Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
1
Kash
»Brauchst du wirklich so viele Schuhe, Rach?« Ich beobachtete, wie sie den dritten Karton in unserer Ankleide gleich vorn im Bad auspackte und fragte mich, wie jemand so viele Schuhe haben konnte.
Ihre Hand hielt mit einem Schuhpaar zwischen Karton und Regal inne, und sie warf mir einen Blick zu, bei dem ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
»Fragst du mich das jetzt im Ernst?«
»Sag nein«, flüsterte mein Dad hinter mir. »Natürlich nicht, Rachel. Er hat bloß Schiss, dass kein Platz mehr für seine glitzernden Transenschuhe bleibt.«
Rachel lachte und packte noch mehr Schuhe aus. »Keine Bange, Rich. Die habe ich schon eingeräumt, und sie haben sogar einen besonderen Platz, damit ihnen nichts passiert.«
Meine Mom drängelte sich mit einer Armladung Klamotten an Dad und mir vorbei in die Ankleide. »Also wirklich, Logan, jetzt lass das Mädchen mal. Ich habe mehr Schuhe als sie.«
»Oh, Marcy, das habe ich dir noch gar nicht erzählt .«
»Wird das eine lange Geschichte?«, unterbrach Dad sie.
»Und ob!«, konterte sie grinsend. »Mach's dir schon mal bequem.« Sobald sie mit ihrer Geschichte über was auch immer anfing, drehte mein Dad sich um und schubste mich in das große Badezimmer.
»Habe ich dir denn gar nichts über Frauen beigebracht?«, fragte er leise.
»Was? Das sind grotesk viele Schuhe!«, zischte ich. Als ich mich umblickte, holte Rach noch mehr davon aus dem Karton. Bei Gott, dieser letzte Karton war wie die Tasche von Mary Poppins!
»Okay, fassen wir uns kurz. Erstens, deine Frau kann nie genug Schuhe, Klamotten, Handtaschen oder Schmuck haben. Zweitens, es spielt keine Rolle, ob du recht hast, denn deine Mutter irrt sich weiß Gott in . na ja, in so ziemlich allem, doch das ist egal. Sie haben immer recht. Sag einfach: >Ja, Schatz, tut mir leid, dass ich ein Blödmann bin<, und alles ist gut. Drittens, wenn sie dich fragen, wie sie aussehen, ist das eine Falle. Denn seien wir mal ehrlich, selbst wenn wir glauben, sie tragen die schlimmste Bluse, die wir je gesehen haben, ist die wahrscheinlich modern und wir haben nur keinen Schimmer. Also sehen sie immer fantastisch aus, merk dir das.«
Ich lachte. Rachel könnte einen Kartoffelsack tragen, und ich würde sie umwerfend finden. Oder sie könnte nichts tragen . was ich unbedingt vorziehen würde. Ich räusperte mich und musste wegsehen, als ich anfing, mir Rachel nackt vorzustellen.
»Viertens, und das dürfte der wichtigste Punkt sein, falls du deine Männlichkeit behalten willst, frage sie niemals, ob sie PMS hat. Egal was passiert. Damit schaufelst du dir nur dein eigenes Grab.«
Zu spät. Ich fragte Rach dauernd, ob sie deshalb mies drauf war. Und wenn ich im Recht war, würde ich einen Teufel tun, ihr zu erzählen, ich läge falsch. Da konnte sie herumzicken, so viel sie wollte, aber ich würde es ihr nicht leicht machen, nur um einen Streit zu vermeiden. Dafür stritt ich viel zu gerne mit ihr.
Ich nickte, klopfte meinem Dad auf die Schulter und sagte lächelnd: »Danke, Dad. Ich werde es mir merken.«
». lass uns sehen, ob sie noch da sind.« Mom war wegen irgendwas aufgeregt, und so wie Rachel aussah, war sie es auch.
»Ja, machen wir! Jedenfalls musste ich dir das erzählen, weil ich wusste, dass du ausflippst«, murmelte Rach, als sie den letzten Schuhkarton zusammenfaltete. Gott sei Dank war Mary Poppins' Tasche nun offiziell geleert.
»Das war eine wunderbare Geschichte«, spöttelte Dad, »und du erzählst sie so gut, mit so viel Begeisterung.«
Mom verdrehte die Augen und schüttelte lächelnd den Kopf, und Rachel sah meinen Dad an, als würde sie ihm gleich den Marsch blasen. In letzter Sekunde legte sie den Kopf zur Seite. »Warte mal. Forrest Gump . ernsthaft, Rich? Du benutzt ein Forrest-Gump-Zitat, um mich zu beleidigen?«
»Da ist dir aber jemand ebenbürtig, Schatz!«, jubelte Mom, und Dad murrte nur etwas, zwinkerte mir aber zu.
»Die lässt sich nichts bieten, was? Mein Sohn, ich sage dir, halte die Frau lieber gut fest.«
»Das habe ich vor, Dad. Rach, bist du fertig mit den Schuhen?«
»Ich weiß nicht. Wenn du mich noch mal auf meine Schuhe ansprichst, könnte ich mir überlegen, sie umzusortieren, vielleicht nach Farben, Absatzhöhe oder Länge der Stiefel.«
»Weib, komm aus der verdammten Ankleide raus! Ich muss das hier aufstellen, und solltest du deine Schuhe jetzt umräumen, schwöre ich dir, dass sie demnächst alle in einem Haufen auf dem Boden liegen werden.«
»Logan Kash Ryan!«, schimpfte meine Mom, während Rachel fauchte: »Ich kill dich.«
Meine kleine Sour Patch. Sie war so verflucht niedlich, wenn sie mir mit Mord drohte.
»Warte mal. Was willst du denn aufstellen?«, fragte sie, als sie aus der Ankleide kam. Der Raum war groß genug, dass man darin einen Wagen parken könnte.
»Die falsche Wand.«
»Äh, warum?«
»Als eine Art richtig billigen Safe-Room. Nein, das ist gelogen. Die ist dazu da, damit du dich verstecken kannst, sollte mal jemand einbrechen oder so.«
Sie lachte und küsste mich auf den Hals. »Echt jetzt, Kash? Du bist ein bisschen paranoid. Wir bauen hier keine falsche Wand ein.«
Bevor sie weggehen konnte, schlang ich die Arme um sie und zog sie näher zu mir. »Babe, ich habe dich schon einmal fast verloren, und ich arbeite zu den beklopptesten Zeiten, was bedeutet, du wirst hier oft nachts alleine sein. Es ist nur für meinen Seelenfrieden, also sei bitte nicht schwierig.«
»Nichts wird .«
»Rachel, hör auf. Wir bauen die Wand ein.«
»Du bist paranoid!«
Ich küsste sie, bevor ich sie sanft wegschob. »Gut möglich, aber das ist mir egal. Bei den vielen Sachen, die hier hängen werden, wirst du sie gar nicht mehr wahrnehmen. Und falls etwas passiert, kannst du dich dahinter verstecken. Ich liebe dich, aber in diesem Punkt gebe ich nicht nach, okay?«
Sie verdrehte die Augen und warf meiner Mom einen Blick zu, den sie offensichtlich verstand, denn sie lachte. »Na gut, Kash. Wenn du eine falsche Wand aufstellen willst, damit du nachts besser schlafen kannst - äh, damit du bei der Arbeit beruhigt bist -, dann sollst du sie haben.«
Rachel
»Oh Mann, das ist eine Katastrophe«, flüsterte ich, als ich mir ein weiteres Shirt auszog und es aufs Bett warf, bevor ich zurück in die Ankleide ging.
Seit zwei Wochen war ich in Florida, und wir hatten jeden Tag mit Mason, seiner Familie oder mit Kashs Eltern verbracht. Deshalb sagte Kash gestern, dass er mich heute Abend ausführen wolle. Ich hatte mich auf Zeit mit ihm allein gefreut . bis zur letzten Nacht.
Seit über einem Monat träumte ich zum ersten Mal wieder von Blake, und um es noch schlimmer zu machen, war Kash weg, weil er einen Anruf vom Revier bekam, als wir gerade ins Bett gehen wollten, und Minuten später los musste. Anscheinend gab es Gerüchte, dass ein Krieg zwischen zwei Gangs bevorstand. Ich lachte und sagte, es hörte sich wie West Side Story an, doch dann erzählte mir Kash, dass es zwischen den beiden Gruppen schon einiges Blutvergießen gegeben hatte, und man mit reichlich Leichen rechnen musste, sollten sie den Bandenkrieg nicht verhindern. Da hielt ich den Mund.
Seit ich heute um drei Uhr morgens schweißgebadet aufgewacht war, war ich angespannt, ängstigte mich im Haus und hatte Flashbacks von allem, was im letzten Jahr mit Blake gewesen war. Dabei hatte ich ihn doch längst aus meinem Leben verbannt, und es war lächerlich, dass er mich selbst tot noch quälte.
Jetzt war ich eine Viertelstunde zu spät dran und konnte immer noch nichts finden, das all meine Narben verdeckte. Eigentlich beachtete ich sie nicht mehr besonders, und die meisten waren schon sehr verblasst, aber nach dem Traum kamen sie mir wie Neonzeichen auf meinem Körper vor, die schrien: Sieh hin, sieh hin, sieh hin, SIEH HIN!
Ich griff ein dünnes langärmliges Shirt und streifte es über, aber das MEIN auf meiner Brust leuchtete mir grell entgegen; also nahm ich eine Bluse zum Drüberziehen. Obwohl ich die obersten Knöpfe nicht schließen konnte, weil dann meine Oberweite zu sehr betont sein würde, verdeckte der Kragen die kleine Narbe.
Na also. Jetzt bin ich bereit.
»Rach, was hast du denn da an? Draußen ist es heiß.«
Egal. »Es ist Winter«, entgegnete ich, als ich Kashs Blick im Spiegel begegnete.
Seine grauen Augen wanderten zu meinem nicht vorhandenen Hintern, und obwohl ich es mochte, dass er die Aussicht genoss, war ich jetzt nicht in der Stimmung, abgecheckt zu werden. Ich kämpfte gerade mit einem kleinen Nervenzusammenbruch. Der heutige Abend würde ein riesiger Reinfall, wenn ich nicht aufhören konnte zu denken, dass Blake plötzlich im Kino oder im Restaurant auftauchte.
Blake ist tot. Er starb in Texas. Blake ist tot. Er starb in Texas, betete ich stumm vor mich hin, aber es nützte nichts.
»Ja, aber wir haben einundzwanzig Grad«, unterbrach Kashs Stimme mein inneres Mantra. »Zieh das Shirt darunter aus.«
»Nein, mir geht es gut.«
Er legte einen Arm um meine Taille und zog mich zurück, sodass mein Rücken an seiner Brust war. Dann berührten seine Lippen die empfindliche Stelle unter meinem Ohr. »Ich weiß, dass es dir gut...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.