der Arbeiter will nichts anderes als Brot und Spiele, die haben kein Verständnis für irgendwelche Ideale«. Der aber zur erzwungenen Volksabstimmung sich im schlichten Kittel als Arbeiter kostümiert. Gegner haben ihn als »Anstreicher« verächtlich gemacht. Es hätte sein Ehrentitel sein können. Er zog es vor, ein talentloser »Aquarellist« zu sein. Bildung, Kultur, das sind ihm nur Mittel, zum einzigen Zweck, nicht als Proletarier zu gelten. »In dieser Zeit bildete ich mir ein Weltbild und eine Weltanschauung, die zum granitenen Fundament meines derzeitigen Handelns wurden. Ich habe zu dem, was ich mir so schuf, nur weniges hinzulernen müssen; zu ändern brauchte ich nichts.« Gar nichts, noch immer spricht er das gleiche abgedroschene Deutsch. »Ich las damals unendlich viel und zwar gründlich.« »Auch hier las und lernte ich viel.« Aber was las er eigentlich? Nichts erwähnt er davon, nur einmal deutet er an, dass er für seine letzten Heller alle ihm erreichbare antisemitische Literatur aufkauft. Kein Zitat beweist, dass er je Marx gelesen habe, dem sein »Lebenshass« gilt. Auch nicht aus seinem apodiktischen Urteil: »So wenig eine Hyäne vom Aase lässt, so wenig ein Marxist vom Vaterlandsverrat«, geht solche Kenntnis hervor. Später lässt er sich neben der Nietzsche-Büste fotografieren, lauscht andächtig den Bayreuther Festspielen, sagt in einer Rede...
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