Schweitzer Fachinformationen
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Obwohl Erin Coffey eine sehr erfahrene Krankenschwester ist, fällt ihr ihr neuer Job schwerer als gedacht - körperlich und emotional. Nicht nur musste sie näher zu ihrer zerrütteten Familie ziehen, ihr Job in der psychiatrischen Klinik Larkhaven erweist sich auch noch als gefährlich - schnell wird klar, dass sie Schutz braucht. Schutz, den ihr neuer selbstbewusster Kollege Kelly ihr nur zu gern gewährt. Dabei ist Kelly Robak der Typ Mann, auf den Erin sich nie im Leben einlassen wollte. Am Beispiel ihrer Schwester hat sie gesehen, was für ein Chaos solche Kerle in das Leben einer Frau bringen können. Trotzdem fühlt sie sich von ihm angezogen, selbst, als er ihr an ihrer Wohnungstür Avancen macht und kein Nein als Antwort akzeptieren will. Aber was sie noch mehr erschüttert als seine ungebührlichen Annäherungsversuche, ist die Tatsache, dass es ihr gefällt, sich ihm zu unterwerfen ...
Ich hörte das Schild bereits, bevor ich es sah, denn das Klappern von verbogenem Metall wurde vom Wind zu mir getrieben, als mein Auto um eine Kurve bog.
Nimm keine Anhalter mit!
Der Hinweistext wurde von einem Band aus rötlichem Rost halbiert, das wirkte, als blute das Schild aus seiner Befestigungsschraube.
Du-du-dumm . du-du-dumm . Fehlte nur die obligatorische Horrorfilmmusik.
Aber abgesehen von dem etwas unheimlichen Schild präsentierte sich die Straße ruhig und hübsch. Ulmen, Eichen und Tannen ragten zu beiden Seiten auf. Wässriger frühmorgendlicher Sonnenschein zwinkerte im Osten zwischen grünen Blättern hindurch. Die Ränder der Straße waren weder von Limonadenflaschen noch von alten Fast-Food-Tüten vermüllt, jenen Symbolen urbaner Apathie, an die ich mich in meinem bisherigen Leben im südöstlichen Michigan so gewöhnt hatte.
Zu ruhig, zu hübsch, flüsterte meine paranoide innere Stimme.
Mit zusammengekniffenen Augen heftete ich den Blick auf einen betagten Mann, der auf einen Spazierstock gestützt den Seitenstreifen entlangschlurfte. Obwohl er eigentlich recht harmlos wirkte, war ich klug genug, einem solchen Gedanken nicht zu vertrauen. Allerdings nahm er keinerlei Notiz von mir, als ich mich näherte, geschweige denn, dass er versucht hätte, auf Anhalter zu machen. Ich entschied, dass er wohl tatsächlich nur ein alter Mann auf seinem frühen Spaziergang an einem Junimorgen war.
Andererseits fuhr ich in die falsche Richtung. Falls er doch aus einer psychiatrischen Anstalt ausgebrochen wäre, würde er durch eine Fahrt mit mir geradewegs wieder dort landen, wo er hergekommen war. Mein Herzschlag beruhigte sich, als er nach einer Kurve in der Straße aus meinem Rückspiegel verschwand.
Als Erstes sichtete ich das Tor - ein hohes imposantes, schmiedeeisernes Tor, das mit einer frischen Schicht schwarzer Lackierung glänzte. Obenauf, in einer Höhe von ungefähr viereinhalb Metern, prangte der Name Larkhaven, flankiert von Überwachungskameras. Ich konnte förmlich spüren, wie sie mich neugierig beäugten. Langsam manövrierte ich meine spleenige Limousine zu einem gemauerten Sockel und beugte mich hinaus, um auf einen Knopf unter einer dunklen, als Gegensprechanlage beschrifteten Blende zu drücken. Die Vision einer Hand, die mich am Gelenk packte, schoss mir durch den Kopf, und ich riss den Arm jäh zurück ins Auto, schlug mir dabei den Ellbogen an.
»Verfl.«
Ein Lautsprecher knisterte, dann ertönte eine gelangweilte weibliche Stimme. »Guten Morgen. Was führt Sie nach Larkhaven?« Mir war bewusst, dass ich mich am Besuchereingang befand und Mitarbeiter, Lieferanten, Einlieferungen und Abholungen normalerweise hintenrum auf das Gelände gelangten. Allerdings hatte ich noch keine Sicherheitsfreigabe.
»Mein Name ist Erin Coffey«, teilte ich dem Bildschirm mit, während ich mir den Ellbogen rieb. »Ich fange heute bei Dennis Frank an?« Ach ja? Die Worte drangen als Frage aus meinem Mund, beinah so, als könnte ich es selbst nicht richtig glauben.
»Einen Moment.« Stille, dann ein weiteres Knistern. »Alles klar, kommen Sie rein. Zum Mitarbeiterparkplatz geht es nach links, ganz nach hinten durch. Folgen Sie der Beschilderung zum Star-Gebäude und zum Personaleingang, und drücken Sie die Null auf der Gegensprechanlage.«
Die Tore schwangen bedächtig nach innen auf, trennten das Lark und das haven voneinander. Unsicher kurbelte ich das Fenster hoch, sperrte die süße Frühlingsluft aus und verriegelte die Tür.
Ich fuhr langsam, ließ das Gelände auf mich wirken, als ich ein kleines Kiefernwäldchen passierte. Ohne den imposanten schwarzen Zaun hätte es sich glatt um eine kleine Privathochschule handeln können: fünf oder sechs dreigeschossige, gelbe, durch gepflasterte Gehwege miteinander verbundene Ziegelsteinbauten, dazu grüne, von Sitzbänken gesprenkelte Rasenflächen. Insgesamt recht gepflegt, wenngleich vereinzelte Abnutzungserscheinungen durchschimmerten. Zugleich ein bisschen unheimlich, weil außer einer großen Frau in blauer Pflegermontur, die mit eiligen Schritten über das Gras lief, weit und breit niemand zu sehen war.
Das Hauptkrankenhaus, zu dem Larkhaven gehörte, befand sich einen knappen halben Kilometer entfernt. Die Einrichtung hier widmete sich ambulanten Behandlungsprogrammen für Patienten mit Entwicklungsstörungen, psychischen Erkrankungen, Suchtproblemen und dergleichen. Ferner betreute man stationäre Kurzzeitpatienten und unterhielt eine Altenbetreuungseinrichtung mit den Schwerpunkten Alzheimer und Demenz.
Lerche, verkündete das markante Schild eines Gebäudes. Schwirl, ein anderes und Seidenschwanz ein drittes. Der Mitarbeiterparkplatz lag unmittelbar hinter dem Gebäude mit der Beschilderung Star, beschränkter Zugang. Mein Gebäude. Es erschien mir durchaus sinnvoll, dass sich die geschlossene Station der Absetzzone am nächsten befand.
Als ich auf einem freien Platz einparkte, spähte ich zu den Fenstern, hielt Ausschau nach Anzeichen auf Gewalt und Chaos, auf die Bestätigung dafür, dass ich einen schweren Fehler begangen hatte . Aber ich sah nur dünne Gitterstäbe aus Metall. Der Anblick bot eine düstere Art von Trost, zumindest solange ich mich noch draußen befand. Immerhin sorgten die Gitter dafür, dass die beängstigenden Leute drinnenblieben. Sobald ich mich jedoch selbst drinnen befände, würde ich sie vielleicht nicht mehr als so beruhigend empfinden.
Aber ich meinte das auch nicht so mit den beängstigenden Leuten. Menschen mit psychischen Erkrankungen hatten genug Stigmata mit sich herumzuschleppen, auch ohne dass eine Krankenpflegerin für psychisch Kranke schlecht über sie redete.
Aber ich hatte schon Angst. Es fühlte sich an, als hätte mich jemand in ein Korsett gezwängt und es dann enger, enger, enger geschnürt, bis ich nicht mehr richtig Luft holen konnte, bis es meine Lunge und mein Herz einquetschte.
Vier Jahre lang hatte ich in Zeitlupe meine Pflegeausbildung absolviert und es mittlerweile zur zugelassenen Krankenpflegehelferin geschafft - noch einige Prüfungen und eine Menge Praxisausbildung von meinem Diplom entfernt. Ich arbeitete langsam auf den Abschluss als staatlich geprüfte Gesundheits- und Krankenpflegerin hin und hatte die letzten sechs Jahre als Pflegerin meiner Großmutter verbracht und auch bei ihr gewohnt. Im Winter war sie friedlich dahingeschieden; am Ende eine Erlösung für sie. Aber sie hatte den Mittelpunkt meines Lebens verkörpert, und nach ihrem Verlust trieb ich ziellos dahin. Meine Zulassung fühlte sich wie der einzige Anker an, den ich hatte, der einzige Pfeil, der mir irgendeine Richtung zu weisen vermochte. Zwar vermutete ich, dass ich das Zeug dazu hatte, Krankenpflege zu meinem Beruf zu machen, nur besaß ich so wenig tatsächliche Erfahrung, dass es ein Sprung ins kalte Wasser war, den ich ohne eine kräftige Dosis Unsicherheit nicht bewältigen konnte.
Die Demenz meiner Großmutter mochte so einige Leute verstört haben, aber im Allgemeinen war sie eine herzensgute Seele gewesen. Geschrien hatte sie, wenn überhaupt, nur aus Angst und Verwirrung, nie aus Wut. Hier hingegen stand ich vor den Türen einer Hochsicherheitsstation, speziell für Männer vorgesehen, die chronisch an disruptiven psychotischen Schüben litten. Ein Dutzend unberechenbarer, gelegentlich gewalttätiger Männer. Und dazu ich kleines Persönchen, die Krankenpflegerin, die in ihrer bisherigen sogenannten »Laufbahn« noch keinen einzigen richtigen Patienten gehabt hatte.
Obendrein war ich wirklich klein. Drei bis fünf Zentimeter kleiner als der Durchschnitt. Hinzu kam, dass ich nach mehreren Jahren dessen, was ich die »Sozialhilfediät« nannte - reichlich Bohnen und Toastbrot und Suppe, um möglichst lange mit dem jämmerlichen Betrag über die Runden zu kommen, den die Regierung als ausreichend erachtete, um damit Heizkosten, Lebensmittel und Kleidung für meine Großmutter und mich abzudecken -, keine sonderlich Respekt einflößende Statur aufwies. Ich hatte ein Kleinmädchengesicht mit dazu passenden runden blauen Augen und zu dünne hellbraune Haare, die allen Bemühungen von Shampoos trotzten, die ein größeres Volumen versprachen. Auf der Station würde das Einschüchterndste an mir zweifellos die Spritze in meiner Hand sein.
All meine Sorgen bestürmten mich in einem dichten Gedränge und setzten die Ellbogen ein, um sich meiner Aufmerksamkeit zu versichern. Du wirst mit einer Plastikgabel erstochen werden. Du wirst die Medikation irgendeines armen Teufels vermasseln und ihm einen Schlaganfall bescheren. Deine Kollegen werden die Patienten grausam behandeln, und du wirst zu feig sein, um sie zu melden. Ambers Proletenfreund wird sich ausgerechnet heute aussuchen, um aufzukreuzen und ein Drama zu veranstalten, und du wirst nicht da sein, um sie zu retten.
Verflixte Amber. Meine verflixte kleine Schwester, die ich verflixt noch mal liebte.
Ich hatte sie schon von dem Moment an geliebt, als ich sie als Baby das erste Mal gehalten hatte. Damals war ich fünf gewesen. Wäre es nicht um sie gegangen, wäre ich jetzt nicht hier, um in diesem abgelegenen Winkel des Staates einen Job anzunehmen, der mir Angst einjagte. Das tat ich für sie und meinen Neffen Jack in diesem versifften kleinen Haus in dem versifften kleinen Häuserblock, der mit dem Auto dreißig Minuten von Larkhaven...
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