Schweitzer Fachinformationen
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Es gibt viele erstaunliche Menschen auf unserem blauen Planeten, die uns immer wieder dazu inspirieren, zu kämpfen und unser Bestes zu geben. Denken wir an Martin Luther King, der mit einer einzigen Rede den Rassismus herausforderte und maßgeblich zum Wandel beitrug. Oder an LeBron James, der es verstand, durch seinen Einfluss in der NBA nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Sohn zum Millionär zu machen. Und nicht zuletzt an Jesus Christus, dessen Tod und Wiederauferstehung bis heute den Weltrekord für die meisten gegründeten Religionen hält. Diese Persönlichkeiten zeigen uns, was alles möglich ist, wenn man an sich selbst glaubt und unbeirrbar seinen Weg geht. Die Person, die ich hier vorstellen möchte, ist jedoch weitgehend unbekannt. Nur wenige haben von ihm gehört, aber diejenigen, die es getan haben, wissen, welch beeindruckender Lebensweg Reuben Bell vorzuweisen hat.
Reuben Bell, ein amerikanischer Junge, wurde am 3. Mai 1946 im bekannten Skidorf Breckenridge, Colorado, geboren. Sein Leben war von vielen Höhen und Tiefen geprägt und lässt sich kaum mit nur einem Satz zusammenfassen. Schon von Geburt an suchte Reuben das Ungewöhnliche und Unkonventionelle. Er war stets anders als die anderen, was zum Teil an seiner strengen Erziehung durch seinen Vater lag, aber auch an seiner eigenen, einzigartigen Natur. Als ich mit dem Schreiben dieses Buches begann, wusste ich sofort, dass Reuben ein eigenes Kapitel verdienen würde. Er war immer eine Inspiration für mich. Mit seiner unkonventionellen Herangehensweise und seinem Mut, neue Dinge zu wagen, zeigte er mir, dass es auch anders geht. Ich forschte deshalb weiter und stieß auf ein wirklich faszinierendes Interview. Es stammte aus der Denver Post, einer lokalen Zeitung aus Colorado. In diesem Interview, das von der erst 18-jährigen Journalistin Sallie Patterson geführt wurde, sprach Reuben Bell über sein außergewöhnliches Leben. Ich war so beeindruckt von diesem Interview, dass ich mich entschloss, es hier abzutippen. Natürlich bin ich mir der möglichen rechtlichen Konsequenzen bewusst. Doch ich spekuliere stark darauf, dass die Denver Post dieses Buch niemals lesen wird. Daher gehe ich davon aus, dass sie es nicht bemerken werden, dass ich ihr Interview abtippe und für mein Buch verwende.
Das Interview wurde im Herbst 2011 in Reubens Bar in Breckenridge geführt, der sogenannten "Crazy Carousel" (zu Deutsch: Verrücktes Huhn oder so). Stellt euch die Bar als alt und etwas heruntergekommen vor, aber dennoch gemütlich und einladend. In den 80er Jahren war sie eine sehr erfolgreiche Bar, doch da sie nie saniert oder renoviert wurde, verschlechterte sich ihr Zustand im Laufe der Zeit - sie wurde immer abgewohnter und schmutziger. Trotzdem ist sie bei den Dorfbewohnern von Breckenridge nach wie vor sehr beliebt, da sie viele an die guten alten Zeiten und ihre Jugend erinnert. Früher ließ Reuben immer wieder verrückte und außergewöhnliche Persönlichkeiten in seine Bar kommen und stellte sie den Gästen vor. Mit der Zeit kamen zwar immer weniger Touristen, doch die treuen Stammkunden aus Breckenridge kamen nach wie vor regelmäßig, um nach der Arbeit ihr gekühltes Bier im Crazy Carousel zu genießen. Auch an diesem Tag waren ein paar von ihnen wieder in der Bar. Bedient wurden sie vom einarmigen Willy, dem einzigen Kellner, den Reuben je angestellt hatte. Willy arbeitete schon seit mehr als 30 Jahren bei Reuben. Den Spitznamen "einarmiger Willy" hatte er sich 2003 zugezogen, als er versuchte, ein Krokodil mit bloßen Händen zu fangen. In einem mutigen, aber ziemlich unüberlegten Moment hatte er sich dem Tier genähert, um es zu greifen - doch das Krokodil biss ihm dabei einen Arm ab. Seitdem arbeitete Willy zwar etwas langsamer, doch die Gäste mochten ihn sehr - seine Freundlichkeit und die unvergessliche Geschichte machten ihn zu einer beliebten Figur in der Bar.
Sallie Patterson kam nach der Schule allein in die Bar. Sie war noch eine blutjunge Anfängerin und hatte gerade erst begonnen, nach der Schule für die Denver Post zu arbeiten. Die Zeitung hatte ein kleines Büro, fünf Meilen außerhalb von Breckenridge, in dem nur sechs Mitarbeiter arbeiteten - einer davon war die junge Sallie Patterson. Das Interview, das sie mit Reuben Bell führte, war erst das zweite, das sie je gegeben hatte. Eigentlich sollte eine andere Journalistin kommen, doch da diese wegen einer Krankheit ausfiel, durfte die nervöse Sallie die Aufgabe übernehmen. Um sich besser vorzubereiten, hatte sie sich alle Fragen im Voraus aufgeschrieben. Sallie hatte zwar viel recherchiert, um herauszufinden, wer Reuben Bell ist, doch von ihm selbst wusste sie noch wenig. Sie war daher sehr gespannt, was sie alles erfahren würde. Natürlich wusste sie, dass Reuben Bell ein ungewöhnlicher Typ war, aber wie außergewöhnlich, das konnte sie nur ahnen. Im Nachhinein würde sie sagen, dass Reuben Bell der außergewöhnlichste Mensch war, mit dem sie je ein Interview geführt hatte. Als sie ihn schließlich sah, war sie überrascht, wie normal er aussah. Sie hatte sich einen Mann mit einem exzentrischen Haarschnitt und auffälliger Kleidung vorgestellt, doch Reuben trug am Tag des Interviews nur ein schlichtes Holzfällerhemd und eine ganz gewöhnliche Jeans. Seine Frisur war ordentlich, und für sein Alter hatte er noch kräftige Arme. Zum Zeitpunkt des Interviews war Reuben bereits 65 Jahre alt, doch trotz seines intensiven Lebens wirkte er überraschend jung und fit. Sallie bestellte sich eine Cola, während Reuben ein kaltes, frisch gezapftes Bier trank. In der Kneipe war nicht viel los, sodass sie sich in Ruhe und ohne Ablenkung ausgiebig über Reuben Bells Leben unterhalten konnten. Das nachfolgende Interview wurde am 18. Oktober in der Denver Post veröffentlicht. (Ich habe statt "Die Interviewerin" einfach "Sallie" geschrieben, weil ich es persönlicher und unmittelbarer fand.)
Sallie: Hallo, Mr Bell! Es ist wirklich schön, heute hier zu sein und mit Ihnen über Ihr Leben zu sprechen.
Reuben Bell: Danke für die Einladung! Ich freue mich immer, wenn ich über die alten Zeiten plaudern kann.
Sallie: Das freut uns sehr. Also, Mr. Bell, erzählen Sie uns doch ein wenig über den Anfang Ihres Lebens. Wo sind Sie geboren, und wie war Ihre Kindheit und die ersten Jahre?
Reuben Bell: Ich wurde am 3. Mai 1946 in Breckenridge geboren. Wie jedes meiner Geschwister war auch ich eine Hausgeburt, da wir Bells schon immer Krankenhäusern misstrauten. Ich habe zwei jüngere Schwestern und einen älteren Bruder namens Neil. Den Großteil der Erziehung übernahm unsere Mutter. Sie kümmerte sich um den Haushalt und passte auf uns auf. Mein Vater, Erik, war leider nicht immer nett zu uns. Besonders auf mich hatte er es oft abgesehen. Er hatte im Zweiten Weltkrieg gedient und begann, öfter zu trinken, nachdem er wieder zuhause war. Als er von Deutschland zurückkehrte, gründete er eine Bar in unserem Ort, und mein Bruder Neil und ich halfen ihm oft dabei. Als Kinder räumten wir die Tische ab, putzten die Küche oder kümmerten uns um die Toiletten. Oft stellte ich mir vor, eines Tages selbst eine Bar zu besitzen. Doch für meinen Vater stand von Anfang an fest, dass mein Bruder Neil die Bar erben würde. Er hatte ihn immer lieber als mich und bevorzugte ihn in allem. Das machte mich als Kind natürlich sehr wütend, und unsere Beziehung litt stark darunter. Zu meiner Mutter und meinen Schwestern hatte ich hingegen ein gutes Verhältnis.
Sallie: Stimmt es, dass ihre Familie damals als etwas merkwürdig galt?
Reuben Bell: Ja, es stimmt, dass die Einwohner von Breckenridge uns für merkwürdig hielten. Mein Vater unterrichtete uns damals zu Hause, also gingen wir nicht wie die anderen Kinder in die Schule. Außerdem fanden es einige Leute seltsam, dass mein Bruder und ich als minderjährige Kinder in einer Bar arbeiteten. Einmal kam sogar die Polizei vorbei, aber mein Vater gab ihnen Geld, und sie sind nie wiedergekommen. Auch unsere familiären Gebräuche fanden viele ungewöhnlich. Ein Beispiel dafür war, dass wir uns an Silvester als Familie immer in einem großen Kreis aufstellten. Wir zogen unsere Hosen herunter, knieten uns hin und begannen pünktlich um Mitternacht zu urinieren. Dieser Brauch wird in unserer Familie schon seit Generationen gepflegt und wird auch heute noch praktiziert. Es soll symbolisieren, dass die Bells das neue Jahr von der ersten Sekunde an begrüßen - auf ihre eigene Art. Wenn andere Leute uns bei solchen merkwürdigen Ritualen sahen, waren sie oft irritiert. Wir hatten viele solcher Traditionen, wie etwa nacktes Fechten auf dem Dach, jedes Jahr ein Huhn mit roter Farbe zu bemalen und ihm einen ganzen Tag lang die Nationalhymne von Irland vorzusingen oder Gullydeckel zu baden.
Sallie: Was ist "Gullydeckel baden"?
Reuben Bell: Einmal im Jahr wollte uns unser Vater zeigen, dass ein Mann durch Scheiße gehen muss, um stark zu werden. Also gingen wir eines Tages zu einem Gullydeckel in der Nähe unseres Hauses und krochen hinunter in die Kanalisation. Dort mussten mein Bruder und ich...
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